Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

#10687535  | PERMALINK

pfingstluemmel
Darknet Influencer

Registriert seit: 14.09.2018

Beiträge: 7,417

herr-rossi – Die intensive Beschäftigung mit Musik und Musikkritik ist kein Massenthema. Die meisten Menschen konsumieren Musik „nebenbei“, das tun sie nunmehr auch via Streaming. Es mag sein, dass einige Jahrzehnte lang sich ungewöhnlich viele Jugendliche ungewöhnlich stark für Musik interessierten und sich über ihren Musikgeschmack identifizierten, aber das ist aufs Ganze gesehen doch ein kurzer Zeitraum gewesen. Diese ehemals 14-jährigen quälen einen seitdem mit ihrer Lebensweisheit, dass die Musik ihrer Jugend die beste und wichtigste war und die von heute nichts mehr taugen würde (siehe dazu Musikwissenschaftler Adam Neely) – wenn das endlich mal aufhören würde, wäre es kein Verlust.;-)

Eher unangenehmer Typ, der gar nicht erst versucht die YouTube-Manierismen (schnelle unsinnige Schnitte, künstliche Sprechweise) zu umgehen und so rein ästhetisch schon im Wust der üblichen Tuber landet. Während man seine relativierende Botschaft einfach auf „Scheißmusik hilft Demenzkranken, wenn sie diese in ihrer Jugend hörten“ runterbrechen kann, begeht er den Fehler, den viele Erwachsene nicht vermeiden können: Er geht dem Mythos von Kindheit und Jugend auf dem Leim. Wer sein Erweckungserlebnis mit 13 oder 14 hatte und danach keine ähnliche Begeisterung mehr aufbringen konnte, ist höchstwahrscheinlich abgestumpft. Das passiert ja oft, wenn der Alltag zuschlägt. Persönlich habe ich keine besondere Beziehung zu der Musik, die ich mit 13 oder 14 gehört habe, im Gegenteil, sie nimmt keinen exponierten Platz ein, löst weder Hass, noch Scham aus – und vor allem keine übertriebene Abfeierei. (Mein Beileid übrigens zur Nu-Metal-Jugend.)
War das bis hierhin alles noch äußerst subjektives Wischiwaschi, begeht er gleich zu Beginn einen Kardinalsfehler: Er vergleicht Musikkritik, die sich die Begriffe des Pop erst noch erarbeiten muss, mit der Musikkritik, die seit 60 Jahren auf eine Definition von Pop zurückgreifen kann. Die Reaktionen der alteingesessenen Kritiker auf die Beatles sind verständlich und kaum zu vergleichen mit jemandem, der aus einem unprofessionellen Bauchgefühl aktuellen Pop ablehnt.
Ich wüsste jetzt auch nicht, was es bringt, die Massen zu bemühen, die sich nur von Musik berieseln lassen. Wollen wir uns auf dieses Niveau begeben? Glückwunsch an die Plattenindustrie, dass es ihr gelungen ist, Musik an Menschen zu verkaufen, die sich kein bisschen für Musik interessieren. Das wird ihr so schnell niemand nachmachen.

--

Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.