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AutorBeiträge
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Heute wäre der „middleweight champion“ 80 Jahre alt geworden.
Neben Sonny Clark ist er für mich DIE perfekte Verkörperung des Hardbop (bzw. von dessen guten Seiten).Ich mag ganz besonders gern seine Blue Note Alben aus den fünfziger Jahren, als sein Sound weich und geschmeidig war und sich sein Spiel fast ganz abseits der später zunehmenden Hardbop Klischees bewegte.
Bisher gibt’s hier zu Mobley nur einen Sterne-Thread (wo ich noch nicht gepostet habe, dazu muss ich zuerst mal wieder ausgiebig die Musik anhören) und bestimmt findet sich auch im Blue Note Thread einiges über ihn.
Hatte einen viel längeren Post vorbereitet, aber dann stürzte der bekloppte BillGatesExplorer ab, daher etwas knapp für eine Eröffnung eines neuen Threads, tut mir leid.
Ich schreibe dann später wenn ich zuhause bin noch ausführlicher über meine liebsten Aufnahmen etc.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deRobert Miles und „Children“: Sanfte Rettung vor dem Auto-Tod
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WerbungAls cornerstone von Blue Note hat er in der Tat einen eigenen Thread verdient. Mobley habe ich in seiner vollen Größe noch nicht entdeckt, da mir gerade jene genannten frühen Sessions nur sehr vage im Gedächtnis sind (außer vielleicht Sextet und All Stars). „Roll call“ und „Soul station“ zählen dafür zu den must haves in einem Jazz-Plattenregal, respektive stehen sie exemplarisch für den Aufstieg des BN-Labels. Dennoch zählt für mich „No room for squares“ zu den Sternstunden, da Mobley in einem zuweilen unkonventionellen Setting noch einmal zeigen konnte, was in ihm – einem seinerzeit abgeschriebenen Tenoristen – steckte.
Umso weniger mag ich dafür die späteren Aufnahmen wie „Turnaround“, „Dippin'“ oder „A caddy for daddy“.Dennoch wäre für mich als Randnotiz interessant, was Du unter typischen HardBop-Klischees subsummierst? Und wer da vor allem reintappt
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIINa ja, wenn ich einen schlechten Hardbop-Tag habe fast alles, was so zwischen ’56 und ’66 bei Blue Note rauskam… besonders die meisten 60er Alben von Lee Morgan (den ich unabhängig davon als Trompeter sehr mag), vieles von McLean (da allerdings eher die früheren Sachen, so bis ’62… Horace Silver (aber der hat irgendwie eine immer herauszuhörende Handschrift, eine strengere Ordnung als die meisten anderen), Art Blakey… all das halt, das dann so ab ’59 oder ’60 spätestens keine eigene Ausdrucksform mehr war sondern eine Repetition von Floskeln und Formalismen. Schlimmer wurde es dann nach Lee Morgans Hit mit „The Sidewinder“, als fast jedes Blue Note Album eine solche Funk-Nummer enthielt… natürlich erschien weiterhin tolle Musik, und an wohlgesinnten Tagen höre ich gerne auch vier oder fünf Morgan oder Blakey Alben am Stück an! Es gibt bei mir einfach Phasen (manchmal Tage, manchmal Monate), in denen ich diese Musik nicht ausstehen kann (und das betrifft dann auch Mobley oder Tina Brooks oder Sonny Clark).
Ich hatte wie gesagt einen lange Post vorbereitet, als mein Browser abstürtzte… zu den späteren Aufnahmen: die Sessions, die auf „No Room for Squares“, „The Turnaound“ und „Straight No Filter“ zu hören sind gehören a auch zu meinen liebsten, sonst hast Du wohl grad die schwächeren der 65-70er Alben aufgeführt, da sind auch noch „Thinking of Home“, „Hi Voltage“ und eben „Straight No Filter“.
Dass Du „The Turnaround“ so anders hörst als „No Room for Squares“ hab ich etwas Mühe, nachzuvollziehen, da die beiden Alben sind ja teilweise von den Sessions her überschneiden (auf „Straight No Filter“ gibt’s von allen drei Sessions noch mehr, sowie eine zusätzliche spätere Session mit Tyner, die mir auch gefällt).Aber insgesamt ist wohl 1960 die Wasserscheide… da beginnt sich auch Mobleys sanfter Ton zu verändern, er gerät dann später wohl auch unter Coltranes Einfluss (damit war er ja nicht allein), sein Ton wird härter, weniger flexibel, seine Linien verlieren ein wenig, was die lyrische Qualität betrifft.
Aber „Soul Station“ gehört für mich zu den „desert island“ Alben. Mit „Workout“ und „Roll Call“ konnte ich nie ähnlich warm werden, obwohl sie natürlich beide auch sehr gut sind. Kann gut sein, dass das an Burrell bzw. Hubbard liegt, ich mag nämlich Kelly sehr und auf „Soul Station“ ist für mich eigentlich alles perfekt.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windNa ja, wenn ich einen schlechten Hardbop-Tag habe fast alles, was so zwischen ’56 und ’66 bei Blue Note rauskam… besonders die meisten 60er Alben von Lee Morgan (den ich unabhängig davon als Trompeter sehr mag), vieles von McLean (da allerdings eher die früheren Sachen, so bis ’62… Horace Silver (aber der hat irgendwie eine immer herauszuhörende Handschrift, eine strengere Ordnung als die meisten anderen), Art Blakey… all das halt, das dann so ab ’59 oder ’60 spätestens keine eigene Ausdrucksform mehr war sondern eine Repetition von Floskeln und Formalismen. Schlimmer wurde es dann nach Lee Morgans Hit mit „The Sidewinder“, als fast jedes Blue Note Album eine solche Funk-Nummer enthielt… natürlich erschien weiterhin tolle Musik, und an wohlgesinnten Tagen höre ich gerne auch vier oder fünf Morgan oder Blakey Alben am Stück an! Es gibt bei mir einfach Phasen (manchmal Tage, manchmal Monate), in denen ich diese Musik nicht ausstehen kann (und das betrifft dann auch Mobley oder Tina Brooks oder Sonny Clark).
Ich weiß was Du meinst, ich bewerte das aber gänzlich anders. Für mich ist in gerade jenen LPs der typische BN-Sound zu hören, der sich nicht zuletzt durch altbekannte Session-Musiker und den längeren Probenzeiten sowie der oft schematischen Stückauswahl auszeichnet. Diesen Sound höre ich persönlich aber nie Klischeebehaftet, sondern immer ureigen und echt. Der Unterschied mag aber einfach an unseren unterschiedlichen Hörgewohnheiten liegen, oder an der Musiksozialisation, oder was auch immer.
Langweilig finde ich die LPs fast nie und dass fast jedes BN-Album eine Funknummer gehabt haben soll, finde ich ohne das nachprüfen zu wollen reichlich oberflächlich.
Summing up: Es fehlen natürlich so wechselhafte Musiker wie auf anderen Labels, dafür gibt es so etwas wie einen Grundsound und das ist für mich nichts schlechtes. Hinzu kommt, dass Hard Bop durchaus „mein“ Genre ist.gypsy tail windIch hatte wie gesagt einen lange Post vorbereitet, als mein Browser abstürtzte… zu den späteren Aufnahmen: die Sessions, die auf „No Room for Squares“, „The Turnaound“ und „Straight No Filter“ zu hören sind gehören a auch zu meinen liebsten, sonst hast Du wohl grad die schwächeren der 65-70er Alben aufgeführt, da sind auch noch „Thinking of Home“, „Hi Voltage“ und eben „Straight No Filter“.
Dass Du „The Turnaround“ so anders hörst als „No Room for Squares“ hab ich etwas Mühe, nachzuvollziehen, da die beiden Alben sind ja teilweise von den Sessions her überschneiden (auf „Straight No Filter“ gibt’s von allen drei Sessions noch mehr, sowie eine zusätzliche spätere Session mit Tyner, die mir auch gefällt).Ich bin ja kein chronologischer Hörer, da ich mich fast ausschließlich nach den LPs richte. Alles andere wäre für mich schlicht nicht zu bewältigen. Daher kann ich nichts zu diesem Punkt sagen. „The turnaround“ mag ich jedoch gerade deswegen nicht, da es im Grundton ein kommerzielles und zuweilen auch seichtes Album ist. Die „Turnaround“-Band um Hancock spielt ja auch nur auf zwei Stücken bei „No room for squares“, die gerade auch die schwächsten darauf sind. Ich mag das Zusammenspiel von Mobley und Hill, da letzterer zeigt, dass er den Blues kann und ersterer eindrucksvoll beweist, dass seine Tage nicht vorbei sind. Heraus kommt schöner und auch moderner Hard Bop.
Das etwas traurige an Mobley ist, dass er die frühere Konsistenz später vermissen lässt und sich hin und wieder musikalischen Trends unterwirft. Das lässt durchaus vorhandene, schöne Aufnahmen etwas in den Hintergrund treten. „A slice of the top“ ist in der Tat eine sehr gute Session und hätte seinerzeit unbedingt veröffentlicht werden sollen.gypsy tail windAber insgesamt ist wohl 1960 die Wasserscheide… da beginnt sich auch Mobleys sanfter Ton zu verändern, er gerät dann später wohl auch unter Coltranes Einfluss (damit war er ja nicht allein), sein Ton wird härter, weniger flexibel, seine Linien verlieren ein wenig, was die lyrische Qualität betrifft.
Aber „Soul Station“ gehört für mich zu den „desert island“ Alben. Mit „Workout“ und „Roll Call“ konnte ich nie ähnlich warm werden, obwohl sie natürlich beide auch sehr gut sind. Kann gut sein, dass das an Burrell bzw. Hubbard liegt, ich mag nämlich Kelly sehr und auf „Soul Station“ ist für mich eigentlich alles perfekt.„Workout“ hat sich mir ebenfalls noch nicht erschlossen. Irgendwie funktionieren Burrell und Mobley darauf nicht wirklich. Steht aber auf meiner Liste des Nachhörens ganz oben. („Another workout“ habe ich noch nie gehört, Du?). „Soul station“ und „Roll call“ kann ich dagegen nicht voneinander trennen, auch wenn Monate zwischen den Aufnahmen liegen. Hubbard als Verstärkung finde ich äußerst gelungen, liegt aber auch daran, dass Hubbard eben einen weit höheren Stellenwert bei mir innehat. Hubbard ist insgesamt etwas vordergründiger als Mobley. An dieser „Rollenverteilung“ könnte es auch liegen?!
Wäre schön, wenn Du noch Zeit für den langen Post findest.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIkatharsis“Workout“ hat sich mir ebenfalls noch nicht erschlossen. Irgendwie funktionieren Burrell und Mobley darauf nicht wirklich. Steht aber auf meiner Liste des Nachhörens ganz oben.
geht mir ähnlich, alles ganz nett, aber so richtig gepackt hat es mich noch nicht, definitiv kein Soul Station… (aber was habt ihr alle mit Burrell…)
Thinking of Home hab ich gestern nochmal gehört, war eine gute Idee, Mobley mal etwas mehr ans komponieren/arrangieren zu setzen… ähnlicher Fall wie Slice of the Top…
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.redbeansandricegeht mir ähnlich, alles ganz nett, aber so richtig gepackt hat es mich noch nicht, definitiv kein Soul Station… (aber was habt ihr alle mit Burrell…)
…Du willst vermutlich zu Recht darauf hinweisen, dass der Gitarrist Grant Green ist.
Ich finde Soul Station auch stärker. Ich mag Mobley eigentlich ganz gerne, kenne aber nur die 60er-Aufnahmen gut. Die höre ich mir einmal alle drei Jahre an, finde sie dann ganz nett und stelle sie wieder ins Regal zurück. Gehobenes Middleweight. Ich kann gut nachvollziehen, was gtw oben geschrieben hat, nur habe ich diese schlechten Hardbob-Tage an 6 Monaten im Jahr.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75…Du willst vermutlich zu Recht darauf hinweisen, dass der Gitarrist Grant Green ist.
Ich kann gut nachvollziehen, was gtw oben geschrieben hat, nur habe ich diese schlechten Hardbob-Tage an 6 Monaten im Jahr.
1.) Da hast Du in der Tat Recht. Nicht nachgedacht. Vielleicht hätte Burrell besser gepasst?!
2.) Na dann hört halt weiter euren Jazz. :roll::-)
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIIn den übrigen 6 Monaten mag ich Hard Bop aber gerne.
Aber manchmal finde ich den Hard Bop etwas ermüdend. Nicht per se schlecht oder langweilig, aber ich habe keine Motivation alle Aufnahmen aus dieser Zeit zu besitzen. Die etwas variantenreicheren, avantgardististischen Aufnahmen dieser Zeit (auch auf Blue Note) hingegen, stehen mir näher.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Nur kurz, mehr hoffentlich morgen (die Deutschen haben mich ganz schläfrig gemacht mit ihrem hilflosen Fuszball eben)… das mit Burrell war natürlich falsch, aber das hab ich dann wohl in der Eile aus versehen so hingeschrieben, wäre im längeren Post wohl (hoffentlich) richtig gewesen.
Glaube nicht, dass Burrell besser gepasst hat – 1956 oder 1957 ja, da gibt’s ja auch das Album mit den Messengers, wo statt KD der Burrell (als Leader) spielt, das ist gut (zu hören auf der „Introducing Kenny Burrell“ Connoisseur Doppel-CD). Später war Green bestimmt die richtige Wahl, aber vielleicht wäre das einfach 1963 oder 1964 besser gekommen (als Mobley schon mehr in der zweiten Phase war), und wohl auch mit einem anderen Pianisten als Kelly (der spielt schon so warm und satt, da hat’s irgendwie wenig Platz für Gitarre).Zum Hardbop: ich bezog das keineswegs nur auf den „Blue Note Sound“ – Prestige und grössere Teile von Riverside sind da auch mitgemeint. Natürlich ist das hohe Kunst, das will ich nicht bestreiten – ich hab ja z.B. so ziemlich jedes Cannonball Adderley bis hin zum Ende des Sextetts mit Nat, ‚teef und dem Josef und auch von danach noch ein Dutzend oder so… die Nuancen, die Art des Zusammenspiels, die eine so perfekt eingespielte und austarierte Band hinkriegt, das ist toll, da kann man nichts sagen. Aber eben: der Rahmen, in dem das stattfindet langweilt mich einfach manchmal zu Tode.
Ich kam schon auch über den Hardbop zum Jazz (aber zugleich auch über Coltrane und Monk und Mingus, die in diverse Richtungen drüberhinausgehen, zeitlich davor und danach), aber ich hab dann halt recht schnell und stark zum Free und auch zur zeitgenössischen Avantgarde gefunden und auch gemerkt, dass mich jene Leute, die an den Grenzen spielen (ohne sie zwingend zu überschreiten), die Ausloten, suchen, zu meinen liebsten und für mich spannendsten Musikern gehörten: Dolphy, eben Mingus, Andrew Hill, Roswell Rudd, Archie Shepp, was weiss ich… und ja, eben auch die „richtig“ freien, Albert Ayler, Ornette (so frei klingt der heute ja eh nicht mehr), CT, Jimmy Lyons…
Das wurde jetzt doch länger… mehr zu Mobley dann also morgen!
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was Mobley irgendwie für mich von Coltrane, Monk, Powell… den meisten der ganz Großen des Jazz abhebt, ist, dass er in meinem Kopf eigentlich keine feste Nische besetzt hat; einen Eindruck von Coltrane oder Monk kann ich im Kopf eigentlich immer ziemlich direkt abrufen, einen Eindruck, der schon irgendwie einfängt, was toll ist an denen… wenn ich das bei Mobley versuche, hör ich ein paar Bebop-Phrasen, und das war es… wenn ich die Platten dann höre und in der richtigen Stimmung bin, packen sie mich oft sehr; Mobley ist kein Künstler, der groß auf einen zukommt, eher der Inbegriff von Coolness, es ist mehr so ein „ich habe die ganze Zeit hier auf die gewartet (und alles wird gut)“ Erlebnis, ähnlich, aber vielleicht noch deutlicher als bei Tina Brooks… das sind keine Champions, die machen einfach ihr Ding (oder tun so, als täten sie das); mittlerweile weiß ich, dass ich zu diesen Platten zurückkommen kann, aber ich hab lange gebraucht, um das zu kapieren…
mit Horace Silver geht es mir diffus ähnlich, hab die Musik immer irgendwie als aufdringlich in Erinnerung, aber ich weiß genau, dass sie mir großen Spass macht, währen dich sie höre…
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.redbeansandrice… eher der Inbegriff von Coolness, es ist mehr so ein „ich habe die ganze Zeit hier auf die gewartet (und alles wird gut)“ Erlebnis, ähnlich, aber vielleicht noch deutlicher als bei Tina Brooks… das sind keine Champions, die machen einfach ihr Ding (oder tun so, als täten sie das); mittlerweile weiß ich, dass ich zu diesen Platten zurückkommen kann, aber ich hab lange gebraucht, um das zu kapieren…
„Funk in a Deep Freeze“ eben
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaAlso, der längere Post… lässt sich natürlich nicht so einfach rekonstruieren, und einiges hab ich oben schon geschrieben, aber ein paar Favoriten sollen genannt werden aus Mobleys grosser Diskographie:
1953/54 hat er mit Max Roach und J.J. Johnson, 1955 mit Dizzy Gillespie aufgenommen, von den ersten Sessions herausragend sind aber jene mit Horace Silver, Art Blakey, Kenny Dorham und Doug Watkins: Horace Silver and the Jazz Messengers (zwei 10-inch Alben) sowie Hank Mobley Quartet, ein drittes Album mit derselben Gruppe ohne KD. Es macht den Auftakt des Mobley Mosaic Sets, ist sonst schwierig zu finden, soweit ich weiss (was sehr, sehr schade ist!).
1955 folgte auch Afro Cuban mit Kenny Dorham und besonders die Aufnahmen vom Cafe Bohemia mit den originalen Jazz Messengers – diese Aufnahmen gehören wie die Silver-Alben zu den grossen im Blue Note und Hardbop-Katalog! Auch 1955 nahm Mobley am zweiten von Julius Watkins grossartigen Blue Note 10-inch Alben teil. Dann begann eine rege Session-Tätigkeit, u.a. mit Jackie McLean, Art Farmer, Elmo Hope (John Coltrane war auch dabei auf „Informal Jazz“), Lee Morgan, Doug Watkins, Sonny Clark, Curtis Fuller oder Johnny Griffin („A Blowin‘ Session“, mit Morgan, Coltrane, Blakey u.a.). Mobley spielte weiterhin mit Blakey (das Columbia-Album der Messengers mit Donald Byrd, sehr schön!) und Silver (das Epic-Album „Silver’s Blue“ und auf Blue Note „Six Pieces of Silver“ und „Stylings of Silver“) und nahm auch weitere eigene Alben auf.
Zudem spielte er auf manchen der typischen Jam-Session-Alben der Zeit mit: „Tenor Conclave“ mit Coltrane, Al Cohn und Zoot Sims oder Kenny Burrells „All Night Long“.Die Reihe von Sessions, die in den fünfziger Jahren auf Blue Note entstanden sind formen als ganzes wohl (mit/neben den 1960er Sessions mit Wynton Kelly) den wichtigsten Korpus in Mobleys Werk.
Neben den Blue Note Alben, die übrigens in einem immer noch zu findenden Mosaic-Set gesammelt wurden entstanden auch Alben für Prestige und Savoy, u.a. mit Dorham, Lee Morgan, Barry Harris, Kenny Clarke, Hank Jones und den „usual suspects“ Silver, Blakey und Watkins). Die Aufnahmen mit der Messengers Rhythmusgruppe (Silver-Watkins-Blakey), ausser der ersten Aufnahme jeweils im Quintett mit diversen Musikern (einmal auch unter Kenny Burrells Leitung, zu hören auf „Introducing Kenny Burrell“, der Connoisseur 2CD-Version) gehören für mich zu den allerschönsten, auf den Blue Note Alben taucht aber ein wahres „who’s who“ des Hardbop auf, u.a. Bobby Timmons, Sonny Clark, Wynton Kelly, Wilbur Ware, Paul Chambers, Philly Joe Jones, Lee Morgan, Donald Byrd, Art Farmer, aber auch weniger oft gehörte Musiker wie Pepper Adams, Bill Hardman und Shafi Hadi (den man wohl am ehesten von Mingus‘ Aufnahmen von 1957 kennt).
In alten Mosaic-Katalogen gab’s zum Mobley Set ein Zitat von Benny Golson, das sie lyrischen Qualitäten von Mobleys Musik jener Jahre heraustreicht – dem schliess ich mich gerne an.In den späten 50ern spielte Mobley auch im Quintett von Max Roach – wieder an der Seite von Kenny Dorham. 1959 kehrte er für kurze Zeit zu Blakeys Jazz Messengers zurück, es entstanden die tollen Live-Aufnahmen At the Jazz Corner of the World (Chicken an‘ Dumplins!). Mobley gehörte zu dieser Zeit bereits fest zum harten Kern der Blue Note Musiker, tauchte auf einer weiter Session von Sonny Clark auf, aber auch auf Alben von Donald Byrd, Dizzy Reece (das wunderbare Star Bright) und Freddie Hubbard.
1960/61 entstand dann eine Reihe von Alben mit Wynton Kelly, unter denen Soul Station für mich besonders herausragt. „Workout“ bringt Grant Green zur Gruppe, „Roll Call“ entstand mit Freddie Hubbard, später erschien noch eine frühe Session für das zweite Album, „Another Workout“ (alle vier sind auf CD in der RVG Edition zu finden).
1961 spielte Mobley auch mit Kelly (bzw. dem späteren Wynton Kelly Trio: Kelly, Paul Chambers und Jimmy Cobb) im Quintett von Miles Davis – vor ihm war Coltrane, nach ihm zuerst George Coleman, dann Wayne Shorter der Saxophonist von Miles, die Zeit mit Mobley wird da oft unterschätzt. Im Studio entstand nur ein einziges Album, „Someday My Prince Will Come“, dessen Höhepunkte von den Gästen Coltrane und Philly Joe Jones beigesteuert wurden. Live aber war die Band kaum zu toppen: im Black Hawk in San Francisco wurden die Alben „Friday Night“ und „Saturday Night at the Black Hawk“ aufgezeichnet. Zudem fand im Mai 1961 ein tolles Konzert in der Carnegie Hall statt, mit dem Quintett und dem Orchester von Gil Evans. Auf dem modalen Stück „Teo“ ist Mobley eher verloren, aber auf „Oleo“ bläst er eins seiner tollsten Soli überhaupt! 1961 enstand auch Kenny Dorhams Blue Note Album The Whistle Stop – für mich eins der schönsten Blue Note Alben überhaupt!
Nach dem Carnegie Hall Konzert (19. Mai 1961) folgt bis im Januar 1963 eine Lücke in Mobleys Werk – weiss jemand mehr über diese Zeit?1963 folgten dann weitere Aufnahmen mit Donald Byrd, aber auch mit den neuen Blue Note Muiskern Freddie Roach, Herbie Hancock, auch folgte auf Blue Note ab diesem Jahr wieder eine längere Reihe von Mobley-Alben: No Room for Squares war das erste und eins der besten.
1965 nahm Mobley an der letzten Session des Trios Grant Green/Larry Young/Elvin Jones teil, das Resultat war Greens „I Want to Hold Your Hand“ (das schwächste Album des Kern-Trios, finde ich). Mittlerweile hatte sich Mobley Sound geändert, Blue Note rutschte in die Phase der „generischen“ Alben, Mobley war u.a. mit seinen eigenen Alben „Turnaround!“, „A Caddy for Daddy“, „Dippin'“, „Hi Voltage“, „Third Season“, „The Flip“ und „Reach Out“ vertreten, erschien aber auch auf weiteren Alben als Sideman, so mit Lee Morgan („Cornbread“, „Rajah“, „Charisma“) oder Donald Byrd („Mustang!“, „Blackjack“). Es enstanden aber auch noch bemerkenswerte Sessions wie Freddie Hubbards Blue Spirits (anscheinend ist Mobleys A Slice of the Top auch dazu zu rechnen, es ist aber das letzte Mobley-Album, das ich noch nie gehört habe, und obwohl ich die CD seit wohl einem Jahre besitze, habe ich sie noch nie gehört… denn das wird ein trauriger Tag, der Tag, an dem ich zum letzten Mal ein neues Mobley-Album entdecken kann…).
Am Ende wurden die Aufnahmen wieder seltener… 1968 nur „Reach Out“, 1969 „The Flip“, eins der wenigen nicht in NYC oder den USA aufgenommenen Alben – Mobley war in Europa, wo er auch im gleichen Jahr auf Sessions von Archie Shepp auftaucht (auch Philly Joe war dabei, im Kreis der jungen Wilden, die sich um Shepp sammelten, Dave Burrell, Malachi Favors vom Art Ensemble of Chicago, Grachan Moncur III). 1970 folgte das Album „Thinking of Home“ (wieder im vertrauten RVG-Studio aufgenommen), dann 1972 das Cobblestone Album mit Cedar Walton, „Breakthrough!“, auf dem Mobley zwar noch immer gut spielt, aber schon sehr anders klingt. Eine allerletzte Aufnahme entstand 1980 mit Tete Montoliu: auf dem Steeplechase-Album „I Want to Talk About You“ findet sich das Stück „Autumn Leaves“ mit Mobley – ein geplantes oder ins Auge gefasstes Album für Steeplechase kam leider nicht mehr zustande (ich habe „Autumn Leaves“ bisher noch nicht gehört).
Auch in Sachen Bootlegs ist Mobley äusserst rar. Am 1. September 1968 spielte er mit Johnny Griffin (und Bora Rokovic, Jimmy Woode, Kenny Clarke) im Tanzbrunnen in Köln, im Rahmen des „Jazz am Rhein“ Festivals, der einzige lange (3CD) Bootleg, der mir bekannt ist kommt aus dem Kopenhagener Jazzhus Montmartre und ist mit „1968“ nur grob datiert. Begleitet wird Mobley von einer 2/3-Haus-Rhythmusgruppe: Kenny Drew, NHOP mit Albert „Tootie“ Heath).
Mobley lives!
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Sein Ideenreichtum, sein samtener Sound, die tollen Kompositionen (für die er auch die coolsten Titel aller Zeiten fand… von „Funk in Deep Freeze“ über „Deciphering the Message“ bis zu „Barrel of Funk“) – für mich bleibt er einer der ganz grossen!
Ein Wehmutstropfen ist allerdings die schlechte Aufnahmequalität des ansonsten grossartigen Albums mit Milt Jackson, „Hank Mobley & His All Stars“. Jackson spielte überdies nicht auf seinem eigenen Instrument und irgendwie dünkt mich auch sein Sound nicht so voll wie sonst. Aber das bleibt trotzdem eins der zwei, drei besten Alben von Mobley!
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Schlagwörter: Blue Note, Hank Mobley, Hard Bop, Jazz
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