Meine Klassiker

Ansicht von 15 Beiträgen - 61 bis 75 (von insgesamt 184)
  • Autor
    Beiträge
  • #6642417  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „THX 1138“ (George Lucas, 1971)

    George Lucas kann auch anders. Der Mann, dessen Name mit reinstem Popcornkino in Verbindung gebracht wurde, schuf vor seinem großen Triumph „Star Wars“ die genaue Kehrseite seines Sci-Fi-Märchen. Mit „THX 1138“ zeigt Lucas eine orwellsche Welt, die pessimistischer nicht sein kann.
    Der 15minütige Kurzfilm „Electronic Labyrinth THX 1138 4EB“, der sein Abschlussfilm an der Uni war, diente hier genauso als Vorlage wie George Orwell´s berühmter Roman „1984“.

    Ganz anders als in „Star Wars“, der uns in die ferne Vergangenheit führt, erzählt Lucas in „THX 1138“ von einer fernen Zukunft. Die Menschen einer fernen Zukunft haben alle Gefühle aus ihrem Alltag verbannt. Mit Drogen werden sie in einem Dämmerzustand gehalten, ihr Wille nach Freiheit unterdrückt und die bloße Idee von Unabhängigkeit kann gar nicht erst entstehen. Der Wert des Einzelnen ist gleich null, Arbeitsunfälle bei der Herstellung von Robotern – wo der Protagonist THX (Robert Duvall) arbeitet – sind an der Tagesordnung. Das, was den Einzelnen einmal ausgemacht hat, geht verloren. Der Mensch existiert nur noch als eine Reihe von Buchstaben und Ziffern. Selbst die Religion ist auf reine Automatik reduziert, sich ständig wiederholende Phrasen, die den Schein des Geborgenseins auszufüllen versuchen. Bis der Mensch mit der Nummer THX 1138 Fragen zu stellen beginnt…

    In kalten, sterilen Bildern gehaucht ist „THX 1138“ sicherlich kein einfacher Film, den man wie die „Star Wars“ Filme einfach so geniessen kann. Er ist ein Film, der zum Nachdenken anregt, und sehr düster daher kommt. In der Zukunftswelt von Lucas ist alles auf Konsum und Funktionieren programmiert, der einzelne Mensch gilt nichts in dem großen Kollektiv. Der Film ist sehr minimalistisch gehalten, verzichtet Lucas doch größtenteils auf große Effekte. Dies mag auch dem schmalen Budget geschuldet sein, das Lucas jedoch erfinderisch zu nutzen wusste. Weiss ist die bestimmende Farbe des Filmes, sie scheint die Szenerie teilweise zu verschlucken, in dieser unterirdischen Welt, in der die Menschen der Zukunft leben.

    Doch THX 1138 beschliesst am Ende sein eigener Herr zu werden und flieht. Er kann seinen Häschern entkommen, und gelangt an die Oberfläche. „THX 1138“ ist ein verstörendes Sci-Fi Drama, das viel mehr über unsere Zeit zu erzählen vermag, als es zuerst den Anschein hat. Einer der besten Filme von George Lucas.

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #6642419  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    Sehr schöner Text! Für mich sogar sein bestes Werk. Warum hat er nicht mehr Filme dieser Art gemacht? Schade…

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #6642421  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    Vega4Sehr schöner Text! Für mich sogar sein bestes Werk. Warum hat er nicht mehr Filme dieser Art gemacht? Schade…

    He turned to the dark side… ;-)

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6642423  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    scorechaserHe turned to the dark side… ;-)

    Naja, so arg würde ich es auch wieder nicht sehen, aber ein Funken Wahrheit ist dahinter… ;-)

    Ps.: Mag die Star Wars-Triologie sehr gerne. Die neuen Teile sind aber sowas für den Ar…

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #6642425  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    Vega4Naja, so arg würde ich es auch wieder nicht sehen, aber ein Funken Wahrheit ist dahinter… ;-)

    Ps.: Mag die Star Wars-Triologie sehr gerne. Die neuen Teile sind aber sowas für den Ar…

    Ich ja auch, das war ironisch gemeint. Schliesslich war ja mein erster Nick hier Skywalker… ;-)

    Die neuen Teile sind wirklich blöde, wobei ich „Revenge of the Sith“ noch nicht kenne…

    A New Hope ****
    The Empire Strikes Back ****1/2
    The Return of the Jedi ****1/2

    The Phantom Menace **1/2
    Attack of the Clones ***

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6642427  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „Somewhere in Time“ (Jeannot Szwarc, 1980)

    Drei Jahre nach seinem großen Erfolg mit „Superman“ spielte Christopher Reeve in diesem eher unbekannten Film die Hauptrolle. Das romantische Drama „Somewhere in Time, basierend auf einem Roman von Richard Matheson, erzählt von einer unmöglich scheinenden und alle Grenzen der Zeit sprengend Liebe.

    Christopher Reeve ist Richard Collier, ein junger aufstrebender Theaterautor, der gerade in einer Schreibblockade steckt. Er entschliesst sich, einen Kurzurlaub zu machen, und reist auf die Insel Mackinack Island, die in der Nähe Chicagos liegt. Dort begegnet er der Fotografie einer wunderschönen jungen Frau, die ihn magisch anzieht. Als er den Portier des Hotels fragt, wer die Dame ist, erfährt Richard, das es sich um die Theaterschauspielerin Elize McKenna handelt. Als er fragt, wann sie denn hier gewesen sei, antwortet der Portier: „1912.“

    Der Regisseur Jeannot Szwarc, der unter anderem für „Supergirl“ und „Jaws 2“ verantwortlich zeichnete, schuf einen überaus romantischen Film. Sicherlich ist er teilweise sehr schmalzig, doch schafft es Swarc immer wieder den Film packend zu gestalten. Dazu trägt nicht minder die großartige Cast bei. Neben Reeve agieren unter anderem die bezaubernde Jane Seymour, der immer großartige Christopher Plummer als der Schurke des Filmes, und Bill Erwin als kauziger Portier. Der später berühmtere William H. Macy hat hier einen Kurzauftritt.

    Der Schauplatz ist ein weiterer großer Aspekt dieser Geschichte. Das Grand Hotel gibt es wirklich und ist auch noch heute genauso vorhanden wie vor über 100 Jahren. Ausserdem sind auf der gesamten Insel keine Autos erlaubt, was der Crew die Arbeit erschwerte. Die romantische Musik stammt von dem Altmeister John Barry. Noch heute ist seine Musik eine seiner erfolgreichsten.
    ´
    Der Film war Anfang der 80er ein ziemlicher Flop in den Kinos, und verschwand ziemlich schnell aus den Kinos. Doch sollte er auf Video eine große Renessaince erleben, und scharrte eine große Fangemeine um sich, die immer noch jedes Jahr nach Mackinac Island pilgert. „Somewhere in Time“ ist einer der originellsten und schönsten Sci-Fi- und Liebesfilme überhaupt. Sehr sehenswert.

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6642429  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    „Somewhere in time“ ist bisher der erste Film im diesen thread, denn ich nicht kenne. Habe das Werk mal notiert… Danke für den Tipp!

    P.s.: Ein gutgemachter Liebesfilm ist ja auch was für meine Frau… :-)

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #6642431  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6642433  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    Super-Score! Klasse Thread!
    … more, more, more …

    PS: Klassiker (wie die bisher genannten) brauchen keine Sternchen. Wir sind auch nicht im Klassenzimmer. Deutsche Titel kann man sich bei imdb holen, wenn man nicht ohne kann. :-)

    --

    #6642435  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „Narrow Margin“ (Peter Hyams, 1990)

    Der amerikanische Regisseur Peter Hyams ist ein Action-Profi. Seine Filme sind in letzter Zeit allerdings eher im B-Movie Bereich anzusiedeln. So war sein letzter Film „A Sound of Thunder“ ein Totalflop, der nicht mal das Budget einspielen konnte. Hyams dreht gerade seinen neuen Film „Beyond a Reasonable Doubt“ mit Michael Douglas. Man kann nur hoffen, das Hyams zu seiner alten Stärke der Filme „Capricorn One“, „The Presidio“ oder auch „Timecop“ zurück findet.

    In dem 1990er Remake eines Klassikers aus dem Jahre 1952 zeigte Hyams noch, was er drauf hat. Sein schnörkellos und spannend inszenierter Film ist ein im besten Sinne altmodischer Thriller mit einem hervorragendem Gene Hackman in der Hauptrolle. Die Story ist sicherlich nicht neu, Staatsanwalt schützt Kronzeugen vor den Häschern eines Mafiabosses, doch Hyams weiss die Daumenschrauben der Spannung geschickt anzudrehen. Hackman verkörpert seinen Anwalt mit einer Mischung aus toughem Mann und Beschützer für die Zeugin Amy Archer. Da der Film meistens im Zug spielt, ist er natürlich räumlich sehr begrenzt, doch erzeugt dies eine große Spannung, die Hyams gut zu nutzen weiss.

    „Narrow Margin“ ist ein eleganter, spannender Thriller, der zeigte, was sein Regisseur Peter Hyams drauf hat. Das starke Spiel von Gene Hackman und die Musik von Bruce Broughton runden diesen Film ab. Empfehlenswert.

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6642437  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    R: Stephen Hopkins, M: Alan Silvestri
    D: Emilio Estevez, Cuba Gooding Jr, Dennis Leary, Stephen Dorff, Jeremy Piven
    Länge: 110 min.

    1993 waren die Karrieren von Emilio Estevez, Stephen Dorf und Cuba Gooding Jr noch auf einem aufsteigenden Ast, doch bis auf Estevez, der mittlerweile als Regisseur arbeitet und Gooding Jr, der ein paar Jahre nach „Judgment Night“ einen Oscar erhielt, sind die Karrieren von Dorff und Piven doch nie wirklich gestartet.

    Dieser von Stephen Hopkins straff inszenierte Großstadt-Thriller erzählt von den Jugendfreunden Frank, John, Mike und Ray, die eigentlich nur zu einem Boxkampf wollen. In einem gemieteten Wohnwagen kurven sie durch das nächtliche LA und nehmen ausversehen die falsche Ausfahrt. Dies wird sich als tödlicher Fehler heraus stellen.

    Der in einer Nacht spielende Film ist deswegen so effektiv, weil die Figuren (bis auf den wahrlich bösen Dennis Leary) absolut normale Menschen wie Du und ich sind. Emilio Estevez spielt so etwas wie den „Anführer“ dieser „Gang“. Er ist der vernünftige und rationale, während Stephen Dorff, der seinen Bruder John spielt, der hitzköpfige ist. . Gerade beim ersten Schauen ist der Film ungemein intensiv. Hopkins, der später noch „The Ghost and the Darkness“ (Musik von Jerry Goldsmith) und „Blown Away“ (Musik von Alan Silvestri) drehte, schuf einen packenden und atemberaubend spannenden Thriller, der damals frischen Wind in das Genre brachte.

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6642439  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    @scorechaser. „Judgement“ ist der erste Film im diesen thread der mir (außer der Filmmusik) nicht zusagt. Die Story ist unglaubwürdig, die Figuren uninteressant und für ein schönes trashiges Werk fehlt der Humor – Sorry Philipp für mich nur *1/2 (Musik: ****)…

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #6642441  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „Strangers when we meet“

    R: Richard Quine, M: George Duning K: Charles Lang
    USA, 1960, 113 Min, Farbe

    Der Regisseur Richard Quine ist ein eher unbekannter Meister seiner Zunft. Zu seinen Filmen zählen unter anderem „Hotel“, „Sex and the Single Girl“, einige Folgen der Serie „Columbo“ und eben „Strangers when we meet“, der wohl sein bester und schönster Film ist. Angeblich brachte sich Quine 1989 um, weil er nicht die Filme drehen durfte, die er wollte.

    In diesem wundervollen, traumhaft fotografierten Film spielen Kirk Douglas und die Traumfrau Kim Novak zwei Fremde, die sich an der Haltestelle des Schulbusses kennen lernen. Obwohl beide verheiratet sind, beginnen sie eine leidenschaftliche Affäre. Doch ein Nachbar kommt hinter die Affäre.

    Was wie ein billiger Rosamunde Pilcher Film klingt, ist doch eher eine wunderbare Douglas Sirk-Geschichte. Quine erzählt unaufgeregt und ohne Kitsch von den Komplikationen einer Affäre und den Konsequenzen. Walter Matthau glänzt in einer Nebenrolle als der Nachbar, Douglas und Novak spielen das Ehepaar dezent und ohne jede falsche Nuance. „Strangers when we meet“ war einer der ersten erwachsenen Liebesfilme, und ist auch heute noch, über 40 Jahre nach seiner Entstehung, aktuell und von Bedeutung. Den Film kann man sozusagen als das „American Beauty“ der 60er Jahre ansehen. Ein kleines, aber feines Meisterwerk.

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #6642443  | PERMALINK

    vega4

    Registriert seit: 29.01.2003

    Beiträge: 8,667

    „Strangers when we meet“ gefällt mir wieder sehr gut. Also düfte wohl „Judgment night“ die Ausnahme bleiben… ;-)

    Besonders die Kamaraarbeit ist mehr als überzeugend. Sie trägt wesentlich zu den Sog, der dieser Film inne hat, bei.

    --

    Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann. "Fackel" - Karl Kraus
    #6642445  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „Michael Collins“

    R: Neil Jordan M: Elliot Goldenthal K: Chris Menges
    UK, Ireland, USA, 1996, 133 min., Farbe

    Der irische Freiheitskampf dauert nun schon seit Jahrhundert an. Unzählige Opfer auf beiden Seiten sind das Resultat. Anfang des 20. Jahrhunderts begann sich um den charismatischen Michael Collins die Irish Republican Army zu formen, eine Gruppe die noch bis heute den Kampf gegen die britischen Besatzer aufnimmt.

    Michael Collins ist in Irland ein Nationalheld. Zusammen mit dem späteren irischen Präsidenten Éamon de Valera und seinem Vertrauten Harry Boland nimmt er um 1916 den Kampf gegen die Briten auf. Während de Valera es immer wieder auf diplomatischen Weg versucht eine Einigung mit den Briten zu erreichen, sieht Collins den Sieg über die Besatzer nur im Kampf. Im Jahre 1922 fällt er schliesslich einem Attentat zum Opfer, dessen Hintergründe bis heute nicht geklärt sind.

    Der irische Regisseur Neil Jordan, der mit Filmen wie „The Crying Game“ und „Interview with a vampire“ große Erfolge feiern konnte, inszenierte diesen faszinierten Film. Schon viele Jahre arbeitete Jordan an einer „Collins“-Biographie, der Film war ihm ein großer Herzenswunsch. Schon früh stand fest, das Liam Neeson, der dem echten Collins sehr ähnlich sieht, die Figur verkörpern sollte. Neeson zeigt in dem Film eine seiner besten schauspielerischen Leistungen und gewann in Venedig den Preis für den besten Schauspieler. Des weiteren glänzen Aidan Quinn, der starke Alan Rickman als De Valera und die grossartige Julia Roberts (in einer ungewohnten Nebenrolle). Jordans Film ist eine packende Geschichtsstunde, die zwar einige Fakten des Verlaufes und einige Personen vermischt, aber dennoch einen guten Einblick in die Problematik des irischen Freiheitskampfes gewährt.

    Bei dieser Produktion stimmt einfach von der Musik, der Kamera bis hin zum fantastischen Set Design alles, um den Zuschauer direkt in die Hochzeit des irischen Freiheitskampfes zu versetzen. Ein kraftvoller, beeindruckender Film.

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
Ansicht von 15 Beiträgen - 61 bis 75 (von insgesamt 184)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.