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otisSie haben ihren gehörigen Teil zu einer weiteren Selbstentdeckung der Teenager beigetragen. Dann wurden diese älter, sie selbst wurden älter und, wie das mit solchen Gruppen so ist, sie halten nur für ein paar Jahre, was sie versprechen. Um von den Älteren noch akzeptiert zu werden, mussten sie mehr bringen als Revolver, was damals m.W. noch keineswegs diesen Stellenwert hatte. Ich selbst war zu Peppers Erscheinen erst 14 Jahre, aber ich hörte, wie die Älteren den Beatles nichts mehr zutrauten, für sie waren andere die Stars, Cream, Hendrix, Who, Kinks und die Stones natürlich. Viele rümpften also die Nase.
Das muß aber nicht zwingend etwas mit der Musik de Beatles zu tun gehabt haben. Bei Teenagern ist immer wieder zu beobachten, daß die Musik, welche sie im letzten Jahr noch großartig fanden nun nicht mehr interessant ist und sie sich neuem zuwenden. Neuen Bands, die nicht mit der Musik identifiziert werden, die man vielleicht noch vor zwei, drei oder vier Jahren gehört hat. Die Cream waren da natürlich völlig unvorbelastet und konnten als cool gelten, eben weil sie nicht schon seit ’63 „Komm-Hab-Mich-Doch-Bitte-Lieb-Lieder“ gespielt haben. Gleiches gilt – natürlich – für Hendrix, Pink Floyd (wobei ich nicht weiß, ob diese ’67 bereits von der Jugend wahrgenommen wurden) und natürlich die amerikanischen Bands wie den Doors, Seeds oder Love. Genannte Interpreten konnten gleich mit der „abgefahrenen“ Musik anfangen und hatten nicht die Hypothek, Teil der Brit-Invasion und – noch viel „schlimmer“ – Everybody’s Darlings gewesen zu sein. Der siebzehnjährige Musikhörer hatte doch Ende 1966 oder 1967 noch die kreischenden Teenager bei Beatles-Konzerten vor Augen und war vor allem deshalb etwas auf Distanz gegangen. Auf einmal war es cool, die Beatles nicht mehr cool zu finden. Die hörte ja sowieso jeder, jeder fand sie toll und die wirklich spannenden Sachen wurden sowieso von anderen Bands gemacht.
Klar gab es Gründe, ab 1967 andere Bands mehr zu mögen, die Cream hatten für die damalige Zeit einen großartigen Gitarristen und einen noch großartigeren Drummer, deren Musik war neu, etwas wie Hendrix hatte es nicht mal ansatzweise vorher gegeben und die Stones sangen „Let’s Spend The Night Together“ so direkt sind die Beatles zu dieser Zeit nicht gewesen. Natürlich nicht.
Ich glaube, von denen die Sgt. Pepper’s schon damals nicht mochten haben die einen es nicht gemocht, weil es ein Beatles-Album war (und deshalb uncool) und die anderen, weil es eine Abkehr von der bisherigen Beatles-Musik war, die Zeiten des Beat (obwohl es meines Erachtens bis ’69 noch Singles in der UK-Hiparade gab, die man als „Beat“ bezeichen kann) waren ab da bei den Beatles absolut vorbei. Vor ein paar Seiten wurde die These geäußert, daß Sgt. Pepper’s von einer unbekannten Band herausgebracht, wenig bis keinerlei Beachtung gefunden hätte. Ich glaube, es ist genau umgekehrt, Sgt. Pepper’s veröffentlicht von einer weniger durch den ganzen Rummel der Beatlemania vorbelasteten Band, wäre weniger kritisch beäugt, wäre mehr gemocht worden. Auch bei denjenigen, die aus dem Lager der „Beatles-Möger“ kamen.
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How does it feel to be one of the beautiful people?