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Close to the edge“Ich bin“ war so eine Art Deal mit der Ariola, die ja Alles, was anderswo verlegt werden soll, genehmigen muss. Und da die Münchner bei den Räuberzivil-Sachen immer sehr kooperativ waren, hat HRK den Wunsch nach dem Duett-Album zum dreißighährigen Jubi erfüllt. Allerdings ohne nenneswert daran mitzuarbeten. Deshalb waren die Songs auch sehr „konventionel“ arrangiert.
Dabei hätte doch der Backkatalog vom guten Heinz eine Menge Potential für aktuelle Bänds und Sänger. Wenn wie bei Lindenberg mal neue Künstler sich altem Material annehmen, kommt sicher Interessantes dabei raus. Der Mann hat doch wahrlich für jeden nen guten Song. Aber was soll Innovatives bei Mey, Reichel und Co. rumkommen?
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WerbungEin Tribute-Album wollte die Ariola leider nicht. Das wäre wohl auch kaum zu verkaufen gewesen. Und um das Korsett der Platte richtig eng zu ziehen, sollten auch vorzugsweise die radioerprobten Sachen wie Herz und Mabel verwendet werden. Lediglich Jan Plevka durfte sich einen nicht vorgesehenen Titel aussuchen, weil er sonst nicht mitgemacht hätte.
Aber die letzten beiden Alben bei Ariola waren auch zu was gut. Sie haben bewiesen, dass HRK so nicht funktioniert. Deshalb bekommen wir jetzt eine sehr lebendige Platte.
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Ich meinte auch kein Tributealbum. Eher so Richtung dem Unplugged-Album von Lindenberg. Wo Clueso und Co. den Songs Ihren Stempel aufgedrückt haben. Der Song mit Plevka ist einer der wenigen gelungenen. Davon ab, auch der einzige Künstler den ich ansonsten sowieso schon im CD-Schrank hatte. Und jetzt natürlich auch Tobias Künzel wegen dem gelungenen Live-Projekt mit Kunze.
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pitscherIch meinte auch kein Tributealbum. Eher so Richtung dem Unplugged-Album von Lindenberg. Wo Clueso und Co. den Songs Ihren Stempel aufgedrückt haben.
Ach so, gute Idee, aber schwer umzusetzen. Wenn Udo ruft, kommen sie natürlich alle. Und die Produktion war natürlich ziemlich teuer.
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Von der „Ich bin“ gefällt mir neben „Lisa“ mit Plevka auch „Längere Tage“ mit Purple Schulz sehr. Ansonsten ein ereignisarmes Album. Zu gut gemacht um es so richtig zu zerreißen, aber ob das gewünschte Ziel (sowohl in kreativer als auch kommerzieller Hinsicht) erreicht wurde, wage ich mal zu bezweifeln.
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueIch denke, man merkt irgendwie, dass es eigentlich eine Auftragsarbeit war. HRK hat ständig drei, vier neue Projekte im Kopf. Aber so ein Retro-Ding ist nicht seine Welt.
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Dieser Spagat zwischen Schlager und anspruchsvoller Rockmusik funktioniert doch letztlich auch für niemanden. Ein Schlagerfan kann doch mit einem kompletten Kunze Album nichts anfangen. Der will heile Welt voller Liebe und Schunkelmusik. Was will der mit „Astronaut in Bagdad“ oder „Dagegen“ anfangen? Und Die anderen tolerieren die Schlagernummern und hoffen auf Besserung beim nächsten Album.
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HRK und Verstärkung 2014 presentet by Rolling Stone:
25. Januar 2014 Leipzig, Haus Auensee
26. Januar 2014 Magdeburg, Altes Theater
27. Januar 2014 Göttingen, Lok Halle
29. Januar 2014 Bochum, Zeche
30. Januar 2014 Köln, E-Werk
31. Januar 2014 Hannover, Capitol
1. Februar 2014 Bremen, Schlachthof
3. Februar 2014 Osnabrück, Rosenhof
4. Februar 2014 Oldenburg, Kulturetage
5. Februar 2014 Berlin, Columbiahalle
7. Februar 2014 Cottbus, Gladhouse
8. Februar 2014 Dresden, Alter Schlachthof
9. Februar 2014 Wernesgrün, Brauerei
12. Februar 2014 Nürnberg, Hirsch
13. Februar 2014 München, Freiheiz
14. Februar 2014 Erfurt, Stadtgarten
17. Februar 2014 Stuttgart, LKA
18. Februar 2014 Frankfurt/Main, Batschkapp
19. Februar 2014 Hamburg, Große Freiheit--
pitscherDieser Spagat zwischen Schlager und anspruchsvoller Rockmusik funktioniert doch letztlich auch für niemanden.
Schmarrn! Gerade den Mix aus purer Unterhaltung und Anspruch finde ich klasse.
Close to the edgeHRK und Verstärkung 2014 presentet by Rolling Stone:
…
12. Februar 2014 Nürnberg, Hirsch
…danke für den Hinweis; gleich mal in den Kalender eintragen…
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Software ist die ultimative Bürokratie.pitscherIch meinte auch kein Tributealbum. Eher so Richtung dem Unplugged-Album von Lindenberg.
Ein weiteres Unplugged-Album hätte aber wohl auch niemanden so richtig glücklich gemacht. Spätestens seit 2006 („Kommando Zuversicht“) gab’s davon genug, Heinz war regelmäßig in der Form live unterwegs, aus dem Programm „Bockwurst und Schadenfreude“ mit Wolli entwickelte sich RÄUBERZIVIL, zunächst erweitert um Hajo Hoffmann, wovon 2009 ein weiteres Live-Doppelalbum erschien, dazu einige Radio-Mitschnitte (u.a. ein knapp 2-stündiger von „Chansons und Lieder-liches“ in Düsseldorf 2008). Also mit alten Liedern im Akustikgewand wurde der geneigte Hörer in den letzten Jahren ausgiebigst bedient.
Meiner Meinung nach funktionieren die meisten Lieder seit Heiners Einstieg auch nur bedingt mit der sparsamen Instrumentierung, weil sie – anders als z.B. bei STOPPOK – einfach für den großen Bandsound konzipiert und komponiert wurden (von Balladen und paar einzelnen Songs mal abgesehen). Dass mit dem „kleinen Besteck“ so ’ne Hammernummer wie „Aller Herren Länder“ in der „GRATEFUL DEAD-artigen guitar battle“ rumkommt (die ja über die Jahre immer weiterentwickelt wurde), ist eher die Ausnahme. Seit „Das Original“ sind zwar wieder öfter Lieder auf den Alben gewesen, die unplugged sogar besser klingen als mit der Verstärkung, z.B. „Immer für dich da“, „Die Wahrheit vom letzten Hemd“ (das allerdings ursprünglich schon als „politisch korrekte Wollsocken-Liedermacherversion“ entstand), „Woran man mit mir war“ (auch schon original auf dem Album mit stark reduziertem Sound) oder von der „Gunst der Stunde“ „Unbeliebt“, das selbst bei den Bandkonzerten im mittlerweile obligatorischen, kuscheligen Akustikblock auftaucht, „Jeder weiß“ und sogar die „Hunderttausend Rosen“ sind unplugged ganz gut hörbar (wie das „Frühstück mit Heinz Rudolf Kunze“ Ende Januar 2011 im Landesfunkhaus Mecklenburg-Vorpommern gezeigt hat), trotzdem war die beste Entscheidung von Heinz, für RÄUBERZIVIL neue, eigene Lieder zu schreiben, sodass „Hier rein da raus“ und auch die „leisen Konzerte“ deutlich spannender klingen als das, was bisher mit RÄUBERZIVIL oder überhaupt unplugged von Heinz zu hören war.“Von der „Ich bin“ gefällt mir neben „Lisa“ mit Plevka auch „Längere Tage“ mit Purple Schulz sehr.
Ich glaube, „Längere Tage“ auf „Ich bin“ ist die Originalversion von „Protest“, in die lediglich die Gesangsspur von Purple gemischt wurde, also keine Neuaufnahme des Liedes (warum auch, war ja erst 2 Jahre alt).
Am besten von „Ich bin“ finde ich „Ich bin“ (zumindest die erste Hälfte dieses Liedes beschert Gänsehaut!) und „Knoblauchlimonade“, das allerdings nur als Download erhältlich war und offenbar noch aus den in Fankreisen schon fast legendären „Block 4“-Aufnahmen stammt, von denen es ein paar Songs (z.B. „Dagegen“ oder „Umsonst rasiert“) aufs Album „Protest“ geschafft haben.
„Protest“ war übrigens ein schöner Beleg, dass eine Mischung aus radiotauglichem Pop und kantigem Hardrock und natürlich Anspruch auf einem HRK-Album durchaus sehr gut funktionieren kann.--
"Dieses Album ist so klar und deutlich von mir, daß es diejenigen, die meine Arbeit lieben, in ihrer Liebe bestärken wird und diejenigen, die mich hassen, so daß sie mich gar nicht wahrnehmen (sonst müssten sie mich ja vielleicht gut finden), werden in ihrer Abneigung gegen mich bestärkt." HRK (2013)WürzelEin weiteres Unplugged-Album hätte aber wohl auch niemanden so richtig glücklich gemacht. Spätestens seit 2006 („Kommando Zuversicht“) gab’s davon genug, Heinz war regelmäßig in der Form live unterwegs, aus dem Programm „Bockwurst und Schadenfreude“ mit Wolli entwickelte sich RÄUBERZIVIL, zunächst erweitert um Hajo Hoffmann, wovon 2009 ein weiteres Live-Doppelalbum erschien, dazu einige Radio-Mitschnitte (u.a. ein knapp 2-stündiger von „Chansons und Lieder-liches“ in Düsseldorf 2008). Also mit alten Liedern im Akustikgewand wurde der geneigte Hörer in den letzten Jahren ausgiebigst bedient.
Ich sehe „Ich bin“ als Anbiederung an den Massengeschmack (sofern es sowas bei HRK überhaupt gibt). Von daher würde ich die Räuberzivil nicht als kompatibel ansehen. Lindenberg hat das Unplugged-Ding schon recht orpulent gestaltet und den Songs durch die Gastauftritte neues Leben eingehaucht. Das geht für mich über reines Stecker raus hinaus. Vermutlich wäre sowas aber auch aus finanziellen Gründen für HRK nicht realisierbar.
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pitscherIch sehe „Ich bin“ als Anbiederung an den Massengeschmack (sofern es sowas bei HRK überhaupt gibt). Von daher würde ich die Räuberzivil nicht als kompatibel ansehen.
Natürlich nicht. Ich meinte, dass es von einigen „Hits“, die auch für „Ich bin“ wieder hergenommen werden mussten, schon ausreichend Unplugged-Versionen gab (eben mit RÄUBERZIVIL). Bei RÄUBERZIVIL bin ich dann bissl hängen geblieben, was in dem Zusammenhang wohl etwas missverständlich war.
Wie gesagt, die meisten dieser „Hits“ funktionieren stromlos für mich nicht wirklich, da hätte ein anderer Sänger wohl auch nichts gerissen, zumal gesanglich sowieso kaum jemand Heinz das Wasser reichen kann.--
"Dieses Album ist so klar und deutlich von mir, daß es diejenigen, die meine Arbeit lieben, in ihrer Liebe bestärken wird und diejenigen, die mich hassen, so daß sie mich gar nicht wahrnehmen (sonst müssten sie mich ja vielleicht gut finden), werden in ihrer Abneigung gegen mich bestärkt." HRK (2013)Ein Appetizer für das Album:
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Kunze mal wieder: „Ich bin ein musikalisches Chamäleon!“ Jetzt ist er schon so alt und so intellektuell und weiß immer noch nicht , dass ein Künstler seine Kunst nicht erklärt.
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Kleine Rezi:
Wenn das neue Album von HRK und Verstärkung schwach wäre, lieferte die grandiose Schlussnummer „Es wird ein gutes Leben“ den sprichwörtlichen versöhnlichen Abschluß.
Auf „Stein vom Himmel“ erfüllt der Song aber mehr die Funktion eines I-Tüpfelchens. Versöhnung braucht am Ende der Platte niemand.Es brennt wieder. Und deshalb macht eine Besprechung zum neuen HRK-Album ungefähr soviel Spaß, wie bei „Hier rein, da raus“, auch wenn solche Vergleiche natürlich hinken. Zu unterschiedlich sind Arbeitsweise und Zutaten. Aber fangen wir vorn an.
Ausgangsbasis der Verstärkung, die diesmal ohne Jörg Sander auskommt (wunderbar aufgefangen von Zoran Grujovski), der sich bis 2015 ausklinken will, war mit „Die Gunst der Stunde“ ein Album, von dem schon früh offensichtlich war, dass es einen Wendepunkt darstellen würde. Zu seicht kam es daher, zu unverbindlich war es getextet, und mit viel zu viel Zuckerguß war es produziert. Dazu mit „Hunderttausend Rosen“ eine Single, die dem Kernklientel der Ariola gefährlich nahe kam. Wer Heinz ein bißchen kennt, dem war schnell klar, dass DGDS nicht das Album war, mit dem er auf Dauer gut leben kann. Zu eng war das Korsett, dass der Platte den Atem nahm.Wie glattgebügelt DGDS produziert war, stellte der Stammhörer dann auch auf der Tour fest, wo zahlreiche Songs unter Zuhilfenahme von Spielfreude und schweißtropfendem Charme kaum wiederzuerkennen waren.
Die Sonnendurchflutung, die DGDS zudem abbekommen hatte, war aus heutiger Sicht übrigens weniger ein Problem. Auch auf „Stein vom Himmel“ läuft Heinz nicht mit der Abrissbirne durch die Gegend. Jedenfalls nicht nur. Aber dafür haben die Songs ganz viel frischen Wind abbekommen. Und damit kommen wir langsam zum Thema. Heinz hat sich wieder seiner Kernkompetenz zugewandt und der Stellschraube seiner Ausrichtung eine kräftigen Drehung in die entgegengesetzte Richtung versetzt.„SvH“ ist keinesfalls das völlige Gegenteil des Vorgängers, aber die Besinnung auf Selbstbewußtsein und Lebendigkeit. Die Songs atmen. Sie haben wieder die wunderbare Tiefe früherer Zeiten. Sie verschaffen Gänsehaut. Und sie ergeben ein stimmiges Bild. Zum Beispiel wird nicht eine Nummer ausgeblendet.
Vermutlich wurde lange nicht mehr so wenig in ein HRK-Album reingeredet, was sicher auch daran lag, dass Heinz bereits eine aufwendige Vorproduktion mit Peter Pichl gemacht hatte, und deshalb bereits mit ausgearbeiteten Ideen auf der Matte stand, die die anderen Beteiligten überzeugen konnten. Keine runden Tische, an denen ellenlang Zettel umhergeschoben wurden. Keine Quotendebatten um Komponistenanteile.
Übrigens hat Heinz zwölf der vierzehn Titel komplett geschrieben, ungewöhnlich viel für ein Band-Album, und günstig für den roten Faden. Und den macht vor allem der tolle Klang der Platte aus. Frisch wie gerade auf der Bühne mitgeschnitten, aber trotzdem bis ins Detail ausgefuchst.Dazu kommt, dass der Wechsel innerhalb des Hauses Sony von der Ariola zum wiederbelebten RCA-Label einen Strich unter den Versuch der Segmentierungsfanatiker gemacht haben dürfte, Kunze gegen jede Vernunft doch noch irgendwie ins Schlagersegment drücken zu wollen. Es war also alles erlaubt. Und es entstand beim Produktions-Trio ein Gespür dafür, wie man einen unbekümmerten Kunze anlegt, dem man nicht aus allen Richtungen Kompromisse zuflüstert. Selbstvertrauen entsteht, wenn man nicht Alles in Frage stellt. Und da war „Hier rei, da raus“ natürlich ein guter Lehrmeister.
Der Opener rockt gleich mal mit ungeschliffener Oberfächenstruktur durch die Decke. Ungefähr so, wie „Himmelfahrtskommando“ seinerzeit in „Rückenwind“ hineinbrach, welches ja auch so eine Art Aufbruchalbum war. „Europas Sohn“ thematisiert mit tiefem, fast drohendem Gesang das gefährliche Spiel taktisch operierender Europakritiker, lotet dann aber auch patriotische Grauzonen aus. Letztlich bekommt der Hörer lediglich die Empfehlung, etwas differenzierter zu sondieren, bevor er Parolen nachquatscht. Der Song hat keinen Refrain, aber herrlich schräge Breaks, die auf DGDS undenkbar gewesen wären.
„Das Leben nehmen“ ist eine weitgehend autobiographische Nummer mit viel Wortwitz, die mich irgendwie ein bißchen an „Menschen gehen auf“ andocken läßt, was bitte niemand zu ernst nehmen mag. Erklären kann ich das nicht.
Zum ersten Mal erleben wir in diesem Song die neue Leichtigkeit. Obwohl durchgetüftelt und auf den Punkt produziert, klingt es fast wie live gespielt. Kein Instrument drängt sich in den Vordergrund. Vor allem die Keyboards laufen so herrlich dezent durch, dass sie den Song tragen können ohne an irgendetwas zu kleben.
Apropos Keyboards, hier können wir jeweils raten wer da überhaupt am Werk war. Denn neben dem Referenztastenmann Matthias Ulmer zeichnen auch Goran, Jens und Heinz für verschiedene Arten von Tasten verantwortlich.Die Single „Hallo Himmel“ ist eingängig und kraftvoll, wirkt dabei aber nicht konstruiert oder kalkuliert. Über den sonderbaren Text mit der erst bei sehr genauem Hinhören erfassten Message hatte ich ja an anderer Stelle schon referiert. Wer da jetzt nicht so genau hinhört, wird die Lyrics vermutlich als völlig durchgeknallt wahrnehmen. Eine Zeile wie „Hallo Himmel, ich hab dir etwas Erde mitgebracht“, bleibt zweifellos haften. Die Chöre sind gewöhnungsbedürftig weil recht prägnant, aber gut gemacht.
„Der Clown schreit Feuer“, der kürzeste Song, braucht ein paar Durchgänge. Die Nummer grooved wie die Sau, ist aber mit einer recht einfachen Melodie ausgestattet. Und natürlich ist auch hier, wie so oft der Clown der Dumme, der so ausschließlich auf Unterhaltung festgelegt wird, dass niemand das Unheil erkennt, welches er eigentlich mitteilen wollte. Gastgitarrist Peter Weihe spielt übrigens ein völlig abgefahrens Solo und war hinterher einigermaßen erstaunt, dass man es tatsächlich so auch verwendete.
Die erste Ballade des Albums muss man in ihrer schlichten Schönheit erstmal zulassen, zumal der Titel „Komm kleine Fee“ durchaus ein Kinderlied ankündigen könnte. Aber das täuscht gewaltig. Die Lyrics sind großartig, der Song entfaltet sich im Refrain unter das ganze Himmelszelt. So schön hätte „Eisfrei“ vermutlich auch werden können, wenn man es nicht produktionstechnisch versenkt hätte.
„Küsse unterm Kleid“ kommt mit tollem Intro daher wie ein besonders gut gealterter Songs aus dem „Wunderkinder-Album. Herrlich nostalgisch. Und wenn Heinz fragt „Gibst Du mir noch einmal eine Chance?“ ist es wie die Frage an die zahlreichen Fans aus der Zeit der großen Hallen.
„Schämt ihr euch nicht“ ist der nächste schroffe Gitarrentrocker, dessen Thematik zu erwarten war, aber in der lyrischen Umsetzung nicht die ganz feine Klinge bevorzugt. Erinnert mich an „Talk Show Schmutz“, ist musikalisch aber gefälliger. Die Botschaft allerdings mutet an wie eine verpaßte Chance, weil ein bißchen oberflächlich vermittelt. Ein wütender Kunze, aber mit stumpfen Waffen. Der geile, aber leider ein bißchen kurz geratene instrumentale Mittelteil sollte bitte in der Liveumsetzung auf die Reise gehen.
Da Christian Wulff übrigens nicht namentlich erwähnt wird, und Heinz auch Wert auf die Feststellung legt, dass die Nummer auf viele Leute paßt, widme ich ihn jetzt mal Peer Steinbrück.Die zweite Ballade ist das Titelstück. Klaviergetragen, streicherunterstützt, in der Tradition von „Ich habs versucht“ zeigt Heinz hier mit lang gehaltenen Tönen im oberen Segment, dass er nach wie vor (bzw. mehr denn je) außergewöhnliches Gesangstalent besitzt. Eine der Nummern, die mit kleinem Besteck und wenig Licht auch in großen Hallen das gesamte Volumen ausfüllen. Innovativ ist der Song jetzt nicht gerade, aber das war auch nicht der Plan.
„Die Wahrheit eines Sieges“ ordne ich mal als letzten Teil einer Triologie ein, deren andere Bestandteile „Stirnenfuss“ und „Woran man mit mir war“ darstellten. Der Song läuft einige Zeit als Einzelkämpferstück durch, und bekommt mit zunehmender Dauer immer mehr Folk, Eigentlich die irischste Nummer, aber tatsächlich gar nicht auf der Insel aufgenommen.
Als Einzelkunstwerk vielleicht die eindrucksvollste Nummer, weil mit dem größten Ideenreichtum ausgestattet.„Weltweit Feuer frei“ ist der Song für die Telefon-Warteschleife im Hause Heckler & Koch. Natürlich aggressiv und laut vorgetragen, und mit beißendem Sarkasmus garniert. Im Gegensatz zu „Schämt Ihr euch nicht“ paßt hier jeder Satz. Die Argumente der Wehrtechnikproduzenten fliegen wie Hohn durch den bretternden Song. Diesmal überrascht, anders als in „Schämt ihr euch nicht“ ein dezenter Mittelteil.
Dann kommt mein Favorit. Eine Traumballade, die sich selbstständig macht. „Das Glück auf deiner Seite“ hat Jens Carstens geschrieben, und zusammen mit einem großartigen Text über Zuneigung und Vertrauen (ja, auch Liebe) ist daraus ein erschütternd großer Song geworden. Zunächst von akustischer Gitarre, dezent gestrichenen Keyboards und zurückhaltenden Drums flankiert, läuft der Song in einen grandiosen Refrain, dessen Clou eine unterstützende Mandoline ist (hoffentlich ist es überhaupt eine Mandoline, es wurde albumweit deutlich hörbar, und mehr als sonst, mit Effekten experimentiert). Eigentlich funzt die Nummer schon beim ersten Mal, wächst dann aber mit jedem Durchgang weiter. Könnte mit etwas Abstand in die TOP3 meiner HRK-Balladen einziehen.
Wirklich ein Traum.Die nächste Nummer kennen wir schon. Sie sollte eigentlich bei KuK ausgespart werden, um für dieses Album aufgehoben zu werden, und erschien dann doch auf „Uns fragt ja keiner“. Ich war eigentlich der Meinung, den netten, aber unspektakulären Song nicht auf dem Album zu brauchen, aber in einem stark veränderten Gewandt. Die verzweifelte Betroffenheit der Kuk-Version verwandelt sich nämlich hier in einen durchaus verschmitzen Song mit viel mehr Oberwasser. Die Chöre sind fast schon frech.
„Erwarte wenig“ ist ein philosophischer Exkurs mit ebenfalls irischem Einschlag. Entrückte Entspannung und ruppige Rastlosigkeit geben sich hier die Klinke in die Hand, und wer mit dem Namen Mark Aurel nichts anfangen kann, dem Text aber gern auf den Grund gehen möchte, kann sich googelnderweise schon mal einlesen. Der instrumentale Ausgang des Songs würde auch wunderbar ins Räuberzivil-Programm passen, und ist leider zu kurz geraten.
Zum Schluss gibt es meinen zweiten Favoriten, der eigentlich auch eine schöne Single wäre. Der Text von „Es wird ein gutes Leben“ dokumentiert mal wieder die HRK-spezifische Stärke, aus ganz und gar ungewöhnlichen Positionen heraus zu erzählen. In diesem Fall trägt ein Embryo vor, warum er die Chancen seiner prvilegierten Herkunft und Umgebung nutzen will. Abgefahren und schön nachdenklich machend. Und eigentlich auch ein Soundtrack zu den Bildern rund um Lampedusa.
Die beiden Bonus-Titel lasse ich jetzt mal mit Absicht weg. Zum Einen bin ich grad zu faul, zum Anderen passen sie nicht so recht zum eigentlichen Album und sind deshalb zu Recht Bonussongs. Und damit sind wir durch. Und zwar ohne zwiespältiges Gefühl hinsichtlich eines weiteren Durchgangs.
Erhältlich übrigens als Box-Version mit Kunstdruck, als CD/DVD und als CD. Vinyl scheint es diesmal nicht zu geben, obwohl es angedacht war.
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Schlagwörter: Autor nicht nur der gescheitesten, sondern auch der schönsten Songs in deutscher Sprache, Unschuldslämmer unter sich
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