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María Grand Trio – Moods, Zürich – 09.11.2019
María Grand ts/voc, Kanoa Mendenhall b/voc, Savannah Harris d/voc
Direkt im Anschluss an ein Konzert mit Musik von Morton Feldman und Helmut Lachenmann, das etwas länger dauerte als ich angenommen hatte, ging ich rüber in den Jazzclub und hörte noch eine gute Stunde vom langen Set des Trios der jungen Genfer Saxophonistin María Grand. Geboren 1992 ging sie mit 17 nach New York, wo sie inzwischen ziemlich gut verankert zu sein scheint: eigene Aufnahmen u.a. mit Mary Halvorson, Román Filiú, Rahsaan Carter und Craig Weinrib, Aufnahmen mit Steve Coleman, Filiú, Hammond etc., Gigs u.a. mit Antoine Roney, Doug Hammond, Craig Taborn, Vijay Iyer, Steve Lehman.
Ich war neugierig, das Konzert lief in der Reihe „Do You Know…?“, in der Musikerinnen vorgestellt werden, die – Kaffeesatzlesen? – vor ihrem „grossen Durchbruch“ stehen, der Eintritt war entsprechend etwas günstiger, dass ich wohl eine halbe Stunde verpasst habe schade aber verschmerzbar. Als ich rein kam, war Grand gerade in einer Ansage, das nächste Stück begann dann mit Gesang, ein eher schwieriger Einstieg für mich. Doch nach zwei, drei Stücken (eines davon begann mit Trio-Gesang) fand ich allmählich in die Musik hinein und am Ende fand ich das ein sehr schönes Konzert. Ein Trio von jungen Frauen auf der Bühne îst ja leider im Jazz weiterhin äusserst selten, die drei sind aber auch, jede für sich genommen, richtig gut. Harris trommelte oft sehr vertrackte aber dennoch leichtfüssig klingende Rhythmen, Mendenhall erdete das Trio zwar gekonnt, spielte aber sehr beweglich und vielseitig, die Leaderin am Sax glänzt mit einem wunderbaren Ton, der neben den Steves (Lehman und Coleman) auch an die ältere Generation (Warne Marsh, dessen Stil in jüngerer Zeit Mark Turner ja fortspinnt).
Das Trio hatte nur wenig von der Unterkühltheit, die mich bei den M-Base-Leuten manchmal so stört (und die auch beim jüngsten Lehman-Album für mich leider wieder ein Genusshemmer ist), auch das abgekartete, fast mathematische mancher Grooves war nur Ansatzweise da, die Musik lebte und atmete, auch wenn sie manchmal schon sehr kühl war – doch dann war sie oft auch behutsam geformt und fast zart und dadurch wiederum packend.
Was das mit dem Gesang soll, verstand ich nicht so richtig, zumal die Passagen mit Gesang nur als Intros auftauchten und später nicht nochmal aufgegriffen oder stärker in die Stücke eingebunden wurden. Gegen Ende – nach mehreren rein instrumentalen Nummern – sang Grand dann aber nochmal, länger und diesmal auf Spanisch und mit einer Direktheit, die aufs schönste die ungeschulte Stimme und das geschulte Ohr verbanden. Das fand ich dann wiederum sehr stimmig. Die Zugabe klang dann nach Standard, in einer verarbeiteten Form, wie man sie aus der Konitz/Marsh- (also: Tristano-)Ecke kennt … sicher bin ich mir jedoch nicht, vielleicht war es auch eine eigene Linie über halbwegs vertraute Changes. Jedenfalls ein zupackender und stimmiger Abschluss. Schade, dass ich nicht das ganze Set hören konnte, aber ich bin doch sehr froh, dass ich noch hingegangen bin!
PS: Ein Freund, den ich halbwegs zum mitkommen animierte, guckte bwz. hörte sich auf Youtube ein paar Sachen an – ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch bei mir (wie bei ihm, er tauchte denn auch nicht auf) keine Begeisterung aufkommen lassen würde … aber live wird man doch so oft eines Besseren (und manchmal eines Schlechteren) belehrt – dieses virtuell-entmaterialisierte Probehören, Sampeln usw. bleibt mir jedenfalls suspekt.
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