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bullitt
pfingstluemmelBleibt die Frage, ob sich der Act wirklich tiefergehende Gedanken gemacht hat oder nur ein paar Stücke versammelt, die im entsprechenden Zeitraum fertig waren.
Um beim konkreten beispiel zu Bleiben: Grönemeyer gibt an, sich sogar Gedanken über die Länge der Pausen zwischen den Songs zu machen und die individuell anzupassen. So viel dazu.
Nutzt bei Grönemeyer nichts, weil er keine guten Lieder schreibt, nicht singen kann und die Produktion in die falschen Hände gibt. Ich finde bei seinen Alben auch die Pausen am besten.
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bullitt
pfingstluemmelBleibt die Frage, ob sich der Act wirklich tiefergehende Gedanken gemacht hat oder nur ein paar Stücke versammelt, die im entsprechenden Zeitraum fertig waren.
Um beim konkreten beispiel zu Bleiben: Grönemeyer gibt an, sich sogar Gedanken über die Länge der Pausen zwischen den Songs zu machen und die individuell anzupassen. So viel dazu.
Nutzt bei Grönemeyer nichts, weil er keine guten Lieder schreibt, nicht singen kann und die Produktion in die falschen Hände gibt. Ich finde bei seinen Alben auch die Pausen am besten.
LOOOL, nur ging es nicht um die musikalische Qualitäten Grönemeyers sondern um deine weltfremden Theorien,die zwar stimmig zum Avatar sind, aber sonst nicht nachvollziehbar.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
bullittUm beim konkreten beispiel zu Bleiben: Grönemeyer gibt an, sich sogar Gedanken über die Länge der Pausen zwischen den Songs zu machen und die individuell anzupassen. So viel dazu.
Das ist ja ganz schön für Grönemeyer, aber für oder gegen was soll das ein Argument sein, außer dass er sich in Kleinigkeiten verliert?
Edit: weltfremde Theorien gibts hier ein paar mehr. Und an vernünftigen Argumenten kommt nix, nix und nix.
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@bullitt: Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein vorgesetztes Album durchzuhören, weniger eigen, kreativ und aufwendig ist, als eine durchkomponierte Playlist zu erstellen? Ich zitiere dich hier: „LOOOL“.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.elmo-ziller
Und an vernünftigen Argumenten kommt nix, nix und nix.Vor allem nicht von dir.
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pfingstluemmel@bullitt: Es ist nicht nachvollziehbar, dass ein vorgesetztes Album durchzuhören, weniger eigen, kreativ und aufwendig ist, als eine durchkomponierte Playlist zu erstellen? Ich zitiere dich hier: „LOOOL“.
Nur dass die Leute nicht deshalb weniger Alben hören, weil sie sich selbst kreative Playlisten erstellen, sondern sich Playlisten mit den Rosinen bedienen.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
ich will ja auch keine Theorie hier vertreten, die aus einer stinknormalen Änderung von Gewohnheiten (sowohl beim Hörer als auch beim Musiker/Produzenten) einen Kulturverfall herleiten will.
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@bullitt: Die Auseinandersetzung mit der Musik erspart dieser Vorgang natürlich nicht. Wer sich wahllos von Playlist zu Playlist klickt, bleibt unberührt, als hätte er nichts gehört. Andererseits frage ich mich, ob man den Albumkontext braucht, wenn da nicht mehr ist als 12 Songs, die 45 Minuten dauern und für 15,99€ verkauft werden.
zuletzt geändert von pfingstluemmel--
Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.elmo-zillerich will ja auch keine Theorie hier vertreten, die aus einer stinknormalen Änderung von Gewohnheiten (sowohl beim Hörer als auch beim Musiker/Produzenten) einen Kulturverfall herleiten will.
Nun ja, die Veränderungen durch die Digitalisierung gibt es defacto, sie haben Konsequenzen und das ist nun mal Thema des Threads. Und selbstverständlich geht das mit einem Kulturverfall einher, woraus eine neue entsteht. Wie man das findet, steht auf einem ganz anderen Blatt, aber das ist der Stand der Dinge.
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Ein paar Thesen:
– Der kulturelle Wert von Musik ist insgesamt unabhängig von allen Möglichkeiten ihrer Reproduktion. Nicht nur die westliche Musik hat sich über Jahrhunderte und Jahrtausende zu größter Komplexität entwickeln können, ohne dass ihre Reproduktion abseits der Vervielfältigung von Noten überhaupt möglich war.
– Der Gedanke, dass Kunst durch die neuen technische Möglichkeiten ihrer massenweisen Reproduktion entwertet wird, ist nicht neu. Walter Benjamin etwa konstatierte 1938 den Verlust der „Aura“ des originalen Kunstwerks durch seine massenweise Reproduktion. Sowohl von rechter wie von linker Seite beklagte man den Verlust kultureller Werte durch die „Massenkultur“ bzw. „Kulturindustrie“ (Adorno/Horkheimer). Mit anderen Worten: Alle Spielarten moderner populärer Musik vom Jazz angefangen einschließlich ihrer massenweisen Verbreitung durch Tonträger (und Radio) galten einmal als Niedergang der Kultur.
– Das „Album“ als musikalisches Werk ist Kind einer technischen Innovation, der Einführung der 12“-LP, aber als künstlerische Idee und als Marketingtool offenkundig so etabliert, dass es nicht nur den Formatwechsel zur CD überlebte, sondern auch mühelos den Sprung ins Streaming-Zeitalter geschafft hat. Nicht nur, dass Musik auch auf Streaming-Plattformen als „Alben“ organisiert sind, sie werden – zumindest von Musikern, Musikkritikern und musikalisch interessierter Öffentlichkeit – auch weiterhin als wesentliche Veröffentlichungsform wahrgenommen. Zu beobachten ist in den letzten Jahren ein Trend zu kürzeren Alben, „Mini“-Alben bzw. EPs. Das muss man nicht nur negativ sehen, denn gerade für noch nicht etablierte Künstler ist das eine gute Möglichkeit, sich an Alben „heranzuarbeiten“ und auch die Produktivität zu erhöhen.
– Die Single lebt als Tonträger nur in bestimmten Genres abseits des Massenmarktes weiter, aber die Idee, sich durch regelmäßige Veröffentlichung einzelner Songs eine Hörerschaft aufzubauen und als Künstler zu etablieren, ist quicklebendig, ihr kommen die Online-Plattformen sehr entgegen – und auch die etablierten Acts kommen ohne „virale“ Singles kaum aus. Ein Musikinteressierter, der ein „reiner Albenhörer“ ist, verpasst auch heute Wesentliches.
– Der Print-Musikjournalismus hat ganz sicher seine Hochphase überschritten. Überleben werden wohl nur noch Magazine, die die Interessen jener Generation bedienen, die noch mit Print-Medien aufgewachsen ist. Online hat sich Musikkritik aber längst etabliert. Neben Blogs und speziellen Online-Portalen spielen dabei auch die Online-Ableger klassischer Printmedien wie „Spiegel“ oder „Guardian/Observer“) eine wichtige Rolle. Letztere würden das wohl kaum tun, wenn es nicht einen Bedarf danach gäbe.
– Die intensive Beschäftigung mit Musik und Musikkritik ist kein Massenthema. Die meisten Menschen konsumieren Musik „nebenbei“, das tun sie nunmehr auch via Streaming. Es mag sein, dass einige Jahrzehnte lang sich ungewöhnlich viele Jugendliche ungewöhnlich stark für Musik interessierten und sich über ihren Musikgeschmack identifizierten, aber das ist aufs Ganze gesehen doch ein kurzer Zeitraum gewesen. Diese ehemals 14-jährigen quälen einen seitdem mit ihrer Lebensweisheit, dass die Musik ihrer Jugend die beste und wichtigste war und die von heute nichts mehr taugen würde (siehe dazu Musikwissenschaftler Adam Neely) – wenn das endlich mal aufhören würde, wäre es kein Verlust.;-)
– An Nachwuchsmusikern herrscht nun wirklich kein Mangel. Ich mache mir daher auch keine Sorge, dass es nicht weiterhin genügend Nachwuchs an Musikbegeisterten gibt.
– Wir erkennen die Bedeutung von Aspekten der Alltagskultur fast regelhaft erst dann, wenn sie in ihrer Existenz bedroht sind, wenn sie durch den technischen und gesellschaftlichen Wandel zu verschwinden drohen. Tonträger werden sicher nie wieder die Rolle in der Massenkommunikation spielen, die sie etwa 50 Jahre lang hatten, aber gerade durch ihr weitgehendes Verschwinden aus dem Alltag werden sie von „Eingeweihten“ nun umso mehr als Artefakte wahrgenommen und wertgeschätzt.
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herr-rossi – Die intensive Beschäftigung mit Musik und Musikkritik ist kein Massenthema. Die meisten Menschen konsumieren Musik „nebenbei“, das tun sie nunmehr auch via Streaming. Es mag sein, dass einige Jahrzehnte lang sich ungewöhnlich viele Jugendliche ungewöhnlich stark für Musik interessierten und sich über ihren Musikgeschmack identifizierten, aber das ist aufs Ganze gesehen doch ein kurzer Zeitraum gewesen. Diese ehemals 14-jährigen quälen einen seitdem mit ihrer Lebensweisheit, dass die Musik ihrer Jugend die beste und wichtigste war und die von heute nichts mehr taugen würde (siehe dazu Musikwissenschaftler Adam Neely) – wenn das endlich mal aufhören würde, wäre es kein Verlust.;-)
Eher unangenehmer Typ, der gar nicht erst versucht die YouTube-Manierismen (schnelle unsinnige Schnitte, künstliche Sprechweise) zu umgehen und so rein ästhetisch schon im Wust der üblichen Tuber landet. Während man seine relativierende Botschaft einfach auf „Scheißmusik hilft Demenzkranken, wenn sie diese in ihrer Jugend hörten“ runterbrechen kann, begeht er den Fehler, den viele Erwachsene nicht vermeiden können: Er geht dem Mythos von Kindheit und Jugend auf dem Leim. Wer sein Erweckungserlebnis mit 13 oder 14 hatte und danach keine ähnliche Begeisterung mehr aufbringen konnte, ist höchstwahrscheinlich abgestumpft. Das passiert ja oft, wenn der Alltag zuschlägt. Persönlich habe ich keine besondere Beziehung zu der Musik, die ich mit 13 oder 14 gehört habe, im Gegenteil, sie nimmt keinen exponierten Platz ein, löst weder Hass, noch Scham aus – und vor allem keine übertriebene Abfeierei. (Mein Beileid übrigens zur Nu-Metal-Jugend.)
War das bis hierhin alles noch äußerst subjektives Wischiwaschi, begeht er gleich zu Beginn einen Kardinalsfehler: Er vergleicht Musikkritik, die sich die Begriffe des Pop erst noch erarbeiten muss, mit der Musikkritik, die seit 60 Jahren auf eine Definition von Pop zurückgreifen kann. Die Reaktionen der alteingesessenen Kritiker auf die Beatles sind verständlich und kaum zu vergleichen mit jemandem, der aus einem unprofessionellen Bauchgefühl aktuellen Pop ablehnt.
Ich wüsste jetzt auch nicht, was es bringt, die Massen zu bemühen, die sich nur von Musik berieseln lassen. Wollen wir uns auf dieses Niveau begeben? Glückwunsch an die Plattenindustrie, dass es ihr gelungen ist, Musik an Menschen zu verkaufen, die sich kein bisschen für Musik interessieren. Das wird ihr so schnell niemand nachmachen.--
Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.pfingstluemmelEher unangenehmer Typ, der gar nicht erst versucht die YouTube-Manierismen (schnelle unsinnige Schnitte, künstliche Sprechweise) zu umgehen und so rein ästhetisch schon im Wust der üblichen Tuber landet. Während man seine relativierende Botschaft einfach auf „Scheißmusik hilft Demenzkranken, wenn sie diese in ihrer Jugend hörten“ runterbrechen kann, begeht er den Fehler, den viele Erwachsene nicht vermeiden können: Er geht dem Mythos von Kindheit und Jugend auf dem Leim. Wer sein Erweckungserlebnis mit 13 oder 14 hatte und danach keine ähnliche Begeisterung mehr aufbringen konnte, ist höchstwahrscheinlich abgestumpft. Das passiert ja oft, wenn der Alltag zuschlägt. Persönlich habe ich keine besondere Beziehung zu der Musik, die ich mit 13 oder 14 gehört habe, im Gegenteil, sie nimmt keinen exponierten Platz ein, löst weder Hass, noch Scham aus – und vor allem keine übertriebene Abfeierei. (Mein Beileid übrigens zur Nu-Metal-Jugend.)
War das bis hierhin alles noch äußerst subjektives Wischiwaschi, begeht er gleich zu Beginn einen Kardinalsfehler: Er vergleicht Musikkritik, die sich die Begriffe des Pop erst noch erarbeiten muss, mit der Musikkritik, die seit 60 Jahren auf eine Definition von Pop zurückgreifen kann. Die Reaktionen der alteingesessenen Kritiker auf die Beatles sind verständlich und kaum zu vergleichen mit jemandem, der aus einem unprofessionellen Bauchgefühl aktuellen Pop ablehnt.Nun, die traditionelle Medienkritik muss sich die Begriffe des neuen Medienzeitalters erst einmal erarbeiten, von daher kein Vorwurf an Dich … Neely versteht es, Fragen der Musiktheorie und -praxis der Plattform angemessen umzusetzen und findet damit ein Publikum, das zweifellos in der Mehrzahl deutlich jünger ist als wir beiden und daher andere Erwartungen hat. Wie Du den Gedankengang seines Clips wiedergibst, finde ich allerdings einigermaßen schräg. Er geht keinem Mythos auf den Leim, sondern verweist auf verschiedene Untersuchungen und wissenschaftliche Erklärungen dafür, das und warum die Musik, die man in seiner Jugend gehört hat, einen besondere Wirkung auf die meisten Menschen hat, die für das weitere Leben prägt. Ob das nun „Scheißmusik“ war/ist (Du darfst mir glauben, dass ich NuMetal von Herzen verachte, und Neely berührt diesen dunklen Punkt seiner eigenen Biographie auch mit der nötigen Selbstironie) oder allgemein als hochwertig anerkannte, spielt dabei überhaupt keine Rolle, ebensowenig, dass es sicher auch Ausnahmen von der Regel gibt.
Ich wüsste jetzt auch nicht, was es bringt, die Massen zu bemühen, die sich nur von Musik berieseln lassen. Wollen wir uns auf dieses Niveau begeben? Glückwunsch an die Plattenindustrie, dass es ihr gelungen ist, Musik an Menschen zu verkaufen, die sich kein bisschen für Musik interessieren. Das wird ihr so schnell niemand nachmachen.
Guten Morgen, Adorno, wie geht’s Horkheimer? :)
In den Diskussionen um „die Musik von heute“ muss man auch hier im Forum ständig daran erinnern, dass auch „früher“ nicht „jeder“ ein Musikenthusiast war, der gleich nach der Schule zum Zeitschriftenhändler gelaufen ist, um sich mit der neuesten englischsprachigen Musikpresse zu versorgen, um anschließend Mailorder-Kataloge zu wälzen und abends pünktlich John Peel einzuschalten … Die „Industrie“ arbeitet von jeher damit, dass die meisten Menschen gerne Musik hören, und sie versorgt sie daher zuverlässig auf allen Kanälen und in allen Lebenslagen damit und häufig genug nur als „Hintergrundgeräusch“. Die meisten Menschen entwickeln keinen besonderen Ehrgeiz darin, sich aktiv damit zu beschäftigen und Musik zu entdecken, sondern sie nehmen das, was ihnen auf dem Silbertablett gereicht wird (und zehren ansonsten von dem, was sie als Jugendliche gehört haben, siehe oben). Natürlich kommen Streaming und Algorithmen diesem Umstand entgegen. Die Musikenthusiasten waren immer schon eine Minderheit und sind es auch heute. Sie nutzen die heutigen technischen Möglichkeiten selbstverständlich ganz anders als die Mehrzahl der Konsumenten. Wenn man sich das vor Augen führt, schrillen die Alarmglocken schon gleich nicht mehr so laut …
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Ich hätte das alles nicht besser formulieren können, @herr-rossi! Vielen Dank!
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!herr-rossiNun, die traditionelle Medienkritik muss sich die Begriffe des neuen Medienzeitalters erst einmal erarbeiten, von daher kein Vorwurf an Dich … Neely versteht es, Fragen der Musiktheorie und -praxis der Plattform angemessen umzusetzen und findet damit ein Publikum, das zweifellos in der Mehrzahl deutlich jünger ist als wir beiden und daher andere Erwartungen hat. Wie Du den Gedankengang seines Clips wiedergibst, finde ich allerdings einigermaßen schräg. Er geht keinem Mythos auf den Leim, sondern verweist auf verschiedene Untersuchungen und wissenschaftliche Erklärungen dafür, das und warum die Musik, die man in seiner Jugend gehört hat, einen besondere Wirkung auf die meisten Menschen hat, die für das weitere Leben prägt. Ob das nun „Scheißmusik“ war/ist (Du darfst mir glauben, dass ich NuMetal von Herzen verachte, und Neely berührt diesen dunklen Punkt seiner eigenen Biographie auch mit der nötigen Selbstironie) oder allgemein als hochwertig anerkannte, spielt dabei überhaupt keine Rolle, ebensowenig, dass es sicher auch Ausnahmen von der Regel gibt.
Guten Morgen, Adorno, wie geht’s Horkheimer? :) In den Diskussionen um „die Musik von heute“ muss man auch hier im Forum ständig daran erinnern, dass auch „früher“ nicht „jeder“ ein Musikenthusiast war, der gleich nach der Schule zum Zeitschriftenhändler gelaufen ist, um sich mit der neuesten englischsprachigen Musikpresse zu versorgen, um anschließend Mailorder-Kataloge zu wälzen und abends pünktlich John Peel einzuschalten … Die „Industrie“ arbeitet von jeher damit, dass die meisten Menschen gerne Musik hören, und sie versorgt sie daher zuverlässig auf allen Kanälen und in allen Lebenslagen damit und häufig genug nur als „Hintergrundgeräusch“. Die meisten Menschen entwickeln keinen besonderen Ehrgeiz darin, sich aktiv damit zu beschäftigen und Musik zu entdecken, sondern sie nehmen das, was ihnen auf dem Silbertablett gereicht wird (und zehren ansonsten von dem, was sie als Jugendliche gehört haben, siehe oben). Natürlich kommen Streaming und Algorithmen diesem Umstand entgegen. Die Musikenthusiasten waren immer schon eine Minderheit und sind es auch heute. Sie nutzen die heutigen technischen Möglichkeiten selbstverständlich ganz anders als die Mehrzahl der Konsumenten. Wenn man sich das vor Augen führt, schrillen die Alarmglocken schon gleich nicht mehr so laut
Schmalbrüstige Replik, in Form eines versteckten persönlichen Angriffs. Also wo anfangen? Bleiben wir besser beim Offensichtlichen. Der nicht mehr ganz so junge Herr, nach seinem Nu-Metal-Outing würde ich ihn als weit über 30 einordnen, benutzt die unzureichende Ästhetik der You-Tube-Meinungsbildung, die tauglich sein mag, um Lippenstifte und Elektronik-Gadgets an den Jungen oder das Mädchen zu bringen, für das Brechen einer Lanze zugunsten aktueller Pop-Musik. Diese kommt in seinem Clip kaum vor, er verlässt sich lieber auf die musikalische wie moralische Ablehnung von Pop-Musik aus vergangenen Zeiten, die er auf die Ablehnung heutiger Pop-Musik übertragen will. Er verkennt dabei die unterschiedliche Wirkung zu unterschiedlichen Zeiten. Wurden Jazz und Beatmusik wirklich einmal als gesellschaftszersetzend wahrgenommen, sind heute alle über die Massenmedien verbreiteten Beispiele der Pop-Musik gezähmt. Ironischerweise stellen die Beatles eine Art Initialzündung für beides dar: Musik als massenwirksame Rebellion und gleichzeitig ihrer Assimilation als Konsumprodukt der Industrie. (Die Ausnahmestellung der Band ist in dieser – und nicht nur in dieser – Hinsicht bemerkenswert, weil sie mehr als alle anderen Künstler ein seltsam schwebendes Verhältnis innerhalb dieses Widerspruchs einnehmen.)
Neely bedient sämtliche Klischees, welche Leute, die sich in einem gewöhnlichen Alltag eingerichtet haben, so gerne hören: Die Kindheit als Paradies, aus dem man vertrieben wurde. Die Jugend als Höhepunkt der Neuerungen und des Aufbegehrens. Vielleicht sagt das mehr über sein Publikum aus als ihn selbst, die Verortung der ursprünglichen Quelle des Musikgeschmacks in der Hirnchemie eines 13-Jährigen bleibt höchst fraglich. Schön, wenn einem die Naturwissenschaft so in die Karten spielt, man muss sich ja nur auf einen kleinen Ausschnitt beschränken: Dopamin, Serotonin, Botenstoffe.Ich verstehe noch immer nicht den Verweis auf Anti-Musikenthusiasten. Wofür soll die Ignoranz der Masse ein Beispiel sein? Ignorante Leute tun in ihrem Leben ignorante Dinge – und sind deshalb auch einfache Beute für Kaufleute. Wer sich einen Scheiß kümmert, um den wird sich eben gekümmert. Die stumpfe Trägheit dient nicht als Maßstab. Mag ja schön sein, wenn man demnächst die Demenzkranken eines Altersheims mit Smokie und den Bay City Rollers therapieren kann – aber es bleibt halt eine Ausrede. Musik wird mit medizinischen Zwecken aufgeladen, ermöglicht durch Botenstoffe der Jugend und einem Synapsennetz. Für manchen mag das Naturwissenschaft sein, ich sehe da bisher nur oberflächlichen biologistischen Unfug.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.herr-rossi … Die meisten Menschen entwickeln keinen besonderen Ehrgeiz darin, sich aktiv damit zu beschäftigen und Musik zu entdecken, sondern sie nehmen das, was ihnen auf dem Silbertablett gereicht wird (und zehren ansonsten von dem, was sie als Jugendliche gehört haben, siehe oben). Natürlich kommen Streaming und Algorithmen diesem Umstand entgegen. Die Musikenthusiasten waren immer schon eine Minderheit und sind es auch heute. Sie nutzen die heutigen technischen Möglichkeiten selbstverständlich ganz anders als die Mehrzahl der Konsumenten. Wenn man sich das vor Augen führt, schrillen die Alarmglocken schon gleich nicht mehr so laut …
Schön formuliert ist das. Natürlich ist es das erklärte Ziel einer Industrie, mehr Einheiten vom gleichen Produkt zu verkaufen und nicht mehr unterschiedliche Produkte an den gleichen Kunden. Mit meinen Sendungen bei Radio StoneFM will ich sowohl „Forumshörer“ = Musikenthusiasten ansprechen, als auch Leute aus meinem Bekanntenkreis, die hauptsächlich Mainstream-Musik mögen, und deshalb spiele ich beides. Da können dann die Mainstream-Hörer auch Entdeckungen machen, die ihnen vom Formatradio „erspart“ werden. Und wenn ich die Musik-Enthusiasten beobachte, fällt mir auf: ein bißchen „Normcore“ geht immer.
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