Ich höre gerade … Jazz!

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  • #10141633  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,633

    Earl Coleman – A Song For You

    nochmal Xanadu, ähnliches Konzept, eine sehr klassische Hard Bop Rhythmusgruppe (Hank Jones / George Duivier / Leroy Williams), und darüber dann die Stars, die stilistisch auf dem Papier nur fast passen, Earl Coleman und auf der Hälfte der Tracks Al Cohn, der seine Sache hier wahnsinnig gut macht… Coleman hat ja über die Jahre nicht so furchtbar viel aufgenommen, einzelne Tracks mit Charlie Parker, Gene Ammons, Sonny Rollins, Elmo Hope… dazu zwei Alben, von denen ich nur das erste kenne, für Prestige 1955 und Atlantic 1967… und eben die zwei späten Alben für Xanadu. Ich muss ja zugeben, dass ich zu der Minderheit gehöre, die in auch mit Parker sehr gerne mag… eine Crooner, der gerne auch mal ein bißchen knödelt… aber ich glaub (ohne alles nochmal nachzuhören) trotzdem, dass  mir das hier besser gefällt… Bei den frühen Aufnahmen hat er immer nur seine paar Minuten, muss auf den Punkt sein, und das kommt nicht besonders entgegen… auch das Prestige Album erinner ich als relativ perfektionstisch… hier ist alles viel entspannter, Hank Jones und Al Cohn können auch mal ein bisschen ausholen, und auch Coleman kommt es entgegen, dass es nicht auf jede Sekunde ankommt, weil er ja ein ganzes Album voller Balladen vor sich hat, die auch fast alle ein bisschen länger sind… Dark Shadows, das er bereits mit Parker aufgenommen hatte, dauert hier plötzlich über 10 Minuten… Vermutlich ist das Album relativ nah an einer Liveshow, wie er sie damals gesungen hätte – aber wer weiss

     

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    #10141647  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,940

    Auch bei mir Xanadu und zwar dieses suprige Barry Harris Tributalbum an Tad Dameron – und die Elemental Music CD ist darüberhinaus herausragend überspielt ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10141651  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,633

    The Return of Earl Coleman

    hab jetzt in die andere Richung weiter gemacht, 6 Tracks mit einer Band um Art Farmer, Gigi Gryce und Hank Jones… (und in den Bonustracks dann die working band von Gene Ammons) das ist schon auch sehr sehr gut… von hier könnte ich auch in Richtung Dameron weitermachen, aber ich glaub fast, es geht als nächstes zu Art Farmer, der hier wahnsinnig gut ist…

     

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    #10141665  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,940

    redbeansandrice The Return of Earl Coleman hab jetzt in die andere Richung weiter gemacht, 6 Tracks mit einer Band um Art Farmer, Gigi Gryce und Hank Jones… (und in den Bonustracks dann die working band von Gene Ammons) das ist schon auch sehr sehr gut… von hier könnte ich auch in Richtung Dameron weitermachen, aber ich glaub fast, es geht als nächstes zu Art Farmer, der hier wahnsinnig gut ist…

    Sehr klass ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10141739  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,391

    friedrich 
    … geht es mit einem anderen Jazz/R&B/Latin Mash-Up weiter
    Gene Ammons – Bad! Bossa Nova (1962) Eigentlich widersinnig, dass ausgerechnet so ein erdiger Tenor wie Gene „The Boss“ Ammons versucht, auf der Bossa Nova zu reiten. Und eigentlich wird dann Bossa Nova hier auch noch – absichtlich? – missverstanden oder sehr großzügig ausgelegt, denn hier klingt einiges nach Calypso, einiges nach Afro-Cuban, einiges einfach nur irgendwie exotisch und nur hier und dort einiges nach Bossa Nova. Dennoch oder gerade deswegen ist das eine höchst amüsante Platte. Btw.: Auch hier spielt Kenny Burrell mit.

    Ja, ist wirklich keine Bossa, was da kommt … und auch keins von Ammons‘ besten Alben, aber hübsch ist es schon. Allerdings ist Quebec, der tief in der Hawkins/Webster-Tradition steckt, schon ein paar Gewichtsklassen schwerer als Ammons – das hat offensichtlich keine direkte Korelation, ob einer mit Brasilianischem kann oder nicht (Hawkins gelang das auf seinem Impulse-Album auch nicht wirklich).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10141773  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,633

    interessanterweise stilisiert Bob Porter das Album im Ammons Kapitel seines Soul Jazz Buches zu einem der zentralen Ammons Alben… auch bei Quebec würd ich sagen, dass das meinetwegen diffus brasilianisch ist, und sicherlich sehr gut, aber kein Bossa Nova, weil die Leichtigkeit fehlt – genau wie bei Hawkins und Ammons

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    #10141795  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,391

    Nein, Bossa sucht man da vergeblich, aber von den drei Alben finde ich das von Quebec schon am besten gelungen (und das von Charlie Rouse hinter Ammons und knapp vor Hawkins).

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    #10141811  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,433

    @gypsy-tail-wind
    @redbeansandrice

    Weder Ike Quebec noch Gene Ammons spielen auf den genannten Alben Bossa Nova. Diese Musik ist etwas mit Bossa Nova aromatisiert, aber viel mehr auch nicht. Ich gehe davon aus, dass beide Alben auch ein Versuch waren, mit dieser Welle ein wenig Geld zu verdienen. Da waren die beiden aber auch nicht die einzigen. Ob das verwerflich ist oder nicht, entscheide ich nicht.

    Fast schon paradoxerweise kommt für mich dabei schon wieder interessante Musik heraus. Alles andere als lupenrein, bei Gene Ammons sogar ein recht bunter und starker Cocktail – wenn man es drastisch ausdrücken wollte: ein Bastard! Aber gerade das macht ja den Reiz dabei aus. Ein bisschen Hören mit tongue-in-cheek ist bei diesen fakes ganz hilfreich.

    --

    “There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
    #10141829  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,633

    klar ist das interessante und schöne Musik, und klar darf man Brasilien nicht auf den Bossa Nova reduzieren… (und was covert Quebec da nochmal, Franz Liszt? #1000SachenDieDuNichtMachstWennDuDichAlsAntonioCarlosJobimAusgebenWillst)… der Vorwurf geht wenn allenfalls an die Leute, die sich die Albentitel überlegt haben, waren ja damals kaum die Künstler… aber man es sich auch einfach anhören – ist ja nicht so, dass man ansonsten nur Bossa Nova hören würde…

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    #10141861  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,433

    Klasse Platten – gerade wegen des fakes!

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    #10141939  | PERMALINK

    asdfjkloe

    Registriert seit: 07.07.2006

    Beiträge: 6,961

    Gestern Abend:
    The Four Brothers – Together Again!

    Al Cohn, Zoot Sims, Herbie Steward – tenor saxophone
    Serge Chaloff, Charlie O’Kane (tracks 6-10) – baritone saxophone
    Elliot Lawrence – piano
    Buddy Jones- bass
    Don Lamond – drums

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    #10141947  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,139

    friedrich
    Weder Ike Quebec noch Gene Ammons spielen auf den genannten Alben Bossa Nova. Diese Musik ist etwas mit Bossa Nova aromatisiert, aber viel mehr auch nicht.

    redbeansandriceklar ist das interessante und schöne Musik, und klar darf man Brasilien nicht auf den Bossa Nova reduzieren…

    ich finde die diskussion ziemlich spannend, ob das bossa ist, was das sonst ist, warum warum das quebec-album so gut funktioniert und das von hawkins eigentlich gar nicht, warum diese schweren tenoristen da eigentlich nichts zu suchen haben usw.
    klar, die bossa nova war ja selbst von der tristano-schule infiziert, deshalb funktionierte das bei getz und desmond später ganz gut (gibt es eigentlich ein bossa-album von tristano oder marsh?). aber quebec ist unter den hier diskutierten vielleicht der einzige, der zu dieser musik wirklich anders spielt, er lässt die ganze zeit seinen ton mit viel luft stehen, säuselt um die melodien herum, lässt den beat die hauptarbeit machen – während ammons und hawkins klassische jazzsoli versuchen, die sofort von den melodien weggehen, da kommt es dann eher auf das material an: hawkins kriegt leider nur totgerittene bossa-hits („desafinado“, „o pato“ usw.) vorgesetzt (und ein bisschen neues, lahm brasilianisiertes bluesmaterial), die sachen auf dem ammons-album sind da viel interessanter. tatsächlich gibt es keinen einzigen bossa darauf, nur zwei bossa-versionen (am anfang und ende), wo dann die musiker sich den groove draufgeschafft haben und es demzufolge auch ziemlich formelhaft klingt. ziemlich toll gerät aber das vergleichweise heiße „cai cai“, das eigentlich ein samba-smash-hit von carmen miranda war (in einer holly-wood-musical-version, ONE NIGHT IN RIO, aus den 40ern), da kann der drummer mal aufdrehen und ammons geht sehr gut mit. was das ansonsten für rhythmen sein sollen, ist mir total unklar, sie kriegen ja noch nicht mal das signal „latin!“ hin manchmal (z.b. auf ammons-originalstück).

    was ich fast ein thema für dissertationen o.ä. fände, ist, welches latin-material wie in die usa gekommen und dort auf jazzalben gelandet ist. bei ammons gibt es zwei nordbrasilianische sachen (das dritte, „anna“ ist ein baião, das zweite konnte ich mit google im original einem indigenen gitarrenduo zuordnen, los índios tabajares, die waren, mit kopffederschmuck, in den 50ern ein hit in den usa). der „pagan love song“ ist eine hollywood-exotica-erfindung, das normalerweise aber „hawaii“ assoziieren lassen soll, hier wird es genauso mühelos auf bossa gebürstet. das letzte stück ist ein haitianisches volkslied, und wo der miranda-hit herkam, bevor er in einem hollywood-musical landete, kriege ich nicht raus. bei quebec kommen dann liszt und dvorak, aber auch 2 stücke aus einem brasilainischen samba-musical aus den 30ern. wer auch immer das material für solche sessions angeschafft hat, war ziemlich intensiv auf recherche.

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    #10141953  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,633

    Ja, das sind spannende Fragen! Hier ist die Passage ueber das Ammons Album aus Bob Porter’s Buch, kuerzer als ich dachte – und offensichtlich komplett orthogonal zu unserer Diskussion

    Ammons recorded an album, Bad Bossa Nova, in September 1962 that became an important musical landmark. This is the first example of some great funk grooves that would prove so enticing to the next generation of musicians. On tunes such as „Ca’purange“ and „Moito Mato Grosso“, the group would show the way for artists such as James Brown who would provide the next development in funk.

     

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    #10141961  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 69,391

    Danke für diese Nachforschungen @vorgarten! Ohne über Deine tiefere Kenntnis der brasilianischen Musik zu verfügen finde ich das Thema dennoch spannend.

    Was Quebec betrifft, als Leader des Packs, bin ich ganz bei Dir, das wurde oben ja schon klar. Er ist an sich ja kein wahnsinnig flexibler Musiker, aber er kriegt das im richtigen Mass hin. Die Luft, das Platz lassen … das ist ja etwas, was weder Hawkins noch Rouse konnten, die phrasieren quasi durchlaufend, Pause gibt es nur gerade, um Luft zu holen. Gut möglich, dass Quebec da sein RBackground hilft, dass er eben auch einfache Dinge spielte, bei denen es mehr um das Wie als um das Was ging. Ich würde mal sagen, Rouse war generell 95% Was, das Wie ging ihm zu oft vergessen, Hawkins ist Hawkins und er konnte vieles, aber eben doch nicht alles … und Ammons ist halt auch Ammons, aber das ist ja irgendwie an seinem „Bossa“-Album auch das tolle, dass er das durchzieht und dabei ganz bei sich bleibt. Nicht, dass Quebec sich verbiegen musste, ganz im Gegenteil – aber um meinen Punkt oben (R&B) noch auszuweiten: Man vergleiche mal, wie Quebec Balladen speilt, im Gegensatz zu Hawkins (und Rouse ist ja von den genannten am nahesten an Hawkins dran, natürlich mit mehr Bebop als Swing als beim Übervater) und irgendwie auch im Gegensatz zu Ammons, den ich zwar überaus schätze, aber nicht als den ganz grossen Balladenmeister, der Quebec zweifellos ist. Bei Hawkins sind ja auch die Balladen meist von diesem insistierenden Beat geprägt, der mich so fasziniert, der wohl zu seinen wichtigsten Alleinstellungsmerkmalen zählt.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10141975  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 13,139

    redbeansandriceJa, das sind spannende Fragen! Hier ist die Passage ueber das Ammons Album aus Bob Porter’s Buch, kuerzer als ich dachte – und offensichtlich komplett orthogonal zu unserer Diskussion
    Ammons recorded an album, Bad Bossa Nova, in September 1962 that became an important musical landmark. This is the first example of some great funk grooves that would prove so enticing to the next generation of musicians. On tunes such as „Ca’purange“ and „Moito Mato Grosso“, the group would show the way for artists such as James Brown who would provide the next development in funk.

    das ist super interessant! das sind gerade die beiden stücke auf dem ammons-album, deren groove ich überhaupt nicht verstehe – und wo ich dann geneigt wäre, darin ein defizit zu sehen. de facto liegt das versagen da eher bei mir, weil ich es an den brasilianischen formeln abgleiche und so vielleicht das neue nicht erkenne, dass da entsteht. ich kenne mich aber auch zu wenig mit der genese von funk aus, um eine solche steile these zu diskutieren: „moito mato grosso“ als wegweiser zu james brown!

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