Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

Der letzte schöne Herbsttag (Ralf Westhoff, 2010)

Erfreulich offenherzige und unmanirierte Beziehungsportraitierung aus Deutschland. Der Kniff dahinter ist besonders schön: Einerseits ists eine übliche Liebesgeschichte, andererseits ein Erzählen der Darsteller vor der Kamera, was das Geschehen von außen durch Monologe umrahmt – Koschitz und Hellmann beichten rührend von den Unzulänglichkeiten der Partnerschaft, Kommunikationsproblemen, anders gelagerten Bedürfnissen und dem Leben als Karotte. Funktioniert auf sehr charmante Weise.

Und:

Die lustige Welt der Tiere/Animals are beautiful people (Jaymie Uys, 1974)

Immer wieder ein Vergnügen.

District 9, Neill Blomkamp, 2009

Ich bin schon lange nicht mehr auf dem laufenden was aktuelle Filme angeht, vor einiger Zeit im TV aber über einen ungewöhnlichen Film gestolpert, der, wie sich später rausstellte, vor einigen Jahren ziemlich erfolgreich war und sogar 4 Oscar-Nominierungen bekommen hat, u.a. als bester Film. Nicht, dass das was über die Qualität eines Filmes auszusagen hätte, aber überrascht war ich dennoch als ich mir die Infos nach Schauen des Filmes zog. Dachte beim Schauen zunächst, dass es ein nettes B-Movie/ Mid-Budget Filmchen ist der besseren Art, produziert von Peter Jackson. Das der Film damals tatsächlich solche Wellen geschlagen hat ist komplett an mir vorüber gegangen.

Auf jeden Fall ist District 9 ein ziemlich unterhaltsamer Film, quasi eine Mischung aus Stromberg, Robocop, Independence Day, Die Hand, Men in Black, aktuellen Nachrichten, Brain Dead, Die Fliege, Aliens, Starship Troopers und und und

Zwei Filme habe ich über die Feiertage noch gesehen, die ich bisher nicht erwähnt habe. Der erste dauerte fast zehn Stunden, der zweite knapp vier. Den ersten habe ich seit Jahren, hatte mich aber nie getraut, damit anzufangen, weil er so lange ist.

Shoah – Claude Lanzmann, 1985

Le dernier des injustes – Claude Lanzmann, 2013

„Le dernier des injustes“ ist im Grunde die Fortsetzung, besser gesagt Ergänzung, zu „Shoah“. Man sollte sie nicht schauen, ohne das originäre Werk vorher gesehen zu haben, finde ich. pinch schrieb mir vorher noch, dass jeder mindestens einmal im Leben „Shoah“ gesehen haben müsste. Und er hat ja so Recht. (Danke nochmal für den Stubser, pinch, ich hätte sonst vielleicht noch zehn Jahre gewartet.)

Beide Filme muss man gesehen haben. Alles, was ich bisher über den Holocaust gelernt hatte, scheint mir jetzt zu wenig. Die Eindrücke, die „Shoah“ vermittelt, sind durch die Zeitzeugen-Interviews so unmittelbar, hauen einem so in die Fresse, dass jede Doku davor ganz klein wird. Durch den bewussten Verzicht auf Archivaufnahmen oder grausame Bilder von ausgehungerten KZ-Häftlingen wird dieses Dokument nur noch intensiver, noch packender. Es ist nicht leicht, sich das anzusehen. Aber es fesselt, lässt einen nicht los, insofern erfordert es auch keine große Mühe, dran zu bleiben. Wie bei einem guten Buch kann man gar nicht aufhören, hinzugucken. Es ist eine wunderschön gefilmte Dokumentation des Grauens, und wenn es einen Kanon der Must See-Movies gibt, dann steht sie an Nummer eins. Ich möchte jeden ermutigen, sich „Shoah“ zu kaufen und anzusehen. Man muss den Film nicht an einem Stück schauen, ich habe ca. zwei Wochen gebraucht, viele Teile habe ich mehrmals wiederholt.

Kein Bildchen, keine Sternchen diesmal.

Mein Mann Picasso {1996 – James Ivory} ***1/2

lathoPirzi – Il capitale umano

Wie hat er dir denn gefallen, latho?

talking headWie hat er dir denn gefallen, latho?

Ganz ok, die verschiedenen Figuren waren schön ineinander versetzt und weil italienischer Film, toll angezogen, leider aber auch ohne größeren Tiefgang. Erinnert von der Absicht ein wenig an Renoirs La règle du jeu, ist aber bei weitem nicht so gut.

talking headDen von dir genannten Film kenne ich (natürlich) nicht. Ich fand die unterschiedlichen Betrachtungsebenen sehr interessant, die Protagonisten „schleimiger Kriecher, der seine Chance auf das große Geld wittert“ und „schöne Frau, die in ihrem goldenen Käfig gefangen ist“ recht entlarvend dargestellt.

Das Ende war dann vielleicht ein bisschen übertrieben zuckersüß … aber na ja!

Ich weiß gar nicht, ob es so sehr Happy End war, irgendwie waren ja alle noch in der selben miesen Lage. Und alle immer noch Arschlöcher (mit Ausnahme der Figur von Valeria Golino).

talking head
Wenn du Wild Tales gesehen hast, würde mich dein Fazit interessieren!

Habe ich noch nicht gesehen, nein.

In den letzten zwei Wochen:

Stromberg – Der Film (2014/Arne Feldhusen) ***1/2
Can A Song Save Your Life? (2013/John Carney) *** (Mark Ruffalo nervt, ansonsten Wohlfühlfaktor)
Jersey Boys (2014/Clint Eastwood) ***1/2
Der Pate I (1971/Francis Ford Coppola) *****
Der Pate II (1974/Francis Ford Coppola) *****
Der Pate III (1990/Francis Ford Coppola) ****