Scott Walker

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  • #513267  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    „Theatralisch“ hat keine negative Konnotation. Das Wort kann nichts dafür, daß das Theater nichts mehr taugt.

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    #513269  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Laut Duden:

    Bedeutungsübersicht:
    1. das Theater, die Schauspielkunst betreffend
    2. in seinem Gehaben, seinen Äußerungen gespreizt-feierlich, pathetisch

    Synonyme zu theatralisch:
    gekünstelt, geziert, gezwungen, unecht, unnatürlich; (bildungssprachlich) affektiert; (abwertend) geschwollen, gespreizt, hochtrabend, salbungsvoll, schwülstig; (oft abwertend) pathetisch; (bildungssprachlich abwertend) manieriert

    In dem Zusammenhang, in dem Roseblood den Begriff benutzt hat, würde ich ihn schon als eindeutig abwertend betrachten. Gemeint war es so allemal.

    --

    #513271  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Mit „schwülstig“ wird es natürlich übel, theatralisch finde ich Walker aber auch.

    --

    #513273  | PERMALINK

    itasca64

    Registriert seit: 07.07.2007

    Beiträge: 2,636

    wohlklang“Theatralisch“ hat keine negative Konnotation. Das Wort kann nichts dafür, daß das Theater nichts mehr taugt.

    Nur am Rande: Sehe ich anders.
    Die übliche Auffassung von ‚theatralisch‘ dürfte wohl übertrieben in Gestik und Verhalten sein. Und damit – für mich – klar negativ belegt.

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    .
    #513275  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 81,041

    wohlklangMit „schwülstig“ wird es natürlich übel, theatralisch finde ich Walker aber auch.

    Theatralisch im Sinne von „inszeniert“?

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    Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen soll
    #513277  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Im Sinne von verdichtet.

    --

    #513279  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,444

    kramerTheatralisch? Du verdienst es gar nicht, Scott Walker hören zu dürfen.

    Wobei ich die Wahrnehmung schon nachvollziehen kann.

    So sehr ich Scott Walker schätze, ist das Frühwerk für mich bis heute ein Bild mit zwei Seiten geblieben. Es gibt kaum Musiker, die derart intensiv und perfektionistisch zu Werke gehen, ich kann daher verstehen, was Dich dazu treibt, „von Genialität geprägt“ zu berichten.

    Aber ein Teil bleibt mir dennoch verwehrt: Scott Walker ist für mich selten wirklich spürbar. Das mag einerseits daran liegen, dass nicht wenige Titel dieser Zeit aus der Feder von Brel stammen (und ich finde das widerum spürt man sofort, selbst wenn man nur einmal „Amsterdam“ oder „Au suivant“ lauscht. Obwohl ich wenig von Brel kenne, steht er mir letztlich deutlich näher), zum anderen nehme ich Walker aber auch sonst selten wirklich wahr. Für mich ist die Tetralogie ein Musterbeispiel für Grandiosiät im Umgang mit Arrangements und Klangfarben, für eine große Gabe Songs beispiellos zu interpretieren, auch für eigenes kongeniales Songwriting – aber selten für eine Persönlichkeit aus der Kunst heraus. Irgendetwas an der Interpretation reibt sich für mich und wirft immer wieder Fragen auf, vielleicht einfach, weil Walker einerseits textlich sehr intensiv ist (in vielen Fällen zumindest), aber mir die Arrangements dabei letztlich zu sauber, zu perfektionistisch, zu distanziert betrachtet, im Grunde zu leblos bleiben. Ich habe eben nochmal „Ne me quitte pas“ gehört und danach kommt einfach nichts mehr. Das ist Herzblut in Reinform.

    Anders gesagt: Für mich steckt im Späten, in einem simplen „I opened the window/Then I opened my hand“, das nur von mahnenden Trommeln begleitet wird, mehr von Walkers Persönlichkeit, als in den ersten vier Großwerken zusammengenommen. Warum auch immer.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #513281  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,223

    @roseblood: Walkers Gesangsstil finde ich eigentlich recht kontrolliert und umsichtig. Wolfgang hat mal geschrieben, Walker klänge oft etwas besorgt, das trifft es ganz gut. Seine Stimme trägt natürlich, aber er singt nicht vordergründig effektvoll oder wie jemand, der sich völlig gehen lässt. Wenn man aus der Folk- und Garage-Ecke kommt, sind die Arrangements seiner 60s-Aufnahmen natürlich ungewohnt opulent und ausdifferenziert. Aber achte mal auf Scotts Gesang, der ist nicht schwülstig.

    PS: Wahrscheinlich ist das, was Irrlicht schreibt, die gleiche Beobachtung von einem anderen Standpunkt aus.

    --

    #513283  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    IrrlichtFür mich steckt im Späten, in einem simplen „I opened the window/Then I opened my hand“, das nur von mahnenden Trommeln begleitet wird, mehr von Walkers Persönlichkeit, als in den ersten vier Großwerken zusammengenommen. Warum auch immer.

    1. Woher meinst Du Walkers Persönlichkeit zu kennen?

    2. Warum ist Dir das Durchscheinen seiner Persönlichkeit, das Du in dem oben erwähnten Track zu hören meinst, für Deine Rezeption und Wertschätzung so wichtig?

    Ich denke, Du machst es Dir wieder einmal zu schwer und begegnest Walker viel zu verkopft. Hör Dir nochmal „Montague Terrace In Blue“ an. Oder „In My Room“ von den Walker Brothers. Bessere Popmusik gibt es in meinen Ohren nicht. Was ist daran „zu distanziert“ oder gar „leblos“? Ein Hang zum Perfektionismus (den ich hier nicht hören kann) ist doch erst einmal nichts Negatives, so lange er nicht in uninspiriertem Gedudel à la Toto oder Phil Collins gipfelt, was dann nur noch die Zurschaustellung emotionsloser Technik ist. Bei Walker aber geht es um existenzielle Gefühle und die sind nicht selten überwältigend.

    --

    #513285  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    IrrlichtAnders gesagt: Für mich steckt im Späten, in einem simplen „I opened the window/Then I opened my hand“, das nur von mahnenden Trommeln begleitet wird, mehr von Walkers Persönlichkeit, als in den ersten vier Großwerken zusammengenommen. Warum auch immer.

    „Clara“ ist ein Meisterwerk – für diesen einen Track würde ich ohne zu zögern Scott und Scott 2 hingeben.

    --

    To Hell with Poverty
    #513287  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,444

    kramerBei Walker aber geht es um existenzielle Gefühle.

    Natürlich. Und Scott Walker ist auch weit entfernt von Toto oder Phil Collins, von Affektiertem und leerem Schönklang. Das meinte ich aber auch nicht.

    Aber etwas passt für mich dennoch nicht – und das ist nicht Ergebnis aus verkopfter Musikanalyse. Natürlich ist das fantastische Popmusik, aber was Rossi eben anmerkte trifft es für mich eigentlich sehr gut: An diesen Werken ist nichts, was sich „gehen lässt“, nichts was unkontrolliert wäre, Walker hält zu jeder Zeit die Zügel fest in der Hand. Das ist einerseits großartig, weil Walker ein großartiger Arrangeur ist, aber andererseits auch distanziert, weil der Kunst nie erlaubt ist, dreckig, hässlich, eben nicht perfekt zu klingen. Für mich ist das tatsächlich ein sehr wesentlicher Bestandteil, mit dem mir Kunst letztlich erst wirklich Nahe kommt.

    Perfektionismus ist zunächst nicht negativ belegt, allerdings merke ich immer öfter, dass für mich wahre Perfektion selten im eigentlichen Sinne perfekt ist. Dafür ist u.a. auch „Songs of love and hate“ ein gutes Beispiel: Das ist ein Werk, das für mich dadurch perfekt ist, weil es schief hängt, weil es seine Kanten beibehält, weil Cohen in „Diamonds in the mine“ ganz bewusst grausam krächzt, weil „Sing another song, boys“ zum Ende fast zerfassert, kurz: weil daran eine sehr unperfekte, menschliche, für mich absolut existenzielle Note zu finden ist.

    Walkers Persönlichkeit kenne ich natürlich nicht. Und eigentlich wollte ich auch nur den Einwurf etwas relativieren, man könnte Walker nicht als „theatralisch“ wahrnehmen. Wobei ich nicht glaube, dass Roseblood mit Walker, egal welcher Phase, allzuviel Freude finden wird, „30 century man“ fällt tatsächlich ziemlich aus dem Rahmen (und hat mit „Climate of hunter“ im Grunde so gut wie nichts gemein).

    In diesem Zusammengang hat Ah Um vor einigen Jahren schon, wie ich finde, sehr Treffsicheres geschrieben.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #513289  | PERMALINK

    roseblood

    Registriert seit: 26.01.2009

    Beiträge: 7,089

    Ich wollte gewiss keine Diskussion anstacheln, in der deutlich wird, dass alle, die Walker weniger mögen oder hören, keine Ahnung von seiner Musik haben bzw. seine Musik falsch rezipieren (was hier natürlich zwischen den Zeilen zu lesen ist).

    Zu seiner Stimme: Mir ist sie zu intensiv, zu dominant, zu hochtrabend. Natürlich habe ich keine Pauschal-Aversion gegen all diese Eigenschaften, aber die Verbindung macht es. Ich schrieb vor einiger Zeit schon einmal, oder zumindest so ähnlich, dass seine Art zu singen, mich daran erinnert, wie man sich einen perfekten Schwiegersohn vorstellt. Er kann singen, ja, aber es wirkt recht aufgeblasen. Sein Gesang ist eben keiner, den ich mir oft oder gern anhöre. Über Morrissey dachte ich früher einmal ähnlich, mittlerweile mag ich seine Stimme sehr. Soll nicht heißen, dass ich bei Walker auch ein Umdenken schaffe, ich möchte nur nicht allzu festgefahren und fehlerfrei in meiner Meinung klingen.
    Und bei den Arrangements seiner Lieder, zumindest jene, die ich kenne, verhält es sich ähnlich. Mir ist es zu bombastisch. Seine Musik passt zum Kaffetrinken. Und bevor alle aufschreien, wie abwertend ich doch sei… Damit meine ich, dass es mir zu gewollt klingt, zu schick. Wie eben ein verabredetes Kaffetrinken älterer Damen.

    Aber vielleicht bin ich einfach auch nur zu cool um Scott Walker so sehr zu mögen…

    ;-)

    --

    #513291  | PERMALINK

    mozza
    Captain Fantastic

    Registriert seit: 26.06.2006

    Beiträge: 81,041

    Roseblood Ich schrieb vor einiger Zeit schon einmal, oder zumindest so ähnlich, dass seine Art zu singen, mich daran erinnert, wie man sich einen perfekten Schwiegersohn vorstellt. Er kann singen, ja, aber es wirkt recht aufgeblasen. Und bei den Arrangements seiner Lieder, zumindest jene, die ich kenne, verhält es sich ähnlich. Mir ist es zu bombastisch. Seine Musik passt zum Kaffetrinken. Und bevor alle aufschreien, wie abwertend ich doch sei… Damit meine ich, dass es mir zu gewollt klingt, zu schick. Wie eben ein verabredetes Kaffetrinken älterer Damen.

    Aber vielleicht bin ich einfach auch nur zu cool um Scott Walker so sehr zu mögen…

    ;-)

    Eigenartige Wahrnehmungen bzw. Einschätzungen.

    --

    Im Durchschnitt ist man kummervoll und weiß nicht, was man machen soll
    #513293  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,223

    RosebloodIch wollte gewiss keine Diskussion anstacheln, in der deutlich wird, dass alle, die Walker weniger mögen oder hören, keine Ahnung von seiner Musik haben bzw. seine Musik falsch rezipieren (was hier natürlich zwischen den Zeilen zu lesen ist).

    Das fand ich überhaupt nicht, dass das hier zwischen den Zeilen zu lesen war. Ich zumindest dachte, Du wärst offen für eine neue Sicht- und Hörweise, was Scott angeht. War offensichtlich ein Irrtum.

    --

    #513295  | PERMALINK

    roseblood

    Registriert seit: 26.01.2009

    Beiträge: 7,089

    MozzaEigenartige Wahrnehmungen bzw. Einschätzungen.

    Natürlich war das alles überspitzt formuliert. Und auch die bildhafte Beschreibung war natürlich sehr „eigenartig“. Aber irgendwie assoziiere ich das mit seiner Musik. Tut mir Leid. So wie ich bei VU Feuer im Arsch spühre, spühre ich eben bei Scott Walker Kaffetrinken. Es wirkt eben alles so vornehm.

    --

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