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Anonym
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@pfingstluemmel Danke für die Präzisierung, Du hast recht. Auch zwischen den Fällen Weinstein und Polanski gilt es zu differenzieren.
@vorgarten Tatsächlich glaube ich, bei allen berechtigten Hinweisen auf strukturelle Ähnlichkeiten, dass man tatsächlich jeden Einzelfall in seiner Besonderheit vollkommen ernstnehmen muss. Allen kann man, denke ich, nicht vorwerfen, dass er sich nicht substanziell geäußert habe. Er hat die Vorwürfe immer eindeutig bestritten – und falls er die Tat nicht begangen hat, ist ihm ja wohl kaum was anderes abzuverlangen.
Insofern: Metoo ist strukturell richtig, kann aber im Einzelfall womöglich auch komplett und schrecklich danebenliegen.
Im Fall Allen wissen wir schlicht nicht, wem hier schrecklich Unrecht geschieht. Das ist sicher schwer auszuhalten. Aber wir müssen uns dieser Situation stellen. Sie lässt sich durch Verweis auf strukturelle Ungerechtigkeiten, denen Frauen und Missbrauchsopfer unbestreitbar ausgesetzt sind, eben genau NICHT auflösen und klären!
Was mich irritiert hat: In der aktuellen Zeit gab es drei Texte zum Thema: eine große Zusammenfassung des Falles (mit der Tendenz, dass es an Allens Schuld eben doch erhebliche Zweifel gebe), ein Votum für die Veröffentlichung der Autobiografie von Kehlmann (klug argumentiert, finde ich) und ein Contra von Passig, bei dem sie für mein Empfinden hinter ihrem üblichen hohen Argumentationsniveau meilenweit zurückblieb. Sie findet, dass die „Unschuldsvermutung“ hier nicht weiterführe, weil die ja nicht nur für Allen gelte, sondern auch für Mia Farrow… Das heißt aber nichts anderes als: Wenn man nicht klären kann, wer recht hat, soll man das Buch halt im Zweifelsfall nicht veröffentlichen, sich also gegen Allen entscheiden. Passigs Text in der Zeit ist insgesamt fast ein argumentativer Offenbarungseid. Das hat mich echt etwas schockiert.
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