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@niteOwl
was den Wert neuer aktueller Musik angeht, so muss sich dieser erst noch erweisen.
Ich glaube das ist es was Otis u.a. auch meinte.
Zumindest ist es meine Meinung. Ganz unabhängig davon, ob ich nun alte Notenschriften, alte Singles oder MP3s sammle (wobei ich mir letzteres nur sehr schwer vorstellen kann), die damit transportierte Musik hat einen Wert im Kontext von allgemeiner gesellschaftlicher und ästhetischer Anerkennung und Rezeption.
Dieser „Wert“ ist einem ständigen Wandel und einer Entwicklung unterworfen.
Für weitgehend abgeschlossene historische Zeitabschnitte der Musikgeschichte kann man deshalb viel eher allgemein gültige Aussagen darüber treffen.
Ob die aktuellen musikalischen Werke des Künstlers, der Band XYZ in diesem Wertekanon Bestand haben werden oder nicht, wissen wir einfach noch nicht.--
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Originally posted by Mikko@22 Jul 2004, 11:20
@niteOwl
was den Wert neuer aktueller Musik angeht, so muss sich dieser erst noch erweisen.
Ich glaube das ist es was Otis u.a. auch meinte.das ist eben nicht das was otis sagte (ob er es meinte, weiss ich nicht). Bislang hat er jedenfalls der aktuellen Musik noch nicht mal die Möglichkeit einer späteren Wertigkeit zugestanden!
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Originally posted by NiteOwl@22 Jul 2004, 11:15
fein, einen Datenstream hört man online in der Subway von New York oder Shanghai, unterwegs und in Eile.Wir vergleichen Äpfel mit Birnen – nur sage ich nicht: alte Äpfel sind toll und neue Birnen wertlos!
Nicht unbedingt.
Es gibt diese alten Singles, die ich meine, ja auch als Datenstream. Wenn mir danach ist, kann ich die auch in der U-Bahn hören. Wenn ich sie aber so hören will, wie es ihnen gebührt, dann so wie oben beschrieben.--
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lest ihr Mozart auch immer mit?
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Originally posted by NiteOwl@22 Jul 2004, 11:23
das ist eben nicht das was otis sagte (ob er es meinte, weiss ich nicht). Bislang hat er jedenfalls der aktuellen Musik noch nicht mal die Möglichkeit einer späteren Wertigkeit zugestanden!Ich glaube Teil des Missverständnis bzw. der Meinungsverschiedenheit zwischen uns ist, dass Otis und ich den Wert alter Musik mit dem Medium verbinden. Alte Singles kann man eben nur in ihrer ganzen Schönheit und Bedeutung erfassen, wenn man sie so hört und wahrnimmt, wie sie damals erschienen sind und rezipiert wurden.
Wir können uns deshalb nur schwer vorstellen, dass aktuelle Musik jemals eine vergleichbare Bedeutung oder eben Wertigkeit erlangen kann.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Originally posted by NiteOwl@22 Jul 2004, 11:23
das ist eben nicht das was otis sagte (ob er es meinte, weiss ich nicht). Bislang hat er jedenfalls der aktuellen Musik noch nicht mal die Möglichkeit einer späteren Wertigkeit zugesprochen!völliger quatsch, niteowl.
niemals würde ich aktueller musik, der musik als solcher, ihre grundsätzliche wertigkeit absprechen.
wie käme ich dazu!
ich habe nicht auch nichts gegen ipods oder mp3s.
nur bitte sind sie keine adäquaten träger der musik von früher, wenn ich diese verstehen will. einige alte platten (beileibe nicht die mehrzahl) sind nun mal kulturdokumente iener bestimmten zeit. und keine privatsache, wie dein alter computer!
die beispiele vom doug treffen es auch nicht, was ich meine: der gute bordeaux, den ich zu hause trinke, kann mir nur dann immer wertiger werden, je mehr ich über ihn, sein anbaugebiet, seine verarbeitung, sein chateau etc. kenne und weiß!
im grunde geht es also sehr wohl um den unterschied zwischen weintrinker, den das alles nicht interessiert, und weinliebhaber. zwischen musikhörer und musikliebhaber. s.o.so machst du es doch mit deinem namensgeber auch, doug, bist ihm mehr und mehr auf der spur.
wenn ich dann eine end50s dougsahm single in der hand halte, dann frage ich mich, verdammt sir doug, was war das für eine zeit, in der du dieses ding fabriziert hast, wieso du aus texas auf einem new yorker label usw usf ??? das ist doch dann das schöne an der musik, die suche. tops hats ja irgendwo schon gesagt: je mehr ich mich damit beschäftige, um so weniger weiß ich.--
FAVOURITESOriginally posted by NiteOwl@22 Jul 2004, 11:27
lest ihr Mozart auch immer mit?Ich höre so gut wie nie Mozart. Aber würde ich in ein klassisches Konzert gehen, würde ich glaube ich auch die Partitur mitlesen.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Originally posted by NiteOwl@22 Jul 2004, 11:27
lest ihr Mozart auch immer mit?nein, natürlich nicht. da ich das wichtigste recht gut kenne. aber ich denke, dass ich das allermeiste wohl schon mit partitur zt mehrfach mitgelesen habe. was dem genuss beileibe nich tmim wege steht, sondern nur ein anderer ist, wie wenn man die texte bei einer platte mitliest vielleicht.
aber das stand gar nicht zur debatte. ich hatte gesagt, die partitur sei träger. und wenn ich die sinfonia concertante verstehen will, muss ich erst mal ind er partitur gucken, dann in der biografie etc pp. .. .. .. .. .. .. .. ..--
FAVOURITESSo, Otis, bin nun endlich dazugekommen, mir diesen Thread zu Gemüte zu führen. Was soll ich sagen? Der übliche communication breakdown am ominösen Punkt X. Das ist hier immer jener Punkt, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt, will sagen: der Freizeithörer vom Forscher. Diesen Unterschied gibt es überall, auf allen Gebieten des Lebens. Selbst auf so ultraprofaner Ebene wie dem Trinken von vergorenem Traubensaft. Du hast das ja gerade erwähnt. Das Problem ist nicht die Frage der Wertigkeit, sondern die der Intensität und Extensität einer Beschäftigung mit (hier:) Musik, die je nach Grad des Interesses eine adäquate Ebene für den Umgang mit dem Objekt der Begierde sucht. The search for refinement. Wobei sich ein (wie immer definierter) Wert erst einstellt.
Exkurs. Vor drei Jahren trug sich folgendes auf der Buchmesse in Frankfurt zu: die Podiumsdiskussion nach einem Symposium über Crime-Fiction-Erstausgaben der 50er und 60er Jahre (zugegen waren ca. 120 Experten, Sammler, Literaturliebhaber, Autoren und ähnlich bibliophiles Volk) wurde von einem 25jährigen Typen aus Bochum gestört, der sinngemäß ins Mikro geiferte, diese Versammlung „elitärer Kulturverwalter“ öde ihn an. Man müsse doch nicht tausende von Dollar für ein altes Buch ausgeben, um den Inhalt zu verstehen. Und die „arrogante Art“, mit der in diesem Kreis über Billig-Prints und Taschenbuchausgaben geredet werde, sei doch beleidigend für Leute wie ihn, die sich aufwendigere Ausgaben nicht leisten könnten bzw. nicht wollten. Er selbst, so fuhr er agitiert fort, kaufe und lese überhaupt keine Bücher mehr, das sei doch ohnehin überholt. Nein, er hole sich Literatur auf CD und höre sie im Auto. Und das sei nicht weniger und nicht schlechter als sie in der „fetischisierten Form“ alter, bibliophil aufgemachter „Schinken“ zu konsumieren. Man nannte diesen selbsternannten „Demokratisierer der Literatur“ einen schrecklichen Banausen, Kunstfeind, Ahnungslosen, Dummbeutel und schlimmeres. Und das hatte er sich redlich verdient.
Denn: niemand wird gezwungen, am search for refinement teilzunehmen. Grundsätzlich aber denen, die die es gerne genauer haben und dafür Zeit, Mühe und dergleichen investieren, vorzuwerfen, sie seien elitär, anachronistisch, abgehoben, spinnert o.ä., zeugt von Ignoranz, in besonders schweren Fällen von Idiotie.
Am Ende ist es wohl ein psychologisches Problem. Man hat es gern bequem und funktionabel, möchte aber dennoch ernstgenommen werden. Man ist Agent der Entwertung (billig will ich), fühlt sich aber als solcher falsch verstanden. Ich denke, niemandem hier zu nahe zu treten, wenn ich behaupte, daß für die weitaus meisten hier der Umgang mit Musik ein mehr oder weniger akribisch gepflegtes Hobby ist. Soll ja auch so sein. Unbenommen. Nur: es kann auch so viel mehr sein. Und erst jenseits dieser Demarkationslinie fängt die Diskussion über „Wert oder Unwert“ richtig an. Alles davor ist Defensive wg. gekränkter Eitelkeit oder Angst, nicht für voll genommen zu werden. Jeder Diskurs um das flüchtige Phänomen „elitism“ scheitert zwangsläufig am allzu Menschlichen: Hey, ich bin auch wer.
Wie gesagt, unbenommen.--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Originally posted by tops+22 Jul 2004, 12:51–>
QUOTE (tops @ 22 Jul 2004, 12:51) Denn: niemand wird gezwungen, am search for refinement teilzunehmen. Grundsätzlich aber denen, die die es gerne genauer haben und dafür Zeit, Mühe und dergleichen investieren, vorzuwerfen, sie seien elitär, anachronistisch, abgehoben, spinnert o.ä., zeugt von Ignoranz, in besonders schweren Fällen von Idiotie. dem kann ich problemlos zustimmen.
Nochmal, NiteOwl: die Provokation liegt in der (menschlichen) Natur der Sache.
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Wenn ich da mal „tops“ aus einem anderen Thread zitieren darf:
Wer nur was von Musik versteht, versteht auch davon nichts!
Man kann sich der Musik einer bestimmten Epoche nur nähern, wenn man sich auf das ganze Drumherum auch einlässt. Und man kann bestimmte Dinge auch nur wirklich verstehen, wenn man sie selbst erlebt hat.
Wenn mir heute bei einem Song von Simon & Garfunkel unter bestimmten Umständen die Tränen kommen, dann hat das sehr viel mit persönlichem Erleben zu tun. Und wenn ich beim Hören von „Tin Soldier“ Glückshormone produziere, wie ein verliebter 16-jähriger, dann kommt das auch durch bestimmte Erfahrungen zustande.Wenn das jemand elitär oder abgehoben nennen möchte, bitte sehr!
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Originally posted by tops@22 Jul 2004, 13:31
Nochmal, Nightowl: die Provokation liegt in der (menschlichen) Natur der Sache.sonst wärs ja auch langweilig… Ich will damit nur sagen, wer sich mit seiner Meinung so exponiert, der brauch sich über Widerspruch nicht zu wundern.
@mikko
Mir musst du das alles nicht erklären, ich verstehe das viel besser, als es in dieser Diskussion den Anschein zu haben scheint. Nur sehe ich nicht den automatischen Werteverlust, wenn die Dinge anders liegen und unterschiedliche Musikhörer auch unterschiedliche Prioritäten setzen. Nur überhaupt keine Prioritäten zu setzen, dass stört mich wiederum!--
Originally posted by tops@22 Jul 2004, 12:51
Grundsätzlich aber denen, die die es gerne genauer haben und dafür Zeit, Mühe und dergleichen investieren, vorzuwerfen, sie seien elitär, anachronistisch, abgehoben, spinnert o.ä., zeugt von Ignoranz, in besonders schweren Fällen von Idiotie.
Richtig.
Aber den eigengewählten Rezeptionsmodus als den richtigen, ja einzig möglichen, zu bezeichnen, zeugt auch nicht gerade von Geistesgröße. Dünkelhafter Ausgrenzungsversuch, der beleidigte Reaktionen der Gegenseite geradezu provoziert. So ist jeder stolz auf seine eigene Beschränktheit. Da nennt ein Esel den anderen Langohr.--
What's a sweetheart like me doing in a dump like this?Originally posted by otis@22 Jul 2004, 11:35
ich habe nicht auch nichts gegen ipods oder mp3s.
nur bitte sind sie keine adäquaten träger der musik von früher, wenn ich diese verstehen will. einige alte platten (beileibe nicht die mehrzahl) sind nun mal kulturdokumente iener bestimmten zeit. und keine privatsache, wie dein alter computer!
Ich denke, dass ist der springende Punkt, warum unsere Gegenwartsgesellschaft nichts hinterlassen kann. Wir habe scheinbar das größte Maß an Individualität erreicht, indem jeder einzelne für sich aus einer großen aber endlichen Auswahl wählen kann, um so seine Individualität zu bilden.
Eine Art Gemeinschaftserlebnis ist dabei nicht mehr erlaubt. Merkwürdig ist dabei jedoch nur, dass die Dinge die Bildung der Identität zur Auswahl stehen, zum Großteil noch aus einer Zeit des Gruppenerlebens stammen.
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