"Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)

Ansicht von 15 Beiträgen - 496 bis 510 (von insgesamt 948)
  • Autor
    Beiträge
  • #7654239  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Herr RossiDer Begriff fiel schon öfter. Ich bin auch kein Experte, aber das Wort „Gassenhauer“ ist viel älter als „Schlager“. Im Grimmschen Wörterbuch wird zitiert, dass schon Hans Sachs 1567 das Wort verwendete:

    Das Wort „Schlager“ kannten dagegen die Grimms Mitte des 19. Jhs. noch nicht.
    Im Gegensatz zu „Schlager“ ist „Gassenhauer“ jedenfalls keine Genrebezeichnung.

    Lt. Kluge – Etymologisches Wörterbuch ist es auch etwa so alt. Bezeichnet ursprünglich ein auf der Straße gesungenes Tanzlied.

    Schlager stammt laut demselben Werk aus dem 19. Jahrhundert und zwar aus dem Wienerischen.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #7654241  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,235

    gollumOkay, volles Risiko, ein erster Versuch aus dem Stand:

    „Schlager“ bezeichnet als Gattungsbegriff eine (Einfügung für Coleporter: vornehmlich) deutschsprachige Liedform, die in Melodieführung, Arrangement und Aufbau auf eingängigen althergebrachten oder fest etablierten musikalischen Hörgewohnheiten fußt, um eine möglichst schnelle Merkfähigkeit beim Hörer zu erreichen. Die lyrische Kraft in Strophe und Refrain beschränkt sich bewusst auf leicht verständliche Bilder und Themen für eine breite Allgemeinverständlichkeit, die keiner Interpretation bedarf, wodurch der unwillkürliche Wunsch des Mitsingens geweckt werden soll. Im Unterschied zum deutschen Popsong zielt der musikalische Ausdruck in seiner Gesamtheit primär nicht auf jugendliche Hörer. Statt Abgrenzung steht eine vereinende emotionale Erlebniswelt im Vordergrund.

    Das ist nicht schlecht. Allerdings ist mir das ganze zu statisch, denn zu den „althergebrachten Hörgewohnheiten“ kommen im Schlager doch auch ständig neue Einflüsse. Ein Schlager von 1925 klingt anders als einer von 1965 oder einer von 2005. Und ist die Fixierung auf den jugendlichen Hörer beim deutschen Popsong tatsächlich so stark? Das glaube ich nicht, aber das wäre schon wieder eine andere Frage.

    --

    #7654243  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Herr Rossi
    1. Allerdings ist mir das ganze zu statisch, denn zu den „althergebrachten Hörgewohnheiten“ kommen im Schlager doch auch ständig neue Einflüsse. Ein Schlager von 1925 klingt anders als einer von 1965 oder einer von 2005.
    2.Und ist die Fixierung auf den jugendlichen Hörer beim deutschen Popsong tatsächlich so stark? Das glaube ich nicht, aber das wäre schon wieder eine andere Frage.

    zu 1: Deswegen folgt ein „oder…“. Innovation wirst Du beim Schlager nicht finden.
    zu 2.: Für einen Schlager, der spezifisch junge Hörer anfixen soll, fiel mir kein Beispiel ein. Die Zielgruppe war schon 1925 erwachsen … seitdem ist sie höchstens breiter geworden. Gemeint war die altersmäßig typische Stammhörerschaft. Junge Ballermannfreaks benutzen den Schlager nur als kultige Handlung für den Moment ;-) glaube kaum, dass die sich solche Alben kaufen.

    --

    #7654245  | PERMALINK

    coleporter

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 4,085

    gollumJunge Ballermannfreaks benutzen den Schlager nur als kultige Handlung für den Moment ;-) glaube kaum, dass die sich solche Alben kaufen.

    Ich fürchte doch… Man könnte sicher eine eigene Kategorie „Ballermann-Schlager“ aufmachen, weil das ein Markt ist, den Leute wie DJ Ötzi oder Mickey Krause oder wie die alle heißen, gern bedienen…

    --

    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
    #7654247  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,235

    Reino
    Das mag für die 70er Jahre gelten, nicht für die 50er und frühen 60er Jahre („Heimweh“, „Heißer Sand“)

    „Heißer Sand“ ist sogar der beste Schlager überhaupt. Aber davon abgesehen gibt es auch aus den 50ern und frühen 60ern nicht nur tränenreiche und rührselige Schnulzen.

    GollumErstmal Danke. Sehr schwierig fand ich es, möglichst neutral zu beschreiben; ist hoffentlich so La-la gelungen – was natürlich auch Schlagerfans beurteilen müssten.

    Ich kenne keinen.;-) Nee, ehrlich, als Fan könnte ich mich wirklich nicht bezeichnen. Aber als jemand, der den einen oder anderen Schlager aus dem einen oder anderen Grund mag, kann ich mit Deiner Definition durchaus leben. Eine Definition ist auch umso besser, je wertneutraler sie formuliert ist.

    --

    #7654249  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,235

    gollumzu 1: Deswegen folgt ein „oder…“. Innovation wirst Du beim Schlager nicht finden.

    Ach, Innovation, wo gibt’s die schon? (Das reimt sich, und was sich reimt, ist gut …)

    zu 2.: Für einen Schlager, der spezifisch junge Hörer anfixen soll, fiel mir kein Beispiel ein.

    Mir schon. In der „Bravo“ gab es übrigens noch Ende der 70er zwei Lesercharts: „National“ und „International“. Erstere war schlagerdominiert. Erst die NDW hat dem ein Ende gesetzt.

    --

    #7654251  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Herr Rossi
    Mir schon. In der „Bravo“ gab es übrigens noch Ende der 70er zwei Lesercharts: „National“ und „International“. Erstere war schlagerdominiert. Erst die NDW hat dem ein Ende gesetzt.

    Zur NDW habe ich anscheinend (?) eine andere Sicht:

    http://forum.rollingstone.de/showpost.php?p=2198269&postcount=359

    --

    #7654253  | PERMALINK

    coleporter

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 4,085

    gollumZur NDW habe ich anscheinend (?) eine andere Sicht:

    http://forum.rollingstone.de/showpost.php?p=2198269&postcount=359

    Wobei die Spider Murphy Gang auch nicht gerade zu den typischen Vertretern der NDW gehört, oder?

    --

    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
    #7654255  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Für einen Schlager, der spezifisch junge Hörer anfixen soll, fiel mir kein Beispiel ein. Die Zielgruppe war schon 1925 erwachsen … seitdem ist sie höchstens breiter geworden. Gemeint war die altersmäßig typische Stammhörerschaft. Junge Ballermannfreaks benutzen den Schlager nur als kultige Handlung für den Moment ;-) glaube kaum, dass die sich solche Alben kaufen.

    Altersmässig typisch ist Schlager doch erst heute, er ist halt mit mit dem Publikum gewachsen. In den Fünfzigern war RockNRoll ja bei weitem nicht so Mainstream wie man heute denken könnte, was hat den der Grossteil der Jugendlichen damals gehört? Roy Black war ja später auch ein Jugendidol und Bravo-Poster-Boy.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7654257  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    coleporterWobei die Spider Murphy Gang auch nicht gerade zu den typischen Vertretern der NDW gehört, oder?

    Wertest Du bei der NDW qualitativ? Ich nicht. Alles was halbwegs „frech und jung“ rüberkam, wurde damals darunter gepackt, nicht nur Fehlfarben, Ideal usw.

    --

    #7654259  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,235

    gollumZur NDW habe ich anscheinend (?) eine andere Sicht:

    Kann ich nicht erkennen. Jetzt mal abgesehen von der beliebten Diskussion um die „wahre“ NDW und den „Ausverkauf“ war die kommerziell erfolgreiche NDW damals eine ganz auf die Bravo-Leserschaft zugeschnittene Musik. Unter dem Gewand der Ironie feierte da auch der Teenie-Schlager der 50er und 60er Urständ („Sternenhimmel“, „Sommersprossen“, „Kleine Taschenlampe brenn“ u.ä.), allerdings hatte keiner der zuvor etablierten Schlagerstars irgendeine Chance, dabei mitzumischen. Das Duett von Extrabreit und Marianne Rosenberg war schon die große Ausnahme.

    --

    #7654261  | PERMALINK

    coleporter

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 4,085

    gollumWertest Du bei der NDW qualitativ? Ich nicht. Alles was halbwegs „frech und jung“ rüberkam, wurde damals darunter gepackt, nicht nur Fehlfarben, Ideal usw.

    Das war auch gar nicht qualitativ gemeint, zumindest nicht im Sinne von „gut oder schlecht“ – ich meine nur, dass die NDW sich ja stilistisch auf New-Wave-Musik bezog, was ich den munteren Bayern-Rock’n’Rollern tendenziell eher nicht unterstellen würde… :-)

    --

    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
    #7654263  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,700

    Herr Rossi“Heißer Sand“ ist sogar der beste Schlager überhaupt. Aber davon abgesehen gibt es auch aus den 50ern und frühen 60ern nicht nur tränenreiche und rührselige Schnulzen.

    Du bist schon der zweite, der mir unterstellt, etwas behauptet zu haben, was sich aus meinem Beitrag nur mit großer Ignoranz herauslesen läßt. Ich hatte schlicht darauf hingewiesen, daß es damals nicht überwiegend oder gar ausschließlich Lieder mit „Charme oder Witz“ gab, was somit kein Kriterium sein kann.

    Zum zweiten halte ich „Heißer Sand“ für sprachlich unter aller Sau. Ein paar vollständige, grammatisch richtige Sätze hätten es für mich schon sein können. Ich mag z.B. Verben. Und bin auch kein Kreuzworträtselfan:

    Schwarzer Tino, deine Nina
    War dem Rocco schon im Wort
    Weil den Rocco sie nun fanden
    Schwarzer Tino, mußt du fort.

    Aber mit meinen Ansprüchen bin ich beim Schlager eh falsch. Obwohl es doch ein paar schön gereimte gibt. Oder gilt „O Donna Clara“ hier nicht als Schlager?

    --

    Noch mehr Comics für alle! Jetzt PDF herunterladen!
    #7654267  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Herr Rossi. Das Duett von Extrabreit und Marianne Rosenberg war schon die große Ausnahme.

    Extrabreit waren doch eine NDW-Band in denen noch ziemlich viel Punk steckt, wenn auch verwässert, und irgendwie war die Zusammenarbeit mit Marianne Rosenberg ja ein Statement in die Richtung.

    Von wem ist den heisser Sand bzw. wer hat dass gesungen?

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7654269  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,700

    Gesungen hat es Mina.

    Geschrieben haben es Werner Scharfenberger und Kurt Feltz.

    --

    Noch mehr Comics für alle! Jetzt PDF herunterladen!
Ansicht von 15 Beiträgen - 496 bis 510 (von insgesamt 948)

Schlagwörter: 

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.