Heinz Rudolf Kunze

Ansicht von 15 Beiträgen - 1,066 bis 1,080 (von insgesamt 1,216)
  • Autor
    Beiträge
  • #935365  | PERMALINK

    wuerzel

    Registriert seit: 09.10.2013

    Beiträge: 45

    Du hast dich ja erst mal auf die „blöderen Texte“ bezogen. Blöde Texte gibt’s auf beiden Alben ganz sicher nicht.
    Auch musikalisch finde ich da sämtliche Lieder mehr als gelungen, und nicht wenige ragen gar noch heraus. Auf „Wunderkinder“ ganz besonders „In der Sprache die sie verstehn“, da fällt mir an deutschsprachiger Rockmusik gleich gar nichts ein, was ansatzweise mithalten kann, auch „Kadaverstern“ (atmosphärisch völlig genial), „Ich brauch dich jetzt“ (noch bessere Liebeslieder hat hierzulande nur Heinz selbst gemacht, z.B. „Leg nicht auf“), „Ganz nah dran“ (ganz ehrlich: wer sonst kommt so nah dran?!).
    Bei „Einer für alle“ fällt mir eine spezielle Auswahl gar noch schwerer, da ist alles von vorne bis hinten auf den Punkt. Das einzige, was dem Album fehlte, war der Erfolg der beiden Vorgänger, aber das spricht ja eher für „Einer für alle“. „Die offene See“, das im Osten ganz anders interpretiert wurde, als es eigentlich gedacht war, oder „Meine eigenen Wege“, der Titelsong (hör dir mal die krachende Version von der Rockpoeten-Tour 1989 an), ebenso „Jetzt erst recht“, „Amok“ (das Lied über Tiefflieger, „geistige und militärische“). Und einen Übersong wie „Schutt und Asche“ müssen wir wohl nicht diskutieren…

    --

    "Dieses Album ist so klar und deutlich von mir, daß es diejenigen, die meine Arbeit lieben, in ihrer Liebe bestärken wird und diejenigen, die mich hassen, so daß sie mich gar nicht wahrnehmen (sonst müssten sie mich ja vielleicht gut finden), werden in ihrer Abneigung gegen mich bestärkt." HRK (2013)
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #935367  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,201

    Mir fällt grad auf, wie lange ich „Wunderkinder“ nicht mehr gehört habe. Vorzugsweise weil ich „Mabel“ und „Mit Leib und Seele“ einfach nicht mehr hören kann. Aber jetzt krieg ich Appetit.

    --

    #935369  | PERMALINK

    pitscher

    Registriert seit: 22.09.2011

    Beiträge: 113

    Close to the edgeMir fällt grad auf, wie lange ich „Wunderkinder“ nicht mehr gehört habe. Vorzugsweise weil ich „Mabel“ und „Mit Leib und Seele“ einfach nicht mehr hören kann. Aber jetzt krieg ich Appetit.

    Ich auch! Besser als Würzel kann man keinem Lust machen, ein Album mal wieder zu hören.

    --

    #935371  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,394

    Werde sie mir auch noch mal auflegen. Aber Mit Leib und Seele, Ich brauch dich jetzt, Finden sie Mabel sind gääääääähn. Und „Ganz nah dran“ – das ist mir viel zu beliebig. Da wird etwas angedeutet, ein paar vordergründig kluge Phrasen gedrescht, das habe ich nicht gut in Erinnerung. Kadaverstern ist großartig, keine Frage.

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #935373  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,394

    Läuft gerade. Ganz besonders dämlich: „Das All ist deutsch“ – die Nummer hatte ich schon verdrängt. „Blöde Texte“ gibt es auf dem Album also nicht. Und „Ganz nah dran“ ist, wie vorhin auch schon gesagt, eine Ansammlung von Phrasen ohne roten Faden im Text. Das ist das Prinzip seiner Sprechtexte. Eine Aneinanderreihung von Phrasen, bei denen man sich selbst auf die Schulter klopfen kann („Ja, genauso sehe ich das auch“), die aber oft – nicht immer – immer nur den Finger auf etwas zeigen, selbst aber keine sinnvollen Alternativen bringen. Woran sind wir „Ganz nah dran“? Am Abgrund? Am Erfolg? Bloß nicht konkret werden!

    Und ganz ehrlich: „In der Sprache, die sie verstehen“ – die Nummer ist in ihrer Wischi-waschi-Radikalität zum Kotzen. Fand ich schon damals Kacke, dann hätte HRK sich ja mal in der St. Pauli Hafenstraße zeigen können, als es dort brenzlig wurde. Was soll diese Aufforderung zu, ja, wozu eigentlich? Jeder mag raushören: „Revolution!“ oder „Gewalt!“, aber was meint er denn, unser großer Vorsänger? Und wen? Er redet von „sie“ und „die“ und hofft, dass jeder sich irgendwie gemeint fühlt, dass da eine Art linker Konsens ersteht. Aber bloß nicht konkret werden. Man könnte ja jemanden vergraulen, mit dem man es sich nicht verderben möchte. Und davor hat man dann schon Angst. Angst, unendliche Angst, Angst in Alexandrinern und Angst in freien Versen, Angst im Scheinwerferlicht und Angst vor allem davor,mit der zweiten Antikriegs-LP der ersten in den Rücken zu fallen, denn die geht Gold, die geht garantiert Gold, und dann schüttelt man auch schon mal Heino die Hand, lächelnd, hallo Kollege, du in Windhuk vor den Siedlern, ich in Brokdorf vor den Sudlern,wir alten Künstler müssen zusammenhalten, wir wollen die Sahnetorte von … und so weiter.

    Da finde ich „Der Schlaf der Vernunft“ viel besser, da wird subtiler getextet, da ist er als Künstler viel glaubwürdiger und auch besser. Aber ich glaube „Einer für alle“ kann ich mir heute nicht mehr antun…

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #935375  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,201

    j.w.Fand ich schon damals Kacke, dann hätte HRK sich ja mal in der St. Pauli Hafenstraße zeigen können, als es dort brenzlig wurde.

    Was hat denn jetzt ein Song über Kriegsgewinnler in Nicaragua mit der Hafenstrasse zu tun?

    Man könnte ja jemanden vergraulen, mit dem man es sich nicht verderben möchte.

    :lol: Spaßiger Vorwurf, ausgerechnet an HRK. Deshalb hat er bestimmt auch stellvertretend für 250 Feiglinge in der zweiten Reihe den Quoten-Kopf hingehalten, weil er es sich mit niemanden verderben wollte.

    Kann es sein, dass Deine Anforderungen an den soliden bis anregenden Songschreiber so hoch sind, dass die niemand erfüllen kann?

    --

    #935377  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,394

    Okay, dass der Song sich (ausschließlich) konkret auf Nicaragua bezieht, habe ich bislang nicht so gesehen, für mich war das immer so ein Universalaufruf zu Irgendwas. Was er dann konkret mit den Kriegsgewinnlern in Nicaragua machen will und wen er alles dazu zählt bleibt er trotzdem schuldig. Und da komme ich wieder auf Niedecken – sein „Sandino“ ist mir da viel sympathischer!

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #935379  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,201

    Ich hab so ein bißchen den Eindruck, Du möchtest hier so eine Art Wettbewerb um die deutschsprachige Songwriterkrone austragen. Abgesehen davon, dass es da noch weitere Anwärter gibt (Maurenbrecher z.B.), glaube ich nicht, dass bei einem Duell Niedecken vs. Kunze tatsächlich ein Sieger gefunden werden kann. Beide haben ganz großartige und ganz dünne Sachen geschrieben, und dazwischen eigentlich immer Qualität abgeliefert. Beide haben zeitlose Sachen getextet, und auch Dinge, die sie heute vermutlich gern löschen würden. Beide können hintergründig und banal, Beide haben mit zunehmender Zeit Probleme, neue Themen zu finden, aber Beide haben immer noch was zu sagen.

    --

    #935381  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,394

    Nein, ich will keinen Wettbewerb ausrufen, es ging mir nur um den Vergleich von zwei Songwritern, die ich einigermaßen gut kenne. Es gibt noch viele andere, aber bei den beiden habe ich einigermaßen einen Überblick (auch wenn ich bei Kunze noch Lücken habe, ich würde sagen, ich habe gut 20 der 30 Alben).

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #935383  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,394

    Ich komme gerade nicht los von ihm. Aber diesmal ist es ein sehr schönes Wiederhören: „Gute Unterhaltung“ würde ich wohl zu den besten Alben von ihm zählen wollen. Um Klassen besser als „Wunderkinder“!

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #935385  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,394

    Close to the edgeWas hat denn jetzt ein Song über Kriegsgewinnler in Nicaragua mit der Hafenstrasse zu tun?

    Habe mir den Text von „In der Sprache, die sie verstehen“ noch mal durchgelesen. Sicher, Nicaragua kommt darin vor, war ja damals auch Thema. Aber einige Passagen beziehen sich nach meinem Verständnis nicht auf dieses Thema, sondern scheinen eher auf andere Aspekte zu zielen.

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #935387  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,201

    Für mich beschreibt der Song die immer unkontrollierbarere Wut der Rachsüchtigen, die den Gemässigten zurufen: Eure scheiß Diplomatie hat doch überhaupt nichts gebracht, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Wir haben die Schnauze voll von der Hinhalterei und sollten jetzt endlich, endlich ohne Rücksicht auf Verluste losschlagen.
    Natürlich bietet der Song keine Lösungen, er beschreibt vielmehr die Ohnmacht.

    „Sandino“ mag ich, wie Du Dir denken kannst, auch sehr. Niedecken hat eine ganz andere Herangehensweise, ist aber so weit weg auch nicht.
    Etwas zu harmlos fand ich nur die Auseinandersetzung von Wolf Maahn mit dem Thema. Da kommt mir der Zorn nicht so richtig durch.

    --

    #935389  | PERMALINK

    wuerzel

    Registriert seit: 09.10.2013

    Beiträge: 45

    Close to the edgeFür mich beschreibt der Song die immer unkontrollierbarere Wut der Rachsüchtigen, die den Gemässigten zurufen: Eure scheiß Diplomatie hat doch überhaupt nichts gebracht, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Wir haben die Schnauze voll von der Hinhalterei und sollten jetzt endlich, endlich ohne Rücksicht auf Verluste losschlagen.
    Natürlich bietet der Song keine Lösungen, er beschreibt vielmehr die Ohnmacht.

    Hat Heinz selbst schon oft betont, dass er eben keine Lösungen anbietet, weshalb der Vorwurf „Oberlehrer“ von Anfang an gar nicht zutreffend war. Man muss sich ja nur mal die „Bestandsaufnahme“ angucken, das Stück heißt nicht umsonst so.
    Ich finde das auch völlig in Ordnung, dass Heinz nicht noch konkreter wird, wo „wir“ „ganz nah dran“ sind, sondern dem Hörer noch Raum zur eigenen Interpretation lässt. Wenn ich nur die erste Strophe und die Zeile „laß es klingen, geh nicht ran“ nehme, hab ich meine ganz eigene Vorstellung, an was die ganz nah dran sind…
    Übrigens ist das hier grad ein schönes Beispiel: Da wird heiß über den Text diskutiert, aber niemand erwähnt auch nur im Ansatz, dass „In der Sprache die sie verstehn“ von der Musik her absolut fantastisch ist.

    --

    "Dieses Album ist so klar und deutlich von mir, daß es diejenigen, die meine Arbeit lieben, in ihrer Liebe bestärken wird und diejenigen, die mich hassen, so daß sie mich gar nicht wahrnehmen (sonst müssten sie mich ja vielleicht gut finden), werden in ihrer Abneigung gegen mich bestärkt." HRK (2013)
    #935391  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,394

    WürzelÜbrigens ist das hier grad ein schönes Beispiel: Da wird heiß über den Text diskutiert, aber niemand erwähnt auch nur im Ansatz, dass „In der Sprache die sie verstehn“ von der Musik her absolut fantastisch ist.

    Haut mich überhaupt nicht vom Hocker. Aber ich gönne mir jetzt einen zweiten Durchlauf von „Gute Unterhaltung“!

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #935393  | PERMALINK

    close-to-the-edge

    Registriert seit: 27.11.2006

    Beiträge: 28,201

    Würzel

    Da wird heiß über den Text diskutiert, aber niemand erwähnt auch nur im Ansatz, dass „In der Sprache die sie verstehn“ von der Musik her absolut fantastisch ist.
    Ich glaub es war auf der „Korrektour“, wo sie den Song in doppelter Länge, und mit einem fantastischen CC Behrens am Schlagzeug wieder im Set hatten. Seit dem fehlt mir bei der Studiofassung irgendwie was…:-)

    --

Ansicht von 15 Beiträgen - 1,066 bis 1,080 (von insgesamt 1,216)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.