Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

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herr-rossi
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pfingstluemmelEher unangenehmer Typ, der gar nicht erst versucht die YouTube-Manierismen (schnelle unsinnige Schnitte, künstliche Sprechweise) zu umgehen und so rein ästhetisch schon im Wust der üblichen Tuber landet. Während man seine relativierende Botschaft einfach auf „Scheißmusik hilft Demenzkranken, wenn sie diese in ihrer Jugend hörten“ runterbrechen kann, begeht er den Fehler, den viele Erwachsene nicht vermeiden können: Er geht dem Mythos von Kindheit und Jugend auf dem Leim. Wer sein Erweckungserlebnis mit 13 oder 14 hatte und danach keine ähnliche Begeisterung mehr aufbringen konnte, ist höchstwahrscheinlich abgestumpft. Das passiert ja oft, wenn der Alltag zuschlägt. Persönlich habe ich keine besondere Beziehung zu der Musik, die ich mit 13 oder 14 gehört habe, im Gegenteil, sie nimmt keinen exponierten Platz ein, löst weder Hass, noch Scham aus – und vor allem keine übertriebene Abfeierei. (Mein Beileid übrigens zur Nu-Metal-Jugend.)
War das bis hierhin alles noch äußerst subjektives Wischiwaschi, begeht er gleich zu Beginn einen Kardinalsfehler: Er vergleicht Musikkritik, die sich die Begriffe des Pop erst noch erarbeiten muss, mit der Musikkritik, die seit 60 Jahren auf eine Definition von Pop zurückgreifen kann. Die Reaktionen der alteingesessenen Kritiker auf die Beatles sind verständlich und kaum zu vergleichen mit jemandem, der aus einem unprofessionellen Bauchgefühl aktuellen Pop ablehnt.

Nun, die traditionelle Medienkritik muss sich die Begriffe des neuen Medienzeitalters erst einmal erarbeiten, von daher kein Vorwurf an Dich … Neely versteht es, Fragen der Musiktheorie und -praxis der Plattform angemessen umzusetzen und findet damit ein Publikum, das zweifellos in der Mehrzahl deutlich jünger ist als wir beiden und daher andere Erwartungen hat. Wie Du den Gedankengang seines Clips wiedergibst, finde ich allerdings einigermaßen schräg. Er geht keinem Mythos auf den Leim, sondern verweist auf verschiedene Untersuchungen und wissenschaftliche Erklärungen dafür, das und warum die Musik, die man in seiner Jugend gehört hat, einen besondere Wirkung auf die meisten Menschen hat, die für das weitere Leben prägt. Ob das nun „Scheißmusik“ war/ist (Du darfst mir glauben, dass ich NuMetal von Herzen verachte, und Neely berührt diesen dunklen Punkt seiner eigenen Biographie auch mit der nötigen Selbstironie) oder allgemein als hochwertig anerkannte, spielt dabei überhaupt keine Rolle, ebensowenig, dass es sicher auch Ausnahmen von der Regel gibt.

Ich wüsste jetzt auch nicht, was es bringt, die Massen zu bemühen, die sich nur von Musik berieseln lassen. Wollen wir uns auf dieses Niveau begeben? Glückwunsch an die Plattenindustrie, dass es ihr gelungen ist, Musik an Menschen zu verkaufen, die sich kein bisschen für Musik interessieren. Das wird ihr so schnell niemand nachmachen.

Guten Morgen, Adorno, wie geht’s Horkheimer? :)

In den Diskussionen um „die Musik von heute“ muss man auch hier im Forum ständig daran erinnern, dass auch „früher“ nicht „jeder“ ein Musikenthusiast war, der gleich nach der Schule zum Zeitschriftenhändler gelaufen ist, um sich mit der neuesten englischsprachigen Musikpresse zu versorgen, um anschließend Mailorder-Kataloge zu wälzen und abends pünktlich John Peel einzuschalten … Die „Industrie“ arbeitet von jeher damit, dass die meisten Menschen gerne Musik hören, und sie versorgt sie daher zuverlässig auf allen Kanälen und in allen Lebenslagen damit und häufig genug nur als „Hintergrundgeräusch“. Die meisten Menschen entwickeln keinen besonderen Ehrgeiz darin, sich aktiv damit zu beschäftigen und Musik zu entdecken, sondern sie nehmen das, was ihnen auf dem Silbertablett gereicht wird (und zehren ansonsten von dem, was sie als Jugendliche gehört haben, siehe oben). Natürlich kommen Streaming und Algorithmen diesem Umstand entgegen. Die Musikenthusiasten waren immer schon eine Minderheit und sind es auch heute. Sie nutzen die heutigen technischen Möglichkeiten selbstverständlich ganz anders als die Mehrzahl der Konsumenten. Wenn man sich das vor Augen führt, schrillen die Alarmglocken schon gleich nicht mehr so laut …

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