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lathoDie Kritikpunkte, die ich hätte, reihst du eigentlich alle auf. Zusätzlich: die (neuere) Unart in frako-belgischen Comics alles mit Sprechblasen zuzukleistern, weil man es nicht hinbringt, knappe, pointierte Dialoge zu schreiben (das bezieht sich aber nicht nur auf Asterix). Zusätzlich 2: Die Kunst der Geschichten mit sequentiellen Bildern zu erzählen (nach Scott McCloud) ist, vorsichtig formuliert, nicht überall vorhanden. Statt daran zu denken, dass eine Comic-Geschichte zwischen den Bildern, im Kopf des Lesers statt findet, wird seitenweise das selbe Motiv (in verschiedenen Perspektiven) dargestellt, dazu Gelaber. Alles wie gehabt. Aber die Ökonomie „klassischer“ Autoren wie Peyo oder Goscinny, die nächtelang über Bildabfolgen nachdachten, die ist eine großflächig verloren gegangene Kunst (ebenso wie im Film, da sind Skript und endlose Dialoge inzwischen auch King). Von daher ist die Frage, was man von einem Asterix erwartet? Jeder neue Band ist ein Großunternehmen, allein in D geht Ehapas Bilanz durch einen Asterix für das betreffende Jahr durch die Decke. Von daher wird man da nicht Avantgarde-Künstler hinzuziehen (was ich auch falsch fände), man versucht die klassische Linie zu halten: den feinen Al-Capp-Strich von Uderzo, die Ironie und den Wortwitz von Goscinny. Dem kann man sich logischerweise nur annähern, das aber schaffen die Autoren halbwegs (und besser als Uderzo sowieso). Und mehr kann man nicht erwarten. Was das „schlagen“ angeht. a) geschenkt und b) ich habe angefangen Asterix zu lesen, noch bevor ich lesen konnte. Ich erinnere mich gerade daran, wie mein kürzlich verstorbener Vater Anfang der 70er (?) einen neuen Band (Briten?) mit heim brachte (Weil er ihn auch lesen wollte) und wir dann zusammen saßen und er mir vorlas. Der Comic hätte absoluter Mist sein können, in hindsight gerät er doch so zum Meisterwerk. Wie soll ein neuer Comic Erinnerungen, Nostalgie, jahrelanges Zitieren und Lachen schlagen?
Moin @latho
Danke für die Antwort, die mich zugegeben als Diskutant fast disqualifiziert, da sie in der Analyse deutlich tiefer geht, als ich es könnte und Bezugsrahmen herstellt, bei denen ich nicht annähernd mitstinken kann (habe z. B. die Namen Scott McCloud und Al Capp nie gehört). Ich bin über Asterix, LL, Entenhausen und mit deutlichen Abstand ein paar weitere Funnies nicht hinausgekommen.
Mein Erstkontakt spielte sich mit dem Debüt im ärztlichen Wartezimmer ab, als ich gerade einigermaßen flüssig lesen konnte. Ich kann mich an die Enttäuschung erinnern, als der Arzt uns deutlich vor Ende der Lektüre aufrief und wie ich während der Heimfahrt auf roten Vollplastikbussitzen meine gerade kieferorthopädisch behandelte Mutter enthusiasmiert mindestens eine halbe Stunde nervte, bis der Band noch am selben oder wenigstens Folgetag gekauft wurde. Und das als jemand, der sich nicht zweifelsfrei erinnert, wo er sich ca. 1,5 Jahrzehnte später beim Mauerfall befand. Also ja, natürlich ist das nostalgisch aufgeladen. Das versperrt mir nicht den Blick dafür, dass ich „Asterix der Gallier“ heute vor allem graphisch noch für unterentwickelt halte oder Obelix als Randfigur sein Potential kaum angedeutet hat und das Debüt deshalb eher am unteren Ende der Goscinny/Uderzo-Alben bleibt. Insofern erwarte ich bei neuen Bänden auch und erst recht unter nostalgischen Gesichtspunkten keine Qualitätssteigerung im Vergleich zu den Klassikern. Es würde mich aber rundum glücklich machen, wenn sich das neue Duo zu den Klassikern qualitativ verhalten würde, wie etwa Don Rosa zu Carl Barks (ein zugegeben aus diversen Gründen etwas hinkender Vergleich).
Wenn ich Dich richtig verstehe, schlägt sich das neue Duo im Rahmen einer sich allgemein im Niedergang befindlichen franko-belgischen Comickultur achtbar. Das mag sein, ich kann das nicht beurteilen, aber gerade deshalb taugt es mir auch nicht als Qualitätsnachweis. Auf einer Achse, die von den Goscinny/Uderzo- zu den Solo-Uderzo-Alben führt sehe ich sie nicht einmal in der Mitte, sondern deutlich näher an letzterem. Wobei ich der Erinnerung nach den ursprünglich enttäuschenden „Der große Graben“ vor zwei, drei Jahren gar nicht mehr so schlimm fand und vielleicht wenigstens den sogar noch vor den letzten vier Bänden einsortieren würde.
Oder, um es kürzer zu machen, sie bringen mich nicht zum lachen und nach einer durchschlafenen Nacht habe ich sie fast komplett vergessen. Okay, letzteres lässt sich eventuell auch mit meinem fortschreitenden Alterungsprozess erklären.
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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)