The Sound of German HipHop

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  • #10454283  | PERMALINK

    irrlicht
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    stormy-mondayDanke, Irrlicht. Jetzt weiss ich, wo ich hingehöre.

    Du weißt genau, wie der Absatz gemeint ist. Ich sehe hier einfach absolut kein Interesse an einer wirklichen Befassung mit dem Genre, sondern nur plumpes Rumgeeier. Wir können gerne intervallartig betonen wie doof doch dieser Bushido oder dieser Kollegah sind, dass sich Denis Cuspert dem Extremismus zuwandte und mehr – und dann? Wissen hier alle, sind aber weiterhin Einzelfälle.

     

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    #10454371  | PERMALINK

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    #10454385  | PERMALINK

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    #10454421  | PERMALINK

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    #10454437  | PERMALINK

    irrlicht
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    Schwierig. Ich mag Ben ja wirklich, aber empfand seinen Standpunkt in den letzten Jahren schon immer wieder als reichlich widersprüchlich (auch wenn ich seine Gedanken im Interview hier nicht in Frage stellen mag). Das beginnt beim Mighty Mo Battle zuletzt, zieht sich über den Doktor Dave/Tierstar Konflikt und endet bei der generellen Ausrichtung von RaM. Mich stört einfach, wenn man einerseits von Toleranz der Kunstform gegenüber kündet, homophobe und sexistische Äußerungen abfeiert, genauso wie Bashing gegen Türken, Polen etc., dann aber plötzlich kleinlaut und pikiert wird, wenn einer die N-Bombe droppt oder von jüdischen Invasoren im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts rappt. Ist alles dünnes Eis, im Rahmen von Battlerap muss man sich m.E. aber entscheiden, ob man nun das übliche „Ist doch nur Rap“ für sich vereinnahmt oder eben eine PC Debatte lostritt (was weitreichende Folgen hat, weil es genau darum ja geht: Den Gegner zu treffen). Da war mir Salomo stets einen Tacken zu hanebüchen – grenzwertig ists eben immer dann, wenn es einen selbst betrifft.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10454439  | PERMALINK

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    Danke @harry-rag und @irrlicht für die Erläuterungen und Einordnungen, vieles davon leuchtet mir ein. Manches bleibt mir aber unbegreiflich. Dies zum Beispiel:

    irrlicht Ich lebe lieber mit Gewalt, Prostitution, Sexismus direkt vor meinen Augen. Deutschland ist von einem Land, das wirklich tolerant wäre, ob es um Gender, Homosexualität oder Hautfarbe geht, noch Jahrzehnte entfernt. So zu tun, als wäre Gangster Rap die Eisspitze des Ekels, während man die fotogeshoppte Tageszeitung mit der lächelnden Blondine aufschlägt, ist, nun ja, nettestensfalls Eskapismus.

    (…)

    Mich stören Leute, denen es einen großen Scheißdreck um die Kunstform, die Menschen dahinter, die Szene, die Beweggründe geht, sondern die nur alle paar Monate einen Skandal nutzen, um ihre unreflektierten Ressentiments weiter zu füttern. Ansonsten findet absolut keine Auseinandersetzung statt und man redet mit jedem Beitrag gegen eine Backsteinwand. Beatrix von Storch Syndrom.

    Ich will mich mit offen und selbstgefaellig zur Schau gestelltem Sexismus nicht abfinden. Und dass subtilere Sexismen wie gephotoshoppte Frauenbilder oder Heidi Klums Zynismus-Show auch schlimm sind, ändert daran für mich nichts. Beides ist Teil desselben Problems. Und wir leben nun mal in einer Gesellschaft, wo an vielen Fronten Backlashs im Gange sind: aufgaerender Antisemitismus, Rassismus, Sexismus. Ich finde, dem muss man entgegentreten.

    Und ich möchte auch nicht alle, die jetzt staunend und empört erstmals zur Kenntnis nehmen, was bei Kollegah & Co so alles vorkommt, als Heuchler  bürgerliche Deppen oder gar Beatrix- von-Storch-Wiedergaenger schmaehen. Das kommt mir etwas unfair vor und auch ein bisschen wie ein Schuldumkehrtrick.

    --

    #10454449  | PERMALINK

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    Wie dem auch sei. Kollegah und Farid Bang scheinen die Weisheit wohl nicht gerade mit Löffeln gegessen zu haben, eher zu viel Eiweißpulver.  B-)

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    #10454457  | PERMALINK

    irrlicht
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    bullschuetz Ich will mich mit offen und selbstgefaellig zur Schau gestelltem Sexismus nicht abfinden. Und dass subtilere Sexismen wie gephotoshoppte Frauenbilder oder Heidi Klums Zynismus-Show auch schlimm sind, ändert daran für mich nichts. Beides ist Teil desselben Problems. Und wir leben nun mal in einer Gesellschaft, wo an vielen Fronten Backlashs im Gange sind: aufgaerender Antisemitismus, Rassismus, Sexismus. Ich finde, dem muss man entgegentreten.

    Ja und nein, würde ich sagen. Kollegah und Konsorten sind ein spezielles Pflaster – man muss sicher auch hier seine Ironiedetektoren anwerfen, aber letztlich wurde der Mann unlängst von seinem eigenen Image verschlungen. Ich finde ansonsten aber, dass „Sexismus“, gerade in der Kunst, noch mehr im HipHop, ein generell enorm komplexes Thema ist. Stockkonservative Geschlechterbilder finden sich überall, gerade auch in der Pop- und Rockmusik. Drollige Märchen von holden Mägden mit gülden Haar oder der nächste Schlagerschleim, der Frauen als dümmliche Püppchen stilisiert. Das ist ein riesen Thema und sicher eines, das man angehen muss. Im HipHop ist das alles mal mehr mal weniger codiert, sicherlich aber direkter in den Formulierungen, die Ermächtigung der unteren Schicht findet hier eben die vermeintlich richtigen Ziele (Reichtum, Frauen, Waffen). Ich habe grundsätzlich auch nichts gegen Gewaltfantasien und Aggression, die in der Kunst kanalisiert werden – mir ist es viel lieber, wenn irgendwelche Dorfgangster auf Papier irgendwelche Mütter umlegen (und dabei die nettesten Gesellen sind), als wenn es umgekehrt ist. Das kann man von Battlerap ja insbesondere lernen: Da sind Leute, die sich fünfzehn Minuten bis aufs Blut zerlegen und danach im Interview auf ein Bier anstoßen und sich des Lebens freuen. Künstler haben sicherlich eine Verantwortung, ich glaube die Intelligenz der Szene wird aber oft unterschätzt – ein Junge oder Mädel, das mit dem Kram aufwächst, weiß einen Track von 187 vermutlich tausend Mal besser zu deuten, als ein ü40 Tobi, der mal bei SPON nen Artikel liest und danach seinen väterlichgutgemeinten Intellekt sprechen lässt. Mit der reinen Analyse, mit der man auch an einen literarischen Text gehen würde, kommt man bei den ganzen, oft versteckten Codes innerhalb der Szene einfach nicht weiter, finde ich. Es gibt Unmengen an Lyrics, wo ich dir zu einem Songtext zwei, drei Seiten an Querverweisen schreiben könnte, vieles davon Zitate, Anspielungen, Huldigungen usw.

    Das kommt mir etwas unfair vor und auch ein bisschen wie ein Schuldumkehrtrick.

    Das sind sicher harte Worte, aber auch nicht ganz unberechtigt, wenn man sich die Verläufe in den letzten Jahren zu vergleichbaren Skandalen anschaut. Ich bin das Thema einfach mittlerweile etwas leid und trete die Stöckchen schon beim Anheben klein.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10454465  | PERMALINK

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    @bullschuetz:

    Und dass subtilere Sexismen wie gephotoshoppte Frauenbilder oder Heidi Klums Zynismus-Show auch schlimm sind, ändert daran für mich nichts.

    Wenn es speziell um Sexismus geht, habe ich mit Zeilen wie „Ich fick‘ dich so tief in dein Loch, dass mein Schwanz mit deinen Rippen flirtet. Ficksau, ich bums‘ dich in die Klinik! Bitch, Fresse! Bevor ich dir den Sack in den Mund presse.“ wenig Probleme. Lieder über Liebe und Sex interessieren mich aber auch meist nicht wirklich, es gibt spannendere Themen.
    Viel ekelhafter ist der Sexismus, der sich in Songs „für die Ladies“ äußert. Das sind dann meistens schmierige Schmusesongs oder irgendwas Halbgares für den Club, in der die Angebetete umsäuselt wird. Spätestens in Strophe 3 ist man dann bei Kleinfamilie und Beschützerposen. Als würden Frauen sich nur für Liebe und Tanzlokale interessieren – und als könnten sie ihr Leben alleine nicht auf die Reihe kriegen.
    Dieser Sexismus ist giftiger als jede Fäkalfickfantasie.

    --

    #10454467  | PERMALINK

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    @irrlicht:

    Da war mir Salomo stets einen Tacken zu hanebüchen – grenzwertig ists eben immer dann, wenn es einen selbst betrifft.

    Ich kann mit Ben Salomo als Künstler nichts anfangen und verfolge auch diese Cypher-Formate eher nicht. Er legt in dem Interview aber schon klar, dass es ein gesellschaftliches Problem ist – und keins, das aus der HipHop-Szene in die Gesellschaft getragen wird.
    Wenn er aber davon spricht, er sitze auf gepackten Koffern, lässt das alle Alarmglocken sirren.

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    #10454471  | PERMALINK

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    @rockart:

    Wie dem auch sei. Kollegah und Farid Bang scheinen die Weisheit wohl nicht gerade mit Löffeln gegessen zu haben, eher zu viel Eiweißpulver.

    Auch so ein gesamtgesellschaftliches Problem: Der Körper austrainiert, die Ernährung ausgewogen, die Klamotten stilsicher. Selbstoptimierung! Nur im Hirn die gleiche alte Scheiße.

    --

    #10454475  | PERMALINK

    irrlicht
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    harry-rag Wenn er aber davon spricht, er sitze auf gepackten Koffern, lässt das alle Alarmglocken sirren.

    Absolut, das hat mich auch schockiert. Ben wird da die Zeichen sicher etwas klarer wahrnehmen. Bestürzender Gedanke jedenfalls.

    Props ansonsten zu Deinem Beitrag davor.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #10454477  | PERMALINK

    Anonym
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    Hört mal in das neue Haze-Video rein, bevor es in der Diskussion untergeht. ;-)

    --

    #10454483  | PERMALINK

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    @stormy-monday

    Jetzt weiss ich, wo ich hingehöre.

    Zu den Leuten, die keinen guten Rap kennen? Das ändern wir jetzt.

    --

    #10454489  | PERMALINK

    stormy-monday
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    irrlicht…….vermutlich tausend Mal besser zu deuten, als ein ü40 Tobi, der mal bei SPON nen Artikel liest und danach seinen väterlichgutgemeinten Intellekt sprechen lässt.

    Du kannst das nicht lassen, ne?

    Weisst Du, wenn ich jetzt mit gleicher Münze zurückzahle, muss ich halt rauslassen, dass ich schon HipHop oder Rap gehört habe, als Du noch in der Suppenschüssel rumgeschwommen bist. Die „Last Poets“ waren via „Performance“- Soundtrack der Einstieg Mitte der 70-er,  von Grandmaster Flash holte ich mir pressfrisch die ersten 3 Maxis. Run DMC, LL Cool J, Publik Enemy  und dergleichen Old Skool, alles im Regal, im Monat der Erscheinung gekauft. Und den „Copkiller“, ja, der war ja so war ja so aufregend fresh und kriegte gleich die Zensur an den Hals. Ein Kumpel aus Cottbus hat mich ständig mit dem heissesten Mixtape- Scheiss versorgt. Nur, so allmählich wurde mir das zu explizit, zu dämlich, was Gewaltverherrlichung, Homophobie, Sexismus, Du kennst die Themen, angeht. Nicht mein Menschenbild, und es gab ja Alternativen wie De La Soul oder Arrested Development, die dagegenhielten. Darüber hinaus war nicht alles schlecht, Cypress, Beasties, Tribe called Quest, alles klasse. Als die Ballereien zwischen East- und Westcoast losgingen, war ich fast schon raus, eine selbsterfüllende Prophezeihung? Und musikalisch war mir das meiste einfach zu uninteressant. Ein paar Sachen sind über die Jahre noch dazugekommen, Eminem, Lamar, aber kicken, so richtig kicken, tut mich das auch nicht. Und auch nix von dem, was Ihr hier verlinkt, das ich mir ohne Kommentar anhöre und von dem ich manchmal noch die Texte nachlese. Traurig, was sich da oft tut und menschenverachtend. Und bestimmt nicht das Programm für eine bessere Welt.

    Wer „Me and the Devil“ von Robert Johnson kennt, hat alles gehört.

    Edit: Wenn es speziell um Sexismus geht, habe ich mit Zeilen wie „Ich fick‘ dich so tief in dein Loch, dass mein Schwanz mit deinen Rippen flirtet. Ficksau, ich bums‘ dich in die Klinik! Bitch, Fresse! Bevor ich dir den Sack in den Mund presse.“ wenig Probleme.
    So was meine ich, Harry. Ganz toll.

     

    zuletzt geändert von stormy-monday

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