Antwort auf: Musik-Streaming-Dienste: Spotify, Deezer, Qobuz, Tidal, etc.

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radiozettl

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herr-rossiMusiker haben über Jahrhunderte damit Geld verdient, dass sie Musik aufgeführt haben, live. Die meisten eher schlecht als recht, daran hat sich eigentlich nie etwas geändert. Man sollte das Geschäftsmodell „Tonträgerverkauf“ nicht im Nachhinein glorifizieren und für naturgegeben halten. Es war ein Kind seiner Zeit und man konnte etwa 50 Jahre lang tatsächlich richtig viel Geld damit machen (ca. 1950 – 2000), aber da standen die Musiker selbst auch am Ende der Nahrungskette. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass man seinerzeit das Musikerdasein allgemein für eine auskömmliche und sozial gerechte Erwerbsmöglichkeit gehalten hätte und die Plattenindustrie für eine selbstlose Musikerlobby … Es hat kein Weg um das Streaming-Prinzip herumgeführt, das ist die logische Konsequenz der technischen [Edit: und gesellschaftlichen!] Entwicklung. Daher sehe ich auch keinen Grund, Streaming-Dienste zu dämonisieren. Die Verteilung des Kuchens ist undurchsichtig wie eh und je, aber immerhin gibt es überhaupt wieder einen Kuchen zu verteilen, die Übergangsphase der „Piraterie“ ist auch vorbei. Das Online-Zeitalter schafft für Künstler umgekehrt auch Möglichkeiten, die sie vorher nicht hatten. Man kann sich heute besser als je zuvor an den Gatekeepern der Industrie vorbei ein eigenes Publikum aufbauen und das weltweit. Kreative müssen eben auch kreativ sein, was die Selbstvermarktung angeht, und dabei mit der Zeit gehen. Natürlich ist es aber auch richtig, als Musikfan Musiker möglichst direkt zu fördern, Bandcamp zu nutzen, Patreon, Crowdfunding von Alben, Konzerte zu besuchen usw. usw. Und natürlich Tonträger zu kaufen. Der Markt ist sehr viel kleiner als früher, aber da inzwischen fast alle Alben auch als LP erscheinen (vieles dagegen nicht mehr auf CD, obwohl die in der Produktion wesentlich günstiger und damit lukrativer sind), scheint sich die Käuferschaft auch nicht auf das mit Tonträgern sozialisierte ü40er-Publikum zu beschränken und die Preise von 20 bis 25 Euro auch nicht abzuschrecken.

Danke @herr-rossi für den tollen Beitrag. Ich finde es übrigens immer sehr schade, wenn ein tolles Album nicht auf CD erschienen ist, und versuche es dann, trotzdem in einem verlustfreien Format zu bekommen. So hat bandcamp z.B. auch *.flac-Dateien, aber auch da muß man vorsichtig sein: es kommt schon mal vor, daß die „upsampled“ sind von *.mp3
Oft habe ich auch schon die Künstler oder kleine Labels angeschrieben und nach der verlustfreien Version („lossless sound“) gefragt, und ob ich die als Download oder gebrannte CD direkt bei den Künstlern kaufen kann. Wenn ich eine Antwort bekommen habe, ist die eigentlich immer positiv ausgefallen. Und die meisten haben geantwortet. Teilweise habe ich dann auf diese Weise eine CD bekommen, die sonst nur bei Live-Auftritten verkauft wird.
Es lohnt sich also auf jeden Fall, das zu probieren, wenn man eine CD will.

Roland, meinst Du, da steckt vielleicht ein Thema für eine Sendung bei StoneFM drin?

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