Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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BrundleflyTeilweise ganz interessante Diskussion (auch wenn ich von pumafreddy ebenfalls gerne gewusst hätte, inwiefern „handgemacht“ denn noch was anderes bedeutet als „alles, was mir gefällt“).
Ich würde darum bitten, das ihr mich hier aus der Diskussion raus lasst, es sei denn, man verfälscht meine Inhalte nicht ständig.
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WerbungpumafreddyIch würde darum bitten, das ihr mich hier aus der Diskussion raus lasst, es sei denn, man verfälscht meine Inhalte nicht ständig.
Hattest Du nicht am Anfang noch selber rege mitdiskutiert?
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http://hyphish.wordpress.com "Every generation has its one defining moment. We are yours."sparchEcht? Den „Früher war alles besser“ Mief des Mey Textes kann ich bei Joni aber nicht erkennen.
Den sehe ich bei Meys Lied aber auch nur als einen Teilaspekt. Ich habe auch nicht behauptet, daß die beiden Texte zu hundert Prozent die gleiche Aussage haben, aber sie zielen in eine ähnliche Richtung.
Einschränkend muß ich dazu sagen, daß ich mit Mitchell musikalisch nichts anfangen kann. Den Song kenne ich daher nicht. Evtl. trifft es bei ihr ja zu, wenn man ihr unterstellt, hier mit Ironie gearbeitet zu haben. Für sich genommen ist der Text aber ähnlich kitschtriefend. Darüber hinaus könnte man die Frage stellen, ob die im Song gewonnene Erkenntnis des lyrischen Ichs, nur ein kapitalistischer Produzent von Musik zu sein, während andere mit den gleichen handwerklichen Mitteln Kunst produzieren, nicht automatisch dazu hätte führen müssen, daß das Lied nie so hätte veröffentlicht werden dürfen. Richtig konsequent wäre es statt dessen ja, sich aus dem Musik-Business zurückzuziehen. Statt dessen wird das Erlebte wieder zu einem kommerziellen Song, womit deutlich wird, daß die Situation letztlich ohne Bedeutung war, ein Musiker hatte eben seinen „weißt du noch, wie wir früher nur um der Musik willen gespielt haben“-Nostalgie-Kitsch-Moment. Ändern tut das nichts.
Die Frage ist jetzt, ist der Song unehrlich, weil eben keine Konsequenzen gezogen werden, weil das lyrische Ich sein Leben eben nicht ändert. Oder ist der Text vielleicht doch besonders ehrlich, weil die Folgelosikeit einer Erkenntnis ja kein seltenes Phänomen ist? Ich meine, wir alle haben ja schon mal ähnliche Anwandlungen, wir alle erkennen ab und an, was richtig wäre und handeln dann weiterhin falsch.--
And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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BrundleflyHattest Du nicht am Anfang noch selber rege mitdiskutiert?
Ja, aber es wurden einen ständig die Worte im Mund umgedreht, wie der Beitrag von dir eben wieder. Dazu habe ich keine Lust mehr.
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motörwolf
– Ehrliche Musik darf keine kommerziellen Absichten verfolgen, sie ist l´art pour l´art.
Hier hattest Du aber doch schon einen wichtigen (und eventuell richtigen) Punkt aufgeführt, der zumindest auf den Klarinetten- Spieler in dem Song zutrifft.
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Well, he puts his cigar out in your face just for kicks Contre la guerreWarum denn, Strassenmusik ist doch das pure Gegenteil von l’art pour l’art – auch wenn das lyrische Ich in Jonis Song das vielleicht gerade nicht begreift in dem Moment, in dem es an der Ampel steht und zum Innehalten gezwungen wird (nicht dasselbe Innehalten übrigens wie jenes, das Mey nicht gelingen kann, weil man das Rad der Zeit eben nicht zurückdrehen kann).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaStormy MondayHier hattest Du aber doch schon einen wichtigen (und eventuell richtigen) Punkt aufgeführt, der zumindest aufden Klarinetten- Spieler in dem Song zutrifft.
Was ist dann mit Musik, die z.B. im weitesten Sinne politisch ist? Ist das dann noch Kunst um der Kunst willen? Eher nicht, also wird grade die Musik, bei der der Texter ganz unverstellt seine Weltsicht beschreibt, zu unehrlicher Musik, weil diese einen Zweck hat, der über das künstlerische hinausgeht. Come on, das kannst du nicht ernsthaft für eventuell richtig halten.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fameZappa1Dann gibt’s im Grunde keine „ehrliche“ Musik.
Doch. Motörwolfs ausführliche Definition trifft voll und ganz auf Karlheinz Stockhausen zu. Möglicherweise nicht nur auf ihn, aber auf ihn ganz sicher. Außer dass Stockhausen nicht singt, aber das kann ja kein Ausschlusskriterium sein.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=@ gypsy: Mmmhm. Vor meinem Auge ist das weniger ein Strassenmusiker, denn er wird ignoriert an seiner zugigen Ecke. Dazu die nicht gerade hitverdächtige Klarinette in Jonis Song. Ich habe schon öfter Leute gehört und gesehen, die nicht an finanziell interessanten Hotspots standen. Aber okay, als Strassenmusiker ist er klar kommerziell unterwegs.
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Well, he puts his cigar out in your face just for kicks Contre la guerre
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Fuer mich verwende ich als (positiv wertende) Definition „ehrlicher“ Musik den Umstand, dass die Musik und ihre Entstehung massgeblich auf das Interesse des Musikers an der Musik selbst zurueckzufuehren ist. „Unehrliche“ Musik haette im Umkehrschluss niemals das Licht der Welt erblickt, waere nicht ursaechlich der Wunsch zum Verkauf dieser Musik da gewesen.
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Und wie ist es mit dem Unehrlichen im Ehrlichen?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavulturewayFuer mich verwende ich als (positiv wertende) Definition „ehrlicher“ Musik den Umstand, dass die Musik und ihre Entstehung massgeblich auf das Interesse des Musikers an der Musik selbst zurueckzufuehren ist. „Unehrliche“ Musik haette im Umkehrschluss niemals das Licht der Welt erblickt, waere nicht ursaechlich der Wunsch zum Verkauf dieser Musik da gewesen.
Dann unterscheidest du auch zwischen Track und Song in Punkto Ehrlichkeit? Kann ein unehrlicher Song ein ehrlicher Track werden? Und woher stammt im Einzelfall das Wissen darum, was die Triebfeder für das Songschreiben war? Praktisch führt deine Definition doch dazu, Bohlen-Songs abzulehnen wegen der Kommerzialität, Leiber/Stoller-Songs dagegen wird dieser Vorwurf eher nicht gemacht. Letztlich ist das wie bei dem Begriff handgemacht: ehrlich ist das, wo mir Musik und Musiker zusagen. Also doch nur ein weiterer Versuch, den eigenen Geschmack zu überhöhen.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Ich merke, dass ich die Unterscheidung ueberwiegend dann aktiv gebrauche, wenn mir jemand einen „Hit“ als „toll“ verkaufen will.
Vermutlich hat Motörwolf recht und es geht im Grunde nur um eine Rechtfertigung und moralische Absicherung des eigenen Geschmacks.--
BrundleflyTeilweise ganz interessante Diskussion (auch wenn ich von pumafreddy ebenfalls gerne gewusst hätte, inwiefern „handgemacht“ denn noch was anderes bedeutet als „alles, was mir gefällt“).
Da ist man direkt versucht, in den allgemeinen „Lies doch erst mal die Posts hier“-Tenor einzufallen. „Handgemacht“ hat nicht das geringste damit zu tun, ob das einem gefällt. Für vier Fünftel des RS-Forums ist Volksmusik ja ein Synomym für „geht überhaupt nicht“.
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Noch mehr Comics für alle! Jetzt PDF herunterladen!vulturewayVermutlich hat Motörwolf recht und es geht im Grunde nur um eine Rechtfertigung und moralische Absicherung des eigenen Geschmacks.
Nein, das denke ich nicht, auch wenn mein letzter Post vielleicht sowas suggerieren könnte – einem Relativismus Tür und Tor zu öffnen, sollte jedenfalls nie das Ziel sein. Aber man muss eben im Einzelnen argumentieren, und das das ist dann nicht zwingend auf einer Ebene von Song/Track und Textzeilen – manchmal ist auch etwas mehr Abstraktionsvermögen vonnöten. Aber ich bezweifle stark, dass das Internet in Form sozialer Plattformen der richtige Ort ist für kulturwissenschaftliche (oder pop-kulturelle) Diskurse.
Ceterum censeo: Volksmusik ist nicht gleich Volksmusik. Da wäre die Ehrlichkeit ein grosses Thema, aber das interessiert ja doch keinen. Die Veranstaltung mit Klobürste, regelmässig auf allen öffentlich-rechtlichen Kanälen am Samstagabend im Hauptprogramm, halte ich diesbezüglich jedenfalls für so ziemlich das allerschlimmste, was man sich vorstellen kann … und die grosse Frau Fischer Show, mit der die Programme in den letzten Tagen zugemüllt wurden, gehören in genau dieselbe Ecke. Wenn jemand eine Definition von „ehrlich“ ex negativo benötigt: voilà.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Deutsche Kulturarbeit, Ehrlich währt am längsten, entweder - oder, Handwerk, led zeppelin
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