Antwort auf: Harald Schmidt

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herr-rossi
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bullittSchluss mit der TV-Nostalgie und Altersweisheit verzweifelt gesucht.

Tja, zwei Meinungsäußerungen im Meer der öffentlich geäußerten Meinungen. So what?

Die Erkenntnis von Alina Schröder, dass nicht alles, was man als Kind toll fand, den (eigenen) Test der Zeit besteht, finde ich erstmal richtig. Nostalgische Verklärung ist kein guter Ratgeber, wenn man Bücher, Filme usw. sucht, die man mit seinen Kindern teilen möchte, manches ist eben inzwischen muffig und langweilig. Man tut sich und den Kindern aber auch keinen Gefallen, wenn man nach lupenrein „pädagogisch wertvollen“ Angeboten sucht. Bei genauerem Hinsehen sind die Klassiker, die heute noch funktionieren, vielschichtiger, als ein oberflächlicher Blick offenbart. In fast achtzig Heften „Lucky Luke“, die meine Tochter und ich gelesen haben (ich habe ihr vorgelesen), gab es nur zwei, drei Stellen, die ich wirklich cringy fand. Das war z. B. die einzige Hinrichtung, die tatsächlich vollzogen wurde und wo der Delinquent verkündete, es sei eine Ehre, von diesem Henker erhängt zu werden. Wahrscheinlich war das eine der realen historischen Begebenheiten, die ja immer mit einfließen, aber das passte so überhaupt nicht zum Ton der Serie. Umgekehrt erinnere ich mich an eine Szene, in denen die Indianer untereinander sehr eloquent redeten und nur den Weißen gegenüber in diesen „edle Wilde“-Karl May-Sound umschalteten. Weiß nicht, ob das ein Einfall der Übersetzer war, aber das Klischee wurde auf witzige Weise gebrochen. „Lucky Luke“ ist tatsächlich ein „Jungs“-Comic mit nur wenigen interessanten weiblichen Protagonisten (z. B. Calamity Jane, die kann man sogar aus heutiger Warte als „Transgender“ lesen), ähnlich wie „Asterix“, der uns genauso intensiv beschäftigt hat, aber das hat der anhaltende Begeisterung unserer Tochter für die Charaktere und Geschichten keinen Abbruch getan. Heute ist sie Sportschützin …

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