Re: Hang the DJ Pt.2

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

Registriert seit: 08.07.2002

Beiträge: 7,351

@ Senol

Ricky Nelson (Fifties), Emmys Hot Band (Seventies), jeweils alles.

@ Staggerlee

Was ich von einem Rezensenten erwarte:
– Einen souveränen Umgang mit Sprache nebst eigenem, unverwechselbarem Stil
– Musikologisch fundiertes Wissen bezüglich des untersuchten Werks sowie dessen Hintergründe
– Kenntnisse/Erfahrungen aus erster Hand bezüglich des soziokulturellen Umfelds, in dem die Musik entstand
– Ein entwickeltes Koordinatensystem bzw. ein nachvollziehbarer Bewertungsrahmen
Als Leser ist für mich also entscheidend, daß mir der Rezensent als intimer Kenner der Materie entgegentritt, mir diesbezüglich entweder voraus ist oder doch mindestens auf gleicher Augenhöhe urteilt. Das abschreckende Gegenbeispiel wäre die Rezension einer, sagen wir, Howlin‘ Wolf-Platte von einem Kritiker, der sich holprig/mißverständlich ausdrückt, nur wenig über Wolf und dessen Werk weiß, sein Wissen über die Blues-Historie aus dem Internet bezieht oder bestenfalls aus ein paar Büchern, der keinen Schimmer von den spezifischen Entstehungsbedingungen der Musik hat, der über ihre Motive nur Mutmaßungen anstellen kann und der das Mississippi-Delta allenfalls aus dem Fernsehen kennt. Ein solcher Kritiker könnte eine wichtige Blues-Platte nicht von einer weniger wichtigen unterscheiden. Er könnte lediglich ein Geschmacksurteil abgeben. Das ohne den nötigen Erfahrungshintergrund wertlos wäre.

@ Dickieboy

Ja, toll. Dein Denkvermögen ist in außermusikalischen Belangen hoffentlich funktionabler. Du wärst sonst ja nicht besonders lebenstüchtig. Alles Gute weiterhin.

@ nail75

Du verausgabst Dich umsonst, denn Deine Prämissen sind falsch. Empirie heißt nichts weiter als Erfahrungswissen und hat mit „wissenschaftlicher Methodik“ erstmal nichts zu tun. Konkret: nennst Du mir eine großartige Band, die via LP debütierte (Ausnahmen gibt es ja immer), nenne ich Dir hundert, die zuerst Singles machten. Oder überhaupt nur Singles.
Zum Einwand, diese Beobachtung gelte nicht für Jazz und andere Bereiche (Prog!), wo 45s traditionell kaum eine Rolle spielen: that’s bleedin‘ obvious, innit?
Tatsächlich findest Du meine inkriminierte These in einer Pop-Rezension. Und dort stimmt sie. Empirisch belegbar (s.o.) und einleuchtend begründbar. Weil nur Bands etwas taugen, die brennen, die nichts dringender brauchen als die eben kreierte Musik, die frisch ausgeschwitzten Songs sofort unter die Leute zu bringen. Diese Ungeduld, dieser Glaube an sich selbst und diese Unbedingtheit im Hier und Jetzt zeitigt großen Pop. Nicht immer natürlich, aber oft genug. Die anderen, lauen Bands meiden das Risiko, sich auf eigene Faust oder auf kleinen und kleinsten Labels einer Öffentlichkeit zu stellen. Die lassen sich einkaufen, unterwerfen sich der Zweckrationalität der Instanzen, die in sie investiert haben (Labels, Verlage, etc.) und werden Teil eines Verwertungskreislaufs, der ihre Kreativität erstmal auf Eis legt. Man kauft ihnen teures Equipment, zahlt ihnen Vorschüsse, läßt sie üben, üben, üben. Nach Monaten werden Demos gemacht, zum Teil verworfen, weil gewisse Anpassungen an gängige Trends vorgenommen werden müssen. Und wenn dann nach einem Jahr endlich eine Aufnahme im Kasten ist, die das Management unter Verkäuflichkeitsgesichtspunkten zufriedenstellt, dann braucht es zehn weitere für ein Album, nach demselben Schema. Dann werden Singles ausgewählt, Videos gedreht, Visagisten angekarrt, Mode-Labels als Sponsoren gewonnen, etc. Kein Ton dieser Band ist bisher nach außen gedrungen, selbst Live-Auftritte werden strategisch platziert. Nach zwei Jahren ist es dann soweit, ein Album wird mittels Promo-Budget in einen Markt gedrückt, die Band ist ausgebrannt, bevor es losgeht. Während andere Bands, die sich nicht den Diktaten von industriellen Investoren gebeugt haben (oder überhaupt keine Offerten bekamen), bereits drei, vier, fünf mehr oder minder tolle Singles herausgehauen und eine Entwicklung hinter sich haben. Ist nicht immer so, aber sehr oft. Habe das selbst hunderte Mal aus nächster Nähe und aus größerer Distanz erlebt. Erfahrungswissen, you know. Von den unzähligen Bands ganz abgesehen, die nur eine, zwei oder drei Singles veröffentlichen und sich dann auflösen. Darunter einige der allerbesten. Also komme mir bitte nicht mit „Naturwissenschaften“ und „Bemessungsgrundlagen“. Pop lebt, here and now. Und verdammt schnell. Auf 45s. Nicht statisch, auf LPs, die dann zwei Jahre lang totverwertet werden, während die betreffenden Bands bitteschön nichts Neues aushecken dürfen, sondern sich brav am Promo-Schedule abarbeiten müssen. Pervers. Nichts anderes steckt hinter obiger These. Nachvollziehbar?

@ Rebel32

EMT 948 Broadcasting Turntables, Denon DL 103. Seit undenklichen Zeiten.

@ Mistadobalina

Die ganz alten Playlists lagern in einer Kiste im Keller. Werde bei Gelegenheit mal hinuntersteigen und suchen. Don’t hold your breath, though.

PN-Ecke
1. Norah Jones? Nein, nicht übel. Recht nett sogar, hübsch sowieso. Bewegt sich bei mir zwischen * * und * * *, musikalisch.
2. Manu Chao? Grauenhaft. Nervtötende Multikulti-Scharmützel für Leute, die Esperanto für eine spannende Sache halten, irgendwie (*).
3. Cockney Rebel? Oh ja, jedenfalls anfangs. „Sebastian“ war eine superbe Single, nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Grandezza.
4. Die Besternung des obigen Beatles-45s-Rankings?
Okay…
1. – 5. * * * * *
6. * * * * 1/2
7. – 12. * * * *
13., 14. * * * 1/2
15. – 18. * * *
19. * * 1/2
20. * *
21., 22. * 1/2

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