Das Album

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  • #63683  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

    Beiträge: 1,394

    Ganz einfach: Was macht eine Veröffentlichung zum regulären Album? Was grenzt es ab zur Compilation, zum Soundtrack, auch zum Live-Album?

    Eine scheinbar einfache Frage bzw. Antwort, aber bei z.B. (teilweise) live eingespielten Alben (ob mit oder ohne Publikumsreaktion), zusätzlichen Filmen mit demselben Titel etc. fängt u.U. schon das Rätselraten an.

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    #7205587  | PERMALINK

    gerry

    Registriert seit: 29.06.2007

    Beiträge: 894

    Ich versuch‘ es mal:

    Ein Album versammelt bisher nicht veröffentlichte Originalaufnahmen (Ausnahme: es können vorab veröffentlichte Singletitel enthalten sein), die in dieser Form vom Interpreten/Produzenten zusammengestellt wurden.

    In der Regel handelt es sich dabei um Studioaufnahmen. Manchmal sind auch Live-Aufnahmen enthalten. Ein schönes Beispiel ist das Album „Running on Empty“ von Jackson Browne, sozusagen als Tourtagebuch angelegt mit Aufnahmen aus dem Tourbus, Hotelzimmern, Proben und Konzerten.

    Bezeichnend für das Album ist also, dass es sich um Originalaufnahmen handelt, die zur Veröffentlichung als Album zusammengestellt wurden. Ein thematischer Zusammenhang ist dabei nicht nötig, falls vorhanden spricht man von einem Konzeptalbum.

    Eine Compilation versammelt vorher bereits (auf Singles oder LPs) veröffentlichte Tracks. Ein Sonderfall sind dabei Compilations, die vorher nicht veröffentlichte historische Tracks enthalten, wie die Bootleg Series von Bob Dylan. Auch hier kann man im strengen Sinne nicht von regulären Alben sprechen.

    Ein Soundtrack versammelt in einem Film verwertete Tracks und ist somit eine Sonderform der Compilation. Das Beatles Album „A Hard Days Night“ ist dennoch ein reguläres Album, weil es als solches konzipiert war, auch wenn einige der Tracks für den gleichnamigen Film verwendet wurden.

    Live-Alben sind für mich in der Regel keine Original-Alben, weil sie meist bereits veröffentlichtes Material zweitverwerten. Es gibt Grenzfälle und Ausnahmen, Time Fades Away von Neil Young zum Beispiel, da hier ausschließlich bisher nicht veröffentlichtes Material zur Aufführung kam.
    Auch bei vielen Jazz Live-Aufnahmen kann man das anders sehen.

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    #7205589  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    Siehe auch hier die interessante (leider schon etwas untergegangene) Diskussion zum Thema “Das Album – tot oder lebendig?“

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    #7205591  | PERMALINK

    gerry

    Registriert seit: 29.06.2007

    Beiträge: 894

    P.S.:

    Der Begriff Album stammt übrigens aus einer Zeit als mehrere Schellackplatten gemeinsam in einem „Album“ verkauft wurden, weil die Spielzeit nicht ausreichte. Üblicherweise Opern, Symphonien oder andere Großwerke. Der Begriff wurde dann für die Langspielplatte weiter verwendet.

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    #7205593  | PERMALINK

    gerry

    Registriert seit: 29.06.2007

    Beiträge: 894

    noch etwas:
    Wiederveröffentlichungen mit Bonustracks sind kein „Original-Album“, auch Zweitveröffentlichungen in anderer Zusammenstellung (jetzt mit dem Singlehit) nicht.
    In den 60ern wurden viele Alben der UK-Bands in den USA mit abweichendem Tracklisting veröffentlicht (Beispiele Revolver oder Aftermath). Das sind definitiv keine Originalalben! Auch Magical Mystery Tour selbstverständlich nicht. Hier handelt es sich um eine Compilation, bestehend aus den Tracks der UK EP erweitert um diverse Single Tracks.

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    #7205595  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    gerry
    In den 60ern wurden viele Alben der UK-Bands in den USA mit abweichendem Tracklisting veröffentlicht (Beispiele Revolver oder Aftermath). Das sind definitiv keine Originalalben! Auch Magical Mystery Tour selbstverständlich nicht. Hier handelt es sich um eine Compilation, bestehend aus den Tracks der UK EP erweitert um diverse Single Tracks.

    Ich stimme mit Dir in fast allen Punkten überein. Deine letzte Aussage halte ich aber für problematisch. Demnach hälst Du die amerikanische Ausgabe von „Aftermath“ für eine Kompliation, da die Tracklist um einiges abweicht, aber auch viel bereits veröffentlichtes Material (UK-Ausgabe) enthalten ist? Dieser Logik folgend, müsste man auch starke Zweifel am Album-Charakter von „Rollings Stones Nr. 2“ haben. Immerhin sind Tracks drauf, die zuvor bereits auf dem nur in Amerika erschienen „12 X 5“ enthalten sind.

    Ich gehe noch einen Schritt weiter: manchmal werden aktuelle Alben in regional leicht abweichenden Versionen herausgebracht: In GB ist der letzte Track ein anderer als auf den Versionen für das übrige Europa. In Japan ist sogar noch ein zusätzlicher Track enthalten. Welche Version kann man nun als Album bezeichnen, welche haben den Charakter von Kompilationen?

    Ich würde es nicht so streng sehen. Für mich sind „The Rolling Stones“, „12 X 5“, „The Rolling Stones Nr. 2“ und auch beide Versionen von „Aftermath“ reguläre Alben. Man muss ja auch berücksichtigen, dass es zur damaligen Zeit nicht ganz einfach war, in den USA ein nur in Europa erschienenes Album zu bekommen (und umgekehrt).

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    #7205597  | PERMALINK

    mojoclub

    Registriert seit: 07.08.2007

    Beiträge: 1,493

    @minos: zustimmung!

    --

    hörbares hören
    #7205599  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

    Beiträge: 1,394

    Erstmal danke für Eure Äußerungen.

    Da mir die genannten Perspektiven allesamt schon bekannt waren, vielleicht hier ein Versuch am konkreten Objekt:

    U2 – Rattle And Hum

    Hab noch zig VÖs als Diskussionsvorlage in der Hinterhand, doch mit irgendwas muss man ja anfangen.

    --

    #7205601  | PERMALINK

    gerry

    Registriert seit: 29.06.2007

    Beiträge: 894

    @minos
    Dein Einwand ist sicher richtig. Vielleicht sollte man dann jeweils vom UK-Album und US-Album sprechen.
    @fevers
    Rattle&Hum würde ich als reguläres Album einstufen. Es ist ja nicht unbedingt der Soundtrack zum gleichnamigen Film. Ähnlich wie „Running on Empty“ ist es so eine Art Tourtagebuch im Albumformat. Allerdings räume ich ein, dass ich nicht gerade der U2-Experte bin, deshalb kann ich auch falsch liegen.

    --

    #7205603  | PERMALINK

    jan-lustiger

    Registriert seit: 24.08.2008

    Beiträge: 10,985

    gerrynoch etwas:
    Wiederveröffentlichungen mit Bonustracks sind kein „Original-Album“, auch Zweitveröffentlichungen in anderer Zusammenstellung (jetzt mit dem Singlehit) nicht.

    Gilt dann wohl auch für zeitgleich mit der Erstauflage erscheinende „Special Editions“ mit Zusatz-DVD/CD oder Bonustracks, wie das ja heutzutage üblich geworden ist.

    --

    #7205605  | PERMALINK

    marlboroman

    Registriert seit: 10.03.2004

    Beiträge: 281

    gerryP.S.:

    Der Begriff Album stammt übrigens aus einer Zeit als mehrere Schellackplatten gemeinsam in einem „Album“ verkauft wurden, weil die Spielzeit nicht ausreichte. Üblicherweise Opern, Symphonien oder andere Großwerke. Der Begriff wurde dann für die Langspielplatte weiter verwendet.

    gerrynoch etwas:
    Wiederveröffentlichungen mit Bonustracks sind kein „Original-Album“, auch Zweitveröffentlichungen in anderer Zusammenstellung (jetzt mit dem Singlehit) nicht.
    In den 60ern wurden viele Alben der UK-Bands in den USA mit abweichendem Tracklisting veröffentlicht (Beispiele Revolver oder Aftermath). Das sind definitiv keine Originalalben! Auch Magical Mystery Tour selbstverständlich nicht. Hier handelt es sich um eine Compilation, bestehend aus den Tracks der UK EP erweitert um diverse Single Tracks.

    Worin besteht eigentlich die praktische Relevanz einer solchen Diskussion?
    Geht es um Originalalben oder Alben?
    Warum soll ein Live-Album kein Album sein (dürfen), nur weil es den Mitschnitt eines Konzerts oder live gespielte Songs / Tracks enthält?
    Warum ist ein Remastered-Album (ggf. noch mit Bonusmaterial) kein Album?

    Möchte man darauf hinaus, daß unter dem Begriff „Album“ lediglich die Originalfassung einer im Studio eingespielten und bis zum Zeitpunkt der Einspielung nicht veröffentlichten Ansammlung von Songs verstanden wird?
    Falls ja, wiederhole ich meine Frage: worin liegt die praktische Relevanz?
    Ist es eine Frage der Wertigkeit, der Anerkennung? So auf die Art: es zählt nur der Ursprung, das Original?

    --

    #7205607  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,926

    MarlboroMan
    Ist es eine Frage der Wertigkeit, der Anerkennung? So auf die Art: es zählt nur der Ursprung, das Original?

    Richtig, genauso sehe ich das.

    Giant Sand hat 1994 z.B. die CD „Glum“ veröffentlicht, welche ich bestimmt dutzende Male angehört habe.

    Jahre später kam dann eine erweiterte Fassung namens „Unsunglum“ heraus, und obwohl ich die Bonustracks schätze, zählt für mich immer die alte Trackliste von „Glum“ als Originalalbum.
    Diese Version höre ich nach wie vor recht oft.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #7205609  | PERMALINK

    marlboroman

    Registriert seit: 10.03.2004

    Beiträge: 281

    KrautathausRichtig, genauso sehe ich das.

    Giant Sand hat 1994 z.B. die CD „Glum“ veröffentlicht, welche ich bestimmt dutzende Male angehört habe.

    Jahre später kam dann eine erweiterte Fassung namens „Unsunglum“ heraus, und obwohl ich die Bonustracks schätze, zählt für mich immer die alte Trackliste von „Glum“ als Originalalbum.
    Diese Version höre ich nach wie vor recht oft.

    Okay. Aber was ist gegenüber dem Original anders auf der erweiterten Fassung? Wurden die originalen Tracks neu eingespielt, wurde daran etwas verändert? Oder sind lediglich Bonustracks hinzugekommen und das wars?
    Gibt es vielleicht sogar klangliche Unterschiede zum Original?

    Unabhängig davon: meine übrigen Fragen lasse ich so stehen. Denn letztlich scheint es hier darum zu gehen, wie man in welcher Form auch immer den Begriff „Album“ definieren möchte.

    --

    #7205611  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,926

    MarlboroManOkay. Aber was ist gegenüber dem Original anders auf der erweiterten Fassung? Wurden die originalen Tracks neu eingespielt, wurde daran etwas verändert? Oder sind lediglich Bonustracks hinzugekommen und das wars?
    Gibt es vielleicht sogar klangliche Unterschiede zum Original?

    Nein, es gibt keine klanglichen Unterschiede. Die Bonustracks wurden zwischen reguläre Tracks geschoben und damit auch die übliche Reihenfolge verändert.
    Selbst wenn die Bonustracks am Ende wären, wäre es für mich in dieser Form nicht mehr das Originalalbum.

    --

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    #7205613  | PERMALINK

    marlboroman

    Registriert seit: 10.03.2004

    Beiträge: 281

    KrautathausNein, es gibt keine klanglichen Unterschiede. Die Bonustracks wurden zwischen reguläre Tracks geschoben und damit auch die übliche Reihenfolge verändert.
    Selbst wenn die Bonustracks am Ende wären, wäre es für mich in dieser Form nicht mehr das Originalalbum.

    Unter dieser Voraussetzung (keine klanglichen Unterschiede / keine „Manipulationen“ an den Originaltracks) ist das für mich (wohlgemerkt: für mich!) in dieser Art nicht verständlich oder besser: nicht nachvollziehbar. Ich könnte es z.B. bei Vinyls bis zu einem gewissen Grad verstehen, also bei Tonträgern, deren Erst- oder Originalpressung einen gewissen Liebhaber- oder Sammlerwert alleine schon auf Grunde der Tatsache hat, daß sie nur noch in sehr begrenzter Anzahl verfügbar bzw. erwerbbar sind.
    Aber letztlich natürlich in Ordnung, Du hast diese Sicht der Dinge und gut isses.

    --

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