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Hallo Wolfgang,
lese hier schon eine Weile interessiert mit und hätte nun auch eine Frage. Könntest du eine Top 5 deiner liebsten Personen der Musikgeschichte nennen, die selber nicht – oder zumindest nicht in erster Linie* – Musiker sind? Label-Gründer, Fotografen, Journalisten, Moderatoren, Veranstalter, Produzenten, Manager, Musen, Plattenladen-Besitzer: dir fallen bestimmt ein paar Namen ein. Vielen Dank.
* Hier wäre Malcolm McLaren ein Beispiel. Hat zwar auch Platten gemacht, doch nur er selbst würde sich wohl auch als Musiker bezeichnen.
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Werbung@ Hat
Nein, Elvis noch live zu erleben, war mir nicht vergönnt. Jedenfalls nicht zu seinen Lebzeiten. Seine Post-mortem-Tour mit der letzten Touring Band (Burton, Hardin, Tutt, Scheff, etc.) vor ca. 10 Jahren habe ich mir dann freilich nicht entgehen lassen. Ein Erlebnis. Insbesondere, als der Screen am Ende dunkel wurde und eine Grabesstimme aus dem Off kundtat: „Elvis has left the building“. Gänsehaut!
Nein, Shines schätze ich nicht in ähnlichem Maße wie Guralnick. Er hatte es ja nach seiner „Wiederentdeckung“ schwer, zu alter Form aufzulaufen, nachdem ihn ein Herzfehler nebst langem Krankenhausaufenthalt zu ruhigerer Gangart nötigte. Hör‘ Dir seine LP „Last Night Dream“ an oder sein Album mit Walter Horton, beide gut. Auch mit Robert Lockwood ist er aufgetreten, sogar in Europa. Von einem gemeinsamen Auftritt in Amsterdam kursierte mal ein Bootleg.@ Ragged Glory
Damals wurde das Material mehrfach gemolken, s. auch die „Beat Beat Beat“ 10″: abgesehen vom Cover ohne Belang. Was auch für „Around And Around“ galt. Die sich ab Ende der 60er in London freilich prima gegen UK-Raritäten eintauschen ließ.
@ Loplop
Wunderbar? I beg to differ. Gemessen am enormen Unterhaltungswert seiner Live-Auftritte, besonders on home turf, also in England, enttäuschten Braggs Platten stets mehr oder weniger. Abgesehen vom fabelhaften „Mermaid Avenue“ mit Wilco, dessen zweiter Teil dann allerdings das Niveau auch nicht mehr halten konnte. „Life’s A Riot With Spy Vs Spy“ hatte große Momente, ist eigentlich jedoch eine EP. Von seinen Solo-LPs halte ich folgende fünf für die gelungensten:
1. Workers Playtime * * * 1/2
2. Talking With The Taxman About Poetry * * * 1/2
3. Brewing Up With Billy Bragg * * * 1/2
4. Don’t Try This At Home * * *
5. William Bloke * * *
Feiner Kerl, trotz allem. Ist jederzeit in der Lage, gesunden Hass an den Tag zu legen.@ ma-tea
Es gibt zahlreiche Artikel bzw. Bücher, die sich dieses Themas annehmen. Ich empfehle vor allem „Baby, Let Me Follow You Down“ von Jim Rooney und Eric Von Schmidt, das eine Vielzahl von Schlaglichtern auf den Konnex Folk/Politik wirft (nicht zuletzt aus Künstlerperspektive), die in ihrer Summe einen guten Einblick bieten. Die Folk Scene war ja nicht nur musikalisch, sondern auch weltanschaulich ein sehr heterogenes Gebilde, ungeheuer widersprüchlich und gerade in politischen Fragen sehr unterschiedlich gepolt. Im Rückblick wird da vieles in einen Topf geworfen (Stichwort Bürgerrechtsbewegung), das sich seinerzeit nicht vereinnahmen ließ. Weil im Zuge von Geschichtsformatierung nach bekannten Schemata und Formeln (Songkünstler + Klampfe + Mundharmonika = politisch irgendwie fortschrittlich) Einordnungen halt leichter vorzunehmen sind. Differenzierung tut not, erfordert freilich genauere Beschäftigung. Wiki tut’s da bestimmt nicht.
@ Glamrocker
Gute, aber schwierige Frage. Wenn ich davon ausgehe, daß die mir „liebsten Personen“ solche sind, vor denen ich die größte Hochachtung habe, dann handelt es sich durchweg um Leute, die im Sinne ihrer Überzeugungen tätig waren/sind, die dafür gegen den Strom schwammen und nie nach Geld und Geltung schielten. Und die unbeirrt auf ihrem Gebiet Herausragendes bewerkstelligten, auch wenn ihnen der Zeitgeist zuweilen heftig ins Gesicht blies und der Pleitegeier stets in Sichtweite kreiste. Eine Top5 wäre da deplatziert, weil Moral und Unbestechlichkeit nicht teilbar sind und sich somit auch nicht gegeneinander aufrechnen lassen. Daher ohne Reihenfolge ein paar Persönlichkeiten, die sich durch ihr Beispiel meinen Respekt verdienten sowie gehörig Sympathie: John Fahey (als Labelbetreiber, Mäzen und Produzent), Ronan O’Rahilly (als Spiritus Rector der Radiopiraten, Radio-Caroline-Betreiber und Free-Radio-Extremist), John Peel (als Radiomacher, Plattenliebhaber und Fan), Stanley Booth (als Schreiber, Kenner und Fremdenführer), Van Dyke Parks (als Arrangeur, Charmeur und Kunstverständiger), Billy Miller und Miriam Linna (als „Kicks“-Herausgeber, Norton-Betreiber und Rock’n’Roll-Verrückte), Liam Watson (als Studio-Bastler, entschiedener Digi-Gegner und Band-Förderer)… Hier höre ich mal auf, sonst wird das eine allzu lange Litanei. Malcolm McLaren gehört für mich übrigens keinesfalls dazu, auch wenn er fraglos klug ist und überdies unterhaltsam. Bei ihm fehlt mir die Unbedingtheit, der Mann ist ja hochgradig berechnend.
Welche wären denn die Persönlichkeiten des Musikbetriebs, die Dir viel bedeuten? Und warum?--
DJ, erstmal ein Feedback: ich habe mir nun die ersten beiden original LPs der Downliners Sect zugelegt, die erste finde ich großartig, die zweite gut. Die Live EP von ’64 gibt es übrigens direkt bei Don Craine als Reissue zu bestellen (8 GBP incl. Versand), das habe ich getan und warte nun gespannt auf Lieferung.
Ich habe aber noch eine Frage. Was braucht man von Carl Perkins (LP und 7″), wenn man bislang noch gar nichts in der Sammlung hat?
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How does it feel to be one of the beautiful people?Mich würde Deine Meinung zu Jumpin‘ Gene Simmons interessieren. Falls möglich, würde ich mich auch über eine Besternung seiner Singles freuen.
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Wolfgang. Einige der Namen sind mir natürlich wohlbekannt (bei der Nennung von Van Dyke Parks musste ich übrigens an deinen damaligen Artikel im Rolling Stone denken, und daran, welche Hollywood-Schönheit der noch nicht geschlechtsreife, junge Van Dyke sogar einmal nackt sehen durfte), bei einigen anderen ist nun mein Interesse geweckt.
Ich selbst würde vermutlich zuerst Geoff Travis von Rough Trade nennen. Als Label-Gründer und Plattenladen-Besitzer ist er immerhin in zwei der genannten Kategorien vertreten (und konnte in beiden überzeugen). Zwar ging das Label zwischenzeitlich in Konkurs (weil man dort angeblich eine organisierte, „teutonische“ Arbeitsweise verachtete), doch halten auch die Veröffentlichungen seit der Neugründung stets ein gewisses Niveau. Für mich ein Mann mit einer nahezu makellosen Bilanz, aber womöglich fehlen mir da auch einige Insider-Informationen. Was Malcolm McLaren angeht: Vielleicht nicht gerade eine meiner liebsten Personen der Musikgeschichte, doch wenn sich moralische Verkommenheit mit einem so scharfen Verstand paart, ist man zumindest ein klein wenig fasziniert.
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Danke. Leider habe ich ihn noch nicht live gesehen, werde dies jedoch hoffentlich bald tun.
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Vielen Dank für den Literaturtipp und die Einschätzung, Wolfgang. Buch ist geordert.
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@ Glamrocker
Ja, Geoff ist ein Guter, auch wenn er sich bisweilen allzu sehr einbinden ließ ins Bullshit-Business. Seine Läden waren allerdings allererste Adressen, von Anfang an. Habe bei zig Besuchen gewaltige Summen (für mich) dort liegenlassen. Und seine Rolle beim Advent der besten und wichtigsten Band der letzten 25 Jahre wollen wir auch nicht gering veranschlagen. Was Du zu McLaren schreibst, ist völlig richtig.
@ Mosse
Nicht gerade ein Schoßkind des Glücks. War stets ein wenig zu spät dran, wurde von diversen Labels (außer von Hi) eher stiefmütterlich behandelt und brachte es am Ende zu nicht viel mehr als semi-legendärem Status. Der ihm freilich auch nicht mehr zu nehmen ist. Meine Fave 45s:
1. Haunted House
2. Out Of This World
3. Sharlene
4. The Shape You Left Me In
5. Hop Scotch
Müßte mal wieder was von ihm in „Roots“ spielen. Das letzte Mal, vor ungefähr einem Jahr, spielte ich „Haunted House“ in der (vorzüglichen) Version der Compton Brothers. Was wären Deine Faves?@ Clau
Noch ein vom Pech Verfolgter, dessen frühe LPs große Momente hatten, aber auch von Füllern durchsetzt waren. Hat aber eine ganze Reihe tolle Singles gemacht, bis hinein in die Sixties. Meine Faves on 45 habe ich, wenn ich mich recht entsinne, vor Jahren im alten Hang the DJ-Thread genannt. Bitte dort suchen. Danke.
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AnonymRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Hallo Wolfgang,
mich würde interessieren, welches deine 5 liebsten Singles von Kirsty MacColl sind. Und bei der Gelegenheit: könntest du eventuell noch ein paar Worte zu Kirstys erster Band, den Drug Addix und ihrer „Make A Record“-EP schreiben? Danke.
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Gern, pinch. Meine fave 45s…
1. They Don’t Know
2. There’s A Guy Works Down The Chip Shop Swears He’s Elvis
3. Keep Your Hands Off My Baby
4. A New England
5. See That Girl
Zur 7″EP der Drug Addix könnte ich viel erzählen, hatte ich doch darüber einen Disput mit Ted Carroll an seinem Booth im Pettycoat Lane Market. War ein streitbarer Mann seinerzeit, im Sommer’78. Hier nur soviel: Mandy Doubt (aka Kirsty) tritt beherzt auf, doch vermag ihr doch noch leicht quäkiger Beitrag nicht darüber hinwegtäuschen, daß die vier Tracks kaum mehr sind als ordinärer Pubrock mit VU-Anleihen. „Gay Boys In Bondage“ fand ich seinerzeit ärgerlich, inzwischen macht es mich eher schmunzeln. Trotzdem: mehr als allenfalls * * * ist nicht drin, die sich um die Platte rankende Legende ist definitiv größer als die Musik darauf. Als The Addix, das dürfte Dir bekannt sein, machte die Band später ein paar bessere Singles, freilich ohne Mandy.--
AnonymRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Vielen Dank für deine Antwort, Wolfgang. Die 5 von dir genannten Kirsty 45s kenne und liebe ich, besitze davon aber leider nur drei (#2, #4 und #5). Werde da alsbald aufstocken. Die 7“ EP der Drug Addix habe ich leider noch nie anhören können. Kirsty MacColls augenscheinlich eher kleinerer Part in der Band und die daher rührende, eher dubiose Legendenbildung haben mich von einem Kauf bislang dann stets abgehalten. War vielleicht ganz gut so.
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Hallo Wolfgang, danke für Deine Antwort. Was meine Favoriten angeht: Eigentlich kenne ich zu wenig von ihm (deswegen meine Fragen), allerdings wäre „Drinkin‘ Wine“ wohl meine Nummer 1, gefolgt von „Haunted House“ und „The Shape You Left Me In“, wobei ich hier die B-Seite, „No Other Guy“, fast besser finde. „Bad Boy Willie“ habe ich mal bei einem Kumpel gehört – auch nicht schlecht. Es wäre schön, etwas von ihm in „Roots“ zu hören.
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Hallo Wolfgang
Lese gerade deine 10″-Besprechung von „I Hate The Way“ im aktuellen RS und wundere mich, dass die Flipside keine Erwähnung erfährt, vor allem da ich das (aus der Erinnerung heraus) in deinen Rezensionen fast durchgehend gewohnt war. Wie kommt’s? Nicht erwähnenswert oder wurde da Text gekürzt?
Auf jeden Fall würde mich eine Wertung für „Poem Song“ interessieren.--
"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!TheMagneticFieldHallo Wolfgang
Lese gerade deine 10″-Besprechung von „I Hate The Way“ im aktuellen RS und wundere mich, dass die Flipside keine Erwähnung erfährt, vor allem da ich das (aus der Erinnerung heraus) in deinen Rezensionen fast durchgehend gewohnt war. Wie kommt’s? Nicht erwähnenswert oder wurde da Text gekürzt?
Auf jeden Fall würde mich eine Wertung für „Poem Song“ interessieren.Mich ebenfalls.
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i bleed green[/I][/SIZE] [/FONT]@ MF/Jay
„Poem Song“ ist fantastisch (* * * * 1/2). Dem hatte ich bereits in „Roots“ Ausdruck verliehen, als ich den Track vor etlichen Wochen spielte. Und: es ist zwar richtig, daß ich in der „Singles“-Rubrik versuche, auf Rückseiten Rücksicht zu nehmen, aber das läßt sich nicht immer bewerkstelligen. Dazu ist der lächerlich kleine Raum für Singles-Reviews einfach zu lächerlich klein. Sorry.
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