THE BEATLES – Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band

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  • #2082975  | PERMALINK

    otis
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    Registriert seit: 08.07.2002

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    Kann Belsazar bzgl. Pepper nicht zustimmen. Was heißt hier „reiner Pop“? War es nicht. Es war und sollte sein: Avantgarde im Pop-Bereich.
    Man bedenke, die Fab waren eine Art Boygroup gewesen mit ungeheurer Breitenwirkung. Die erste ihrer Art, die erfolgreichste und beste. Sie haben ihren gehörigen Teil zu einer weiteren Selbstentdeckung der Teenager beigetragen. Dann wurden diese älter, sie selbst wurden älter und, wie das mit solchen Gruppen so ist, sie halten nur für ein paar Jahre, was sie versprechen. Um von den Älteren noch akzeptiert zu werden, mussten sie mehr bringen als Revolver, was damals m.W. noch keineswegs diesen Stellenwert hatte. Ich selbst war zu Peppers Erscheinen erst 14 Jahre, aber ich hörte, wie die Älteren den Beatles nichts mehr zutrauten, für sie waren andere die Stars, Cream, Hendrix, Who, Kinks und die Stones natürlich. Viele rümpften also die Nase.
    Pepper war ein Bemühen um Anerkennung in einer mittlerweile veränderten Pop-Welt, darum, die Führungsrolle wiederzugewinnen. Das macht es ja auch irgendwie tragisch, dass Wilson dieses Album so wichtig genommen haben soll. Er hätte es doch partout nicht nötig gehabt.
    Es ist Pepper mit Sicherheit nicht vorzuwerfen, dass es diesen Anspruch hatte, aber die Fab sind in meinen Ohren in vieler Hinsicht daran gescheitert. Nach meinem Eindruck und meiner Erinnerung wuchs das Album erst so richtig in der Gunst der Kritiker, als sie noch zwei einigermaßen respektierte Alben nachlegten. Das Weiße ließ wirklich aufhorchen, andere aber noch mal mächtig die Nase rümpfen, und Abbey Road versöhnte viele Kritiker irgendwie. Es hatte was Erwachsenes. So meine Erinnerung, aber ich war noch recht jung damals.
    Was Pepper von vornherein konterkarierte, waren die beiden Singles von 67. Das „Avantgardistische“ war bei Hello Goodbye partotut nicht mehr zu hören, also war alles nur Spaß gewesen, oder wie?
    Und die Gechichte um All You Need Is love vom Sommer ist bekannt, wie es mit Riesenbohei in der ersten weltumfassenden Satelliten-Sendung uraufgeführt wurde und wir einfach sprachlos waren ob dieser naiven Schlichtheit.
    So einfach, wie oben geschrieben, scheint mir das also mit dem reinen Pop nur aus der späteren Sicht zu sein. Edit: Aber das war ja auch wohl meine Eingangsfrage, merke ich gerade. ;-)

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    #2082977  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 92,236

    otisSie haben ihren gehörigen Teil zu einer weiteren Selbstentdeckung der Teenager beigetragen. Dann wurden diese älter, sie selbst wurden älter und, wie das mit solchen Gruppen so ist, sie halten nur für ein paar Jahre, was sie versprechen. Um von den Älteren noch akzeptiert zu werden, mussten sie mehr bringen als Revolver, was damals m.W. noch keineswegs diesen Stellenwert hatte. Ich selbst war zu Peppers Erscheinen erst 14 Jahre, aber ich hörte, wie die Älteren den Beatles nichts mehr zutrauten, für sie waren andere die Stars, Cream, Hendrix, Who, Kinks und die Stones natürlich. Viele rümpften also die Nase.

    Das muß aber nicht zwingend etwas mit der Musik de Beatles zu tun gehabt haben. Bei Teenagern ist immer wieder zu beobachten, daß die Musik, welche sie im letzten Jahr noch großartig fanden nun nicht mehr interessant ist und sie sich neuem zuwenden. Neuen Bands, die nicht mit der Musik identifiziert werden, die man vielleicht noch vor zwei, drei oder vier Jahren gehört hat. Die Cream waren da natürlich völlig unvorbelastet und konnten als cool gelten, eben weil sie nicht schon seit ’63 „Komm-Hab-Mich-Doch-Bitte-Lieb-Lieder“ gespielt haben. Gleiches gilt – natürlich – für Hendrix, Pink Floyd (wobei ich nicht weiß, ob diese ’67 bereits von der Jugend wahrgenommen wurden) und natürlich die amerikanischen Bands wie den Doors, Seeds oder Love. Genannte Interpreten konnten gleich mit der „abgefahrenen“ Musik anfangen und hatten nicht die Hypothek, Teil der Brit-Invasion und – noch viel „schlimmer“ – Everybody’s Darlings gewesen zu sein. Der siebzehnjährige Musikhörer hatte doch Ende 1966 oder 1967 noch die kreischenden Teenager bei Beatles-Konzerten vor Augen und war vor allem deshalb etwas auf Distanz gegangen. Auf einmal war es cool, die Beatles nicht mehr cool zu finden. Die hörte ja sowieso jeder, jeder fand sie toll und die wirklich spannenden Sachen wurden sowieso von anderen Bands gemacht.

    Klar gab es Gründe, ab 1967 andere Bands mehr zu mögen, die Cream hatten für die damalige Zeit einen großartigen Gitarristen und einen noch großartigeren Drummer, deren Musik war neu, etwas wie Hendrix hatte es nicht mal ansatzweise vorher gegeben und die Stones sangen „Let’s Spend The Night Together“ so direkt sind die Beatles zu dieser Zeit nicht gewesen. Natürlich nicht.

    Ich glaube, von denen die Sgt. Pepper’s schon damals nicht mochten haben die einen es nicht gemocht, weil es ein Beatles-Album war (und deshalb uncool) und die anderen, weil es eine Abkehr von der bisherigen Beatles-Musik war, die Zeiten des Beat (obwohl es meines Erachtens bis ’69 noch Singles in der UK-Hiparade gab, die man als „Beat“ bezeichen kann) waren ab da bei den Beatles absolut vorbei. Vor ein paar Seiten wurde die These geäußert, daß Sgt. Pepper’s von einer unbekannten Band herausgebracht, wenig bis keinerlei Beachtung gefunden hätte. Ich glaube, es ist genau umgekehrt, Sgt. Pepper’s veröffentlicht von einer weniger durch den ganzen Rummel der Beatlemania vorbelasteten Band, wäre weniger kritisch beäugt, wäre mehr gemocht worden. Auch bei denjenigen, die aus dem Lager der „Beatles-Möger“ kamen.

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    #2082979  | PERMALINK

    daniel_belsazar

    Registriert seit: 19.04.2006

    Beiträge: 1,253

    otisKann Belsazar bzgl. Pepper nicht zustimmen. Was heißt hier „reiner Pop“? War es nicht. Es war und sollte sein: Avantgarde im Pop-Bereich.

    Auch Avantgarde-Pop, was immer das sein mag, kann ja reiner Pop sein, ja, ist es, je nach Verständnis, sogar geradezu zwangsläufig. Sgt. Pepper war sicher Avantgarde als Maßstab der produktionstechnischen Möglichkeiten (und damit poptechnisch durchaus führend), im emphatischen künstlerischen Sinne wohl eher nicht. (Vergleichbare Alben wären bspw. Dark Side of the Moon oder Thriller. Je nach individueller Rezeption schrecklich bis grauenhaft, aber trotzdem musiktechnisch maßstäblich.)

    Doch was es sein sollte, ist für das, was es ist, ohnehin eher eine Randnotiz. Ich spare mir Erläuterungen hinsichtlich Motivation und Selbsteinschätzung von Künstlern und Beurteilung von Kunststwerken, da ich bei dir und zumindest den meisten anderen von einer grundlegenden Kenntnis solcher Diskussionen ausgehe. Andernfalls frag‘ noch mal nach.

    Was Pepper nach wie vor auf jeden Fall war und ist: Perfekter Pop auf der Höhe der damaligen Studio- und Produktionstechnik. Wenn ich zurückblicke, war für mich die Perfektion der Arrangements, der Übergang der Lieder ineinander etc., ausschlaggebend, es öfter zu hören (im Alter von etwa zwischen 10 und 15 Jahren) – natürlich ohne dass es ich es damals hätte formulieren können. Da hat’s einfach Spaß gemacht. Ich kann insofern verstehen, wenn das anderen zu anderen Zeiten auch so geht.

    otis Man bedenke, die Fab waren eine Art Boygroup gewesen mit ungeheurer Breitenwirkung. Die erste ihrer Art, die erfolgreichste und beste.

    Sie waren es mit Sgt. Pepper erst recht. Die Platte erreichte noch am Veröffentlichungstag Goldstatus und steht bis heute laut dem deutschen Wiki-Artikel u.a. an zweiter Stelle der meistverkauften Alben im UK. Misserfolg sieht anders aus, auch wenn …

    otis… die Älteren den Beatles nichts mehr zutrauten ….

    .

    Irgendwer hat es dann schließlich doch gekauft. Nach Zahlen gesehen, sogar ziemlich viele. Da waren bestimmt auch ein paar Ältere dabei. Zutrauen ist offensichtlich kein kaufentscheidendes Kriterium.

    Aber Spaß beiseite: Die Zeitzeugenschaft kann immer interessante Fußnoten zu Themen bieten, ist aber sicher kein ausreichender Gradmesser zur Beurteilung eines Kunstwerkes und seiner Wirkung.

    Noch eine grundsätzliche Bemerkung zur Wirkungsgeschichte. Sgt. Pepper für Prog-Rock verantwortlich zu machen, ist ziemlicher Nonsense. Ironischerweise macht es das Album sogar größer, als es wirklich ist, weil es ihm eine unangemessene musikalische Bedeutung zuschreibt und damit einem Mythos Vorschub leistet. Selbst als Vorläufer ist es aufgrund der kindlichen Popstimmung nur sehr vermittelt und mit Verbiegungsanstrengungen zu sehen. Konzeptalben, zusammenhängende Werke lagen zu der Zeit einfach in der Luft (siehe u.a. Pet Sounds, S.F. Sorrow, Odgens). Da war es nur eine Frage der Zeit, bis Musiker auf die Idee von Symphonien und Opern etc. im Rock/Pop-Idiom kamen. Das wäre auch ohne Sgt. Pepper gekommen, und zwar ohne jede Abstriche.

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    #2082981  | PERMALINK

    pipe-bowl
    Moderator
    Cookie Pusher

    Registriert seit: 17.10.2003

    Beiträge: 72,152

    @daniel B.: :bier:

    Gelungene Beschreibung und Interpretation mit den m.E. richtigen Schlussfolgerungen.

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    there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
    #2082983  | PERMALINK

    beatlebum

    Registriert seit: 11.07.2002

    Beiträge: 8,107

    otis
    Und die Gechichte um All You Need Is love vom Sommer ist bekannt, wie es mit Riesenbohei in der ersten weltumfassenden Satelliten-Sendung uraufgeführt wurde und wir einfach sprachlos waren ob dieser naiven Schlichtheit.

    All you need is love
    Interpret: The Beatles
    Jahr: 1967
    „All you need is love“ war sozusagen eine Auftragskomposition. John Lennon ist sich in Nachhinein zwar nicht ganz sicher gewesen, ob er das Lied neu geschrieben hat, oder Material verwendet hat, das sowieso gerade in Arbeit war. Der Auftrag war auf jeden Fall, für „Our World“, die erste Fernsehsendung, die live über Satellit übertragen wurde, und somit in 24 Ländern schätzungsweise von 300 – 400 Millionen Menschen gesehen werden konnte, einen Song zu komponieren und damit England zu vertreten. Teil der Aufgabe war damit auch, einen Text zu schreiben, der sozusagen universell verständlich war.
    Diese Aufgabe hat Lennon sicherlich grandios gelöst. In Erinnerung sind die Bilder der Beatles als lebende Litfasssäulen, die diese Botschaft – dass wir nur die Liebe brauchen – in viele Sprachen übersetzt in die Welt hinaustrugen.
    Vielleicht war es diese Idee des Völkerumspannenden, Weltverbindenden, die George Martin, den Produzenten der Beatles, dazu brachte, in das Stück am Anfang und Schluss verschiedene Zitate europäischer und amerikanischer Musik einzuflechten. Er tat das am Schluss in der für ihn typischen Collagetechnik und ohne die aktive Beteiligung der Beatles.
    Am Anfang hören wir die ersten drei Takte der französischen Nationalhymne, der Marseillaise. Am Schluss sind in die Klangcollage verschiedene Fetzen von fremden und beatleseigenen Musiktiteln eingebettet. Dies wären im einzelnen in der Reihenfolge des Auftretens:

    * Johann Sebastian Bach: Zweistimmige Invention für Klavier, F-Dur, BWV 779, hier allerdings von einer Trompete gespielt.
    * Joe Garland: „In the mood“ in der durch Glenn Miller bekannten Version. Es handelt sich dabei um die Einleitungstakte vor dem eigentlichen Thema im Saxophonsatz.
    * „She loves you“, ein früher Hit der Beatles
    * „Yesterday“
    * „Greensleeves“, ein altes englisches Volkslied als einstimmige Streichermelodie

    Mit diesem Song schrieben die Beatles wahrscheinlich ungewollt eine der Hymnen der Love and Peace-Generation, deren Lebensgefühl sie mit der Refrainzeile voll trafen.

    © 2003 by Jochen Scheytt

    http://www.jochenscheytt.de/popsongs/allyouneedislove.html

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    Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.
    #2082985  | PERMALINK

    mikko
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    @clau

    Pink Floyd waren 1967 die Attraktion in London und wurden von der Jugend durchaus wahrgenommen; sogar hier in Deutschland. Immerhin hatten sie zwei Hits in 67. Zunächst „Arnold Layne“ und dann den noch größeren Hit „See Emily Play“.
    Und dass Pepper als Platte einer anderen unbekannten Band keinen so großen Erfolg gehabt hätte, ist natürlich völlig hypothetisch und imgrunde auch keinen Gedanken wert. Denn in einem solchen Falle wäre es eben nicht die gleiche Platte.

    Zur Diskussion um die Wirkung von „Sgt. Pepper“:

    Man kann die LP sicher nicht linear für den Progrock der frühen 70er Jahre verantwortlich machen. Aber zu den Wegbereitern der folgenden Entwicklung in der Popmusik zählt sie ganz sicher. Und auch an der Kritik wie sie von Billy Childish (und übrigens auch anderen Vertretern eines urwüchsigen und eher bodenständigen Rock’n’Roll) geäußert wird, ist etwas dran. Wobei ja drolligerweise gerade auch die Beatles selbst Anfang 1968 mit „Lady Madonna“ zum ursprünglichen Rock’n’Roll zurückkehrten. Übrigens nicht als einzige. Es gab ein regelrechtes kleines Rock’n’Roll Revival, u.a. als Reaktion auf die psychedelischen Überspanntheiten des „Summer of Love“. Allerdings war das nicht von nachhaltiger Dauer. Wie Daniel B. schon ganz richtig schrieb lagen Konzeptalben und Grenzüberschreitungen Richtung Klassik, Jazz und Avantgarde einfach in der Luft am Ende der Sixties. Aber dafür, dass sich viele Popmusiker trauten, diese Wege zu beschreiten, ist der Erfolg von „Sgt. Pepper“ ganz sicher mit ein wichtiger Grund.

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    #2082987  | PERMALINK

    clau
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    Mikko@Clau

    Pink Floyd waren 1967 die Attraktion in London und wurden von der Jugend durchaus wahrgenommen; sogar hier in Deutschland. Immerhin hatten sie zwei Hits in 67. Zunächst „Arnold Layne“ und dann den noch größeren Hit „See Emily Play“.
    Und dass Pepper als Platte einer anderen unbekannten Band keinen so großen Erfolg gehabt hätte, ist natürlich völlig hypothetisch und imgrunde auch keinen Gedanken wert. Denn in einem solchen Falle wäre es eben nicht die gleiche Platte.

    Das Pink Floyd in London hoch gehandelt wurden, ist mir klar. Mir ging es um die Wahrnehmung bei der breiten Masse der Musikhörerschaft. Das Pink Floyd auch ’67 hier schon wahrgenommen wurden war mir bisher nicht klar, erklärt aber, warum Sgt. Pepper’s einigen nicht „erwachsen“ genug geklungen hat. Danke für die Info.

    Ich gehe mit Dir konform, was die Gedankengänge ohne Wert angeht. Den Gedanken mit der anderen Band habe ich von tops aufgegriffen, der meinte, daß Sgt. Pepper’s von einer unbekannten Band aufgenommen keine Bedeutung gehabt hätte (sinnentsprechend). Desweiteren hat er ja in den Raum gestellt Sgt. Pepper’s habe zur negativen Entwcklung der Musik beigetragen und „dem Rock’n’Roll beinahe den Garaus“ gemacht. Das ist natürlich Tinnef und in der Tat keinen Gedanken wert.

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    #2082989  | PERMALINK

    mikko
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    Registriert seit: 15.02.2004

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    Den letzten Gedanken vom „dem Rock’n’Roll den Garaus machen“ halte ich nicht für so abwegig. Das wird wie gesagt nicht nur von tops oder Billy Childish so gesehen. Auch Billy Miller z.B. (The A-Bones, Norton Records Mitinhaber) hat sich in einer Diskussion mal ähnlich geäußert. Danach hat „Sgt. Pepper“ eben durch seinen Erfolg, auch den im Feuilleton großer Zeitungen, die über Popmusik sonst höchstens unter „Vermischtes“ schrieben, den Weg bereitet für eine Entwicklung, die letztlich immer weiter weg führte vom Rock’n’Roll eines Chuck Berry, Little Richard oder des jungen Elvis.

    Aber auch musikalisch führte Pepper letztlich in eine Sackgasse. Die Beatles haben zuvor viele bessere und stimmigere Songs geschrieben. Auch wenn Pepper insgesamt ganz gut funktioniert und ein paar hübsche Kindermelodien enthält, rein musikalisch ist es wirklich kein großer Wurf (Ausnahme „A Day In The Life“), jedenfalls nach Beatles Standards.

    Die für damalige Verhältnisse aufwändige Produktion war natürlich das Besondere und Neue daran. Und es war dann auch diese Produktionsweise und -technik, die Maßstäbe setzte für die Popmusik. Was dazu führte, dass Schallplatten plötzlich kaum noch live reproduzierbar waren. Die Beatles hatten ja konsequenterweise schon kurz nach dem Erscheinen von „Revolver“ aufgehört, live zu spielen. (Auch wenn das nicht nur technische Gründe hatte.) Rock’n’Roll ist aber zuallererst Livemusik. Insofern ist die Schlussfolgerung vom Tod des Rock’n’Roll durch die Wirkung von „Sgt. Pepper“ so abwegig nicht.

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    #2082991  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

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    Ich halte diese Sichtweise für völlig abwegig. Die Beatles haben doch danach selbst noch Rock’n’Roll gemacht.

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    #2082993  | PERMALINK

    mikko
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    Moderator / Juontaja

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    ClauIch halte diese Sichtweise für völlig abwegig. Die Beatles haben doch danach selbst noch Rock’n’Roll gemacht.

    Das Eine hat aber mit dem Anderen nichts zu tun, Clau. Die Wirkung von „Sgt. Pepper“ haben sich die Beatles doch nicht vorher überlegt oder sie gar geplant.

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    #2082995  | PERMALINK

    daniel_belsazar

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    MikkoDie für damalige Verhältnisse aufwändige Produktion war natürlich das Besondere und Neue daran. Und es war dann auch diese Produktionsweise und -technik, die Maßstäbe setzte für die Popmusik. Was dazu führte, dass Schallplatten plötzlich kaum noch live reproduzierbar waren. …. Rock’n’Roll ist aber zuallererst Livemusik. Insofern ist die Schlussfolgerung vom Tod des Rock’n’Roll durch die Wirkung von „Sgt. Pepper“ so abwegig nicht.

    JA, aber … das ist nicht „Schuld“ von Sgt. Pepper, sondern der studiotechnischen Möglichkeiten der Zeit, deren zu der Zeit höchster Ausdruck eben das Album war. Auch ohne Sgt. Pepper hätte sich die technische Entwicklung entsprechend niedergeschlagen, dann wäre es eben ein anderes Album gewesen, meinetwegen Smile.

    Insofern ist die Schlussfolgerung zwar so abwegig nicht, aber letztlich doch ziemlich kindisch.

    Und wie wir alle wissen, riecht Rock’n’Roll zwar ein bisschen streng, ist aber Sgt. Pepper zum Trotz immer noch nicht tot. ;-)

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    #2082997  | PERMALINK

    mikko
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    Hab ich auch nirgends behauptet, dass Pepper Schuld sei. Ich habe nur die Schlussfolgerungen einiger Pepper Kritiker zusammengefasst und wiedergegeben. Man braucht halt immer ein schönes klares Feindbild. Die Beatles und Pepper bieten sich da ganz gut an. ;-)

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    #2082999  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

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    Daniel_Belsazar
    Noch eine grundsätzliche Bemerkung zur Wirkungsgeschichte. Sgt. Pepper für Prog-Rock verantwortlich zu machen, ist ziemlicher Nonsense. Ironischerweise macht es das Album sogar größer, als es wirklich ist, weil es ihm eine unangemessene musikalische Bedeutung zuschreibt und damit einem Mythos Vorschub leistet. Selbst als Vorläufer ist es aufgrund der kindlichen Popstimmung nur sehr vermittelt und mit Verbiegungsanstrengungen zu sehen. Konzeptalben, zusammenhängende Werke lagen zu der Zeit einfach in der Luft (siehe u.a. Pet Sounds, S.F. Sorrow, Odgens). Da war es nur eine Frage der Zeit, bis Musiker auf die Idee von Symphonien und Opern etc. im Rock/Pop-Idiom kamen. Das wäre auch ohne Sgt. Pepper gekommen, und zwar ohne jede Abstriche.

    Bravo!

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    #2083001  | PERMALINK

    clau
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    Registriert seit: 18.03.2005

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    MikkoDas Eine hat aber mit dem Anderen nichts zu tun, Clau. Die Wirkung von „Sgt. Pepper“ haben sich die Beatles doch nicht vorher überlegt oder sie gar geplant.

    Verstehe ich nicht, erst sind die Beatles für den Garaus des Rock’n’Roll verantwortlich. Wenn ich entgegne, daß die Beatles nach Sgt. Pepper’s selbst noch Rock’n’Roll gemacht haben – es also keinesfalls einen Garaus gegeben hat – hat das Eine mit dem Anderen nichts mehr zu tun. Ich bitte um Aufklärung.

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    #2083003  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    ClauVerstehe ich nicht, erst sind die Beatles für den Garaus des Rock’n’Roll verantwortlich. Wenn ich entgegne, daß die Beatles nach Sgt. Pepper’s selbst noch Rock’n’Roll gemacht haben – es also keinesfalls einen Garaus gegeben hat – hat das Eine mit dem Anderen nichts mehr zu tun. Ich bitte um Aufklärung.

    Ach Clau, die Dinge sind halt nicht einfach schwarz/weiß. Die Beatles sind doch nicht persönlich haftbar zu machen für Dinge, die andere nach dem Hören ihrer Platten veranstalten. Und dass „Sgt. Pepper“ möglicherweise den Tod des Rock’n’Roll befördert, hindert doch John, Paul, George & Ringo nicht, ihn selbst weiter zu spielen. Stehst Du auf der Leitung, Clau? Oder drücke ich mich wirklich so schwer verständlich aus?

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