Blindfoldtest #30 – gypsy tail wind

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  • #11075469  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Also, los geht’s! Freut mich, dass hier wieder Schwung in die Bude gekommen ist – danke nochmal an @dietmar, der den Neustart übernahm!

    Ich hole das hier mal rasch rüber – würde mich freuen, wenn möglichst viele von Euch – und alle weiteren Interessierten – sich den Mix ziehen und hier ein paar Gedanken dazu äussern! Das muss auch gar nicht in Track-für-Track-Form geschehen bzw. nicht jeden Track berücksichtigen, ganz wie ihr mögt!

    Ich hoffe, das Hören macht Spass und regt zum Nachdenken und Hinterfragen (von mir, von sich selbst, von der gespielten Musik, den sie Spielenden usw.) an :-)

    gypsy-tail-wind
    @brandstand3000
    @clasjaz
    @demon
    @dietmar_
    @friedrich
    @gruenschnabel
    @h8g7f6
    @imernst
    @irrlicht
    @kurganrs
    @mr-badlands
    @nicht_vom_forum
    @pheebee
    @sandman
    @soulpope
    @stefane
    @udw
    @thelonica
    @vorgarten
    @wahr

    ich bin dann auch mal so frei, hier den DL-Link für BFT #30 (fast) direkt einzustellen …

    Also bedient Euch, fängt an zu hören, Notizen zu machen, oder wartet, bis der Faden auf ist (Mittwoch oder Donnerstag wohl, ab dann habe ich auch Zeit, zu Antworten), oder ignoriert das [erneute] Anpingen einfach, wenn ihr keine Lust hat.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #11075473  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,339

    Es ist zwar erst Dienstag … aber heute Abend und morgen abend habe ich Zeit für längere Antworten, Donnerstagabend dann wieder StoneFM, drum ist heute doch gut – und ja, ich wurde gedrängt – und nein, das ist kein Brecker Bros./80s-Mainstream-BFT, ganz im Gegenteil ;-)

    Also legt, los – ich freue mich auf einen angeregten Austausch! :good:

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11075475  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,714

    ok, ich fang mal an. bin noch im schock, weil ich vorhin #6 rausgefunden habe…

    hier also meine im lauf des wochenendes zusammengeschriebenen notizen:

    1 | sanfter einstieg, ein chimes-vorhang, dahinter ein klaviertrio, und noch weiter dahinter drei passanten mit flöte, sopransax und trompete. und noch weiter dahinter schaukeln wahrscheinlich ein paar palmen im wind. eine musikalische welt, die von return to forever aufgeschlüsselt wurde. es gibt eine spezifische wärme im sound, das klavier und die drums sind vernünftig aufgenommen, wenn man einmal darin platz genommen hat, gibt es so recht nichts mehr zu tun. es gibt so ein stufenmodell in der entwicklung, von solotrompete bis zu furiosem latin. und wieder zurück. die soli sind ereignislos und ziemlich leise, es geht irgendwie auch nicht darum. was mich wirklich nervt, ist die vordergründige percussion, buchstäblich, sie schellt mir direkt ins ohr. und sie ist wirklich ideenlos. 13 minuten später frage ich mich, warum es diese länge brauchte, um dann ziemlich zackig auszufaden, aber vielleicht war einfach die albumseite voll.

    2 | von der corea- in die jarrett-welt der frühen 70er. gospelpiano, mit aufreizenden kleinen vamps der linken hand sophisticated gemacht. so lange das nicht aus einer langen suchenden solobewegung heraus kommt oder da am ende motian, haden und redman (oder wer auch immer das ist, der bei diesem kandidaten übernehmen würde) einsteigen, bleibe ich etwas ratlos. das fröhliche daran verstehe ich, das jubilierende und ansteckende, es scheint mir aber in so pop-versionen immer etwas übergriffig.

    3 | harter einstieg, dieser track hat eine vorgeschichte. full blast samba auf 2 akkorden, allerdings mit etwas starrem beat (weil viel von der percussion im brei verschwindet). ein hymnisches alt schwingt sich empor, das ist, unschwer zu erkennen, arthur blythe. das klavier darunter ist wuselig, störrisch, übernimmt schließlich, leicht verstimmt. gehämmer, rasende läufe, afrokubanische formeln aus der vorgebenen harmonie heraus. und schon wird wieder abgeblendet. hätte jetzt burrell sein können, klang aber mehr nach pullen, vielleicht auch hicks (die virtuosität wäre da, tippe aber mehr auf pullen). hmm, etwas ratlos. die sind auf jeden fall stimmungsmäßig schon weiter als ich. wird schwer zu erraten sein, wenn es wirklich nur ein stück aus dem zusammenhang gerissen ist. da ich am anfang noch ein bariton höre, könnte das auch das WSQ mit verstärkung sein. kriege ich bestimmt raus.

    4 | ein bisschen ruhe jetzt. wie in #1 erstmal gestrichener bass zu rubato-klavier-schmelz. dann kommt von sopransax und trompete ein weitläufiges getragenes thema mit ein paar sehr schönen harmonischen liegestühlen. der sopransaxton ist etwas dünn. dann macht es im solo eine pause und steigt etwas voller wieder ein (oder ist das jemand anderes? dauert kurz, also tippe ich eher auf zahnzulegen). es folgt das klavier, das die harmonischen angebote dankend annimmt. ganz schön komplizierte folgen. zwischendurch wird es aber durchaus zupackend. das thema kommt wieder, es ist tatsächlich sehr schön. gut, dass niemand hier eine instabile percussion auspackt.

    5 | es bleibt getragen, mit bezogenen klavierbetten. etwas markanter macht sich eine gestopfte trompete bemerkbar, die das thema vorstellt (mit noch 2 anderen im rücken, noch eine trompete und ein tenor?), das mich sehr stark an „naima“ erinnert. das klavier setzt auf arpeggien und bleibt nah am thema. bass hält sich in einem kleinen solo zwischendurch auch ziemlich zurück, es gibt ein paar cartersche extravaganzen (aber sonst wäre es sehr lustlos für seine verhältnisse). ist das „naima“?

    6 | ah, abwechslung, danke. rythmusgitarren und gurgelorgel. wieder sopransaxe in einem zawinul-turn on zarathustra? 2 drummer, mindestens. schielt zum hexengebräu, aber auf durchaus attraktive weise. schweinesolo des soprans, das als melodieinstrument im ganzen gebräu ernstgenommen werden möchte. ziemlich viele licks, aber gute energie. elektrisch verstärkte trompete nach deutlichem vorbild, schöne linien, schöne sounds, schöner sinn für dramaturgie (das ende!). orgel ist dann total super, gute sounds, fühlt sich wohl in ihrer zeit, kommuniziert mit der rythmusgitarre. und die kommuniziert zurück. der drummer links ist auch sehr toll, bringt eine gute schärfe rein. gefällt mir alles sehr gut. denke an earland, dann könnte reggie lucas der gitarrist sein. aber da werde ich todsicher auf die suche gehen. highlight.

    [sh*t…. ich hab’s gefunden… damit habe ich ja insgeheim gerechnet, dass mir sowas kredenzt wird und mir gefällt’s. geschieht mir recht. ich lass das oben alles mal so stehen, auch wenn es peinlich ist. für alle anderen: nicht earland, nicht lucas, sondern schöne warme kompressor-sounds… ist natürlich alles sehr funktional und abgekupfert, aber es funktioniert schweinegut.]

    7 | sopransax-bft? ich bin ja kein allzu großer fan, muss ich gestehen. aber auch nicht kategorisch. schönes walzer-thema mit zwischenstopps. mit diesem post-mccoy-klavier kann ich sehr viel anfangen, das könnte jetzt wirklich hicks sein. klingt auch recht schön, die aufnahme – ich mag sehr, wie warm das ist, auch das schlagzeug hat eine schöne tiefe. der solierende sopransaxer überzeugt mich. finde ich alles sehr rund und wenig klischeehaft, obwohl es nicht viel will. hätte ich auch für einen bft ausgewählt.

    8 | schwebendes klaviertrio mit viel hall. das thema hat schöne bley‘sche halbton-schnörkel. bass wechselt toll zwischen gestrichenen passagen und aufwendig gezupftem umspielen. assoziatives schlagzeug, sehr sicher und an atmosphäre interessiert. bley scheint mit tatsächlich die referenz zu sein in der verschrobenen emotionalität und dem freien bezug der spieler aufeinander. das thema hat etwas schön selbstverständliches, eine offene frage, die zur diskussion einlädt. gefällt mir ausgesprochen gut (tolles bft-mittelstück hier seit #6). bin sehr gespannt darauf, zu erfahren, wer das ist.

    9 | oh, interessant. geige(n), congas, 6/8. das thema ist europäisch-fokloristisch, die percussion afrikanisch, das klavier jazzspiritualistisch, die violine hymmisch und free-informiert, das zweite saiteninstrument, das sehr experimentell begleitet, kann ich nicht einschätzen – entweder eine zweite violine oder bratsche, oder etwas gitarrenähnliches, nah am steg gezupft. kann natürlich auch ein overdub des hauptinstruments sein. die entwicklung des stücks geht richtung auflösung des grooves und verdichtung der sounds, aber es beruhigt sich schnell wieder. die begleitung schnarrt. und da singt noch einer leise mit. naheliegend wäre jemand wie michael white, von dem ich nicht allzu viel kenne.

    10 | nochmal ein kleineres saiteninstrument, cello diesmal, oder? das sich entspinnende ostinato ist ziemlich hübsch, vor allem, weil es so nah am instrument aufgenommen ist, man hört das holz arbeiten, und jeden ton kann man beim ausschwingen belauschen. es ist aber auch toll gespielt, mit viel ausdruck und klangbewusstsein. die variationen entfernen sich nicht weit von der aufgebauten struktur, es gibt ein kleines rock-vamp-augenzwinkern gegen ende. sehr schön. keine ahnung, wer das sein könnte.

    11 | oje, was für ein latin-rythmus ist das jetzt schon wieder? schön rollend gespielt nach blackwell-vorbild. das klavier macht die hauptarbeit und lässt sich von einem kleinen bläsersatz anfeuern. sowas wäre jetzt die spezialität von dave burrell, der würde aber irgendwann vorsätzlich zu stolpern anfangen. könnten „echte“ latin-jazzer sein. auch hübsch. wobei mir der minimalistische schlagzeug-groove am besten gefällt.

    12 | klavier auch zum abschluss. große balladenankündigung. ah, es bleibt ein solostück. schöne akkordarbeit, überhaupt sehr farbig, was da durchschwingt und was nur kurz aufblitzen darf. ein paar stereotypische 70er-jahre-figuren sind auch dabei, und insgesamt ist es mir etwas zu wuselig und ornamental. aber das muss man schon alles draufhaben, um es so einsetzen zu können. eine spezifische handschrift fällt mir nicht auf, eher ein breites allgemeinwissen und eine kleine angeschärftheit, mehr stuhlkante als lesesessel. hab eher jemand europäisches oder weiß-amerikanisches vor augen, die blues-tradition ist doch ziemlich auf abstand gehalten. spannend.

    danke für die interessante zusammenstellung. was könnte ihr thema sein? zeitlich finde ich das ziemlich eng beeinander, zweite hälfte 70er und erste hälfte 80er. mainstream-nah natürlich, aber doch nicht allzu standardisiert. es gibt so sounds, harmonien, stimmungen, die sehr „sitzen“, wenig einzel-shows (von den drei tatsächlichen solisten und dem pianisten in #8 abgesehen); vor allem eine arbeit der harmoniker, heißt hier: viel klavier, dadurch ist auch alles sehr voll. alles in allem nicht unbedingt das, was ich mit deinen präferenzen verbinde, aber auch ich brauchte etwas. den einstieg fand ich sehr schwierig, #6 hat mich aber ziemlich aufgeweckt und danach war ich emotional erreichbar 😉 . im 2. teil eigentlich kein schwachpunkt mehr, alles interessant. aber richtig genervt war ich auch im ersten teil selten. ich werde altersmild.

    und jetzt bin ich gespannt!

    --

    #11075481  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    ich mach mal weiter:
    danke @gypsy-tail-wind für den schönen mix. trifft meinen geschmack sehr gut, deshalb ist es für mich auch angenehm, dass du ihn diesmal stilistisch und vom sound her so eng geführt hast. du schreibst, du siehst ihn als diskussionsgrundlage. da mir aber das meiste so gut gefällt, gibt es von mir erstmal ein schwärmerisches JA, GENAU! vielleicht kann ich später noch mit in die analyse einsteigen. erst mal danke für einen wohlfühl-bft.

    #1
    dachte ja erst: unverschämtheit, gleich mit so ner länge einzusteigen. war da verwöhnt von dietmar_s kurzen stücken.
    aber dann waren es 13:32 reines glück.
    ein taumeln durch einen kunterbunten dschungel, in dem alle tiere vegetarier geworden sind und sich abends zu gemüse-schaschlik und tanz treffen. und immer wieder bricht man durch die bäume hinaus zum strand…
    alles super groovy, verspielt und verdaddelt. sehr dichte groove-arbeit von klavier, bass, drums und percussion. der mann fürs geklingel ist zu laut und liegt öfter mal daneben, aber das macht diesen bunten charme. weiche trompete, spirituelles sopran und jubilierende flöte, eingebettet in dieses geklingel (bells, chimes und fahrradklingeln?) und das unaufhaltbare power-gedängel vom piano. herrlich. mehr ist mehr.

    #2
    toller piano-klopper. gospel-soul. vielleicht auch ein bisschen sit-com-opener musik. hat auf jeden fall wumms und seele. mag ich sehr. hymnisch. vor allem nicht übervirtuos und bleib hart an der thematischen arbeit.

    #3
    harter einstieg in eine maximum-intensity solo orgie über 2 akkorden im samba tat. klingt nach dem freakout-schlussteil eines längeren stückes. die bläser am anfang kicken sehr. natürlich auch wieder ein power-piano. gerne auch mal off-key. freakout eben. spitze.

    #4
    wunderschöne ballade. das thema nicht so sehr eine melodie, sondern diese langezogenen töne zweistimmig von sax und trompete. sehr gut diese stops, die sie einbauen. die ganze begleitung ist toll, rhythmisch frei und mäandernd, in ruhigem fluss. und im sax- und noch mehr im piano-solo fließt der fluss dann schneller. der bass klingt superfett, wie zumeist in diesem bft. 70er-aufnahme-mode? mag ich.

    #5
    eigentlich sehr ähnlich zu #4. Die langen Töne jetzt mit einer trompete vorne und trompete und sax dahinter? super sound. die rhythmus-gruppe hier kontrollierter. das piano solo entfernt sich kaum vom thema. gefällt mir so auch sehr gut. genauso das bass solo. alles sehr ökonomisch und luftig.

    #6
    das klingt sehr nach elektrischem miles, kann das stück aber nicht finden. dieser free-funk klingt halt oft von stück zu stück sehr ähnlich. aber sind alle in top-form hier. die elektrisch bearbeiteten bläser kommen gut. und e-piano/orgel? auch. und der oszillierende funk-teppich ist immer faszinierend, diese nervöse dichte, aus der immer kurz einzelne sounds hervorpoppen.

    #7
    gutes quintett. tolles thema. interessant, wie der bassist zu beginn und zum ende streicht und das schlagzeug allein den beat machen lässt. überhaupt alles zeimlich frei fließend, vor allem wieder das sehr dichte piano. irgendwie die ganze zeit ein interessantes stop and go, anschwellen, abschwellen.

    #8
    gutes trio. alles umspielt eine klavier-figur, seltsam fragend, unvolledet. ab und zu eine auflösedne akkordreihe, doch die frage bleibt. wie immer hier im bft extrem fließend, athmosphärisch. bei den glissandi denke ich an alice coltranes harfe.

    #9
    hippie groove walzer. wie immer fetter bass und volles piano. dazu geige und? noch eine geige? die ganzen pizzicati? vielleicht auch overdub. die geige rockt ganz schön, die congas sind mir etwas zu afrikanisch, ich mag sie lieber latin. aber quatsch, das kommt schon gut wie sie in der mitte anziehen und in eine 4er betonung wechseln.

    #10
    cello? komisches stück. gefällt mir durchaus, aber ich bekomme den gestrichenen anfang nicht so mit dem groovigen riff des zweiten teils zusammen. der zweite teil ist aber ein schöner song, gutes riff, guter refrain.

    #11
    im vergleich zum restlichen bft kam das zuerst etwas platt für mich, aber ich mag das eigentlich schon sehr. brass band sound mit klavier (auf rollen?) calypso feeling. das klavier ist toll jumpy. sehr ausgelassen. und schönes new orleans solo in den fadeout.

    #12
    im vergleich zu #2 ist das nun sehr virtuos. aber auch sehr schön. wunderschöne impressionistische passagen. die triller zerhauen halt manchmal die schöne athmosphäre; so resolut, ich kann auch anders. guter abschluss des themas hochaktiver pianisten in diesem bft.

    --

    #11075485  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    erste schnelle Antowrt an @vorgarten (später in Ruhe und der Reihe nach mehr):

    #3 ist quasi der „Klanghammer“, der Effekt, den ich bei Dietmar bei Tusa (bzw. dem Klaviersound von Beirach) hatte. Ich überlegte länger, ob ich den Track ans Ende setzten oder ganz weglassen soll, wollte ihn dann aber doch drin haben (auch wegen der Nähe zum WSQ) – und ich dachte durch die sanfte Einbettung würde er etwas aufgefangen mit seinem irren Druck (ist wohl auch ein übler Vinyl-Rip, der hier der CD zugrundeliegt, von dem ich das Stück nahm, jedenfalls definitiv keine Klangschönheit …)

    Den Spass mit #6 konnte ich nicht lassen – war zunächst eher unterwegs zu einer StoneFM-Sendung, aber daraus ergab sich dann letztlich – mit anderen zeitgleichen Gedanken – auch die Idee zum BFT hier. Und klar ist das abgekupfert, aber es ist eben auch, wie Du ja gemerkt hast, auch wirklich gut! Dass Du erst – und ausgerechnet – hier reinfindest, verwundert mich ein wenig … aber das kann’s geben, ich hatte ja beim BFT von @dietmar_ auch erhebliche Startschwierigkeiten (der Track mit James Clay war sogar erst #7? aber die Tracks waren ja kürzer, den 13minütigen liess Dietmar weg, hätte ich ev. auch besser getan, wer weiss …

    Don Pullen hören wir hier übrigens nirgens – ich muss später am eigenen Rechner mit den ganzen Infos zur Hand ausführlicher antworten – aber herzlichen Dank schon mal für den tollen Start!

    zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11075491  | PERMALINK

    dietmar_

    Registriert seit: 29.10.2013

    Beiträge: 764

    Wirklich gar kein „Brecker“ und „Mainstream“? Zumindest mit dem Ersten hatte ich schon ein bisschen gerechnet. ;)

    Ich bin erst 1,5 Mal zum oberflächlichen Hören gekommen, versuch alsbald das zu ändern. Ich stelle einfach mal die Notizen, beim Samstagabendessen gemacht, ein. Eher aus dem Spaß mit Frau zusammen entstanden:

    „cover: pork pie hat. hat das eine bewandnis?

    1: wheeler, sulzman, hab ich vielleicht? ecm?
    2: konstantin wecker ;)
    3: pine? london? südamerikanisch
    4: sopran
    5:
    6: sopran, 70er
    7:
    8: bedeutungsschwanger (pianotrio)
    9: cigan-geige
    10: cello/bratsche, usa?
    11: karibisch [frau sagte, raten wir nicht]
    12: piano solo, ein typischer guter begleiter, wenig markantes, (lebt noch), 70er“

    Die Fragezeichen gehen im Augenblick eher an mich, als an Flurin. Alles nicht so ernst gemeint. Ziemlich dünn die Assoziationen, hoffentlich nicht zu peinlich. ;)

    --

    #11075497  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Nicht ganz „gar kein“ Brecker.

    England ist glaub ich nicht vertreten (jedenfalls nicht so prominent, wie Du vermutest – da sind wir wieder beim Thema „die Biographien von allen kennen“ ;-) )

    Und Konstantin Wecker muss ich als Schweizer nicht kennen … hoffe ich? (Den Namen kenne ich schon, aber ich verbinde damit wirklich gar nichts.)

    #10 ist ein Cello, das sollte – nach dem in der hohen Lage gespielten Intro – klar werden, denke ich (muss ihn aber auch nochmal im Ohr haben) … dachte, der wir so einfach wie #9 aufgelöst, wo die Spur ja schon da ist.

    --

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    #11075499  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,714

    brandstand3000guter abschluss des themas hochaktiver pianisten in diesem bft.

    ja, da gibt es eine ziemlich dichte. aber wie passt dann das solo-cello aus #10 dazu?
    #12 gefällt mir nch mehrmaligem hören immer weniger, dafür das „bedeutungsschwangere pianotrio“ (@dietmar_ & frau) immer mehr. immer wieder toll zu erleben, dass so modernistische fragmente auch zu ohrwürmern werden können.

    --

    #11075501  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Huch, da geht es ja gerade zu schnell – @brandstand3000 wurde mir noch nicht angezeigt, als ich den obigen Post als Antwort an @vorgarten schrieb – ich editiere noch rasch, damit klar wird, wem ich antwortete … muss jetzt nochmal ne Stunde arbeiten und dann mache ich Pause und dann der Reihe nach in Ruhe mit ausführlicheren Rückmeldungen weiter!

    --

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    #11075509  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    ich mach auch mal pause & setz die maske auf. bin bei #3 übrigens nicht weitergekommen. vielleicht ist das auch gar nicht blythe (man ordnet ja bei einem bft manchmal viel zu schnell zu, und dann verwechselt man shorter mit coltrane oder sowas, weil man beide so gut im ohr hat.) see you later.

    --

    #11075617  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    ok, #9 habe ich dann auch. ich kenne eigentlich nur den vorgänger etwas besser, habe aber große sympsthie für alle beteiligten – namentlich den pianisten, den bassisten und vor allem den produzenten. der leader ist eigentlich auch toll (wie man hier hört), aber manchmal hat er das, was ich die jazzgeiger-krankheit nennen würde, ohne große expertise auf dem gebiet: allzu schnell den hochlagigen höhepunkt zu finden und dann nicht mehr davon runterzukommen (passierte selbst billy bang manchmal).

    --

    #11075629  | PERMALINK

    dietmar_

    Registriert seit: 29.10.2013

    Beiträge: 764

    Ein paar Details mehr:

    zu #1
    Irgendwann bin ich gesprungen zur #2, mir schien als wäre alles schon gesagt. Die kleine Provokation mit Wheeler und Sulzman nehme ich wohl zurück. ;)

    Auch der Witz zur #2 mit Wecker war natürlich ein Spaß. ;) Mein erster Eindruck war, dass das eine Art Intermezzo zwischen zwei gesungenen Titeln ist. 70er Jahre könnte ich mir schon vorstellen? Aber ich glaube nicht, dass ich auf den Pianist kommen werde.

    #3 Wow! Erst einmal die Lautstärke runter pegeln. Ich sehe schon, dein BFT ist nichts um ihn beim Abendessen quer laufen zu lassen, also vergiss meine ersten Einwürfe.
    Der Schlagzeuger ist hier ziemlich wichtig und tonangebend. 70er Jahre.
    Kenne nicht das Stück, aber es ist eine gewisse Vertrautheit vorhanden.

    #4 Der Sopranton ist mir zu blumig. Aber sonst ein schönes Stück, mag den Bass und die Keys.

    #5 „Naima“, ziemlich klar.
    Ein bisschen zu viel Pathos. Aber Naima funktioniert natürlich immer irgendwie.

    #6 Ein hymnischer Sopranton. Ich meine, dass ich das kenne? Es hat auch irgendwas von einer TV-Sendung aus meiner Kindheit.

    #7 Es gibt ja kein offizielles Thema, aber Sopran und/oder 1970er Jahre wäre mein Vorschlag. ;) Obwohl das hier tatsächlich auch später sein „könnte“? Aber ich habe den Eindruck, dass ich mich gerade auf ein paar „Pfeiler“ einschieße, die wahrscheinlich eher abwegig sind.
    Aber es gefällt mir ziemlich gut.

    #8 Der Pianist trägt mir viel zu dick auf, dezente, schöne Begleitung von Bass und Schlagzeug. Ich hoffe, der Mensch am Piano ist keiner, den ich sonst sehr mag.

    #9 Auch hier, vergesst das zuvor von mir erwähnte „cigane“. Im Gegenteil: westlich vom Atlantik. Eigentlich mag ich keine Jazz-Geige, aber das gefällt mir ziemlich gut. Nur habe ich kaum Jazz-Geigen griffbereit – und wenn kommen die eher aus Europa. Erst recht die Amerikaner, Regina Carter, Billy Bang, Leroy Jenkins, Michael White, habe ich alles kaum vertreten, Bang schließe eigentlich aus, White, den ich aber auch nur aus Monterey mit John Handy kenne.

    #10 Vermutlich ein Cello? Ein Bratsche vielleicht? Ne, Cello.
    Voll schön, ich mag so etwas sehr. Mit dem Track davor meine bisherigen Höhepunkte.

    #11 Gefällt mir auch sehr gut. Der erste Gedanke war die Karibik. Aber die ganzen Vereinigten Staaten sind voller Menschen mit so einem Hintergrund.

    #12 Feiner Pianist. Doch auch hier ahnungslos. Ausnahmsweise keine 70er Jahre.

    Das letzte Drittel gewinnt bei mir, ausgerechnet die Violine (9) mag ich sehr, gleich anschließend das Cello (?), dann der Pianist mit dem karibischen Anstrich und zuletzt etwas abfallend das Piano-Solo.

    Bis auf den Beginn – vielleicht das Ende? – setze ich alles in die 70er Jahre. Zwischenzeitlich gibt es sehr viel Sopransaxophon, das mag ich gern.

    --

    #11075635  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,339

    vorgarten
    ok, ich fang mal an. bin noch im schock, weil ich vorhin #6 rausgefunden habe…
    hier also meine im lauf des wochenendes zusammengeschriebenen notizen:

    Über den Schock hab ich mich natürlich gefreut – wäre in Echt, also ohne das Wochenende Vorlaufzeit, noch etwas schöner gewesen, aber was soll’s ;-)

    vorgarten
    1 | sanfter einstieg, ein chimes-vorhang, dahinter ein klaviertrio, und noch weiter dahinter drei passanten mit flöte, sopransax und trompete. und noch weiter dahinter schaukeln wahrscheinlich ein paar palmen im wind. eine musikalische welt, die von return to forever aufgeschlüsselt wurde. es gibt eine spezifische wärme im sound, das klavier und die drums sind vernünftig aufgenommen, wenn man einmal darin platz genommen hat, gibt es so recht nichts mehr zu tun. es gibt so ein stufenmodell in der entwicklung, von solotrompete bis zu furiosem latin. und wieder zurück. die soli sind ereignislos und ziemlich leise, es geht irgendwie auch nicht darum. was mich wirklich nervt, ist die vordergründige percussion, buchstäblich, sie schellt mir direkt ins ohr. und sie ist wirklich ideenlos. 13 minuten später frage ich mich, warum es diese länge brauchte, um dann ziemlich zackig auszufaden, aber vielleicht war einfach die albumseite voll.

    Ich glaube die Gestik hier ist es, die mir gefällt … ich hätte auch einen anderen Track im Auge gehabt, aber der wäre wohl deutlich schwieriger gewesen für die meisten. In Sachen Percussion finde ich die Trommeln hier schon ziemlich gut, aber die kleinen Chimes (das Gestänge, das an einer anderen Stange hängt), das Spielzeugxylophon und später die Kuhglocken schon auch eher überflüssig (falls das chaotisch gelistete Line-Up stimmt sind das hier mit dem Mann am Kit vier Leute) – hätte sicher nicht meine Gnade gefunden, wenn ich das „blind“ gehört hätte – ein Gedanke, der mir bei diesem BFT sowieso öfter durch den Kopf ging: wie hart wäre ich mit dem und dem Track umgesprungen, hätte ich selbst dazu was schreiben müssen? – vermutlich mit ziemlich vielem ziemlich hart :-)

    Hier fängt es dann ja auch schon mit dem Sopransax an … und auch keinen Gnade fürs Klavier, den Bass?

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    2 | von der corea- in die jarrett-welt der frühen 70er. gospelpiano, mit aufreizenden kleinen vamps der linken hand sophisticated gemacht. so lange das nicht aus einer langen suchenden solobewegung heraus kommt oder da am ende motian, haden und redman (oder wer auch immer das ist, der bei diesem kandidaten übernehmen würde) einsteigen, bleibe ich etwas ratlos. das fröhliche daran verstehe ich, das jubilierende und ansteckende, es scheint mir aber in so pop-versionen immer etwas übergriffig.

    Corea-Welt, in #1? Falls ja, keine Assoziation, die ich schon gehabt habe … ich mag dieses Solo sehr gerne, ob’s Pop ist, weiss ich nicht, jedenfalls nicht deklariert, aber möglicherweise unterschwellig, von den Changes her halt.

    Die möglichen Einsteige-Kanditaten sind teils im BFT auch vertreten, aber das gab es wohl gar nicht (oder schon, ich hab die Diskographien der meisten Leute dieses BFTs nicht wirklich im Blick bzw. im Griff, auch wenn kaum ganz Fremde mitwirken).

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    3 | harter einstieg, dieser track hat eine vorgeschichte. full blast samba auf 2 akkorden, allerdings mit etwas starrem beat (weil viel von der percussion im brei verschwindet). ein hymnisches alt schwingt sich empor, das ist, unschwer zu erkennen, arthur blythe. das klavier darunter ist wuselig, störrisch, übernimmt schließlich, leicht verstimmt. gehämmer, rasende läufe, afrokubanische formeln aus der vorgebenen harmonie heraus. und schon wird wieder abgeblendet. hätte jetzt burrell sein können, klang aber mehr nach pullen, vielleicht auch hicks (die virtuosität wäre da, tippe aber mehr auf pullen). hmm, etwas ratlos. die sind auf jeden fall stimmungsmäßig schon weiter als ich. wird schwer zu erraten sein, wenn es wirklich nur ein stück aus dem zusammenhang gerissen ist. da ich am anfang noch ein bariton höre, könnte das auch das WSQ mit verstärkung sein. kriege ich bestimmt raus.

    Sorry, hier hatte ich vorhin den Namen übersehen, von dem ich auch ausging, dass Du ihn gleich hörst … also WSQ-Nähe stimmt (WSQ nicht). Der Track klingt wie schon gesagt schlecht – aber das rumpelt schon irgendwie toll durch, auch ohne einen der genannten Pianisten. Eine Gitarre ist hier wohl auch noch dabei, aber ich hab noch nie mit Kopfhörern ausprobiert, ob man von ihr hier überhaupt was hören kann …

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    4 | ein bisschen ruhe jetzt. wie in #1 erstmal gestrichener bass zu rubato-klavier-schmelz. dann kommt von sopransax und trompete ein weitläufiges getragenes thema mit ein paar sehr schönen harmonischen liegestühlen. der sopransaxton ist etwas dünn. dann macht es im solo eine pause und steigt etwas voller wieder ein (oder ist das jemand anderes? dauert kurz, also tippe ich eher auf zahnzulegen). es folgt das klavier, das die harmonischen angebote dankend annimmt. ganz schön komplizierte folgen. zwischendurch wird es aber durchaus zupackend. das thema kommt wieder, es ist tatsächlich sehr schön. gut, dass niemand hier eine instabile percussion auspackt.

    Die Parallelen zu #1 sind kein purer Zufall … und Du liegst richtig, hier ist nur ein Saxer am Werk. Trompete oder Flügelhorn mag ich, wie zumeist, nicht raten, würde aber eher auf letzteres tippen (was hier wohl kein wirklich weiterführender Hinweis ist, kann ich nicht sicher beurteilen). Und das Stück finde ich wirklich schön – hätte auch hier problemlos eine zupackendere Nummer wählen können, hatte dann aber Angst, dass alles gleich auffliegt (wie bei #1 und #3 von den anderen bisherigen).

    Das frage ich jetzt ohne weitere Rate-Hintergedanken: Was ist hier die Referenz? Wayne Shorter, frühe Weather Report auch – für Sax und Thema zumal? Und was fürs Klavier? An Corea und Jarrett denke ich jedenfalls auch hier nicht – wobei die Jarrett-Referenz eher passen mag, ich weiss es wirklich nicht, ich würde irgendwie auch noch oder eher Hancock in die Runde werfen bei #4? Aber wo bleibt Tyner, ist er nicht auch ein Übervater dieser Leute?

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    5 | es bleibt getragen, mit bezogenen klavierbetten. etwas markanter macht sich eine gestopfte trompete bemerkbar, die das thema vorstellt (mit noch 2 anderen im rücken, noch eine trompete und ein tenor?), das mich sehr stark an „naima“ erinnert. das klavier setzt auf arpeggien und bleibt nah am thema. bass hält sich in einem kleinen solo zwischendurch auch ziemlich zurück, es gibt ein paar cartersche extravaganzen (aber sonst wäre es sehr lustlos für seine verhältnisse). ist das „naima“?

    Das mit der zweiten Trompete im Thema ist mir ein Rätsel, muss wohl ein Overdub sein oder jemand, der im Line-Up vergessen ging … Overdub denke ich zwar eher nicht bei dem Label, aber wer weiss … ist wohl ev. auch eine Produktion in Eigenregie – alles eher rätselfhaft, ich weiss praktisch nichts, auch wenn ein paar der Leute nicht unbekannt sind, aber grosse Namen gibt es hier keine. „Naima“ ist das nicht, aber Bezüge zu Coltrane gibt es wohl bei jedem Track mit Saxophon in diesem BFT … und eben, irgendwie auch das Sich-Einschreiben ins Coltrane/Tyner-Kontinuum, wobei …

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    6 | ah, abwechslung, danke. rythmusgitarren und gurgelorgel. wieder sopransaxe in einem zawinul-turn on zarathustra? 2 drummer, mindestens. schielt zum hexengebräu, aber auf durchaus attraktive weise. schweinesolo des soprans, das als melodieinstrument im ganzen gebräu ernstgenommen werden möchte. ziemlich viele licks, aber gute energie. elektrisch verstärkte trompete nach deutlichem vorbild, schöne linien, schöne sounds, schöner sinn für dramaturgie (das ende!). orgel ist dann total super, gute sounds, fühlt sich wohl in ihrer zeit, kommuniziert mit der rythmusgitarre. und die kommuniziert zurück. der drummer links ist auch sehr toll, bringt eine gute schärfe rein. gefällt mir alles sehr gut. denke an earland, dann könnte reggie lucas der gitarrist sein. aber da werde ich todsicher auf die suche gehen. highlight.
    [sh*t…. ich hab’s gefunden… damit habe ich ja insgeheim gerechnet, dass mir sowas kredenzt wird und mir gefällt’s. geschieht mir recht. ich lass das oben alles mal so stehen, auch wenn es peinlich ist. für alle anderen: nicht earland, nicht lucas, sondern schöne warme kompressor-sounds… ist natürlich alles sehr funktional und abgekupfert, aber es funktioniert schweinegut.]

    … das hier eine Ausnahme darstellt, auch wenn der Saxer natürlich ohne Coltrane ebenso undenkbar wäre. Rhythmusgitarre gibt es nur eine, für den Rest ist wohl ein verzerrtes Rhodes oder sowas zuständig (oder ist das wirklich eine Orgel? Ich tippe auf E-Piano mit einigen Effekten). Die Angaben sind beim Label hier ja notorisch schlampig, es steht nur „electric piano“ und ein solches ist auf den Fotos auch zu sehen. Zu Deiner Beruhigung möchte ich sagen: das ist schon einer der besten Tracks des Albums, aber es ist auch insgesamt gut, wenngleich nicht ganz so gut.

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    7 | sopransax-bft? ich bin ja kein allzu großer fan, muss ich gestehen. aber auch nicht kategorisch. schönes walzer-thema mit zwischenstopps. mit diesem post-mccoy-klavier kann ich sehr viel anfangen, das könnte jetzt wirklich hicks sein. klingt auch recht schön, die aufnahme – ich mag sehr, wie warm das ist, auch das schlagzeug hat eine schöne tiefe. der solierende sopransaxer überzeugt mich. finde ich alles sehr rund und wenig klischeehaft, obwohl es nicht viel will. hätte ich auch für einen bft ausgewählt.

    Das Sopransax hatte in der Zeit halt Hochkonjunktur … auch eine Art Weg-von- (und doch zugleich Hin-zu-) Coltrane-Bewegung vielleicht? Man nimmt das Fischhorn, das ohne ihn wohl damals immer noch fast ungespielt gewesen wäre (Lacy, klar, aber den kannte doch da noch kaum jemand, und ich befürchte, das ist heute auch schon fast wieder der Fall?) – die vielen Sopransaxophone entpuppten sich erst in der Endauswahl, hie und da war das aber auch ein bewusster Entscheid, die der eine oder andere der Herren (nicht dieser) am Tenor einfach zu leicht gewesen wäre. Hier ist übrigens der Bassist ein grosses Rätsel (rein diskographisch, ich fand auch online keine Infos – aber vermute, da ist ein Namensvetter oder ein Fehler im Spiel). Und Saxophone sind ja zwei dabei.

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    8 | schwebendes klaviertrio mit viel hall. das thema hat schöne bley‘sche halbton-schnörkel. bass wechselt toll zwischen gestrichenen passagen und aufwendig gezupftem umspielen. assoziatives schlagzeug, sehr sicher und an atmosphäre interessiert. bley scheint mit tatsächlich die referenz zu sein in der verschrobenen emotionalität und dem freien bezug der spieler aufeinander. das thema hat etwas schön selbstverständliches, eine offene frage, die zur diskussion einlädt. gefällt mir ausgesprochen gut (tolles bft-mittelstück hier seit #6). bin sehr gespannt darauf, zu erfahren, wer das ist.

    Bin mir nicht sicher wegen Bley – das Klavier hier ist aber wirklich toll (und das ganze Album, von dem das Stück stammt ebenfalls), aber man kennt es leider kaum. Der Werdegang war aber zumindest interessant, ein Jammer halt, dass es für die eigene Karriere nie wirklich reichte, denn das Potential scheint da gewesen zu sein, wenn man das Album betrachtet, von dem dast Stück stammt! Keine Vermutungen zu den Sidemen? Ist wohl bei dem Stück auch schwer – bei anderen wäre es ev. wieder fast zu leicht geworden, ich weiss es nicht … sie sind jedenfalls sehr viel bekannter als der Leader.

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    9 | oh, interessant. geige(n), congas, 6/8. das thema ist europäisch-fokloristisch, die percussion afrikanisch, das klavier jazzspiritualistisch, die violine hymmisch und free-informiert, das zweite saiteninstrument, das sehr experimentell begleitet, kann ich nicht einschätzen – entweder eine zweite violine oder bratsche, oder etwas gitarrenähnliches, nah am steg gezupft. kann natürlich auch ein overdub des hauptinstruments sein. die entwicklung des stücks geht richtung auflösung des grooves und verdichtung der sounds, aber es beruhigt sich schnell wieder. die begleitung schnarrt. und da singt noch einer leise mit. naheliegend wäre jemand wie michael white, von dem ich nicht allzu viel kenne.

    Irre Nummer oder? Du hast sie praktisch identifiziert … ich hab drei Alben und griff auch erst bei der Vorbereitung des BFT nochmal dazu, noch nicht oft gehört, aber teils schon verdammt gut und eigenwillig. Ich vermute übrigens, dass hier für den Backing Track nochmal mehr Violine beigegeben wurde, andernfalls wäre auch wieder das Line-Up lückenhaft. Denke ich hier aber eher nicht.

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    10 | nochmal ein kleineres saiteninstrument, cello diesmal, oder? das sich entspinnende ostinato ist ziemlich hübsch, vor allem, weil es so nah am instrument aufgenommen ist, man hört das holz arbeiten, und jeden ton kann man beim ausschwingen belauschen. es ist aber auch toll gespielt, mit viel ausdruck und klangbewusstsein. die variationen entfernen sich nicht weit von der aufgebauten struktur, es gibt ein kleines rock-vamp-augenzwinkern gegen ende. sehr schön. keine ahnung, wer das sein könnte.

    Wie gesagt, Cello ist korrekt. Hätte ich gerne in richtig, dieses Album – wäre mal was für CvsD oder so, oder auch eins dieser überflüssigen hochpreisigen Vinyl-Reissues. Die Sache mit den Vamps ist kein Einzelfall. Dachte eigentlich, das hier sei auch genz leicht.

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    11 | oje, was für ein latin-rythmus ist das jetzt schon wieder? schön rollend gespielt nach blackwell-vorbild. das klavier macht die hauptarbeit und lässt sich von einem kleinen bläsersatz anfeuern. sowas wäre jetzt die spezialität von dave burrell, der würde aber irgendwann vorsätzlich zu stolpern anfangen. könnten „echte“ latin-jazzer sein. auch hübsch. wobei mir der minimalistische schlagzeug-groove am besten gefällt.

    Ich hab keine Ahnung, was das für ein Beat ist, aber für mich klingt das schwer nach Südafrika, und zwar was die komplette Rhythmusgruppe angeht, ebenso wie die Einfärbung der Bläser … Das mit dem Schlagzeug ist möglicherweise kein Zufall, den Pianisten kennt leider auch kaum jemand, und das hat er nicht verdient.

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    12 | klavier auch zum abschluss. große balladenankündigung. ah, es bleibt ein solostück. schöne akkordarbeit, überhaupt sehr farbig, was da durchschwingt und was nur kurz aufblitzen darf. ein paar stereotypische 70er-jahre-figuren sind auch dabei, und insgesamt ist es mir etwas zu wuselig und ornamental. aber das muss man schon alles draufhaben, um es so einsetzen zu können. eine spezifische handschrift fällt mir nicht auf, eher ein breites allgemeinwissen und eine kleine angeschärftheit, mehr stuhlkante als lesesessel. hab eher jemand europäisches oder weiß-amerikanisches vor augen, die blues-tradition ist doch ziemlich auf abstand gehalten. spannend.

    Das ist interessant, denn ich tue mich mit dem Klavier hier oft auch recht schwer – dass der Track im BFT landete, war eher Zufall, ich hatte einen völlig anderen Alternativ- bzw. Bonustrack vom selben Album in der Endauswahl (hatte ja mal was von 13 Stücken gefaselt), aber als Ausklang schien mir das hier dann doch passend. Aber ja, ich kann das mit „keine Handschrift“/“breites Wissen“ unterschreiben, nähere mich dem Mann aber in Schüben doch immer wieder etwas mehr an (und finde manche späteren Sachen sehr schön).

    vorgarten
    danke für die interessante zusammenstellung. was könnte ihr thema sein? zeitlich finde ich das ziemlich eng beeinander, zweite hälfte 70er und erste hälfte 80er. mainstream-nah natürlich, aber doch nicht allzu standardisiert. es gibt so sounds, harmonien, stimmungen, die sehr „sitzen“, wenig einzel-shows (von den drei tatsächlichen solisten und dem pianisten in #8 abgesehen); vor allem eine arbeit der harmoniker, heißt hier: viel klavier, dadurch ist auch alles sehr voll. alles in allem nicht unbedingt das, was ich mit deinen präferenzen verbinde, aber auch ich brauchte etwas. den einstieg fand ich sehr schwierig, #6 hat mich aber ziemlich aufgeweckt und danach war ich emotional erreichbar 😉 . im 2. teil eigentlich kein schwachpunkt mehr, alles interessant. aber richtig genervt war ich auch im ersten teil selten. ich werde altersmild.
    und jetzt bin ich gespannt!

    Zeitlich ist das enger als Du denkst, aber die Zeit allein ist nicht das Thema. Ich will aber noch nicht zuviel sagen, sonst ist das wie beim Memory, wenn jemand plötzlich einen Lauf hat und alles aufdeckt. Klavier (oder Sopransax) war jetzt auch nicht das vorherrschende Thema, aber beide wurden zu Schwerpunkten, ergab sich halt dann so …

    Dass ich nicht den harten Spiritual Jazz zusammenstellte (in die Compilation hätten aber einzelne Tracks von hier bzw. andere Tracks der betreffenden Alben wohl hie und da auch gepasst) überrascht wohl niemanden, aber abgesehen vom Osterei ist das hier ja doch die andere Seite, zu der das Pendel ausschlägt, von dem wir es neulich hatten. Und damit auch „meine“ Ecke, auch wenn das hier wie ich im Vorfeld schon schrieb alles eher keine Sachen sind, für die ich einen Fehdehandschuh werfen würde.

    Was mich jetzt in Sachen Altersmilde noch freuen würde wäre natürlich, wenn aus dem ersten Drittel wenigstens noch #4 etwas wachsen würde? Oder schliesst Du das aus? Bei #2 sehe ich die Chance weniger, aber freuen tät’s mich noch mehr. Danke jedenfalls für die lesenswerten Kommentare!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    dietmar_

    Registriert seit: 29.10.2013

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    gypsy-tail-windNicht ganz „gar kein“ Brecker.
    England ist glaub ich nicht vertreten (jedenfalls nicht so prominent, wie Du vermutest – da sind wir wieder beim Thema „die Biographien von allen kennen“ )
    Und Konstantin Wecker muss ich als Schweizer nicht kennen … hoffe ich? (Den Namen kenne ich schon, aber ich verbinde damit wirklich gar nichts.)
    #10 ist ein Cello, das sollte – nach dem in der hohen Lage gespielten Intro – klar werden, denke ich (muss ihn aber auch nochmal im Ohr haben) … dachte, der wir so einfach wie #9 aufgelöst, wo die Spur ja schon da ist.

    Wie gesagt, ich habe mir erlaubt einen Spaß einzustellen, mit der Gefahr missverständlich zu sein. ;)

    Also …. doch ein bisschen Brecker? … viel 70er … dann tippe ich auf die (6), da gibt es Sopransax und (verstärkte) Trompete.
    Die Spur in der (9) hat vorgarten gesetzt. Aber da kenne ich überhaupt nix, Zufallsgerate wäre auch nicht schlauer als Nichtswissen.

    --

    #11075647  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

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    Ein Geigen-BFT, ein anderes Mal? Warum eigentlich nicht … hab bloss das Gefühl, dass ich das nicht ankünden dürfte, sonst macht von vorhinein fast niemand mit ;-)

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