Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung? Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

#9441083  | PERMALINK

motoerwolf

Registriert seit: 25.10.2006

Beiträge: 6,343

sparchEcht? Den „Früher war alles besser“ Mief des Mey Textes kann ich bei Joni aber nicht erkennen.

Den sehe ich bei Meys Lied aber auch nur als einen Teilaspekt. Ich habe auch nicht behauptet, daß die beiden Texte zu hundert Prozent die gleiche Aussage haben, aber sie zielen in eine ähnliche Richtung.
Einschränkend muß ich dazu sagen, daß ich mit Mitchell musikalisch nichts anfangen kann. Den Song kenne ich daher nicht. Evtl. trifft es bei ihr ja zu, wenn man ihr unterstellt, hier mit Ironie gearbeitet zu haben. Für sich genommen ist der Text aber ähnlich kitschtriefend. Darüber hinaus könnte man die Frage stellen, ob die im Song gewonnene Erkenntnis des lyrischen Ichs, nur ein kapitalistischer Produzent von Musik zu sein, während andere mit den gleichen handwerklichen Mitteln Kunst produzieren, nicht automatisch dazu hätte führen müssen, daß das Lied nie so hätte veröffentlicht werden dürfen. Richtig konsequent wäre es statt dessen ja, sich aus dem Musik-Business zurückzuziehen. Statt dessen wird das Erlebte wieder zu einem kommerziellen Song, womit deutlich wird, daß die Situation letztlich ohne Bedeutung war, ein Musiker hatte eben seinen „weißt du noch, wie wir früher nur um der Musik willen gespielt haben“-Nostalgie-Kitsch-Moment. Ändern tut das nichts.
Die Frage ist jetzt, ist der Song unehrlich, weil eben keine Konsequenzen gezogen werden, weil das lyrische Ich sein Leben eben nicht ändert. Oder ist der Text vielleicht doch besonders ehrlich, weil die Folgelosikeit einer Erkenntnis ja kein seltenes Phänomen ist? Ich meine, wir alle haben ja schon mal ähnliche Anwandlungen, wir alle erkennen ab und an, was richtig wäre und handeln dann weiterhin falsch.

--

And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame