Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Vom Sinn und Nutzen der eigenen Plattensammlung
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otisKeine Frage. Interessiert mich auch. Aber das hat doch gar nichts damit zu tun, dass ich mich mit meinem Musikkonsum absetzen will oder was auch immer. Mista, wir sind in unserem Alter doch so rar gesät, dass sich ein solches Ansinnen gar nicht anbietet.
Ach, ich war in jedem Alter rar gesät.
Nein, ich will mich auch nicht absetzen, das ergibt sich durch jahrelange Beschäftigung mit der Materie von selbst.--
When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Highlights von Rolling-Stone.deDie letzten Stunden im Leben von Amy Winehouse
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WerbungIch scheine mit einem glänzenden Freundeskreis gesegnet zu sein, zumal ich Bezeichnungen wie „Musik-Nazi“ nicht unbeantwortet lassen würde. Im Gegenteil manche meiner Freunde sammeln selbst Comics oder DVDs oder anderes und sind daher schon tolerant. Im Gegenteil, man profitiert davon, indem man sich gegenseitig Dinge ausleiht, so wie in einer informellen Bibliothek.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Ich scheine mit einem glänzenden Freundeskreis gesegnet zu sein…
Mein Freundeskreis ist natürlich nicht minder glänzend, nur eben – außerhalb des ja auch nicht gerade kleinen Kreises der Forumszugehörigen – weitgehend unmusikalisch. Sympathie ist bei mir im Übrigen auch nicht davon abhängig, ob jemand die richtige (oder überhaupt) Musik hört, das wäre ja furchtbar. Damit, dass ich mich ab und zu liebevoll als Musik-Nazi oder Geschmackspolizist tituliert sehe, kann ich leben, es steckt bestimmt auch – natürlich: from a twisted point of view! – ein Körnchen Wahrheit drin.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic JuiceMein Freundeskreis ist natürlich nicht minder glänzend, nur eben – außerhalb des ja auch nicht gerade kleinen Kreises der Forumszugehörigen – weitgehend unmusikalisch. Sympathie ist bei mir im Übrigen auch nicht davon abhängig, ob jemand die richtige (oder überhaupt) Musik hört, das wäre ja furchtbar…
Spielst Du da auf jemand bestimmtes an?
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Sonic JuiceMein Freundeskreis ist natürlich nicht minder glänzend, nur eben – außerhalb des ja auch nicht gerade kleinen Kreises der Forumszugehörigen – weitgehend unmusikalisch. Sympathie ist bei mir im Übrigen auch nicht davon abhängig, ob jemand die richtige (oder überhaupt) Musik hört, das wäre ja furchtbar. Damit, dass ich mich ab und zu liebevoll als Musik-Nazi oder Geschmackspolizist tituliert sehe, kann ich leben, es steckt bestimmt auch – natürlich: from a twisted point of view! – ein Körnchen Wahrheit drin.
Na klar, das ist bei mir nicht anders. Wäre ja langweilig, wenn alle Musikexperten mit meinem Geschmack wären, daher bekomme ich auch durchaus offenherzige positive oder negative Rückmeldungen. Dieselbe Person findet dann durchaus „Bringing It All Back Home“ furchtbar, kauft sich aber aufgrund von „You Are The Quarry“ alle Morrissey-Alben der letzten hundert Jahre.
Ich meinte eigentlich eher, dass sich in meinem Freundeskreis viele Sammler tummeln und daher auch meine (Sammel-)Leidenschaft für Musik verstehen können.
In dem oben geposteten Text finde ich mich – mit Ausnahme des Abschnitts über Originale – durchaus wieder.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Mick67Spielst Du da auf jemand bestimmtes an?
Ja, auf Co-Member Nail. :spudnikco
nail75…kauft sich aber aufgrund von „You Are The Quarry“ alle Morrissey-Alben der letzten hundert Jahre.
Das sind doch paradiesische Zustände!
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sammelleidenschaft halte ich für eine gesteigerte Form des Besitzenwollens. Und Besitz hängt nicht nur etymologisch mit Besessenheit zusammen. Besitz macht immer auch ein Stück weit unfrei/besessen. Insofern ist die Gegenüberstellung des Sammlers mit dem Pop-Bessessenen bei Gasser etwas unglücklich, auch wenn ich zu verstehen glaube, was er damit meint.
Den Sammler kennzeichnet, dass er Freude nicht nur aus dem Gebrauch des Gegenstandes (bei einer Schallplatte also: dem Anhören), sondern bereits aus ihrem Besitz selbst ziehen kann. Das Betrachten der Sammlung, die Pflege der Bestandsliste, das Herausziehen eines Exemplars, nur um es kurz in der Hand zu halten – all das hat sehr wenig mit Freude an der Musik, aber sehr viel mit der Freude am Besitz zu tun. Und ebendies kennzeichnet m.E. den Typus des Sammlers. Insofern ist es relativ egal, ob man Schallplatten, Briefmarken, Bierdeckel, Modellautos oder sonstwas sammelt.
Natürlich wird kaum jemand eine Platte nur wegen des Besitzenwollens erwerben – aber als Sammler eben auch nicht allein wegen des Hörenwollens. Ich selbst bin mittlerweile bei etwa 1600 Alben angelangt (ohne Gebranntes). Das ist schon längst mehr hörenswerte Musik als ich sie sinnvoll hörenderweise bewältigen kann. Trotzdem kaufe ich weiter. Und natürlich finden Dritte das dann oft etwas irritierend. Man muss da durchaus aufpassen und eine gewisse Distanz zu sich selbst bewahren, um nicht in komplett sonderbare Sphären abzudriften.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Ah Um
Natürlich wird kaum jemand eine Platte nur wegen des Besitzenwollens erwerben – aber als Sammler eben auch nicht allein wegen des Hörenwollens. Ich selbst bin mittlerweile bei etwa 1600 Alben angelangt (ohne Gebranntes). Das ist schon längst mehr hörenswerte Musik als ich sie sinnvoll hörenderweise bewältigen kann. Trotzdem kaufe ich weiter. Und natürlich finden Dritte das dann oft etwas irritierend. Man muss da durchaus aufpassen und eine gewisse Distanz zu sich selbst bewahren, um nicht in komplett sonderbare Sphären abzudriften.
Wie wahr, wie wahr! Ich befürchte aber, die Grenze zu den „sonderbaren Sphären“ habe ich schon seit langem überschritten…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sadSonic JuiceDas Vergleichen ist ja kaum vermeidbar, wenn man sich mit Bekannten oder Freunden über diese Dinge unterhält. Ich empfinde das allerdings außerhalb des Forumszirkels meist als deprimierend, ein Gefühl der Aufwertung meines ungemein rafinierten Geschmacks oder gar ein gesteigertes Selbstwertgefühl ist damit leider nicht verbunden.
So wollte ich das auch nicht verstanden wissen, das liegt mir fern. In meinem Familien- und Freundeskreis halte ich mich eher zurück mit dem Thema Musik, die interessiert es halt nicht so stark. Ich hab auch kein Problem damit. Der Vergleich betrifft ja auch eher den anonymen „Otto Normalverbraucher“, für den die CD-Stapel im Mediamarkt, die Playlists der Formatradios und die „Hitgiganten“-Sendungen im Fernsehen gemacht werden.
Glaube auch nicht, dass ein Porzellansammler einen besonderen Gewinn darin hätte, sich von mir als Geschirr-Banausen abzugrenzen, der eine Kaffeetasse nur zum Kaffeetrinken kauft.
Nein, aber der Porzellansammler wird es sicher bedauern, dass die Mehrheit seiner Mitmenschen keinen Sinn für qualitätvolles und ästhetisch ansprechendes Geschirr hat, obwohl das doch Dinge sind, die man ständig benutzt. Dass Porzellansammler wahrscheinlich völlig unterschiedliche Ansichten darüber haben, was qualitätvolles und ästhetisch ansprechendes Geschirr ist, ist auch klar.
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otisNein. Ich vergleiche mich nicht mit „Normalkonsumenten“.Wer oder was sind das? Lustige Musikantenhörer? Collins-Käufer? HipHop-per? Forumianer? Das ist mir so etwas von egal, dass und warum andere andere Musik hören.
Wie bitte?
Interessiert mich immer brennend, was andere Leute favorisieren. Ich stehe z.B. im Stau und stelle mir vor, was dieser Schnauzbart mit seinem albernen Bayern München-Miniatur-Trikot im Heckfenster seines 3er BMW wohl gerade hört: Toto, Schürzenjäger oder am Ende gar Joanna Newsom? Wer weiß, wer weiß…
Manchmal frage ich mich sogar selber, warum ich die Musik höre, die ich höre. Ich könnte es ja auch einfacher haben – und meinem Alter angemessen Dylan, die Eagles oder ausschliesslich die ganze Palette Progrock rauf und runter hören, hier um halbe und viertel Sternchen feilschen. Hätte ich sicher ein paar gute Freunde hier, oder?Nein, im Ernst: Warum sollte es mich nicht interessieren, was andere Leute hören. Finde ich spannend, aus diversen Gründen (am liebsten würde ich einen Fragebogen entwerfen und an jeden Haushalt in diesem Land versenden…
) – und nicht nur des schnöden „Austauschens“ wegen. In erster Linie auch, um seine eigene Position im Meer der etwas „ernsthafter“ sich mit Musik beschäftigenden Mitmenschen bestimmen zu können. Isoliert sein „Ding“ durchziehen – und weder nach links, noch nach rechts zu schielen, trägt für mein Dafürhalten schon leicht autistische Züge…
Und mir geht’s hierbei ganz bestimmt nicht um’s „Abgrenzen“. Dies tat ich mit Vorliebe als junger Mensch, gebe ich ganz offen zu – und warum auch nicht? Dient nicht zuletzt auch einer Art von notwendiger Selbstfindung im Teenageralter. Ausserdem bekommt meine Umgebung schon recht schnell mit, was in Punkto Musik mit mir los ist, auch ohne daß ich mit meiner Plattensammlung oder meinen musikalischen Vorlieben grossartig hausieren gehen muß…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Herr RossiNein, aber der Porzellansammler wird es sicher bedauern, dass die Mehrheit seiner Mitmenschen keinen Sinn für qualitätvolles und ästhetisch ansprechendes Geschirr hat, obwohl das doch Dinge sind, die man ständig benutzt.
richtig, deshalb wird er auch ständig sagen: ich benutz das doch, ich bin kein Sammler!
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Sonic Juice
Das sind doch paradiesische Zustände!Ja, absolut. Außerdem gefielen ihm noch Element of Crime und Gomez. Mit den Smiths hat er anfangs nichts anfangen können, dann aber umso mehr.
Gäbe noch andere Beispiele, aber das Interessante ist dass diese Freunde keine Musikkenner sind. Das heißt, sie kennen nicht die Bedeutung von berühmten Werken der Rockmusik und urteilen deshalb ganz entspannt aus dem Bauch heraus. Manchmal sehr erfrischend.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Bender RodriguezWie bitte?
Isoliert sein „Ding“ durchziehen – und weder nach links, noch nach rechts zu schielen, trägt für mein Dafürhalten schon leicht autistische Züge…Ja, stimmt. Ich lese für mich. Ich esse (teile allerdings mein selbstbereitetes Essen mit Mitbewohneren) für mich. Ich schlafe für mich.
Ich bin ein Autist. Jetzt weiß ich es.--
FAVOURITES
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
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Dick Laurent.
Doch Dick, lohnt. Hau raus!
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How does it feel to be one of the beautiful people? -
Schlagwörter: Schallplattensammlung
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