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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gerryDie These, dass Bands, die mit einer Single debütiert haben erfahrungsgemäß besser sind als solche, die dies mit einer LP taten finde ich hochinteressant.
Ja, toll. Auch „Bands, die einen Gitarristen auf dem Debut haben“ sind besser als „Bands, die keinen Gitarristen auf dem Debut haben“ und „Bands, die analoges Equipment verwenden“ sind besser als „Bands, die digitales Zeug benutzen“ sind sicher empirisch nachvollziehbare Thesen mit durchschlagender Überzeugungskraft… Oder, Wolfgang? (FRAGE!!!)
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Highlights von Rolling-Stone.deWerbungSehr geehrter Herr Doebeling,
ich bedanke mich für Ihre Antwort und werde versuchen Ihren Ratschlag zu beherzigen (obwohl Sie meine Frage teilweise beantwortet haben). Ich habe atoms Versuch gelesen, Qualitätskriterien für einen Popsong zu erarbeiten. Für mich interessant ist es von Ihrer Seite aus zu erfahren ob es Kriterien auch für die Kritik an einem Popsong gibt.
Wann also ist Ihrer Meinung nach eine Kritik gut geschrieben, wann nicht bzw. welche Kriterien legen Sie an eine Kritik an? (Dahinter steht natürlich die Frage was kann, was soll, Kritik leisten? Ich kann mir gut vorstellen, daß z.B. Herr Diederichsen die Frage anders beantworten würde als Sie; dies ist aber reine Spekulation)
Ich bedanke mich im voraus für Ihre erneute Anwort.--
Na, dann mal hier:
A pro pos „Saitenarbeit“ – welche Platten – abgesehen von „G. P.“ und „Grievous Angel“ – würdest Du empfehlen, um die Fähigkeiten JAMES BURTONs zu erleben?
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@ Senol
Ricky Nelson (Fifties), Emmys Hot Band (Seventies), jeweils alles.
@ Staggerlee
Was ich von einem Rezensenten erwarte:
– Einen souveränen Umgang mit Sprache nebst eigenem, unverwechselbarem Stil
– Musikologisch fundiertes Wissen bezüglich des untersuchten Werks sowie dessen Hintergründe
– Kenntnisse/Erfahrungen aus erster Hand bezüglich des soziokulturellen Umfelds, in dem die Musik entstand
– Ein entwickeltes Koordinatensystem bzw. ein nachvollziehbarer Bewertungsrahmen
Als Leser ist für mich also entscheidend, daß mir der Rezensent als intimer Kenner der Materie entgegentritt, mir diesbezüglich entweder voraus ist oder doch mindestens auf gleicher Augenhöhe urteilt. Das abschreckende Gegenbeispiel wäre die Rezension einer, sagen wir, Howlin‘ Wolf-Platte von einem Kritiker, der sich holprig/mißverständlich ausdrückt, nur wenig über Wolf und dessen Werk weiß, sein Wissen über die Blues-Historie aus dem Internet bezieht oder bestenfalls aus ein paar Büchern, der keinen Schimmer von den spezifischen Entstehungsbedingungen der Musik hat, der über ihre Motive nur Mutmaßungen anstellen kann und der das Mississippi-Delta allenfalls aus dem Fernsehen kennt. Ein solcher Kritiker könnte eine wichtige Blues-Platte nicht von einer weniger wichtigen unterscheiden. Er könnte lediglich ein Geschmacksurteil abgeben. Das ohne den nötigen Erfahrungshintergrund wertlos wäre.@ Dickieboy
Ja, toll. Dein Denkvermögen ist in außermusikalischen Belangen hoffentlich funktionabler. Du wärst sonst ja nicht besonders lebenstüchtig. Alles Gute weiterhin.
@ nail75
Du verausgabst Dich umsonst, denn Deine Prämissen sind falsch. Empirie heißt nichts weiter als Erfahrungswissen und hat mit „wissenschaftlicher Methodik“ erstmal nichts zu tun. Konkret: nennst Du mir eine großartige Band, die via LP debütierte (Ausnahmen gibt es ja immer), nenne ich Dir hundert, die zuerst Singles machten. Oder überhaupt nur Singles.
Zum Einwand, diese Beobachtung gelte nicht für Jazz und andere Bereiche (Prog!), wo 45s traditionell kaum eine Rolle spielen: that’s bleedin‘ obvious, innit?
Tatsächlich findest Du meine inkriminierte These in einer Pop-Rezension. Und dort stimmt sie. Empirisch belegbar (s.o.) und einleuchtend begründbar. Weil nur Bands etwas taugen, die brennen, die nichts dringender brauchen als die eben kreierte Musik, die frisch ausgeschwitzten Songs sofort unter die Leute zu bringen. Diese Ungeduld, dieser Glaube an sich selbst und diese Unbedingtheit im Hier und Jetzt zeitigt großen Pop. Nicht immer natürlich, aber oft genug. Die anderen, lauen Bands meiden das Risiko, sich auf eigene Faust oder auf kleinen und kleinsten Labels einer Öffentlichkeit zu stellen. Die lassen sich einkaufen, unterwerfen sich der Zweckrationalität der Instanzen, die in sie investiert haben (Labels, Verlage, etc.) und werden Teil eines Verwertungskreislaufs, der ihre Kreativität erstmal auf Eis legt. Man kauft ihnen teures Equipment, zahlt ihnen Vorschüsse, läßt sie üben, üben, üben. Nach Monaten werden Demos gemacht, zum Teil verworfen, weil gewisse Anpassungen an gängige Trends vorgenommen werden müssen. Und wenn dann nach einem Jahr endlich eine Aufnahme im Kasten ist, die das Management unter Verkäuflichkeitsgesichtspunkten zufriedenstellt, dann braucht es zehn weitere für ein Album, nach demselben Schema. Dann werden Singles ausgewählt, Videos gedreht, Visagisten angekarrt, Mode-Labels als Sponsoren gewonnen, etc. Kein Ton dieser Band ist bisher nach außen gedrungen, selbst Live-Auftritte werden strategisch platziert. Nach zwei Jahren ist es dann soweit, ein Album wird mittels Promo-Budget in einen Markt gedrückt, die Band ist ausgebrannt, bevor es losgeht. Während andere Bands, die sich nicht den Diktaten von industriellen Investoren gebeugt haben (oder überhaupt keine Offerten bekamen), bereits drei, vier, fünf mehr oder minder tolle Singles herausgehauen und eine Entwicklung hinter sich haben. Ist nicht immer so, aber sehr oft. Habe das selbst hunderte Mal aus nächster Nähe und aus größerer Distanz erlebt. Erfahrungswissen, you know. Von den unzähligen Bands ganz abgesehen, die nur eine, zwei oder drei Singles veröffentlichen und sich dann auflösen. Darunter einige der allerbesten. Also komme mir bitte nicht mit „Naturwissenschaften“ und „Bemessungsgrundlagen“. Pop lebt, here and now. Und verdammt schnell. Auf 45s. Nicht statisch, auf LPs, die dann zwei Jahre lang totverwertet werden, während die betreffenden Bands bitteschön nichts Neues aushecken dürfen, sondern sich brav am Promo-Schedule abarbeiten müssen. Pervers. Nichts anderes steckt hinter obiger These. Nachvollziehbar?@ Rebel32
EMT 948 Broadcasting Turntables, Denon DL 103. Seit undenklichen Zeiten.
@ Mistadobalina
Die ganz alten Playlists lagern in einer Kiste im Keller. Werde bei Gelegenheit mal hinuntersteigen und suchen. Don’t hold your breath, though.
PN-Ecke
1. Norah Jones? Nein, nicht übel. Recht nett sogar, hübsch sowieso. Bewegt sich bei mir zwischen * * und * * *, musikalisch.
2. Manu Chao? Grauenhaft. Nervtötende Multikulti-Scharmützel für Leute, die Esperanto für eine spannende Sache halten, irgendwie (*).
3. Cockney Rebel? Oh ja, jedenfalls anfangs. „Sebastian“ war eine superbe Single, nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Grandezza.
4. Die Besternung des obigen Beatles-45s-Rankings?
Okay…
1. – 5. * * * * *
6. * * * * 1/2
7. – 12. * * * *
13., 14. * * * 1/2
15. – 18. * * *
19. * * 1/2
20. * *
21., 22. * 1/2--
@ wd
deine am höchsten geschätzten nyc-bands/musiker wüsste ich gerne. müssen natürlich nicht zwangsläufig dort geboren sein, hauptsache ihr schaffen steht in einem engeren bezug zur stadt. kurze begründungen wären schön.nebenbei: eine wunderbare sendung heute, sehr bewegend.
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Ich hätte mir eine etwas profundere Entgegnung auf nail75s „Verausgabungen“ gewünscht als den beckmesserischen Verweis auf angeblich falsche Prämissen. Nails systematisch aufgeführte kritische Fragen verdienen m.E. eine etwas eingehendere Antwort. Ich war eine Woche auf eine erkenntniserhellende Erwiderung gespannt (übrigens nicht nur ich) – und nun das…
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Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern. (Kafka)@ Sinnerman
Was ist an einem solchen Verweis „beckmesserisch“? Er ist vollkommen korrekt, musste an dieser Stelle kommen, um die Dinge wieder ins rechte Licht zu rücken. Als ich Nails Text las, kam auch mir sofort der Gedanke: Mit „empirischer Erkenntnis“ muss doch keineswegs schon eine „durch wissenschaftliche Methoden gewonnene Erkenntnis“ gemeint sein. Im Gegenteil: Diese Wendung bezog sich vielmehr auf das, was unter „empirischer Erkenntnis“ zunächst und zumeist auch verstanden wird, nämlich auf vorwissenschaftliches Erfahrungswissen – in diesem Fall auf ein ungewöhnlich reiches Erfahrungswissen im Umgang mit Musik, von dem die nachfolgende Antwort WDs einmal mehr Zeugnis ablegt.
Auch in dieser Antwort kann ich im Grunde keinen Mangel erkennen; sie geht doch direkt auf die Fragen Nails ein, wenn auch in der hier gebotenen Kürze. Es gibt wohl keine Antwort auf derartige Fragen, die nicht irgendwie „noch eingehender“ ausfallen könnte. WD muss hier aber seinem Zeitbudget gemäße Kompromisslösungen finden (es waren noch Antworten auf mindestens fünf weitere Teilnehmer zu schreiben). Vielleicht sollte er ja künftig dazu übergehen, umfängliche druckreife Abhandlungen hier als Antworten an jeden einzelnen User einzustellen – so etwas wäre ja durchaus zu begrüßen, aber erwarten sollte man das m. E. nicht.
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@DJ
ich würde mich über eine kleine Auflistung deiner liebsten Jazz-Lp´s freuen.--
@ Santander
Du könntest vielleicht als WDs Pressesprecher arbeiten.
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Going down in Kackbratzentown@ Mozza
Nein, sowas braucht er sicher nicht; ich könnte / wollte es auch nicht sein. Ich postete da nur meine bescheidene Meinung, ohne Rücksicht auf Sympathien / Antipathien.--
RipleysBlues@DJ
ich würde mich über eine kleine Auflistung deiner liebsten Jazz-Lp´s freuen.Falls du sie noch nicht kennen solltest, poste ich mal vorab die Liste seiner liebsten Hard Bop LPs, die er im alten Thread gepostet hat:
Wolfgang Doebeling
1. SONNY ROLLINS – Movin‘ Out
2. THELONIOUS MONK – Brilliant Corners
3. ART BLAKEY’S JAZZ MESSENGERS – Moanin‘
4. ART BLAKEY – The Jazz Messengers
5. JOHN COLTRANE – Blue Train
6. LEE MORGAN – The Sidewinder
7. THE JAZZ MESSENGERS – Hard Bop
8. CANNONBALL ADDERLEY – Somethin‘ Else
9. ART BLAKEY’S JAZZ MESSENGERS – Hard Drive
10. HANK MOBLEY – Soul Station
Würde ich die 56er MDQ-Platten mit in die Wertung nehmen, sähe die Reihenfolge natürlich anders aus (wobei bereits ein immanentes Ranking dieser vier LPs schwierig würde).Sehe gerade, daß „Monk/Trane“ fehlt und „Saxophone Colossus“ und „Hub-Tones“. Ich werde das nochmal überdenken und später eine definitivere Top-Ten liefern.
und seine vier liebsten Jazz LPs:
Wolfgang Doebeling
MILES DAVIS – Kind Of Blue
CHARLES MINGUS – Mingus Ah Um
JOHN COLTRANE – Impressions
JOHN COLTRANE – My Favorite Things--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...@ Santander
Ich hatte nichts „erwartet“, sondern lediglich „gewünscht“ bzw. gespannt erhofft. Das sollte als Kompliment an Wolfgang Doebeling verstanden werden. Wenn er sich schon der Forderung nach Verfassen eines mehrbändigen Standardwerkes über die Musik des 20. Jh. so hartnäckig entzieht, wäre eine ausführlichere Auslassung durchaus willkommen gewesen.
Vielleicht sollten wir alle zusammenschmeißen und ihn unter Vertrag nehmen, ihn somit zu einer Aufgabe „verpflichten“, für die ich mir keinen Geeigneteren vorstellen könnte.
Santander, vielleicht könntest du dich, wenn schon nicht als Pressesprecher, als Manager verdingen!?--
Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern. (Kafka)@ Sinnerman
Bedaure, Deinem Wunsch nicht nachgekommen zu sein. War aber eigentlich ein dialogischer Austausch mit nail75 und zumindest von mir nicht als Unterhaltungsangebot oder Zuschauersport gedacht (mit Dir und wem noch auf der Tribüne?).
Aber schön, da Du Dich nun schon beckmesserisch eingemischt hast: es lag mir fern, an nails „systematisch aufgeführten kritischen Fragen“ herumzunörgeln, wie Du unterstellst. Ich habe sie vielmehr gelesen und festgestellt, daß sich eine aus der anderen ableitet, daß er sich von Annahme zu Annahme hangelt, immanent durchaus schlüssig, aber eben von einer Voraussetzung ausgehend, die nicht zutraf. „Angeblich falsche Prämisse“? Mitnichten. Nail75 denkt über methodologische Ansätze nach, deduziert und induziert, ja verweist auf das Paralleluniversum naturwissenschaftlicher Erkenntnis, immer unter der Prämisse, meine Formulierung von der empirischen Belegbarkeit der inkriminierten Kernthese hätte sich methodologisch auszuweisen. „Empirische Erkenntnisse sind…mit einer wissenschaftlichen Methode gewonnene Erkenntnisse“. Steht so da. Als Prämisse für alle folgenden Gedankenspiele. Diese Prämisse aber ist schon falsch, somit auch die darauf fußenden Überlegungen. Ich glaube, nail75 hat das verstanden. Seltsamerweise ist es ja auch nicht er, der sich beschwert.
Weitaus wichtiger als nails Erkenntnisschritte, die sich aus besagtem Grund von der Kernthese entfernen, war mir diese selbst. Bands, die nicht mit Singles debütieren, taugen nichts. Deshalb habe ich sie erläutert. Eingehend genug, wie ich hoffe.--
Ist doch spannend, wie viele Leser hier die Diskussion verfolgen. Ich war von der Antwort jedenfalls nicht enttäuscht, im Gegenteil, sie hat mir vieles klarer gemacht. Ich werde in den nächsten Tagen ausführlich antworten.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Wolfgang Doebeling@ Senol
Ricky Nelson (Fifties), Emmys Hot Band (Seventies), jeweils alles.
Zu Beginn des Jahres sah ich James Burton mit der restlichen sogenannten „TCB-Band“ bei einer ziemlich gruseligen Elvis-History/Tribute/Gedächtnis/Hoch soll er leben-Show. Da auf der Website von James Burton unter Discographie auch die „Our mother the mountain“ von Townes Van Zandt gelistet ist, wollte ich ihn in der anschließenden Autogrammstunde danach und zu ggf. weiteren Zusammenarbeiten mit TvZ fragen. Leider disqualifizierte ich mich mit diesem Elvis-fremden Thema in der Fragerunde, die dann doch lieber geklärt haben wollte, ob Elvis denn ein guter Vater gewesen sei.
Auf jeden Fall antwortete Burton noch schnell etwas von „great songwriter“ und mehreren TvZ-Platten, auf welchen er auch gespielt hätte.
Kannst Du mir mehr zu Burton/TvZ sagen? Danke.
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Schlagwörter: DJ, Ex cathedra, out to lunch, Playlists, Radio Eins, Roots, Warten auf die Rückkehr des Herrn
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