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Hab mich jetzt ein wenig durchgehört. Fürs erste ganz nett, zündet aber noch nicht so richtig bei mir. Try it again later…
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Meine nächste Sendung auf Radio Stone FM: 08.05.2025, 20:00 Uhr - My Mixtape #163 - Whole Lotta Rock Schwache Menschen rächen, starke Menschen vergeben, intelligente Menschen ignorieren - Albert EinsteinRAMONA LISA: The lady’s got gills
Für eine vollständige Deutung des in Wahrheit sehr komplexen “Arcadia” fehlt mir derzeit die Zeit, aber ich mag jetzt einfach mal diesen magischen Track würdigen, der mich mehr fasziniert, wie alle anderen des Albums.Auf ihrem Debüt lädt Caroline Polachek in ihre dekonstruierte Art Pop Welt – eine Reise in ein so faszinierend kunterbuntes, wie verwunschenes Märchenschloss. In „The lady’s got gills“ sprudelt ein Art entfremdetes Yangqin den Song an Land, ehe der Beat zu pulsieren beginnt und zahlreiche Stimmelemente anschwellen und im Sound gelöst zirkulieren – dieser musikalische „tide“ passt sehr gut zur Thematik des Songs, der uns an die Küste führt. Der Song beschreibt ohne genauen Umriss ein Gespräch, bei dem die Akteure unbekannt sind. „The lady’s got gills“ taucht hier als Schlüsselzeile im Refrain auf und beschreibt das Losgelöstsein – die Frau, die einstmals noch da war, ist dem Meer und der Ferne anheimgefallen; ihr sind Kiemen gewachsen und sie kehrt nicht mehr zurück. Polachek lässt hier offen, wer dieser „pretty friend“ ist, von dem sie mit einer anderen Person spricht – vielleicht ist sie es sogar selbst. Mich fasziniert die Art, wie hier „alltägliche“ Gefühle wie Trennung, Vermissen und Aufopferung in geheimnisvolle und völlig unverbrauchte Bilder gepackt werden – zentral bleibt die Frage, was man bereit ist zu geben, um eine Person wieder zum Hafen zu bringen. Lässt man die Geliebten gehen und wartet, bis sie die Gezeiten (die Zeit) zurücktreibt oder sperrt man sie im Badezimmer ein? Oder schwimmt man ihnen gar nach und ertrinkt? (Would you rather drown than say goodbye?)
Was mich besonders fasziniert ist, wie Polachek Stimmen als Stilelemente nutzt – hier trifft ihre klare und hinreißende Gesangsstimme auf Shouts im Background (ich verstehe immer „get you all“, weiß jemand mehr?), die quasi das Verlangen und die Unablässigkeit weiter unterstreichen. Und generell Gesang: Ich finde den Einsatz ihrer Stimme sehr eindrucksvoll. Im ersten Vers das „It gives me chills“, als Sinnbild für Abweisung, das von befreitem Pfeifen begleitet wird, der ganze Refrain, der so klar und bestimmt intoniert ist und von einem Solo beschlossen wird (ein Art Treiben auf Wasser, bei dem der Beat verlangsamt in Schwebe gehalten wird und dann von einem kleinen Strudel aus klackenden Effekten überströmt wird). Und zuletzt die Schmerzlichkeit von „Or learn how to hold your breath“, bei dem Polachek grell die Luft schneidet – denn vielleicht ist es eben nicht das Einsperren, das uns die Menschen nahe bringt, sondern der Moment, in dem man selbst den Atem anhält und sich unter Wasser begibt.--
Hold on Magnolia to that great highway moonSehr anschaulich beschrieben, Irrlicht, vielen Dank! „The Lady’s Got Gills“ ist auch für mich eines der Highlights des Albums. Mit den Lyrics auf „Arcadia“ habe ich mich noch nicht näher befasst, sie liegen zwar der LP bei und sind graphisch schön gestaltet, aber ich brauch eine Lupe, um sie lesen zu können … (hier wird man auch fündig). Auch inhaltlich eine harte Nuss sind die Lyrics von „Wings Of The Parapets“, falls die jemand knacken kann …
Die Faszination von „Arcadia“ liegt für mich allerdings ohnehin stärker in den Sounds, der Stimme und den Melodien, Du beschreibst die Verbindungen ja auch sehr schön. Elektronische Sounds haben mich schon immer angesprochen, aber hier gewinnen sie eine besondere Qualität, die mich berührt. Sie sind zugleich erkennbar artifiziell und auf seltsame Weise real. Carolines Stimme klingt dagegen zwar stellenweise verzerrt, aber wie sie im Interview sagte, hat sie daran nichts weiter manipuliert, sie hat sich vielmehr in den vergangenen Jahren eine Gesangstechnik angeeignet, die aus dem „Celtic style singing“ und osteuropäischen Stilen schöpft (ein Fall für Carrot Flower? ;-)). „Sung “right into the little pinpoint hole in the back left corner of the laptop, holding it up like a book.” It’s surreal, and immediately seductive.“ (Fact Magazine). Die Aufnahmen sind ja auf Reisen unter einfachsten technischen Bindungen entstanden, man hört hier nur Caroline und ihren Laptop.
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Herr RossiDie Faszination von „Arcadia“ liegt für mich allerdings ohnehin stärker in den Sounds, der Stimme und den Melodien, Du beschreibst die Verbindungen ja auch sehr schön.
Schön, dass Du mitmachst, Roland. Und Mercí für die Anmerkungen.
Ich geben Dir recht: Das Album verströmt genug Intimität und Vielfarbigkeit, dass man die Texte nicht zentral in den Vordergrund stellen muss (wie ich es oft tue), mir hat es aber beim Verständnis ihrer Stils geholfen. Das ist ja wahrlich ein ganz besonderes Album, das viel mehr ist als Pop – ich bezweifle auch, dass es jedem gefällt, der eindringliche Melodien und Tanzbarkeit mag, denn solcherlei gibt es zwar auch, aber eher als stilles Rauschen im Untergrund oder als Stilmittel hie und da. Die große Geste gibt es nicht wirklich (allenfalls bei „Dominic“). Und die Texte sind dann eben noch verschlüsselter, was das Album für mich besonders reizvoll macht. Zu „Wings of the Parapets“ habe ich ein paar Gedanken, aber die schreibe ich nur runter, wenn Bedarf an Deutungsbohei da ist.
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Hold on Magnolia to that great highway moonIrrlichtZu „Wings of the Parapets“ habe ich ein paar Gedanken, aber die schreibe ich nur runter, wenn Bedarf an Deutungsbohei da ist.
Bei mir schon, ich bin immer dankbar für Gedanken zu Texten, gerade weil die in meiner eigenen Wahrnehmung oft eine nachgeordnete Bedeutung haben.
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Mit dem Titeltrack „Arcadia“ und der Charakterisierung der Musik als „electronic pastorale“ bezieht Caroline sich ja auf die Romantik. Damit spielt auch das der LP beiliegende Artwork, das Caroline vor einer arkadischen Landschaft zeigt. Wird hier ein bestimmtes Gemälde zitiert, weiß das jemand?
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Herr RossiBei mir schon, ich bin immer dankbar für Gedanken zu Texten, gerade weil die in meiner eigenen Wahrnehmung oft eine nachgeordnete Bedeutung haben.
Ich würde einfach behaupten, dass Polachek ein Cleverle ist und auch alles andere als unbelesen. Darauf deutet ja schon der Albumtitel hin, ich nehme einfach an, dass es ihr um das hier geht: Die Kreierung eines Exils, das schön und mystisch und seltsam ist – und auch abgeschieden (und einsam). Sofern ich bisher beurteilen kann, drehen sich die meisten Tracks von „Arcadia“ um Darstellungen von Nähe und Distanz verschiedener Art und „Wings of the parapets“ macht da keine Ausnahme. Das Komplexeste ist wahrscheinlich der Titel, weil nicht klar ist, was die „wings“ sind (wahrscheinlich „Gebäudeflügel“, später taucht noch „open ledge“ auf, also ein Mauerabsatz). Ich gehe aber davon aus, dass man es so verstehen kann: Die Figur der Geschichte steht hoch oben, auf einem für alle sichtbaren Bereich (den „parapets“), zaudert mit den Gefühlen – und lässt sich in die Tiefe fallen. Angesprochen wird ja auch der Grund: „O if love is a dependency/Resign me“. Danach bleibt der Gesang dann auch aus, man hört nur eine Reihe knackender Geräusche und die wehmütige Keyboardmelodie, ehe es flirrt – als würde sich etwas vom Fels lösen. Der zweite Teil wirkt wie ein neues Erwachen – die Taube, die tief unter der Erde weilt. Und zuletzt „O if love is the opposite of free/Resign me“.
In „Arcadia“ spielt, frei nach Virginia Woolf, „ein eigenes Zimmer“ eine besondere Rolle und ich verstehe die Festung, die das Cover ziert, als Polacheks inneren Rückzugsort. Schon im Opener hört man ja Glockenläuten, das mich an die Geräuschkulisse in einer belebten Burg erinnert. „Wings of the parapets“ ist für mich in diesem Sinne der abschließende Knick, der sich über zahlreiche Tracks angebahnt hat: Wenn nicht die Freiheit, dann der freie Fall. Und Polachek wählt die Taube als Friedenssymbol sicher nicht umsonst.
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Hold on Magnolia to that great highway moonDanke, Irrlicht, das finde ich einleuchtend! Und klar, es geht um das alte Arkadien-Motiv der Dichtung und Malerei. Das schlossartige historistische Gebäude auf dem Cover hat sie übrigens zufällig bei Streifzügen mit einem Fotografen im Hudson River Valley entdeckt.
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Herr RossiDas schlossartige historistische Gebäude auf dem Cover hat sie übrigens zufällig bei Streifzügen mit einem Fotografen im Hudson River Valley entdeckt.
Da hat sie sich aber ein schönes buntes Schloss ausgeguckt
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Hold on Magnolia to that great highway moonJa, sieht ein wenig nach einem transsilvanischen Disneyland aus.;-) (Ich mag das Cover, es passt perfekt.)
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Ja, allerdings.
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Hold on Magnolia to that great highway moonHerr RossiDamit spielt auch das der LP beiliegende Artwork, das Caroline vor einer arkadischen Landschaft zeigt. Wird hier ein bestimmtes Gemälde zitiert, weiß das jemand?
http://www.wikiart.org/en/thomas-cole/a-view-near-tivoli-morning-1832
Und vielen Dank, Irrlicht, für deine Gedanken zur Platte. Habe ich gerne gelesen, ebenso wie Rossis Antworten. Ich habe Arcadia inzwischen, aber habe es noch nicht oft genug gehört, um mir wirklich einen Reim darauf zu machen. Ich werde eure Eindrücke dabei im Hinterkopf behalten.
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Danke, Jan! „Thomas Cole, founder of the Hudson River School“, das passt ja zum Cover.
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Jan LustigerUnd vielen Dank, Irrlicht, für deine Gedanken zur Platte. Habe ich gerne gelesen, ebenso wie Rossis Antworten. Ich habe Arcadia inzwischen, aber habe es noch nicht oft genug gehört, um mir wirklich einen Reim darauf zu machen. Ich werde eure Eindrücke dabei im Hinterkopf behalten.
Gerne. Ich bin gespannt, was Du von der Platte halten wirst, wenn Du sie besser kennst. Allgemein schade allerdings, dass dieses Album hier auf so wenig Resonanz stößt.
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Hold on Magnolia to that great highway moon -
Schlagwörter: Chairlift, Ramona Lisa
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