Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Tracks › Merry Christmas – Die besten Tracks zum Weihnachtsfest
-
AutorBeiträge
-
‘and so this is Christmas, and what have we done?’
zuletzt geändert von krauspop--
Highlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
Welches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
Musikalische Orgasmen: 6 Songs voller Höhepunkte
Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
So arbeiteten die Beatles am „Weeping Sound“ für das White Album
WerbungDas Rätsel der nicht existierenden deutschsprachigen Weihnachts-Popsongs/Schlager
Ich bin ganz sicher nicht der Erste, der sich darüber Gedanken gemacht hat, das ist ein ebenso dankbares Thema für Kulturanthropologen/Europäische Ethnologen (fka Volkskundler) wie Musikwissenschaftler, aber beim Betrachten der aktuellen globalen Weihnachtscharts fiel mir auf, dass es deutschsprachigen Weihnachts-Popsongs bzw. -Schlager nicht gibt. Also es gab und gibt sie schon, aber kaum einer ist je ein Hit gewesen oder gar zum Allgemeingut geworden wie etwa „Jingle Bell Rock“ oder „Last Christmas“. Die Wikipedia-Liste, die man praktischerweise auch chronologisch sortieren kann, bestätigt das:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutschsprachiger_Weihnachtslieder
Ich hab dabei nach dem Datum des Textes sortiert, die Melodien sind ja in manchen Fällen deutlich älter.
Wenn ich mal nur die bis heute bekanntesten Weihnachtslieder betrachte, dann ist das früheste von einem Herrn, der auch zwei, drei andere Dinge getan hat:
Martin Luther: Vom Himmel hoch, da komm ich her (1535/39)
Das ist quasi der Urknall des deutschen Weihnachtsliedes. So richtig los ging es mit dem Genre allerdings erst unmittelbar nach dem Wiener Kongress (1815) mit der Restauration der Fürstenmacht in Deutschland. Das Bürgertum zog sich ins Private zurück und machte es sich zu Hause kuschelig, Stichwort Biedermeier.
In dieser Zeit entstehen die meisten noch explizit christlichen Weihnachtsklassiker:
Trad. (Sizilien)/Johannes Daniel Falk u. Heinrich Holzschuher: O du fröliche (1816/29)
Franz Xaver Gruber/Joseph Mohr: Stille Nacht, heilige Nacht (1816/22)
Friedrich Wilhelm Krintzinger: Süßer die Glocken nie klingen (1826)
Friedrich Silcher/Wilhelm Hey: Alle Jahre wieder (1837)
Trad. (Böhmen)/Joseph Hermann Mohr: Kommet, ihr Hirten (1870)… und auch die ersten säkularisierten Weihnachtslieder, die sich um das Familienfest ranken:
August Zarnack/Ernst Anschütz: O Tannenbaum (1819/24)
Trad. (Frankreich)/August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Morgen kommt der Weihnachtsmann (1835)
Karl Enslin: Kling, Glöckchen, klingelingeling (1854)
Trad./Eduard Ebel: Leise rieselt der Schnee (1895)Der bis heute gültige Kanon ist also seit Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend geschlossen. Im 20. Jahrhundert bringt es nur ein einziges neues Kirchenlied zu einiger Popularität, bezieht sich allerdings auf das Fest Heilige Drei Könige:
Alfred Hans Zoller: Stern über Bethlehem (1963)
Der deutsche Schlager hat in seiner großen Zeit der Sechziger und Siebziger Jahre zum Thema Weihnachtsklassiker überraschenderweise nichts Neues beigetragen, auch wenn alle Größen dieser Zeit mindestens ein Weihnachtsalbum aufgenommen haben.
Der einzige ernstzunehmende und ernstgemeinte Versuch eines deutschen Weihnachts-Popsongs kam gegen Ende der sogenannten Neuen Deutschen Welle mit diesem Hit:
Trio – Turaluraluralu (Ich mach BuBu, was machst du) (1983)
… konnte sich aber nicht dauerhaft etablieren. Auf YouTube kommt der Song nicht einmal, wenn man alle privat eingestellten Clips zusammenzählt (einen offiziellen Trio-Kanal gibt es nicht), auf eine halbe Million Klicks. Das ist in diesem Zusammenhang quasi nichts.
Der einzige wirkliche Festklassiker des 20. Jahrhunderts, das muss man dem Urheber lassen, ist ein Kinderlied:
Rolf Zuckowski – In der Weihnachtsbäckerei (1987)
54 Mio. Klicks auf YouTube, dazu noch die Otto-Version mit 9 Mio. Man muss aber auch sagen: Wer aus dem Vorschulalter raus ist, will das nie wieder freiwillig hören …
Einige Popularität hat bei Millenials schließlich noch ein parodistischer Song, den ich Beinahe-Boomer heute zum ersten Mal gehört habe. Aber immerhin, 14 Mio. Klicks auf YT, und wird in den Kommentaren noch heute „gefeiert“, wie die Zielgruppe das zu nennen pflegt:
Hab ich was übersehen?
Und hat jemand eine Idee, warum das alles so ist?
--
Eine Idee wäre, dass Weihnachten bei uns immer noch viel mehr mit Religion zu tun hat* (auch wenn das in letzter Zeit rapide abfällt) als wie in den USA und die meisten Menschen damit auch nichts Nicht-Besinnliches verbinden. „Rockin‘ around the christmas tree“??? Wie denn, wenn von 21.30 bis 0:00 Uhr Christmette ist?
Das Thema ist noch unantastbar (viele Leute empfinden das Entkoppeln des Begriffs „Weihnachten“ von seinem religiösen Hintergrund als blasphemisch, in andern Ländern ist es schon lange normalisiert, dass das Fest eher als Jahresabschluss gesehen wird, auf welchen man gemeinsam hinfiebert und welchen man als Anlass zum Feiern nutzt), daher kann außenrum auch gar keine Kultur entstehen, die Nährboden für zeitgemäße Pophits bietet und über ein laut gerufenes „Schwein“ in einem Song über Plätzchenbacken hinausgeht.*das wird deutlich, wenn man sich die Titel der Wikipedialiste anschaut. Die beherrschenden Themen sind Hirten, Bäume, Heiländer, Frieden, Grüße, lieben und kommen. Eine Großmutter, die zuviel Punsch getrunken hat und beim Heimgehen von einem Fleckvieh über den Haufen gerannt wird, sucht man vergeblich.
zuletzt geändert von cleetus--
Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blockEine Ausnahme im deutschsprachigen Raum bilden seit vielen Jahren Erdmöbel. Die veröffentlichen jährlich Jahresabschlusssongs, die meistens mit Weihnachten zu tun haben – und das Thema von verschiedenen (meist „kritischen“) Seiten angehen. Aber klar, das ist eher der Indie-Bereich und hat keine relevante Breitenwirkung (auch wenn die Songs hier teilweise im Radio laufen).
Das Duett mit Maren Eggert mag der ein oder andere vielleicht noch kennen. Hier mal die Playlist mit dem aktuellen Lied „Die Weihnachtsdämonen“.
--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,495
Falls wir das eh nicht schon hier hatten …. :
Marvin Gaye „I Want To Come Home For Christmas“ (Tamla) 1972 ….
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,495
Mehr S-O-U-L …. :
The Emotions „What Do The Lonely Do At Christmas“ (Stax) 1972 …. 70er Deep Soul mit ordentlich Lametta aus der Feder von Homer Banks & Carl Hampson ….
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)cleetusEine Idee wäre, dass Weihnachten bei uns immer noch viel mehr mit Religion zu tun hat* (auch wenn das in letzter Zeit rapide abfällt) als wie in den USA und die meisten Menschen damit auch nichts Nicht-Besinnliches verbinden. „Rockin‘ around the christmas tree“??? Wie denn, wenn von 21.30 bis 0:00 Uhr Christmette ist?
Das Thema ist noch unantastbar (viele Leute empfinden das Entkoppeln des Begriffs „Weihnachten“ von seinem religiösen Hintergrund als blasphemisch, in andern Ländern ist es schon lange normalisiert, dass das Fest eher als Jahresabschluss gesehen wird, auf welchen man gemeinsam hinfiebert und welchen man als Anlass zum Feiern nutzt), daher kann außenrum auch gar keine Kultur entstehen, die Nährboden für zeitgemäße Pophits bietet und über ein laut gerufenes „Schwein“ in einem Song über Plätzchenbacken hinausgeht.Ich hab darüber sinniert, und es ist sicher die richtige Spur. Allerdings sind die USA heutzutage weitaus stärker konservativ-christlich geprägt als Deutschland (aktuell nur noch 53% der Bevölkerung). Aber Amerika war auch der Vorreiter der Säkularisierung und „Popkulturisierung“ von Weihnachten. Die deutsche „Besinnlichkeit“ war tatsächlich noch sehr viel länger dem Geiste der biedermeierlichen Weihnacht verhaftet, zumal im zweiten Biedermeier der Nachkriegszeit. Weihnachten stand für die „gute alte Zeit“ vor den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, dahin wollte man einmal im Jahr flüchten.
Meiner Erinnerung nach haben die amerikanischen Weihnachtsklassiker bei uns in den 60er und 70er auch noch keine große Rolle gespielt, so richtig populär war nur „Jingle Bells“ nach meiner Erinnerung, das durfte in keiner Peter Alexander-Weihnachtsshow und auf keiner Benefiz-LP für die Stiftung Sorgenkind fehlen (neben der „Petersburger Schlittenfahrt“ mit James Last oder Max Greger natürlich), aber sonst? Und als dann ab den 80ern Popkultur-Xmas auch bei uns groß wurde und wir uns an die Schreibweise gewöhnten, hat man gleich die einschlägigen Songs aus den USA und Großbritannien importiert.
*das wird deutlich, wenn man sich die Titel der Wikipedialiste anschaut. Die beherrschenden Themen sind Hirten, Bäume, Heiländer, Frieden, Grüße, lieben und kommen. Eine Großmutter, die zuviel Punsch getrunken hat und beim Heimgehen von einem Fleckvieh über den Haufen gerannt wird, sucht man vergeblich.
Wobei, wenn man es nicht besser wüsste, würde man doch 100 Pro tippen, dass das ein englische Schrulle ist, oder? :)
Elmo & Patsy – Grandma got run over by a reindeer
--
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,495
The Persuasions „You“re All I Want For Christmas“ (Bulleyes Blues) 1997 …. Brook Benton’s Weihnachtswunsch in Acapella ….
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Ok, einen Tag vor Heiligabend hier noch ein Schnelldurchlauf durch die Carol Season 2022. Zumindest durch alles, was mir an neuer Weihnachtsmusik aufgefallen ist.
Mein Favorit ’22 kommt von Alicia Keys:
Alicia Keys – December Back 2 June
Auch David Gedge hat es wieder getan … Nicht so gut wie die Kollaboration mit Simone White damals – aber durchaus ein Kandidat für die Indieplaylist.
The Wedding Present – The Loneliest Time Of Year
Andy Bell hat sich an Yoko Onos „Listen, The Snow Is Falling“ versucht. Die deutlich bessere Version kommt allerdings von Kidbug (gibt’s auch als 7″ mit einer schönen Coverversion von Lows „Just Like Christmas“ als Flipside; dedicated to Mimi Parker):
Kidbug – Listen, The Snow is Falling
Kidbug – Just Like Xmas
Ungefähr so überflüssig wie die Fußball-WM in Katar ist auch diese Christmas Edition von „Three Lions“:
Baddiel, Skinner & Lightning Seeds – Three Lions (It’s Coming Home For Christmas)
Dolly Parton hat mit Jimmy Fallon in ihrer Weihnachtssendung gesungen. Lustiger ist aber der Auftritt von Old 97’s im Holiday Special von Guardians Of The Galaxy.
Jimmy Fallon & Dolly Parton – Almost Too Early For Christmas
Old 97’s – I Don’t Know What Christmas Is (But Christmastime Is Here)
The Linda Lindas feiern eine groovy, Ramones-eske teenage Weihnachtsparty.
The Linda Lindas – Groovy Xmas
Beschaulicher geht es bei den Silver Biplanes zu. Isla Croll hofft, dass ihr entlaufender Hund zum Fest zurückkehrt. Äußerst charmanter Indiepop zum Thema kommt auch von The Photocopies: „We’re Dancing Now To Darlene / Does That Mean That It’s Love?“, fragt Sean Turner. Eine verzweifelte Partnersuche auf der Weihnachtsfeier. Ob das wohl gut geht? Gut ins Ohr geht auf jeden Fall noch die Surfpop-Hymne „California Christmas“ von Switchfoot. „So Grab A Christmas Tree / I’ll Meet You Down The Beach“!
The Photocopies – Christmas Alone
Switchfoot – California Christmas
Traurig ist dagegen der Breakup-Song von Rosie Thomas mit Sufjan Stevens. Aber das absolut depressivste Weihnachtslied des Jahres hat Christian Lee Hutson mit seiner Abwandlung eines Klassikers geliefert. Da kann selbst Phoebe Bridgers einpacken.
Rosie Thomas – We Should Be Together (feat. Sufjan Stevens)
Christian Lee Hutson – Silent Night
Zum Abschluss noch ein Blick Richtung Mainstream. Hier fand ich Zoe Wees Coverversion von Leon Paynes „All I Want (For Christmas)“ noch am besten. Sie schlägt zumindest das Original um Längen. Ein paar große Namen wollen in diesem Jahr natürlich auch wieder vom Weihnachtsgeschäft profitieren. Die Backstreet Boys covern auf ihrem Album u.a. „Last Christmas“, Sarah Connor lässt die Glocken läuten, Joss Stone versucht sich an „What Christmas Means To Me“, Sam Smith lässt seiner „Night Before Christmas“ genauso ein neues (lyric) Video folgen wie Ava Max ihrem „Christmas Without You“ von 2020. Negativer Höhepunkt in Sachen Schmierigkeit und falschem Sentiment ist für mich (wenig überraschend) Chris Brown – aber hey, fast 1,5 Mio. Klicks!
Zoe Wees – All I Want (For Christmas)
Ach ja, und das auf Youtube offenbar erfolgreichste neue Weihnachtslied ist eines von „rappenden“ … Youtubern.
--
Vielen Dank @ jackofh, reiche Ausbeute! Mein Favorit daraus ist „I Don’t Know What Christmas Is“. Der Alicia Keys-Song ist auch prima. Er ist als Weihnachtssong erkennbar, entzieht sich aber gängigen musikalischen Erwartungen an das Genre. Die Backgroundstimme mit „It’s just Christmas time“ erinnert an Little Michael Jackson, oder ist das sogar ein Sample?
* * * *
Was sind eigentlich die schlechtesten bzw. unbeliebtesten Weihnachtssongs? YouGov USA hat dazu 2020 eine Umfrage durchgeführt. Dabei kam heraus, dass selbst der Song mit den meisten Dislike-Voten immer noch von mehr als zwei Dritteln der Befragten „geliket“ wird.
Like / Dislike
01 Santa Baby 68 / 32
02 Grandma Got Run Over by a Reindeer 69 / 31
03 I Saw Mommy Kissing Santa Claus 72 / 28
04 Wonderful Christmastime 76 / 24
05 Last Christmas 78 / 22
06 All I Want for Christmas Is You 78 / 22
07 Baby, It’s Cold Outside 78 / 22
08 Mary Did You Know 80 / 20
09 Rudolph the Red-Nosed Reindeer 83 / 17
10 Little Drummer Boy 83 / 17
11 Jingle Bells 84 / 16Eine Top 20 der „Worst Christmas Songs of All Time“ hat im vergangen Jahr der US-Rolling Stone vorgelegt. Bis auf Band Aid bekommen aber nicht die einschlägigen Klassiker ihr Fett weg, sondern besonders bescheuerte Neukompositionen und peinliche Interpretationen:
https://www.rollingstone.com/music/music-lists/worst-christmas-songs-of-all-time-1261578/
Weitgehend verständlich ist auch die 2020 veröffentlichte Liste von Richard Evans. Die Berücksichtigung des Originals von „Happy Xmas (War Is Over)“ leuchtet aber so gar nicht ein, und das Plädoyer für „I Want a Hippopotamus for Christmas“ habe ich ja schon mal gehalten – das quäkige Original brauch ich auch nicht, aber der Song an sich ist einer meiner liebsten des Genres und hat durch Kacey Musgraves auch seine definitive Version erfahren.
https://bestlifeonline.com/most-hated-christmas-songs/
--
Oh Gott, ich hätte es nicht googlen dürfen…
--
Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blockBesser geht’s kaum:
--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,495
Gaylads „We Three Kings“ (Beverleys Ja) 1970 …. 🎅fabelhaft🎅 ….
--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
ford-prefect Feeling all right in the noise and the lightRegistriert seit: 10.07.2002
Beiträge: 10,267
--
Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!Su Lee – SANTA GIMME SANITY
Diesen Titel darf ich noch ergänzen (mit Dank an @the-imposter), hübsches und sehr zeittypisches Stück Bedroom Pop, das um mental health-Probleme kreist.
--
-
Schlagwörter: Themensongs, Weihnachten
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.