Antwort auf: Electric Light Orchestra – Secret Messages

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pelo_ponnes

Registriert seit: 13.04.2004

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voyagerIch denke ab Balance Of Power war nichts mehr von der Prog-Vergangenheit übrig. Die Mutation zu 100% Pop fand dort ihre Vollendung, es gab seitdem keine etwas grösser angelegten Songs mehr wie noch so einige auf der SM (Titelstück, Loser, Bluebird, auch Train Of Gold). Das meint ich mit „Original“-ELO, ungeachtet der Besetzung. Diese 5+ Minuten Songs, Mini-Werke wie… you name it…, es gab sie zuhauf bis einschl. Secret Messages. Auf BOP und Zoom überhaupt nicht mehr. Kein Twilight, kein Mr. Blue Sky, kein Shangri-La, kein Tagebuch des Horace Whimp. Nichts richtig aufregendes mehr, gute – sehr gute Songs durchaus, aber nichts „grosses“ mehr. Ächz, ich und mein unzureichendes Ausdrucksvermögen, was meinst du wie lange ich jetzt an dieser Antwort gebastelt habe, ich glaub du weisst was ich meine… :)

Man darf aber nicht den Fehler machen zu sagen, dass das vor allem ab BOP vorzufindende kurze Albumformat ohne grossangelegte Intros oder die von Jeff als whizzits bezeichneten Zwischenteile auf einen Mangel an Ambition zurückzuführen ist – dazu neigen einige Rezensenten auch bei FOON: oh, nur 30 Minuten, kein Song länger als 3 Minuten 30, minimalistische Kompositionsmuster, und dann würgt er auch noch die Stücke ab. Kann wohl nur eine lästige Routinearbeit gewesen sein.

Doch das stimmt nicht. Jeff Lynne war schon immer ein Liebhaber kurzer Popsongs und kurzer Alben. Zu Please, Please Me von den Beatles sagte er, lasst euch nicht von der scheinbaren Simplizität in die Irre führen, solche Songs seien mit am schwierigsten, zumal man sich hinter nichts verstecken kann.

Ab Balance Of Power ist bei Jeff Lynne der eindeutige Wunsch erkennbar, die Vorzüge des kurzen Formats zu erkunden, und zu beweisen, dass auch ein kleines Album ein grosses sein kann. Seit Long Wave scheint es für ihn sogar die ultimative Herausforderung zu sein. Nachdem er mit ELO längst allen gezeigt hat, dass er das ausschweifendere Format beherrscht, geht es hier dsrum, ein ELO ohne Exzesse zu etablieren. Und nichts als Sicherungsnetz zu haben bei der Suche nach Melodien und Akkordclustern, die bei diesen Arbeiten im Vordergrund stehen soll.

Persönlich hätte ich sicher gerne längere Alben, aber der Punkt ist, bei Jeff Lynne ist es Prinzip, er will dieses kurze Format genauso meistern wie er zu Zeiten von OOTB das ausschweifendere Format erkundete. (Wobei man aber sagen muss, dass selbst in der proggigsten Phase von ELO2 man in jedem langen Stück im Kern diese Popsongs und Melodien findet, um die dann eben nur etwas herumgebaut wird.)

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