Antwort auf: Meine neuen Comics

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latho
No pretty face

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zojiMoin @latho
Danke für die Antwort, die mich zugegeben als Diskutant fast disqualifiziert, da sie in der Analyse deutlich tiefer geht, als ich es könnte und Bezugsrahmen herstellt, bei denen ich nicht annähernd mitstinken kann (habe z. B. die Namen Scott McCloud und Al Capp nie gehört). Ich bin über Asterix, LL, Entenhausen und mit deutlichen Abstand ein paar weitere Funnies nicht hinausgekommen.

Jeder, der mit mir ernsthaft diskutieren will, wird von mir ernst genommen. Und Asterix geht ja immer. Anmerkung: Scott McCloud, „Understanding Comics“, ein unterhaltsamer, intelligenter Comic über die Rezeption von Comics.

Mein Erstkontakt spielte sich mit dem Debüt im ärztlichen Wartezimmer ab, als ich gerade einigermaßen flüssig lesen konnte. Ich kann mich an die Enttäuschung erinnern, als der Arzt uns deutlich vor Ende der Lektüre aufrief und wie ich während der Heimfahrt auf roten Vollplastikbussitzen meine gerade kieferorthopädisch behandelte Mutter enthusiasmiert mindestens eine halbe Stunde nervte, bis der Band noch am selben oder wenigstens Folgetag gekauft wurde. Und das als jemand, der sich nicht zweifelsfrei erinnert, wo er sich ca. 1,5 Jahrzehnte später beim Mauerfall befand. Also ja, natürlich ist das nostalgisch aufgeladen.

Und das ist auch nichts schlechtes. Man muss sich das nur bei der Bewertung des neuen Asterix bewusst machen. Fällt mir zumindest schwer. Und:

Das versperrt mir nicht den Blick dafür, dass ich „Asterix der Gallier“ heute vor allem graphisch noch für unterentwickelt halte oder Obelix als Randfigur sein Potential kaum angedeutet hat und das Debüt deshalb eher am unteren Ende der Goscinny/Uderzo-Alben bleibt. Insofern erwarte ich bei neuen Bänden auch und erst recht unter nostalgischen Gesichtspunkten keine Qualitätssteigerung im Vergleich zu den Klassikern. Es würde mich aber rundum glücklich machen, wenn sich das neue Duo zu den Klassikern qualitativ verhalten würde, wie etwa Don Rosa zu Carl Barks (ein zugegeben aus diversen Gründen etwas hinkender Vergleich).

Der erste Asterix entstand ja auch sehr früh, da sind alle noch etwas ungelenk, auch die Farben sind mir zu düster (ok, spielt im Wald), Uderzo (mit Rot-Grün-Sehschwäche) stellte das später ja einige Male um. Umpah-pah entstand ebenfalls um die Zeit, da kann man das auch sehen.
Ich bin kein großer Don Rosa-Kenner, es stellt sich für mich immer die Frage, ob seine Werke auch ohne Carl Barks bestehen können, er nimmt ja bezug drauf. Vielleicht betreibt er ein bisschen zu viel Word-Building (stattet also Barks Skizzen mit Geschichte aus), Ferri lehnt sich ja auch bei Goscinny an, aber nicht so deutlich.

Wenn ich Dich richtig verstehe, schlägt sich das neue Duo im Rahmen einer sich allgemein im Niedergang befindlichen franko-belgischen Comickultur achtbar. Das mag sein, ich kann das nicht beurteilen, aber gerade deshalb taugt es mir auch nicht als Qualitätsnachweis. Auf einer Achse, die von den Goscinny/Uderzo- zu den Solo-Uderzo-Alben führt sehe ich sie nicht einmal in der Mitte, sondern deutlich näher an letzterem. Wobei ich der Erinnerung nach den ursprünglich enttäuschenden „Der große Graben“ vor zwei, drei Jahren gar nicht mehr so schlimm fand und vielleicht wenigstens den sogar noch vor den letzten vier Bänden einsortieren würde.
Oder, um es kürzer zu machen, sie bringen mich nicht zum lachen und nach einer durchschlafenen Nacht habe ich sie fast komplett vergessen. Okay, letzteres lässt sich eventuell auch mit meinem fortschreitenden Alterungsprozess erklären.

Allgemein im Niedergang sehe ich franko-belgische Comics nicht, aber die Amerikaner sind ihnen oft voraus (gut, die haben auch einfach mehr Masse).
Auch bei den Goscinny-Alben sehe ich starke und nicht so starke, aber klar, fast allesamt besser als die neuen (und die von Uderzo sowieso).
Nein, Comic-Highlights sind das nicht mehr, die werden woanders gemacht (und Ayroles ist lustiger).

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.