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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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nail75Noch besser gefällt mir: „Die Beschäftigung mit Kunst hat mich gebildet“. Ich störe mich auch an Go1s Aussage, so wie sie da steht und finde auch Deine Variation nur marginal besser. Sie suggeriert doch die Existenz einer Grundvoraussetzung von Kunstgenuss, nämlich die (bürgerliche) Bildung.
Okay, „Bildung“ ist ein aufgeladener Begriff, das klingt so nach Bildungsbürgertum und intellektuellem Elitismus (wenngleich ich glaube herauslesen zu können, dass Go1 das nicht so gemeint hat). Wird deutlicher, wass ich meine, wenn ich „Training“ sage?
Am Beispiel Fußball:Du kannst den Ball Ball sein lassen und bloß ab und zu ins Stadion gehen. Du kannst ab und zu ein bisschen rumkicken. Du kannst täglich nach der Schule rausgehen und mit deinen Kumpels bolzen. Vielleicht fängst du irgendwann an, gezielt an deinen Schwächen zu arbeiten und kickst 150 Mal mit dem linken Fuß gegen das Garagentor (was den Nachbarn allerdings eher nicht so glücklich macht). Oder du jonglierst, weil es so geil ist, und versuchst, den Ball irgendwann 20, 30, 50, 100 Mal in der Luft zu halten. Und dann kannst Du in den Verein gehen, Viererkette und diagonales Verschieben üben, den straffen Flügelwechsel und vieles mehr. Im Zweifelsfall wird, wenn der Fußball dich wirklich elektrisiert, eins zum andern führen. Deine Freude wird lebendig bleiben, dein Verständnis sich vertiefen. Und dann wirst Du womöglich auch in Spielen, mit denen der Laie nichts anfangen kann, faszinierende taktische Wendungen entdecken. Du lernst das Spiel zu „lesen“.
Und nun kann es natürlich passieren, dass Du, wenn Dir einer mit einem „Fußball ist doch doof, 22 erwachsene Männer, die wir die Kinder einem einzigen Ball hinterherrennen“-Spruch kommt, anfängst zu gähnen und keine Lust hast, Dich mit so einem ignoranten und bornierten Herummeiner auseinanderzusetzen. Okay, als guter Mensch solltest du natürlich trotzdem freundlich zu ihm sein, aber niemand ist perfekt.
Und so ähnlich ist es mit der Kunst. Wenn ich von „Bildung“ rede, meine ich also nicht schulische oder universitäre Bildung. Jeder kann sein Kunstverständnis trainieren. Niemand muss es. Aber wenn es einer nicht tut und trotzdem schwungvolle, zum Teil reichlich abwertende Urteile fällt über Dinge, die er nicht versteht, sinkt meine Bereitschaft, mich mit ihm auseinanderzusetzen.
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Highlights von Rolling-Stone.deWerbungotisDie leere Quinte also. Harmonisch gesehen ohne größere Bedeutung.
Nein, ich bin kein Rockmusiker (von dort stammt der Begriff), aber Musiker. Ich nehme den Begriff Powerchord jetzt in mein Vokabular auf, habe etwas gelernt.
Davon unabhängig verwendet man diese leere/reine Quinte aber schon seit Jahrhunderten (z.B. Bordun oder besonders schön beim „Leierkastenmann“ von Schubert), hat also auch per se nicht etwas mit Rockmusik zu tun.Nein, natürlich nicht … wird dort nur eben sehr häufig eingesetzt.
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***Is it me for a moment, the stars are falling The heat is rising, the past is calling***@bullschuetz
Das Fußball-Beispiel muss ich jetzt aber nicht ernst nehmen, oder?--
Include me out!Hotblack DesiatoDas hat ja auch eher Brian May verbrochen und wessen Geistes Kind er ist, konnte jeder in den letzten 20 Jahren sehen. ‚We are the Champions‘ ist natürlich fantastisch, da gibt es nichts dran auszusetzen.
Natürlich ist WWRY eine May Komposition. Aber Freddie war der Ausführende, ihm sind wir „gefolgt“, um beim hörigen Hörer zu bleiben.
Und nachdem otis jetzt ja soviel Beifall für seine gestrige Aussage bekommen hat, muss ich doch noch was dazu sagen.
Es ist einfach nur meine Sicht, wie ich sie damals erlebt habe. Queen hatten zwischen Ende 75 bis zum Ende des Jahrzehnt ihren künstlerischen Zenit erreicht. Besser wurden sie nicht mehr. Auch wenn sie in den 80ern die größten Stadien füllten.
Der Hardrock war aus meiner damaligen Sicht mitte der 70er schrecklich lahm und staubig geworden. Ausnahme einzig AC/DC, Led Zeppelin habe ich nie als reine Hardrockband gesehen.
Und Queen waren eben die weitere erfreuliche Ausnahme. Was sicherlich auch an ihrem charismatischen Sänger lag.Sie waren ab A Night At The Opera im Genre einfach die größte Band, die es gab. Und was ich gestern mit „durchdacht“ meinte, ist, dass We Are The Champions einfach die logische Konsequenz war. Und bei einer Bühnendiva wie Freddie, privat war er eher zurückhaltend, einfach ein augenzwinkerndes Statement ihrer Vormachtsstellung.
Dass WATC später auf Milliarden Siegerehrungen gespielt werden würde, hatte Freddie mit Sicherheit nicht kalkuliert und es ändert auch nichts daran, dass es ein großer Song ist.
Und wenn Freddie auf der News Of The World-Tour im Rautenmusterstrampler drei Meter vor mir We Will Rock You gerufen hat, ja, dann bin ich gerne dabeigewesen, habe mitgemacht und es ist mir völlig wurscht, ob mir mehr als dreißig Jahre später irgendwer musikalische Hörigkeit, Rockismus oder sonst was unterstellt.
Natürlich gibt es weitaus bessere Songs als We Will Rock You von Queen, keine Frage. Aber wenn ich zwischendurch News Of The World auflege, dann höre ich es auch im Kontext der Zeit und dann passt es.
Funktioniert im übrigen auch nur auf LP, die beiden Tracks gehören zusammen.
Ist also auch mehr für Albumhörer, das Umdrehen der Single stört den Fluss, um auch diese Frage geklärt zu haben..
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102TheMagneticFieldDas gefällt mir, wenn es auch im Sinne von „das Hören von Musik, das Anschauen von Filmen, das Einlassen auf Bilder, das Lesen von Büchern“ gemeint ist, also das direkte Befassen mit dem jeweiligen Kunstwerk ohne eine vorherige (Hintergrund)Bildung zu benötigen.
Das stimmt, um so mehr man kennt umso mehr kann man auch differenzieren,
sich selbst die Positionen von minderer und hoher Qualität abstecken. Hintergrundwissen kann meines Erachtens auch kontraproduktiv sein.Konkretes Beispiel: Seit ich mich hier aktiv am Forumsleben beteilige bin ich sicher musikalisch offener geworden, und kann auch eher Minderwertiges als solches erkennen. Allerdings kam es viel seltener vor das mich Songs wirklich emotional berührten, und das finde ich schade.
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.Das ist wirklich schade. Das eine schließt das andere nämlich keinesfalls aus, erhöht den Genuss eher. Vielleicht wird er nur ein klein wenig seltener.
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FAVOURITESZappa1…Und wenn Freddie auf der News Of The World-Tour im Rautenmusterstrampler drei Meter vor mir We Will Rock You gerufen hat, ja, dann bin ich gerne dabeigewesen, habe mitgemacht und es ist mir völlig wurscht, ob mir mehr als dreißig Jahre später irgendwer musikalische Hörigkeit, Rockismus oder sonst was unterstellt…
:bier:
WWRY werde ich allein schon deshalb immer lieben, weil man mit diesem einen speziellen „Tanz“ (auf die Knie fallen,…) viele Leute immer noch zum mitmachen animieren kann. Das habe ich vor ein paar Jahren mal wieder erprobt, klappt noch immer. Yeah, ich bin ein Rockist!
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Mick67:bier:
WWRY werde ich allein schon deshalb immer lieben, weil man mit diesem einen speziellen „Tanz“ (auf die Knie fallen,…) viele Leute immer noch zum mitmachen animieren kann. Das habe ich vor ein paar Jahren mal wieder erprobt, klappt noch immer. Yeah, ich bin ein Rockist!
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102bullschuetzOkay, „Bildung“ ist ein aufgeladener Begriff, das klingt so nach Bildungsbürgertum und intellektuellem Elitismus (wenngleich ich glaube herauslesen zu können, dass Go1 das nicht so gemeint hat). Wird deutlicher, wass ich meine, wenn ich „Training“ sage?
[Fußball-Beispiel]Und so ähnlich ist es mit der Kunst. Wenn ich von „Bildung“ rede, meine ich also nicht schulische oder universitäre Bildung. Jeder kann sein Kunstverständnis trainieren. Niemand muss es. Aber wenn es einer nicht tut und trotzdem schwungvolle, zum Teil reichlich abwertende Urteile fällt über Dinge, die er nicht versteht, sinkt meine Bereitschaft, mich mit ihm auseinanderzusetzen.
Training gefällt mir nicht wirklich besser. Das Fußball-Beispiel überzeugt mich auch nicht, obwohl natürlich richtig ist, dass es keinen Spaß macht, sich mit Fußball-Ignoraten über Fußball zu unterhalten. Ich finde aber immer noch, dass das Ganze zu sehr von der Bildungsseite gedacht ist. An erster Stelle sollte die Kunst stehen, die dann durch Rezeption Teil eines Diskurses wird. Dani hat schon Recht. Erst die Kunst, dann die Interpretation der Kunst. Es gibt glücklicherweise keine genetischen oder bildungstechnischen Voraussetzungen für die Wahrnehmung von Kunst. Kunst funktioniert auf verschiedenen Ebenen, viele davon haben mit Bildung nichts zu tun.
Zappa1Natürlich gibt es weitaus bessere Songs als We Will Rock You von Queen, keine Frage. Aber wenn ich zwischendurch News Of The World auflege, dann höre ich es auch im Kontext der Zeit und dann passt es.
Verschiedene Menschen interpretieren Kunst eben unterschiedlich. Du kennst den Song seit Erscheinen und kannst dessen Verwendung im Kontext von Mitgröhl-Feiern etc. ausblenden. Ich bin leider davon geprägt, daher kann ich diese beiden Songs nicht unvoreingenommen hören. Sei einfach froh, dass Du das kannst.
Blitzkrieg BettinaKonkretes Beispiel: Seit ich mich hier aktiv am Forumsleben beteilige bin ich sicher musikalisch offener geworden, und kann auch eher Minderwertiges als solches erkennen. Allerdings kam es viel seltener vor das mich Songs wirklich emotional berührten, und das finde ich schade.
Das ist nicht nur schade, das ist entsetzlich.
Wolltest Du sagen, dass Du Musik insgesamt weniger emotional wahrnimmst oder nur neue unbekannte Musik? Das eine ist nicht besser als das andere, aber ich begeistere mich trotz meiner Lust an der Analyse immer noch sehr für tolle Alben und wenn das anders wäre, dann würde ich das großen Verlust empfinden.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.werner@bullschuetz
Das Fußball-Beispiel muss ich jetzt aber nicht ernst nehmen, oder?Du musst hier gar nichts ernst nehmen. Aber Du musst Dich auch nicht wundern, wenn man Dich nicht ernst nimmt.
Um die Sache mit der Bildung (die hier einigen irgendwie unangenehm zu sein scheint) anders zu formulieren, man kann Musik hören und dazu spontan ein Gefühl äußern, positiv oder negativ. Man kann sagen, das mag ich und das mag ich nicht. Das ist dann aber auch schon alles. Wenn man sein spontanes Urteil begründen will, muss man sich zwangsläufig ein bisschen mehr mit der gehörten Musik beschäftigen. Alles andere ist Stammtisch und Rumgemeine.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Ich finde das Fußball-Beispiel von bullschuetz nicht schlecht.
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otisWe Will Rock You und We Are The Champions sind Sünden wider die Musik.
Peinigen über Jahre hinweg. Man entkommt ihnen nicht. Sie machen Siegerehrungen ehrlos, Hörer zu Hörigen.Genauso wenig wie The White Stripes‘ „7 Nation Army“. Weil Du die Vereinnahmung durch Sportfeierlichkeiten nicht ausblenden kannst, sind das überhaupt keine Sünden. Da kann auch der Song nichts dafür.
Allerdings habe ich wie Zappa1 beide Songs auch oft im Kontext des Albums gehört.
Kann mir irgendwie auch schlecht vorstellen, daß Du andere Queen Klassiker goutieren würdest. Auch ohne dem Aspekt der Fremdverwertung.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoKrautathausGenauso wenig wie The White Stripes‘ „7 Nation Army“. Weil Du die Vereinnahmung durch Sportfeierlichkeiten nicht ausblenden kannst, sind das überhaupt keine Sünden. Da kann auch der Song nichts dafür.
Doch er kann etwas dafür. Er hat hochgradige Vereinnahmungsqualitäten. Aber es hieß ja schon immer: „Musik ist eine Hure“
KrautathausKann mir irgendwie auch schlecht vorstellen, daß Du andere Queen Klassiker goutieren würdest. Auch ohne dem Aspekt der Fremdverwertung.
Die beiden aber so ganz und gar nicht.
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FAVOURITESotisDoch er kann etwas dafür. Er hat hochgradige Vereinnahmungsqualitäten. Aber es hieß ja schon immer: „Musik ist eine Hure“
Du wirfst Pop-Musik das Populär-sein vor?
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~ Mut ist, zu wissen, dass es weh tun kann und es trotzdem zu tun. Dummheit ist dasselbe. Und deswegen ist das Leben so schwer. ~KrautathausGenauso wenig wie The White Stripes‘ „7 Nation Army“. Weil Du die Vereinnahmung durch Sportfeierlichkeiten nicht ausblenden kannst, sind das überhaupt keine Sünden. Da kann auch der Song nichts dafür.
Das ist Pop!
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Schlagwörter: Rock = Weltbildverlag, Songwriter-Slam, vergeigt, We Are the Champignons
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