Ich höre gerade … Jazz!

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  • #11552129  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Don Patterson – The Return of Don Patterson


    Don Patterson – These are soulful days

    das Don Patterson Programm geht ins letzte Kapitel, noch sechs Alben liegen vor mir… vermarktet wurde das Album hier, aufgenommen Ende 1972, offensichtlich als eine Art Comeback… die letzte Leadersession davor war im September 1969 gewesen, die beiden Alben mit Grant Green… dazwischen gab es nur die Leftbank Aufnahmen 1971, die erst viel spaeter herauskamen, und dieses seltsame Gastspiel auf dem einen Sonny Stitt Album… von den sechs verbliebenen Alben ist eines ein Sidemanauftritt bei Al Grey und Jimmy Forrest, die anderen fuenf sind auf Muse erschienen, vier noch in den 70ern, das letzte dann deutlich spaeter… man koennte jetzt erwarten, dass die Muse Alben alle aus einer Hand stammen, aehnlich wie die Prestige Alben – aber das ist ueberhaupt nicht der Fall – tatsaechlich erkennt man vier recht unterschiedliche Produzentenhandschriften… bei den ersten beiden Alben ist der Produzent Don Schlitten, das sieht man letztlich schon an den Farben, die auf den Covers benutzt werden, vor allem beim zweiten Album… und auch die Bands erinnern stark an das, was Schlitten vorher bei Prestige gemacht hatte, und spaeter bei seinem eigenen Label Xanadu… Schlitten hatte seine Lieblingsfarben und seine Lieblingsmusiker, und war von den Interessen her gefuehlt ziemlich nah an denen eines Jazzfans mit Freude am Bebop und einem Gefuehl fuer die Geschichte der Musik… Charles McPherson bei Xanadu, Charles McPherson auf den Prestige Alben von Patterson… das ist zB Schlitten’z Handschrift…

    Sowohl auf „The Return of Don Patterson“ als auch auf „These are Soulful Days“ hat Schlitten ganz klassische Quartette (sax/org/g/dr) zusammengebastelt, die auf dem Papier top aussehen und in der Praxis wunderbar funktionieren… Bei Return trifft Patterson auf zwei Musiker, die Schlitten eigentlich immer gerne verwendet hat, Freddie Waits, dr, und Ted Dunbar, g, ich mag sie auch sehr, sowie auf Eddie Daniels, den spaeteren Gary Burton der Jazzklarinette, der hier noch Saxophon spielt, begabter Mann… fuer Soulful Days laesst Schlitten zwei Paare aufeinandertreffen, die Don Patterson und Pat Martino auf der einen Seite, Jimmy und Albert Heath auf der andere – einfache Ideen, aber mE ueberhaupt nicht ueberraschend, dass es funktioniert… Die Solisten sind sicher hier und da ein bisschen moderner, aber vom Stil der Musik haette das alles auch Anfang bis Mitte der 60er aufgenommen werden koennen… bzw: es sind eindeutig Jazzalben, mit weniger Funk und Soul Einschlag, als das im Orgeljazz dieser Jahre so ueblich war… als Alben funktionieren die zwei auch prima… ziemlich viele Punkte, wenns nach mir geht.

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    #11552139  | PERMALINK

    thesidewinder

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    #11552197  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    die letzten drei Muse Alben von Patterson haben eins gemeinsam: Sie wurden von Saxophonisten produziert (Richie Cole, Houston Person, John Simon) und tragen eigentlich nicht mehr sehr direkt die Handschrift des Labels… Scheinbar gab es noch mehr solche Alben wie man hier nachlesen kann

    Tim Price
    Somewhere, there are a bunch of master takes that Joe Fields from MUSE records had that he did with Don [Patterson] and Billy [James] & me [Tim Price]. A few guests were Emily Remler and Hank Crawford brought a tune by just for me-and we recorded it then. That stuff shoulda been put out over 26 years ago!!!


    Don Patterson – Why Not…

    ich beginne mit der Houston Person Produktion… jeder Sammler von Soul Jazz weiss, dass Houston Person bei seinen 70er Alben immer wieder den gleichen simplen Trick probierte: Durch offensiv softpornografische Coverart kommerzielles Verbiegen vortaeuschen, aber dafuer bei der Musik relativ kompromisslos den gleichen Hard Bop spielen wie immer schon… Also, ich kenn dies und das nicht, aber wenn man nur auf die Lineups guckt… muessen die Alben eigentlich super sein, auch wenn sie unmoeglich aussehen… was ein bisschen schade ist, ist, dass Person nicht der spannendste Saxophonist der Jazzgeschichte ist… aber auf dem Album hier wirkt er tatsaechlich nur als Produzent…

    Also: eine lupenreine Orgel Hard Bop Band, Idris Muhammad und Eddie McFadden bilden mit Patterson das Fundament, McFadden spielt auch ein paar schoene Soli… nach seiner schon damals laengst vergangenen Zeit bei Jimmy Smith und Johnny Hammond Smith ist er im wesentlichen durch zwei dieser Houston Person Produktionen dokumentiert (hier noch)… Virgil Jones ist der beste Trompeter des Orgeljazz… Saxophon spielt Bootsie Barnes, eine Hard Bop Legende aus Philadelphia… Barnes wuchs mit Leuten wie Lee Morgan, Bobby Timmons, Spanky deBrest, Lex Humphries in Philadelphia auf, spielte damals noch Schlagzeug… waehrend die anderen dann ab Mitte der 50er Karriere machten, sass Barnes eine Haftstrafe wegen Mord ab (ein Missverstaendnis zwischen lokalen Gangs), was ihm genug Zeit gab, das Saxophonspiel zu erlernen … und waehrend Morgan, Timmons und andere schnell lebten und frueh dahingerafft wurden, hatte Barnes eine jahrzehntelange Karriere und starb erst letzten Herbst an den Folgen von Covid19… was soll man sagen – eigentlich ist auch das hier ein essentielles Album fuer jeden Orgeljazzfreund…

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    #11552205  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Gary Bartz Ntu Troop – Live in Bremen 1975 | Und ich mache mit dem seit Monaten (Blue Note und ECM sind Schuld) Neuheiten-Stapel weiter … das ist nicht die beste Besetzung der Band, aber das macht nichts, die vier – Bartz (as, ss, voc), Charles Minms (p, elp, synth), Curtis Robertson (elb, backing voc) und Howard King (d) – sind bestens aufgelegt. Die Stücke sind ähnlich lang wie bei Brooks (sechs für zwei Stunden Musik, 10 bis 30 Minuten) und auch das ist recht ausgeprägte Bandmusik, mit gesungenen Passagen („I’ve Known Rivers“), Chants, endlosen Ostinato-Grooves …

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11552249  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Don Patterson – Movin‘ Up!

    das vierte (bzw chronologisch dritte) Muse Album ist wieder im Quartett entstanden, das klassische Team aus Patterson und Billy James trifft auf zwei Vertreter der jungen Generation den Altisten Richie Cole, der das Album auch produziert hat, und seinen Sidekick den Gitarrenvirtuosen Vic Juris, der spaeter viel mit David Liebman gemacht hat… Cole ist eine durchaus interessante Figur, so ein bisschen eine Micky Mouse Version von jemandem wie Phil Woods, ein sehr virtuoser junger Saxophonist, der im Jazz der 70er irgendwie auf der Suche nach der guten alten Zeit war, den Showbusiness Wurzeln des Bebop… kein Purist der guten alten Zeiten, sondern eher ein Botschafter, irgendwie diffus auf einer Achse mit Tom Waits (mit dem er auch zusammengearbeitet hat), Steely Dan vielleicht… auf dem Album hier nimmt er sich vergleichsweise zurueck und spielt vor allem seine boppigen, virtuosen Alt-Soli, die auch Juris und Patterson zu virtuosen Beitraegen herausfordern… letztlich ist das hier auf eine durchaus gute Art das slickste Patterson Album, vielleicht das modernste – ohne seine Bebop- und Hardbopwurzeln zu verleugnen… wenn man eine Auto hat, und das Auto hat einen Kassettenspieler drin, und man will nur ein einziges Patterson Album auf Kassette zur Hand haben, dann macht es viel Sinn, sich fuer Movin’Up zu entscheiden…

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    #11552309  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind Gary Bartz Ntu Troop – Live in Bremen 1975 | Und ich mache mit dem seit Monaten (Blue Note und ECM sind Schuld) Neuheiten-Stapel weiter … das ist nicht die beste Besetzung der Band, aber das macht nichts, die vier – Bartz (as, ss, voc), Charles Minms (p, elp, synth), Curtis Robertson (elb, backing voc) und Howard King (d) – sind bestens aufgelegt. Die Stücke sind ähnlich lang wie bei Brooks (sechs für zwei Stunden Musik, 10 bis 30 Minuten) und auch das ist recht ausgeprägte Bandmusik, mit gesungenen Passagen („I’ve Known Rivers“), Chants, endlosen Ostinato-Grooves …

    Die Version von „I`ve Known Rivers“ besonders scheen …. ein gelungenes Tondokument ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11552531  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, auf jeden Fall! Nicht so stark wie die Brooks, aber hat schon einen guten Flow, und das funktioniert über die Länge mit den vokalen Teilen, dem harten Funk (heute ist übrigens der Geburtstag von Larry Graham) alles auch recht gut.

    Da ich Neuheiten-Tag zu haben scheine (und morgen das erste [klassische] Konzert seit dem letzten Herbst, mit Impfzertifikat und ohne Maske – letzteres scheint mir angesichts der hierzulande doppelt so rasch wie in den Nachbarländern explodierenden Zahlen etwas verwegen, muss mich ja nicht dranhalten, und von „Pausengastronomie“ hielt ich eh noch nie was), mache ich weiter:

    Anna Webber – Idiom | Der Einstieg mit dem penetranten Riff und der Flöte ist für mich erstmal eher schwierig, aber das Stück löst sich im Laufe seiner 11 Minuten auf und die Entwicklung, die es nimmt, wird immer faszinierender. Auf CD 1 sind die Stücke Idiom I und III-V zu hören, in der Mitte „Forgotten Best“, Webber wechselt nach dem ersten (längsten) dann mal ans Tenor, mit ihr sind Matt Mitchell und John Hollenbeck zu hören, bei mir beides nicht wirklich Lieblingsmusiker, aber das ist schon sehr interessant, der zweite Track („Idiom V“) gefällt mir zumindest schon mal sehr gut.

    Das „Large Ensemble“ auf der zweiten CD – mit „Idiom VI“ in sechs Sätzen mit vier Interludes dazwischen – höre ich dann auch noch, da sind neben Webber zwei weitere Sax/Reeds, drei Blechbläser (t/frh/tb), drei Streicher (v/vla/vc) und eine Rhythmusgruppe mit Synthesizer (Liz Kosack, die ich direkt vor Corona in St. Johann in Tirol gesehen habe – tolles Set der Band mit Evans, Gropper, Kosack, Sand und Steidle) sowie b/d (Nick Dunston/Sateshi Takeishi) und einem Leiter/Dirigenten (Eric Wubbels).

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    #11552617  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @redbeans Danke für die schönen Patterson-Posts! Könnte man einen eigenen Faden draus machen, eigentlich!

    Von den Muse-Alben kenne ich nur das eine, das 32Jazz mit ein paar Bonustracks wieder aufgelegt hat … die Bemerkung zu Eddie Daniels kann ich nicht recht einordnen, er war damals auch in der Jones/Lewis Band und dort schon ziemlich super, ich glaub v.a. an der Klarinette, wenn er solierte? Aber auch bei mir kein Musiker, den ich je verfolgt hätte …

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    #11553093  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Okay, das Anna Webber-Album ist hervorragend! Schon die erste Hälfte macht als Ganzes einen klasse Eindruck, und die grosse Besetzung fand ich gerade sehr faszinierend!

    Jetzt zweite Runde mit dem neuen Wendell Harrison-Album von 1975:

    Der Titeltrack erschien damals als wohl Single und die wurde im UK auch ein paar Male neu aufgelegt – ev. war davon auch was auf der Universal Sound-Compilation „Message from the Tribe“ (es gibt „Farewell to the Welfare“ ohne Angaben und mit früherem Jahr als Closer) … der Mangel an Angaben ist etwas frustrierend, aber das ist alles tolle Musik und ich gebe es für einmal einfach auf, diskographische Details herauszufinden.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11553223  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Noch ein Ersthörgang, Dexter Gordon in Willisau 1978 – mehr Bebopper und Hardbopper zu spielen, so erinnert sich Niklaus Troxler, der Veranstalter, im Booklet, sei eine bewusste Entscheidung gewesen: 1975 hätte Archie Shepp das Festival abgeschlossen, er „begann furios mit intensiver freier Musik. Das Publikum war begeistert. Danach spielte er klassische Jazzballaden wie Sophisticated Lady, Solitude und Lush Life. Dass dazu ein nicht geringer Teil ‚meines‘ Publikums mit Pfiffen und Buuhrufen [sic] reagierte, schockierte mich. Es war sozusagen DIE Enttäuschung der sonst so wunderbaren Festivaltage. Darauf musste und wollte ich eine Antwort geben. Wenn das Publikum kein Verständnis für die Tradition aufbringen kann verdient es nicht, mit anspruchsvoller aktueller Musik bedient zu werden.“ Also lud er 1976 Charles Mingus ein, konnte im Vorfeld via Interviews und mittels der Festivaldruchsachen auf dessen Stellung zwischen Avantgarde und Tradition hinweisen – und Mingus wurde gefeiert, spielte drei Zugaben. Später kamen u.a. auch Horace Silver, Betty Carter, Art Blakey, George Coleman und Johnny Griffin nach Willisau. Das Konzert Gordons fand im Rahmen von dessen Europatour im Frühjahr 1978 statt (letztes Jahr erschein ja bereits ein Mitschnitt aus Châteauvallon von derselben Tour, vom Repertoire her teilen sich die zwei Veröffentlichungen nur Silvers Stück „Strollin'“), im Rahmen der Konzertreihe, die Troxler neben dem Festival auch noch veranstaltete. Dass das Konzert (wie auch einige Festivalkonzerte, die Festhalle entstand wohl erst einige Zeit später) im „Mohren“ stattfand und das dann auch auf den Plakaten von Afro-Amerikanern steht (das zum Gordon-Konzert ist im Booklet abgebildet) … nunja, gehört leider dazu (Konzerte finden da nicht mehr statt, aber der Gasthof heisst immer noch so, hatte dort auch schon mal ein Zimmer, als ich beim Festival war).

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    #11553281  | PERMALINK

    thelonica

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    BILLY TAYLOR – 1950-1952

    Diese frühen Aufnahmen von Billy Taylor sind sehr hörenswert, obwohl er vielleicht nicht ganz so häufig wie Teddy Wilson, Garner oder Ahmad Jamal gehört oder genannt wird. Die Sidemen sind auch alle top. Auf dieser Compilation ist auch eine sehr schöne Version von „Willow Weep For Me“ mit Shadow Wilson, Al Hall und John Collins die Taylor auf 8 Tracks begleiten. Der Bassist Al Hall hat relativ viel bei Teddy Wilson gespielt.

    zuletzt geändert von thelonica

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    #11553419  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind Noch ein Ersthörgang, Dexter Gordon in Willisau 1978 – mehr Bebopper und Hardbopper zu spielen, so erinnert sich Niklaus Troxler, der Veranstalter, im Booklet, sei eine bewusste Entscheidung gewesen: 1975 hätte Archie Shepp das Festival abgeschlossen, er „begann furios mit intensiver freier Musik. Das Publikum war begeistert. Danach spielte er klassische Jazzballaden wie Sophisticated Lady, Solitude und Lush Life. Dass dazu ein nicht geringer Teil ‚meines‘ Publikums mit Pfiffen und Buuhrufen [sic] reagierte, schockierte mich. Es war sozusagen DIE Enttäuschung der sonst so wunderbaren Festivaltage. Darauf musste und wollte ich eine Antwort geben. Wenn das Publikum kein Verständnis für die Tradition aufbringen kann verdient es nicht, mit anspruchsvoller aktueller Musik bedient zu werden.“ Also lud er 1976 Charles Mingus ein, konnte im Vorfeld via Interviews und mittels der Festivaldruchsachen auf dessen Stellung zwischen Avantgarde und Tradition hinweisen – und Mingus wurde gefeiert, spielte drei Zugaben. Später kamen u.a. auch Horace Silver, Betty Carter, Art Blakey, George Coleman und Johnny Griffin nach Willisau. Das Konzert Gordons fand im Rahmen von dessen Europatour im Frühjahr 1978 statt (letztes Jahr erschein ja bereits ein Mitschnitt aus Châteauvallon von derselben Tour, vom Repertoire her teilen sich die zwei Veröffentlichungen nur Silvers Stück „Strollin’“), im Rahmen der Konzertreihe, die Troxler neben dem Festival auch noch veranstaltete. Dass das Konzert (wie auch einige Festivalkonzerte, die Festhalle entstand wohl erst einige Zeit später) im „Mohren“ stattfand und das dann auch auf den Plakaten von Afro-Amerikanern steht (das zum Gordon-Konzert ist im Booklet abgebildet) … nunja, gehört leider dazu (Konzerte finden da nicht mehr statt, aber der Gasthof heisst immer noch so, hatte dort auch schon mal ein Zimmer, als ich beim Festival war).

    Und welchen Eindruck hast Du von dem Mitschnitt gewonnen …. ?

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11553431  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Gestern Abend Roy Hargrove/Mulgrew Miller – Aufnahmen von 2006 und 2007, sie spielen Standards („What Is This Thing Called Love“, „Invitation“, „Just In Time“ etc.) und Jazz-Klassiker („I Remember Clifford“, „Con Alma“, „Fungii Mama“ etc. und gleich zweimal Monk mit „Monk’s Dream“ und „Ruby My Dear“), dazu Jobims „Triste“ und einen Blues von Hargrove („Blues for Mr. Hill“ – wer damit gemeint ist, ob ev. Andrew Hill, weiss ). Das ist sehr schöne Musik, unaufgeregt, manchmal enorm virtuos, aber darum geht den beiden trotzdem nicht.

    Nach Ted Pankens kurzen, mehr auf Mulgrew Miller fokussierten Liner Notes, folgen eine Menge Testimonials über Roy Hargrove – als wäre Miller, fünf Jahre davor, nicht auch viel zu früh verstorben. Nun ja, jedenfalls sind dabei neben Sonny Rollins, Eddie Henderson, Ron Carter, George Cables oder Kenny Barron auch ganz viele ungefähr aus Hargroves, aber auch der jüngeren Generation: Christian McBride, Kariem Riggins, Common, Ambrose Akinmusire, Robert Glasper, Keyon Harrold usw.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11553441  | PERMALINK

    demon

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    Als Untermalung zum – etws verspäteten – Frühstück:

    The Horace Silver Quintet ‎– You Gotta Take A Little Love (1969)

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    Software ist die ultimative Bürokratie.
    #11553447  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Morgenmusik jetzt eher aus der New Age-Ecke … gefällt mir aber gar nicht so schlecht (und now’s the time, ich war glaub ich seit meiner Zeit am Gymnasium nicht mehr so vorbehaltlos positiv gegenüber Jarretts Musik in all ihren Facetten eingestellt).

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