Marvin Gaye – What’s Going On

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  • #51133  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,158

    ES WURDE SCHON VIEL ÜBER DIESES ALBUM GESCHRIEBEN UND ES GIBT SOGAR EIN BUCH ZUR ENTSTEHUNG VON DIESEM ALBUM.VOR CA. 10 JAHREN WAREN AUSZÜGE AUS DIESEM BUCH IN DER MOJO UND MARVIN GAYE WAR AUF DEM COVER.
    DAS ALBUM KÖNNTE LEUTEN GEFALLEN DIE „BLACK,BROWN AND BEIGE“ VON ELLINGTON ODER „PORGY AND BESS“ VON MILES DAVIS SEHR MÖGEN. FANS VON YUSEF LATEEF KÖNNTEN SEHR ANGETAN SEIN.
    WIKILINK http://en.wikipedia.org/wiki/What%27s_Going_On

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    #6405603  | PERMALINK

    remo4

    Registriert seit: 20.01.2003

    Beiträge: 86

    Das Album hat Geschichte geschrieben und gilt für mich als eines der wichitigsten Soulalbum.

    Bei What’s going On glaubt man stellenweise Traffic zu hören. Marvin Gaye erfand den Soul bei Motown neu. Nicht laut und aufdringlich, sondern ruhige Jam-Musik. Die Temptation in ihrer psychedelischen Phase klangen nicht schöner. Blues-, Jazz- und Soulelemente werden hier gekonnt vermischt. Kein Album für Rockpuristen. Anspieltipps „Right On“ und der „Inner City Blues“.

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    #6405605  | PERMALINK

    petsounds

    Registriert seit: 25.06.2006

    Beiträge: 33

    „ENDLICH ENTSPANNE: Marvin Gaye, »What`s Going On« (1971)

    Never meet your idols. In ihren Hollywood-Memoiren »You`ll Never Eat Lunch in This Town Again« berichtet die Filmproduzentin Julia Phillips, wie sie Anfang der Achtziger zusammen mit einem Bekannten bei Marvin Gaye vorbeisah. Während man mehr oder minder angeregt plauderte, vertrieb sich der König des Erotik-Soul die Zeit mit dem an sich nicht besonders ungewöhnlichen Steckenpferd, unverklemmt unter der Bettdecke zu onanieren.
    Ein gutes Jahrzehnt zuvor war der zwanghafte Masturbant nach einer schier endlosen Kette von Top- 40-Sellern mit »1 Heard it Through the Grapevine« endgültig in den Rang eines schwarzen Frank Sinatra aufgerückt – als künstlerische Speerspitze seiner Plattenfirma Motown, die den US-Markt seit den frühen Sechzigern mit perfekt gesüßtem, ganz auf weiße Besserverdiener zugeschnittenem Praline Pop a la Four Tops und Diana Ross überschwemmte. Gaye aber wollte mehr sein als nur eine weitere auswechselbare Crooner-Marionette. Das Konzeptalbum »What`s Going On«, angeregt durch die Rückkehr seines Bruders aus Vietnam und komplett unter seiner Regie entstanden, sollte das Amerika der Nixon-Ära in einen scharfen sozialkritischen Fokus nehmen; was bei Labelbesitzer und Schwippschwager Berry Gordy (Gaye war mit seiner Schwester Anna verheiratet), seit jeher enthusiastischer Anhänger des Black Capitalism und alles andere als ein Freund links angehauchter Weltverbesserer, auf wenig Gegenliebe stieß. »Das«, so sein Verdikt über das Titelstück, »ist der größte Dreck, der mir je zu Ohren gekommen ist.«
    Nach dem bombastischen Erfolg von »What`s Going On« – seinerzeit über ein Jahr in den US-Albumcharts – durfte man getrost Versöhnung feiern. Auch Gordys Befürchtung, die Kuschelfabrik Motown würde mit Gayes Zeitkritik in die unangenehme Nähe von Black Power und Antikriegs-Aktivisten gerückt, erwies sich bei etwas genauerem Hinhören als völlig unbegründet. Was im Gewand eines Protestalbums daherkommt, birgt den aufrüttelnden Effekt einer handwarmen Honigmilch: Wenn Gaye mit bewährt sameweichem Timbre von der Hölle des Krieges und der todgeweihten Welt singt, stellt sich schnell heraus, daß sich spirituelle Tiefe und geistiger Flachsinn, heiliger Ernst und heilige Einfalt keineswegs ausschließen; die Seelenbaim-Kurzoper »Save the Children« eröffnet dem Anliegenskitsch erbaulich säuselnde Dimensionen, in die selbst ein Michael Jackson (von Jacko höchstpersönlich komponiert, stellt USA tor Africas »We are the World « einen weiteren Höhepunkt ästhetischen Kindesmißbrauchs dar) nie vorgedrungen ist.
    Dazu zeitigte Gayes so hart erkämpfte künstlerische Emanzipation von Motowns Meterware einen unerreicht sahnigen Massenverführungs-Sound, verfeinert mit schwelgerischen Multi-Track-Vocals im genießerisch plätschernden Wellness-Bad von Geigen und Flöten, Zimbeln und Xylophon, fingerschnippenden Salsa-Beats und schmeichelnden Background-Chören – ebenso makelloser wie meisterlich durchgelackter Orchestral-Funk, der Generationen von Brigitte-Leserinnen dazu animiert hat, das Massageöl für ein entkrampftes Stündchen aus dem Allibert zu holen.
    Endlich entspannen. Mal zu »unserem John Lennon« (Janet Jackson), mal zum Dylan des Sozial-Souls geadelt, beschränkte sich Gaye auf späteren Platten vorwiegend auf sinnlich angerührte Auszieh-Grooves wie »Let`s Get lt On«, die hauptsächlich musikalische Triebtäter wie Luther Vandross und Lionel Richie inspirierten. Mit seinem Spätwerk »Midnight Love« wechselte er vom Part des Mahners vollends in die Rolle des schwarzen Sex-Papsts, die er – ausgestattet mit Peitsche, umschnallbaren Dildos und Pyramiden von Koks und Angel Dust – auch in seinem Privatleben ausfüllte; mittlerweile erinnerte seine schlafzimmerliche Schmuseburg »nicht von ungefähr an Der Exorzist«, so David Ritz in seiner Gaye-Biographie »Divided Soul«. Gayes letzter Hit war die schwüle Porno-Nummer »Sexual Healing«. Zur selben Zeit verriet er dem Blues-&-Soul-Magazin, wie er der Nachwelt in Erinnerung zu bleiben wünschte: nämlich »als der vielleicht größte Künstler, der je auf Erden wandelte«. Sein größtes Problem hatte er bereits auf dem vorhergehenden Album in einen treffenden Songtitel gefaßt: Ego Tripping Out.“

    Sky Nonhoff: Don’t believe the hype! Die meistüberschätzten Platten der Popgeschichte, Frankfurt a.M. 2005, 73-75.

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    #6405607  | PERMALINK

    remo4

    Registriert seit: 20.01.2003

    Beiträge: 86

    Man muss nicht alles glauben was Sky Nonhoff von sich gibt. Oft ein Körnchen Wahrheit, aber mir ist meine eigene Meinung wichtiger.

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    #6405609  | PERMALINK

    hipecac

    Registriert seit: 18.09.2006

    Beiträge: 1,020

    In Nonhoffs ekligen Büchlein funktioniert Kritik ja hauptsächlich über empörte Enthüllungen aus dem Privatleben der Künstler (Marvin Gaye notgeil! Iggy Pop trägt Frauenkleider! Lou Reed hat nie Heroin genommen!), da drehe ich seine Meinung zur Musik selbst doch gern gleich mit in die Tonne.

    #6405611  | PERMALINK

    staggerlee

    Registriert seit: 04.02.2007

    Beiträge: 738

    Meines Erachtens zeigen die Äußerungen von Sky Nonhoff ein erstaunliches Unverständnis von schwarzer Musik.

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    #6405613  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,065

    petsounds“ENDLICH ENTSPANNE: Marvin Gaye, »What`s Going On« (1971)

    Entsetzlich. Als Verantwortlicher hätte ich mich geweigert, das zu veröffentlichen.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6405615  | PERMALINK

    onkel-tom

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 43,829

    Mir völlig egal, wie oft sich Marvin einen „runtergeholt“ hat.

    Für mich immer noch das beste Soul-Album aller Zeiten und eine meiner Lieblingsscheiben.

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    Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.
    #6405617  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,832

    Nonhoffs Text passt besser in die Klatschspalten der Yellow Press.

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    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #6405619  | PERMALINK

    petsounds

    Registriert seit: 25.06.2006

    Beiträge: 33

    Sollte natürlich „Endlich entspannen“ heißen… muss meinen Scanner etwas besser kontrollieren…
    Wobei ich ja erst ein weinig enttäuscht war, dass der Sturm der Entrüstung über den Text Nonhoffs erst mit einigen Tagen Verspätung losbricht. Denn genau so simpel reduzierend vorraussehbar wie Nonhoffs Verrisse sind, sind die Abwehrreflexe hier…
    Nur: Wer ein Album mit einem so gräusligen Lied wie »Save the Children« zu einem der besten Soul-Alben ernennen will, dem mag ich zwar seinen persönlichen Geschmack nicht madig machen, empfehle aber zum Vergleich mal das ein oder andere wirklich großartige Soul-Album, wie z.B. James Carr „You got my mind messed up“, James Brown „Live at the Apollo“, Sam Cooke „Night Beat“ und „At the Harlem Square Club“ oder Bobby „Blue“ Bland „Two steps from the blues“. Bei dem Vergleich, wie sollte man da Nonnhoff wiedersprechen, wenn er von „ebenso makellose(m) wie meisterlich durchgelackte(n) Orchestral-Funk, der Generationen von Brigitte-Leserinnen dazu animiert hat, das Massageöl für ein entkrampftes Stündchen aus dem Allibert zu holen“ spricht…

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    #6405621  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Es ist schon zum Haareraufen: da bemüht sich ein nur leidlich begabter Schreiber wie Nonhoff, beißende Polemiken im Stile eines Parsons oder Kid P. zu schreiben und heraus kommen doch nur wurschtige Nichtigkeiten, die noch nichtmal bei Franz-Josef Wagner Lesern Empörung verursachen dürften. Ja Herrschaftszeiten!!!

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    #6405623  | PERMALINK

    remo4

    Registriert seit: 20.01.2003

    Beiträge: 86

    petsoundsWobei ich ja erst ein weinig enttäuscht war, dass der Sturm der Entrüstung über den Text Nonhoffs erst mit einigen Tagen Verspätung losbricht.

    Hab erst jetzt die Benachrichtigung auf eine Antwort bekommen. Nonhoff’s Buch ist nicht schlecht, man muss es nur mit Humor lesen. Auch er ist nur ein Mensch mit eigenem Geschmack und schließlich muss ein Buch auch verkauft werden.

    petsoundsSam Cooke „Night Beat“ und „At the Harlem Square Club“ oder Bobby „Blue“ Bland „Two steps from the blues“.

    Damit hast Du absolut Recht! Drei der besten Alben der Soulgeschichte!

    Die Alben schmälern allerdings überhaupt nicht die Klasse von What’s Going On. Es gibt immer mehr als ein gutes Album je Genre (das wäre sonst auch sehr traurig).

    --

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    #6405625  | PERMALINK

    ashitaka

    Registriert seit: 17.01.2006

    Beiträge: 2,422

    […]empfehle aber zum Vergleich mal das ein oder andere wirklich großartige Soul-Album, wie z.B. James Carr „You got my mind messed up“, James Brown „Live at the Apollo“, Sam Cooke „Night Beat“ und „At the Harlem Square Club“ oder Bobby „Blue“ Bland „Two steps from the blues“.

    Nun nennst Du hier ja keine Leichtgewichte, sondern gemeinhin anerkannte Werke, die ebenfalls zu den großen Soul-Alben zählen und auch hier im Forum oft in den „Bestenlisten“ auftauchen. Aber sie zählen ohne Ausnahme zu den 60ern (die 70er brachten eigene famose Meisterwerke), so ist „What’s Going On“ stilistisch also kaum mit Deinen Beispielen zu vergleichen, war selbst im Kosmos Motowns eine schwerlich zu erwartende Platte und zog ihren Reiz nicht zuletzt aus dem hörbaren Bruch zu Gayes bisherigem musikalischen Schaffen. Vom Interpreten zum Autor und Produzenten, mit einer klaren Vorstellung und einem dringenden Anliegen.
    Das Album ist auch weniger eine Sammlung von Singles und Füllmaterial, als beinah schon ein Konzeptalbum, das nur als Ganzes funktioniert (worauf die fehlenden Pausen zwischen den Tracks hinweisen), einem Grundton folgt und eine bestimmte Atmosphäre kreiert. Die ganze erste Seite ist als eine kleine Suite konzipiert, die zwar unterteilt ist, aber doch wohl kaum analytisch aufgegliedert werden will. Und ‚Save the Children‘ als „gräuslig“ zu beschreiben, trifft mich gänzlich unvorbereitet. Mich interessiert hier eine nähere Erläuterung von Dir, um das besser nachvollziehen zu können.

    --

    "And the gun that's hanging on the kitchen wall, dear, is like the road sign pointing straight to satan's cage."
    #6405627  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,158

    Den Thread habe ich eigentlich entwickelt, weil mir das Album sehr viel bedeutet.
    Die Entstehungsgeschichte dazu ist unheimlich interessant und die Musiker/-Innen, die auf dem Album gespielt haben hielten damals alle irgenwie zusammen.

    Stilistisch gesehen ist es vielleicht sogar eher ein Jazz-/Pop Album.
    Wer den Film „Standing In The Shadow Of Motown “ gesehen hat, kriegt ungefähr einen Eindruck von dem was damals los war. Wie es den Musikern ging
    und was sie für einen Background hatten.

    Text und Musik (von What´s Going On) gehen mir immer noch sehr nahe.
    Ein ähnliches Gefühl bekomme ich auch bei
    guten Pianisten oder einem Konzert. Natürlich wurde bei dem Album viel geschnitten und mit Overdubbing gearbeitet, nur ich finde das nicht weiter schlimm. An dem Album kann ich
    eigentlich gar nichts kritisieren. Ähnlich geht´s mir mit „Songs In The Key Of Life“ von
    Stevie Wonder.

    Die Alben von James Carr, James Brown, Bobby Bland und Sam Cooke sind dagegen schon fast „Hardcore Soul“.

    James Carr kann man gar nicht oft genug erwähnen, aber seine Musik,
    die Balladen und das Drama sind wesentlich erdiger und bluesiger. Das ist auch bei
    Bobby Bland so.

    --

    #6405629  | PERMALINK

    onkel-tom

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 43,829

    petsounds
    Nur: Wer ein Album mit einem so gräusligen Lied wie »Save the Children« zu einem der besten Soul-Alben ernennen will, dem mag ich zwar seinen persönlichen Geschmack nicht madig machen, empfehle aber zum Vergleich mal das ein oder andere wirklich großartige Soul-Album, wie z.B. James Carr „You got my mind messed up“, James Brown „Live at the Apollo“, Sam Cooke „Night Beat“ und „At the Harlem Square Club“ oder Bobby „Blue“ Bland „Two steps from the blues“.

    Da gibt´s hier im Forum auch ganz andere, die einem den eigenen Geschmack madig machen wollen. Kenne die genannten Alben bis auf die von Bobby Bland alle. Die zwei von Sam Cooke besitze ich auch. Ändert nichts an meiner Meinung über „What´s Going On“.

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