Radiohead – Wuhlheide, Berlin, 8.7.2008

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  • #6713225  | PERMALINK

    tomtom

    Registriert seit: 16.03.2003

    Beiträge: 2,389

    aristonGenesis ca. 1974 und Frank Zappa ca. 1973 :)

    Im Ernst: von den Konzerten in den letzten Jahren waren es Pearl Jam und The Strokes. Tighter than a miser’s wallet.

    Das mit Genesis, Zappa und Pearl Jam kann ich ja verstehen, aber The Strokes? Sind die wirklich so eine gute Live Band?

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    #6713227  | PERMALINK

    ariston

    Registriert seit: 25.12.2002

    Beiträge: 45

    TomTomDas mit Genesis, Zappa und Pearl Jam kann ich ja verstehen, aber The Strokes? Sind die wirklich so eine gute Live Band?

    Naja, ich hab sie als Headliner vom Southside gesehen, absolut gar nichts erwartet, und war völlig umgehauen. Ich kannte nicht mal die Hälfte der Songs zu dem Zeitpunkt… die waren so gut, dass ich noch heute bei der Erinnerung Gänsehaut bekomme. Alles andere auf dem Festival war im Vergleich pille-palle.

    Und da dies eigentlich ein Thread zu Radiohead ist: Immerhin denkt sich einer was dabei : Textarchiv : Berliner Zeitung Archiv

    Treffende Besprechung, wie ich finde. Ausser vielleicht, dass Bemerkungen zu Thoms Gesang mittlerweile so gähn und bla wie diejenigen zu Dylan sind.
    Ach ja, und Radioheads Musik IST schlau und komplex, die gibt sich nicht nur so. Nur wenige Bands geben sich so viel Mühe bei Komposition und Arrangement.

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    ***it's never too late to have a happy childhood***
    #6713229  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    Immerhin denkt sich einer was dabei
    Und unter all dem Konzeptgefuchtel kann man sogar richtige Musik entdecken: Radiohead in der Wuhlheide
    von Markus Schneider

    Wegen all des Marketingtheaters kam man letzten Herbst kaum dazu, das eigentlich hübsche neue Radiohead-Album „In Rainbows“ richtig zu hören – es wurde zunächst über ihre Homepage veröffentlicht, mit einem Preis nach Gutdünken des geneigten Fans, weshalb vor allem diskutiert wurde, ob dies ein zukunftsweisendes oder nur überhebliches Modell sei.

    Man hat den Eindruck, die Band demonstriere ihren Willen zu Innovation und künstlerischer Größe immer ein bisschen zu sehr. Ihr Rock verdankt schließlich nicht nur Bands wie den Talking Heads, den aufgekratzten Pixies und den angstvollen Nirvana einiges, sondern auch dem messianischen Geheul und Geschwätz von U2. Auch im Vorfeld zum Konzert in der Wuhlheide gab es vor der Musik noch ein wenig konzeptuelles Gedöns. Radiohead forderten die Fans zur klimafreundlichen Anfahrt mit den Öffentlichen auf, was natürlich löblich ist und für alle Berliner Freiluftbühnen praktisch. Weshalb man eigentlich nicht gleich eine Presseerklärung rausschicken müsste. Aus einer weiteren erfuhr man, dass die Band das arme „In Rainbows“, das offenbar nie zur Ruhe kommen darf, soeben als Free-on-Demand-Album dem Internetradio Last.fm zu Verfügung gestellt hat, wo es – werbefinanziert – schon am ersten Tag 22 000 Mal angehört wurde. Wie der Netzdownload, war auch dies eine derbe Grußbotschaft an die Musikindustrie, die in Gestalt des Ex-Radiohead-Labels EMI allerdings gerade ein ganz bodenständiges „Best Of“ veröffentlicht hat.

    Lässt man jedoch das stets etwas überdramatische Gefuchtel mit nur modischen oder auch modernen Ideen und Konzepten mal beiseite, müsste man schon besonders gemein sein, den Auftritt in der Wuhlheide nicht mindestens höchst beeindruckend zu finden.

    Robustere Hörer können sich an Thom Yorkes allzu winselbereiten Gesang stören: er changiert zwischen den Polen „Elend aus Prinzip“ und „schöne Traurigkeit“, wie das Fachblatt The Wire zutreffend analysierte. Die Stimme zu verstellen oder in Extreme zu treiben, erklärte wiederum Yorke im Interview, ermögliche ihm Distanz zu seinen Texten. Natürlich darf man das Greinen in gedehnten Songs wie „Nude“, dem zweiten Teil von „Paranoid Android“ oder der populistischen Kinderangst von „No Surprises“ unerträglich und Pink-Floyd-haft finden. Aber immerhin denkt sich einer was dabei.

    Wie es sich überhaupt um eine sehr durchdachte und intelligente Musik handelt, gerade auch, weil sie sich oft komplexer und schlauer gibt, als sie eigentlich ist. Dann kann man mit kleinen rhythmischen Verschränkungen sehr überschaubar konstruierte Songs erstaunlich vieldimensional und schillernd inszenieren. Wie gleich zu Beginn mit dem eigentlich elektronisch knackigen und dynamisch funkigen „15 Step“, das sehr clever durch seine schlürfende, jazzige Gitarrenfigur eine luftige, entspannte Note bekommt. Oder wie im gleichzeitig distanzierten und sanft melancholischen Neo-Krautrock „Weird Fishes“, an dessen Transparenz sich der ausgezeichnete Live-Sound ebenso beweisen kann wie am prächtig texturierten „Body-snatchers“, das krachig den Hauptteil des Konzerts beendet.

    Zu einem ordentlichen Progrock gehört neben gründlichen Stimmungs-, Richtungs- und Rhythmuswechseln eine nicht minder hochkomplexe Bühnenshow. Radiohead haben dazu einen Wald aus Stäben, an der Seite bodentief, über der Band von der Decke hängend, an dem sich wilde Lichteffekte brechen, während auf niederen, länglichen Screens im Hintergrund die Band durch verschiedene Kameras, je monochrom eingefärbt, zu sehen ist. Wie das Licht zu tropfen oder zu spritzen scheint, bizarre, pseudo-virtuelle, holographische Räume er schafft – das wirkt nicht weniger eindrücklich als die Musik. Es belichtet zudem noch, sagen wir, semi-magisch den ausverkauften Wuhlheidenkessel, in den sich der Himmel mehrmals kräftig entleert.

    Für das Wetter entschuldigt sich Yorke ebenso wie später für einen charmant verpatzten Pianoeinstieg in „Cymbal Rush“. Für den 11. September 2001 übernimmt er zwar nicht die Verantwortung, aber er erinnert daran, weil es das Datum des letzten Wuhlheiden-Gigs seiner Band war, die deshalb das verängstigt-weltschmerzende „My Iron Lung“ spielt.

    Zwei Stunden lang dauert das Konzert, und trotz des lausigen Wetters geht keiner. Stattdessen bekommt man am Ende noch eine Kostprobe des unbedingten Kunst- und Inszenierungswillens, als die Lichtreflexe toll britzelnd den Eindruck zerkratzten Zelluloids liefern, und das Konzert mit „Street Spirit (Fade Out)“ – genau: – abgeblendet wird. Neben der Bühne werden ein paar Feuerwerksraketen gezündet. Zu bescheiden eigentlich, um dazuzugehören. Aber als Zeichen dafür, dass hier stets ein klein wenig zu viel angerissen wird, passen sie gut.

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    Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!
    #6713231  | PERMALINK

    mathos

    Registriert seit: 11.07.2008

    Beiträge: 1

    Es ist zwar nun schon wieder drei Tage her, aber mein guter Eindruck von dem Konzert hat sich auch nicht durch die diversen Zeitungskritiken – hier scheint mir noch der Verriss im FAZ.NET: Radiohead in Berlin: Die Körnerfresser kommen zu fehlen – oder die geäußerten Eindrücke relativiert.

    Radiohead wollte ich mir schon länger mal anschauen. Und wenn es wieder ein Tages-Trip oder in diesem Fall ein zwei-, dreitägiger Trip nach Berlin herauskommen mußte. Leider spielte das Wetter nicht wirklich mit, sorgte aber irgendwie dann doch durch die spontanen Regengüsse bei aber nicht kalten Temperaturen für etwas wie „Open-Air-Festival-Stimmung“, inklusive eines bis auf einen roten BH entblösten Frauenoberkörpers (durchnässte Kleidung war wohl gerade bei ihr out geworden). – Hinsichtlich des zu erwartenden Regens hatte ich mich mit einer Regenjacke gewappnet und mich auch für den Innenraum statt der Tribüne entschieden. Wie bei Fußball-Spielen, stehe ich bei Konzerten lieber, auch wenn die Sicht schlechter sein sollte. Man ist auch fexibler, um schwätzenden Zeitgenossen auszuweichen, denen das Konzert offensichtlich weniger interessiert. Den Boden im Innenraum fand ich gar nicht falsch. Er war hart und weichte auch durch den Regen nicht richtig auf. Ein Schlammbad blieb also aus.

    Gegen 18 Uhr kam ich an der Wuhlheide an und postierte mich im hinteren Drittel des Innenraums. Während ich den Support von Modeselektor erwartete, war das Wetter noch so gut, dass in mir die Frage hochkam, ob eine Sonnencreme eine Idee gewesen wäre. Die Frage blieb dann eher unbeantwortet, mehr war ich dann eingenommen von dem spassigen Elektro-Geblubber und -gedröhne von Modeselektor.

    Die Sonne ging, Radiohead traten endlich auf und über dem Bühnendach hinweg konnte man bereits die dunklen Wolkenfronten heranschleichen sehen. Immerhin wurde es dadurch schneller dunkler, so dass die Bühnenshow mit den von dem Bühnendach herunterhängenden Lichtsäulen besser zur Geltung kam. Der Auftritt wirkte durchdacht, der Sound stimmte, ich war von Anfang an bester Laune. Nach einer Weile schien mir auch das Konzept klar, weshalb welche Projektionen im Bühnenhintergrund zu sehen waren. Ich weiß nicht, ob es durchgängig so war, aber mir schien immer dann ein Instrument / Musiker in den Fokus einer der parallelen Projektionen zu kommen, wenn das Instrument / Musiker im Song gerade ebenfalls dominierte. Man hatte sich offensichtlich was dabei gedacht. Dass Thom Yorke sich für das Wetter entschuldigte, hing wohl auch damit zusammen, dass er es nicht im Griff hatte. No Rainbows, dafür hatte sich bereits die Sonne verabschiedet und dann ein freud’scher Versprecher am Ende von The Gloaming – oder war es eher ein freud’scher Verhörer meinerseits? Der erste Regenguss war gerade vorbei, „Should be ringing, should be ringing, …“ hörte sich an wie „Should be raining, should be raining, …“, an den Leuchtstäben „regnete“ es Bindfäden herunter. Ich mußte grinsen.

    Nach den beiden eingeplanten Zugabenblöcken leerte sich das Areal und ich machte mich auch langsam auf Richtung Hotel. Es war sehr kurzweilig und hatte sich gelohnt!

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    #6713233  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    JulesTolles Konzert, Perfektionismus pur.

    So und nicht anders. Phantastische Band, grossartiges Konzert!

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    #6713235  | PERMALINK

    andreasy969

    Registriert seit: 15.03.2007

    Beiträge: 16

    Ich schreibe hier normalerweise nicht so viel, aber auch von mir mal ein kleines Review zum Konzert in Berlin.

    Zunächstmal: Ich fand es großartig!

    Ich bin seit langem Radiohead-Fan (wenn wohl auch nicht der allergrößte), und bin dies bis heute – über alle Alben hinweg – geblieben. Ich bin allerdings noch nie dazu gekommen, eines Ihrer Konzerte zu besuchen. Dieses Jahr hat es dann aber trotz etwas längerer Anreise (250 km) endlich mal geklappt.

    Nachdem wir (mein Bruder und ich) uns erfolgreich mit dem Auto (Radiohead mag mir verzeihen ;-)) durch Berlin gekämpft hatten, waren wir ca. 1h vor Einlass am Eingang, wo es auch schon eine längere Schlange gab. Als wir dann endlich drin waren (es war noch überall reichlich Platz), haben wir uns für einen Sitzplatz auf der Tribüne (der später zum Stehplatz wurde) mit guter Sicht auf die Bühne entschieden. Ich stehe normalerweise auch lieber, aber in Anbetracht des Wetterberichts (Schlammschlacht-Gefahr) sowie der Tatsache, daß man bei Radiohead IMHO ohnehin eher weniger „herumhüpfen muss“, hielt ich die Tribüne für die bessere Variante. Auch hatte man von dort wahrscheinlich eindeutig mehr von der Bühnenshow, da die Sicht wohl eindeutig besser gewesen sein dürfte.

    Mit der Vorband konnte ich dann erwartungsgemäß zunächst überhaupt nichts anfangen, da Techno überhaupt nicht meine Sache ist. Da ich vorher schon mal rein gehört hatte, hielt sich meine Enttäuschung aber in Grenzen. Gegen Ende fand ich es aber wirklich nur noch nervig/langweilig und war daher ganz froh als es vorbei war. Nichts gegen die Band, aber einfach nicht mein Ding…

    Nun begann eine relativ lange Umbauphase, bei der nach und nach die bereits in anderen Reviews erwähnten Leuchtstäbe auf die Bühne gefahren wurden – die Spannung stieg – und dann kamen endlich Radiohead. Im ersten Moment konnte ich mir in Anbetracht von Mr. Yorkes roter Hose ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen (und das als jemand, der von Mode null Ahnung/Interesse hat;-)), aber so sind die Künstler eben – und ich war ja auch wegen der Musik gekommen: und die fand ich, wie eingangs erwähnt, großartig.

    Die Band spielte in meinen Augen ganz einfach sehr gut. Mit Ausdrücken wie „routiniert“ konnte ich noch nie was anfangen, aber wenn das heißen soll, daß sie gut gespielt haben, soll’s mir recht sein ;-) . Die Setlist ist ja mitlerweile bekannt, und so kamen die Songs querbeet von allen Alben außer ‚Pablo Honey‘, wobei der Schwerpunkt auf dem neuen Album lag. Highlights waren für mich u.a. „There, There“, „Jigsaw Falling Into Place“, „Where I End And You Begin“, aber auch die ruhigeren Stücke wie „House Of Cards“, „You And Whose Army“, „Cymbal Rush“ oder (einer meiner Wunschtitel) „No Surprises“ etc. etc. Insgesamt wurden meiner Meinung nach alle Titel sehr gut und originalgetreu vorgetragen (ich mag keine Improvisationen/Interpretationen, bei denen ich die Titel nicht wiedererkenne). Lustig war auch Thoms Tanzeinlage bei „Idiotheque“ – überhaupt ist er ein rechter Zappelfillip. Und als am Ende mit „Street Spirit“ dann auch noch einer meiner ‚The Bends‘-Lieblinge kam, war ich wunschlos glücklich. OK – „Lucky“ wäre auch noch ganz nett gewesen, aber das ist erfahrungsgemäß ja immer so.

    Auch um mich herum gab es eigentlich nur glückliche Gesichter. Alles bewegte sich mal mehr mal weniger heftig freudig zur Musik. Eine Frau schien sogar vollends in eine andere Welt eingetaucht zu sein, da sie die ganze Zeit über fast schon wie in Trance mit ihren Armen/Händen die Musik quasi anzubeten schien (vielleicht hatte sie auch was genommen ;-)).

    Schon bei der Vorband fand ich den Sound für eine Freiluftveranstaltung sehr gut, und dieser blieb bei Radiohead dann auch auf dem selben hohen Niveau. Vom Wetter konnte man das leider nicht behaupten. Meiner Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch. Ich war aufgrund des Wetterberichts mit meiner Regenjacke gewappnet und trotzte so dem miesen Wetter. Der einmal sogar etwas stärker aufkommende Regen stellte somit kein Problem dar. Zum Teil trug er sogar zur Atmosphäre bei.

    Gelungen fand ich auch die Lichtshow. Beispielsweise als bei einem Titel mit verzerrten Gitarren (bin mir gerade nicht sicher welcher es war), passend dazu quasi heftiges digitales Bildrauschen/Flackern erzeugt wurde.

    Nach Konzertende war ich dann gegen 3 Uhr wieder zu Hause, und bin erschöpft aber zufrieden eingeschlafen.

    Wenn sie mal wieder nach Berlin kommen sollten, und die Ticketpreise bis dahin keine astronomischen Höhen erreicht haben sollten, werde ich wohl wieder dabei sein.

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