Ich war bei …

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  • #10287747  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,277

    Einer der besten Songs des Abends (von 1981 als EP auf Stiff Records erschienen)

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #10299973  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

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    Paradise Lost – Batschkapp, Frankfurt/Main, 19.10.2017

    Am Haupteingang vor der Batschkapp durchsucht ein Hüne von Securitymann meine schwarze Ledertasche. Und zieht meinen Edding-Filzstift heraus. „Der darf nicht mit rein. Kannst ihn dir später wieder abholen“, erklärt der Securitymann. Stattdessen lege ich jedoch meinen Edding (Promi-Stalker, der ich bin) zurück ins Auto. Anschließend erkundige ich mich bei dem Securitymenschen, warum man keine Filzstifte mit in die Halle nehmen darf. „Wegen der Schmierereien“, schildert der. Nicht wenige Besucher scheinen öfters in einem Anfall spontaner Kreativität die Wände in der Batschkapp mit graffitihaften Kritzeleien zu verschönern.

    Mein viertes Konzert von Paradise Lost. Zuvor treten die beiden Vorgruppen Sinistro aus Portugal und Pallbearer aus dem amerikanischen Arkansas auf. Beide Bands spielen wunderbar tief tönenden, wuchtigen und schwermütigen Doom-Metal mit einigen Sludge-Einflüssen. Besonders Sinistro aus Lissabon mit Sängerin Patricia Andrade, die in ihrem grauen und silbern glitzernden Oberteil mit freien Schultern so gar nicht nach Metal aussieht, überzeugen mit ihrer Performance. Wobei die Sängerin mit ihrem exaltiert zuckenden Ausdruckstanz wie eine Mischung aus PJ Harvey, Björk und Beth Gibbons von Portishead wirkt. Wie eine höllische Doom-Metal-Inkarnation von Portishead klingen Sinistro, das trifft es.

    Paradise Lost um Sänger Nick Holmes aus dem englischen Halifax, die sich nach einem Gedicht des Lyrikers John Milton benannt haben, beginnen ihren Auftritt mit der Nummer „From The Gallows“ und spielen als letzte Zugabe mein Lieblingsstück der Combo „The Last Time“. Zwischen diesen beiden umrahmenden Songs liegen Titel wie „One Second“, „Medusa“, „Faith Divides Us – Death Unites Us“, „No Hope In Sight“ und „The Longest Winter“. Gitarrist Greg Mackintosh, der geistig abwesend und torkelnd seinem Sechssaiter die Sporen gibt, trägt jetzt einen pechschwarzen und fürchterlich aussehenden Irokesenschnitt auf dem Kopf. Als hätte Mackintosh letzte Nacht unter einer Brücke geschlafen. Ein abgerissener Typ, als sei der Gitarrist allein fürs Abgerissen sein gemacht. Rockkonzerte sind ja eigentlich heute nicht mehr so laut, aber dieser Auftritt war richtig laut. Ab der Nummer „Blood and Chaos“ schiebt sich der Lautstärkepegel erneut ein gutes Stück nach oben, so dass mir die Hosenbeine schlackern.

    Das Gothic-Quintett ist nach seiner Pop-Phase mit flächigen Synthie-Streichern zwischen 1997 und 2007 zu seinen ursprünglichen Death-Metal-Wurzeln zurückgekehrt. Sänger Nick Holmes singt wieder vermehrt mit rauer Kehle im Growl-Stil, im Kontrast dazu bedient sich der 46-Jährige ebenso des reinen Klargesangs. Eine vergleichbare Entwicklung, wie sie Metallica durchlebten. Dass sich die Batschkapp seit Ende 2013 in einer unpersönlichen Multifunktionshalle befindet, ist wirklich schade. Die alte Batschkapp in der Maybachstraße, die den Abriss-Baggern zum Opfer fiel, hatte mehr Seele, Charme, Charakter und Zauber. Vor zehn Jahren hatte ich mal Clubchef Ralf Scheffler, ein alter Weggefährte von Joschka Fischer aus der Frankfurter Sponti-Szene, zu einem netten nostalgischen Gespräch in seinem Büro besucht. Darum bin ich nach dem Konzert noch kurz in die Maybachstraße gefahren, um den früheren Batschkapp-Geist aufzusuchen: Dort sind gerade Wohnhäuser im Entstehen, am alten Ort, in einer eingezäunten Baustelle.

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #10300079  | PERMALINK

    schaifala

    Registriert seit: 07.04.2007

    Beiträge: 5,159

    Am Vortag waren sie in Nürnberg im Hirsch, habs leider nicht geschafft – aber die Kritik in der hiesigen Zeitung spiegelt deine Eindrücke wieder.

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    #10300123  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,277

    Es war ein routiniert heruntergrockter Gig von PL, ohne übermäßige Spielfreude auszustrahlen. Links neben mir hätte es zu Beginn des Konzerts beinahe eine Klopperei zwischen zwei Headbangern mittleren Alters gegeben, die im Pogo aneinandergerieten. Einer von ihnen stürzte mir heftig gegen den linken Arm.

    zuletzt geändert von ford-prefect

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #10300697  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,277

    Slime – Kammgarn, Kaiserslautern, 21.10.2017

    Mangelndes Sendungsbewusstsein kann man den fünf Hamburger Politrockern, die aufmerksam das politische Zeitgeschehen zu verfolgen scheinen und unverblümt kommentieren, weiterhin nicht vorwerfen. „Die Geschichte da draußen wiederholt sich. Die Faschisten sind in den Bundestag leider eingezogen“, bedauert Sänger Dirk Jora, der nordische Altpunk mit der grellblonden Starkstromfrisur. Im pfälzischen Kulturzentrum Kammgarn rumpeln Slime nicht oben im großen Saal, sondern unten im Keller im kleinen Cotton Club. „Ihr werdet heute Abend einiges vom neuen Album zu hören kriegen“, verspricht Sänger Dirk Jora. In Bezug auf die vor einem Monat auf dem Label „People Like You Records“ erschienene Platte „Hier und Jetzt“, das erste Studioalbum des rüden Quintetts von der Waterkant seit 1994. Wenn man die CD „Sich fügen heißt lügen“, auf der Slime anarchistische Gedichte des revolutionären Lyrikers Erich Mühsam vertont hatten, von 2012 nicht mitzählt. Das einzige Slime-Album, das ich besitze. Slime sprühen vor ungeahntem Schaffensdrang, was man dem gelungenen neuen Album anhört. Im Kammgarn bekommt das nicht übermäßig große Publikum frische Songs wie „Banalität des Bösen“, „Ich kann die Elbe nicht mehr sehen“ und, als punkrockige Analyse der NSU-Problematik, „Die Geschichte des Andreas T.“ auf die Lauscher. Bezogen auf Andreas Temme, den skandalträchtigen Mitarbeiter des hessischen Landesamts für Verfassungsschutz. In ihren Gassenhauern stecken griffige und plakative Parolen, die manchmal feinere Grautöne vermissen lassen. Minimalistischer und schnörkellos dahingerotzter Urpunk im 1977-Style.

    Seit jeher liefern Slime den Soundtrack für die autonome Szene und die Antifa. Das ist auch 2017 noch so. Dass die rauen Künstler die Hoffnung auf Besserung der sozialen Verhältnisse nicht aufgeben, drücken die fünf Schleimer, indem sich Slime selbst kritisch hinterfragen, in dem neuen und überraschend poppigen Stück „Unsere Lieder“ aus, wofür die Musiker sogar ihren persönlichen kommerziellen Erfolg und Ruhm opfern würden: „Mir wär‘ es lieber, unsere Lieder wären nicht mehr aktuell und niemand würde sie noch singen / Sie wären nur ein Zeugnis einer längst vergessenen Welt / Ich hätte lieber Unrecht“. Was im Cotton Club stört, ist dieser schwarze Metallpfosten, der mitten im vorderen Bühnenrand den Boden mit der Decke verbindet. Und somit die Sicht auf die Bühne behindert. Scheint jedoch ein tragender Pfeiler zu sein. Der Live-Sound im Club war allerdings ganz ausgezeichnet, klar und transparent, mit dem Gesang im Vordergrund und die krachenden Gitarren druntergemischt. Kompliment an den Live-Mischer. Oder eher an die moderne Veranstaltungstechnik?

    Vor der Bühne springen junge Punker ungestüm herum, ein langer Typ rutscht plötzlich auf dem weißen Schaum eines zuvor umgekippten Bierglases aus und landet unsanft auf dem linken Arm. Lässt sich jedoch hinterher die Schmerzen nicht anmerken. Slime können auch akustisch auf Barhockern zupfen, was der Fünfer mit der Nummer „Gewalt“ demonstriert. Zwischendurch sprechen Gitarrist Michael „Elf“ Mayer und Sänger Dirk Jora die Ausschreitungen auf der Frankfurter Buchmesse vor einer Woche an: Ihrer Meinung nach hätte man die rechtspopulistischen Verlage wie Antaios und Manuscriptum gar nicht erst zur Bücherschau einladen dürfen. Deshalb widmen Slime, die selbst 2013 ihre Bandbiographie „Deutschland muss sterben“ im Heyne-Verlag herausgebracht hatten, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels ihren Song „Linke Spießer“. In diesem Lied rempeln die Hamburger Urgesteine uncharmant das liberal-brave Bildungsbürgertum an. Nach 105 schweißnassen Minuten Auftritt war dann Schicht im Schacht.

    zuletzt geändert von ford-prefect

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #10300699  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

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    Während Gitarrist Elf nach dem Konzert seine Kabel und sein Effektgerät zusammenpackte, signierte er mir kurz mein Brunnen-Notizbuch

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    #10300757  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

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    Schön zu lesen, Ford!

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    Contre la guerre ...and everybody’s shouting “Which Side Are You On?”
    #10300887  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

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    Ekelhafte Band… :wacko:

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #10300919  | PERMALINK

    wahr

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    gipettoEkelhafte Band…

    Wegen „Schleim“? Oder wegen Punk-Folklore?

    #10300999  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

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    stormy-mondaySchön zu lesen, Ford!

    I do my best :-)

    Möchte jemand einen Slime-Aufkleber haben? Hab neun davon am Merch-Stand abgreifen können, die dort kostenlos auslagen.

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    #10301019  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

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    wahr

    gipettoEkelhafte Band…

    Wegen „Schleim“? Oder wegen Punk-Folklore?

    Wegen der vermeintlichen politischen „Inhalte“.

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #10301033  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

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    gipetto

    wahr

    gipettoEkelhafte Band…

    Wegen „Schleim“? Oder wegen Punk-Folklore?

    Wegen der vermeintlichen politischen „Inhalte“.

    Gegen eine linke Punkband habe ich prinzipiell nichts einzuwenden. Jedenfalls ist „ekelhaft“ nicht das, was mir dazu zuerst einfällt. In das Bedauern, dass rechtsextreme Inhalte Einzug in den Bundestag gehalten haben, kann ich mit einstimmen. Rechtsradikale Buchverlage haben auch meiner Meinung nach auf einer Buchmesse nichts zu suchen. Das sind dann eher diejenigen Dinge, die mich ekeln. Ansonsten interessiert mich Slime als Band nicht, und diese „Bullenschweine“-Geschichte ist doch wirklich Punk-Folklore, über die sich noch nicht mal mehr die Polizei aufregt.

    #10301065  | PERMALINK

    ford-prefect
    Feeling all right in the noise and the light

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 10,277

    wahr

    gipetto

    wahr

    gipettoEkelhafte Band…

    Wegen „Schleim“? Oder wegen Punk-Folklore?

    Wegen der vermeintlichen politischen „Inhalte“.

    Rechtsradikale Buchverlage haben auch meiner Meinung nach auf einer Buchmesse nichts zu suchen.

    Da bin ich allerdings anderer Meinung, ohne rechtspopulistische Publikationen zu lesen oder zu goutieren, sondern pflichte dem Börsenverein mit Direktor Boos bei, der richtig gehandelt hat. Rechten Autoren von vorneherein die Tür vor der Nase zuschlagen, halte ich für falsch. Man sollte sich zumindest mit deren Ideologie etwas tiefer befasst haben – und dann dagegenargumentieren. Eine Demokratie mit Grundgesetz muss das aushalten können. Zugunsten einer Debattenvielfalt. Vielleicht kann man ja dann den einen oder anderen Identitären, wie die sich ja neuerdings nennen, zum Umdenken bewegen.

    Ich war ja selbst vor Ort auf der Buchmesse, und es ging bei diesem Podium tatsächlich hauptsächlich ums Krakeelen statt um einen vernünftigen Gedankenaustausch. Blöd sind diese Rechten nicht, sind sie doch zu solchen geschliffenen Sachbüchern fähig. Eher mit fragwürdigem Charakter. Vorgestern wollte ich mir bei amazon zur Weiterbildung aus dem Antaios Verlag das Heidegger-Buch „Gelassen in den Widerstand“ von Martin Sellner bestellen. Dann fiel mir ein: Mit einer Bestellung gibst du denen Geld. Also doch sein lassen und sich lieber im Netz oberflächlich informiert.

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    Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!
    #10301121  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

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    ford-prefect

    wahrRechtsradikale Buchverlage haben auch meiner Meinung nach auf einer Buchmesse nichts zu suchen.

    Da bin ich allerdings anderer Meinung, ohne rechtspopulistische Publikationen zu lesen oder zu goutieren, sondern pflichte dem Börsenverein mit Direktor Boos bei, der richtig gehandelt hat. Rechten Autoren von vorneherein die Tür vor der Nase zuschlagen, halte ich für falsch. Man sollte sich zumindest mit deren Ideologie etwas tiefer befasst haben – und dann dagegenargumentieren. Eine Demokratie mit Grundgesetz muss das aushalten können. Zugunsten einer Debattenvielfalt.

    Ich verstehe, was du meinst. Ich bin jedoch der Ansicht, man sollte rechtsradikalen Kräften, die bei erstbester Gelegenheit grundgesetzlich verbriefte Freiheiten wie Meinungsfreiheit (oder auch Religionsfreiheit) abschaffen würden, auf die sich sich selber berufen, keine Bühne geben. Das Argument der „Vielfalt“ ist ähnlich vergiftet wie das strategische Bestreben der Kreationisten, ihre haltlosen Theorien als eine weitere wissenschaftliche Ansicht unter vielen zu verharmlosen, zu normalisieren und zu implementieren.

    #10301283  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    “We are willing to pay any individual *$250,000 if they can produce empirical evidence which proves that Jesus is not the son of the Flying Spaghetti Monster.”

     

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