Antwort auf: Vom regelgemässen (und anderen) Setzen von Tönen – Gedanken zum Komponieren

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gypsy-tail-wind
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Zum Threadtitel liess ich mich von der Bemerkung von @clasjaz drüben im Bruckner-Thread bzw. auch ursprünglich im Hörthread inspirieren – wo natürlich umgehend das Dementi folgte: „so war das mit Beethoven nicht gemeint, purer Zufall“.

Aber das passt doch ganz gut, ist doch in der Musik immer so, dass Regeln aufgestellt werden, mal von denen, die die Musik machen, mal von anderen: sei es das Publikum, seien es – selbsterklärte oder andere – „Autoritäten“, oder sei es das Publikum, das letzteren wie Schafe blökend nachfolgt. Dass Regeln auf diese Weise oft erst nach dem oder hinter dem Werk, oder auf dem Rücken des Werks formuliert werden, ist ja auch nichts Neues. Dass Musiker diese Regeln dann wiederum als Sprungbrett nehmen, diese Regeln zu überschreiten, sei es nun bewusst oder auch nicht (im Glauben, sich noch in diesen Regeln zu befinden – und dann mit grosser Verwunderung auf folgende Ablehnung reagierend, wenn die Schafe oder deren Hirten vor den Kopf gestossen sind), ist ja wiederum auch nichts als logisch. Mir gefällt die Diskussion hier insgesamt sehr, denn gerade solche Überlegungen stellte ich bisher beim Hören klassischer Musik noch nicht oft an – und sie helfen doch auch, das Mass irgendwie aufs Menschliche zurückzubinden. Ich gucke gerade auch die sechsteilige TV-Serie „Mythos Beethoven“ (lief neulich … wohl auf 3sat), da wird auch zwischen Biographie, äusseren Ereignissen, Begegnungen, inneren Befindlichkeiten, körperlichen Gebrechen usw. jongliert, auf eine durchaus anregende Art und Weise finde ich … die Biographie von Jan Cayers, der da – neben Rudolf Buchbinder, der natürlich auch viel spielt – am häufigsten zu Worte kommt, habe ich bereits bestellt. Allerdings ist es dann doch auch wieder so, dass Beethoven – gerade in seinem sichtbar gemachten Menschsein, wiederum unglaublich beeindruckt – aus der Demaskierung wächst gewissermassen ein neuer, noch eindrücklicherer Mythos, wenn man so will – oder wenigstens eine Gestalt, die denen der Mythen in der einen oder anderen Eigenheit durchaus ebenbürtig zu sein scheint.

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