Re: Vom Sinn und Nutzen der eigenen Plattensammlung

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ah-um

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Sammelleidenschaft halte ich für eine gesteigerte Form des Besitzenwollens. Und Besitz hängt nicht nur etymologisch mit Besessenheit zusammen. Besitz macht immer auch ein Stück weit unfrei/besessen. Insofern ist die Gegenüberstellung des Sammlers mit dem Pop-Bessessenen bei Gasser etwas unglücklich, auch wenn ich zu verstehen glaube, was er damit meint.

Den Sammler kennzeichnet, dass er Freude nicht nur aus dem Gebrauch des Gegenstandes (bei einer Schallplatte also: dem Anhören), sondern bereits aus ihrem Besitz selbst ziehen kann. Das Betrachten der Sammlung, die Pflege der Bestandsliste, das Herausziehen eines Exemplars, nur um es kurz in der Hand zu halten – all das hat sehr wenig mit Freude an der Musik, aber sehr viel mit der Freude am Besitz zu tun. Und ebendies kennzeichnet m.E. den Typus des Sammlers. Insofern ist es relativ egal, ob man Schallplatten, Briefmarken, Bierdeckel, Modellautos oder sonstwas sammelt.

Natürlich wird kaum jemand eine Platte nur wegen des Besitzenwollens erwerben – aber als Sammler eben auch nicht allein wegen des Hörenwollens. Ich selbst bin mittlerweile bei etwa 1600 Alben angelangt (ohne Gebranntes). Das ist schon längst mehr hörenswerte Musik als ich sie sinnvoll hörenderweise bewältigen kann. Trotzdem kaufe ich weiter. Und natürlich finden Dritte das dann oft etwas irritierend. Man muss da durchaus aufpassen und eine gewisse Distanz zu sich selbst bewahren, um nicht in komplett sonderbare Sphären abzudriften.

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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)