Antwort auf: Jazz-Neuerscheinungen (Neuheiten/Neue Aufnahmen)

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gypsy-tail-wind
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ich bin mal so frei und kopiere meine ersten Eindrücke zum neuen Album des Art Ensemble of Chicago hier rüber:

Schwer, dazu was zu schreiben nach einem ersten Hörgang … das Konzert auf CD 2 ist in einigen Minuten zu Ende und gefällt mir verdammt gut. Hier gibt es keine „poetry“ (aber auf einem Stück „chants“, die vom Percussionisten Tito Sompa stammen dürften, der da auch mitkomponiert hat) … sehr groovend, sehr vielseitig, eine Art AEC (Hugh Ragin darf man wohl zum Kern zählen, zusammen mit Mitchell und Moye sowie Jaribu Shahid und Junius Paul am Bass) mit Bläsern (Fred Berry, Nicole Mitchell), Streichern (Jean Cook, Edward Yoon Kwon, Tomeka Reid, Silvia Bolognesi an v/vla/vc/b), Elektronik (Christina Wheeler spielt u.a. auch Moog Theremin, Autoharp und singt) und weiterer Percussion (Sompa, Dudù Kouaté, Enoch Williamson) und einem Dirigenten (Stephen Rush) … da ist also auch die Mitchell-Band mit den Streichern integriert (statt Cook und Kwon war damals nur Mazz Swift an der Violine, aber Reid, Bolognesi und Paul waren Teil der Band), die ich vor ein paar Jahren in Mailand gehört habe. Die fast 20minütige Version von „Tutankhamun“ ist wohl mein Highlight. CD 1 kommt mir dagegen noch vielschichtiger vor, vielleicht etwas fragmentiert, allerdings nicht so, dass ich das als störend empfunden hätte. Moor Mother ist auf drei Stücken zu hören, der klassisch geschulte (?) Sänger Rodolfo Cordova-Lebron auf drei weiteren (von zwölf, die zwischen 1:21 und 9:42 lang sind – und ich sehe gerade, Kouyaté ist wohl auch nur auf CD 1 dabei, sonst ist die Band dieselbe, wenngleich auf CD 1 nicht immer alle dabei sind, im Booklet gibt es Track-für-Track Line-Ups, leider ohne Angabe, wer was spielt, was interessant wäre, im Hinblick auf Trompeten-Soli oder auch bei den Leuten, die ein halbes Dutzend Instrumente oder mehr spielen).

Anyway, der erste Eindruck ist: super! Nicht so schwergewichtig wie Mitchells Opus magnum auf ECM vor zwei Jahren („Bells for the South Side“), nicht so konzentriert und dicht, dafür umso groovender und offener … ein schöner Gegenentwurf, ist halt das AEC und das ist, auch wenn Mitchell jetzt der Kopf sein dürfte (ich habe aber zugegeben keine Ahnung, wie sehr Moye sich in konzeptionelle Vorbereitung und sowas einbringt), was anderes als ein Mitchell-Projekt (von dem ist übrigens gerade auch die neue Duo-CD mit George Lewis angekommen, die neue mit grosser Band auf Wide Hive muss ich dann wohl auch noch haben).

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