Floating Points

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  • #11420849  | PERMALINK

    lysol

    Registriert seit: 07.01.2018

    Beiträge: 943

    Elaenia ****
    Crush ****
    Promises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2

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    #11421267  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    lysolPromises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2

    Wird ja grad ziemlich begeistert aufgenommen. Ich finde es ebenfalls sehr schön, besonders wenn Sanders wunderbar den Sound aufraut und sanft verwirbelt. Aber auch sonst sind feine Stellen da, die im Hintergrund kaum merklich wirken und das Grundmotiv des Pianos vitalisieren. Ich hatte komischerweise die Assoziation zum utopisch/positiven Ansatz von Yes und zu ruhigeren Passagen von Close To The Edge, obwohl es ganz anders klingt – die Begriffe Yes und Promises weisen ja auch in die gleiche Richtung einer positiveren Zukunft. Vielleicht leitet sich daraus auch die enthusiastische Rezeption dieses Albums ab, aus dem Bedürfnis nach aufbauenden Nachrichten und Perspektiven. Phasenweise schrammt Promises aber auch am New Age-Kitsch vorbei. Das LSO hält sich meist sehr zurück, was den Eindruck luxuriöser Verschwendung macht, wenn dann mal für ein paar Minuten ein ganzes Orchester vorsichtige Akzente setzen darf. Das hat schon was, aber Sanders ist hier derjenige welcher Promises auf eine andere Ebene hebt.

    Was mich zudem fasziniert: Promises ist ein Album, das ich von vorne bis hinten durchhöre, was ja auch dem Suite-Charakter geschuldet ist – im Prinzip ist das ein einziger 40-Minütiger Tracks, der relativ willkürlich unterteilt ist in neun Movements. Dieses Gefühl und Bedürfnis, Alben durchzuhören, ist mir tatsächlich im Laufe der Jahre ziemlich abhanden gekommen. Was mir jetzt wieder bewusst wird.

    #11421381  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,009

    wahr

    lysolPromises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2

    Wird ja grad ziemlich begeistert aufgenommen. Ich finde es ebenfalls sehr schön, besonders wenn Sanders wunderbar den Sound aufraut und sanft verwirbelt. Aber auch sonst sind feine Stellen da, die im Hintergrund kaum merklich wirken und das Grundmotiv des Pianos vitalisieren. Ich hatte komischerweise die Assoziation zum utopisch/positiven Ansatz von Yes und zu ruhigeren Passagen von Close To The Edge, obwohl es ganz anders klingt – die Begriffe Yes und Promises weisen ja auch in die gleiche Richtung einer positiveren Zukunft. Vielleicht leitet sich daraus auch die enthusiastische Rezeption dieses Albums ab, aus dem Bedürfnis nach aufbauenden Nachrichten und Perspektiven. Phasenweise schrammt Promises aber auch am New Age-Kitsch vorbei. Das LSO hält sich meist sehr zurück, was den Eindruck luxuriöser Verschwendung macht, wenn dann mal für ein paar Minuten ein ganzes Orchester vorsichtige Akzente setzen darf. Das hat schon was, aber Sanders ist hier derjenige welcher Promises auf eine andere Ebene hebt.

    das ganze konzept des albums ist komplett auf sanders ausgerichtet – die minimalistische anlage und das, was du als new-age-nah empfindest, ist eine aktualisierung von experimenten, die sanders selbst anfang der 80er interessiert haben, auf JOURNEY TO THE ONE und SHUKURU, wo er ähnlich mit kleinen angeboten (harmonium solo z.b.) mitvibriert, hier und da etwas aufraut oder verwirbelt, manchmal schärfen setzt. und die eskalation des orchesters im 6. movement ist für mich eine klare verbeugung vor alice coltrane, die ja eine zeitlang mit sanders sehr verbunden und auf vergleichbaren wegen (harmonie zu produzieren, ohne die risse und härten, die sie nötig machen, zum verschwinden zu bringen) unterwegs war. finde ich interessant, weil es zwei impulse-spiritualjazz-klassiker wieder zusammenbringt. diese fernöstlichen glissandi haben ja später auch radiohead aufgegriffen. und für die kraft, sie sie hier entfalten, braucht es schon den ganzen apparat.

    ich mag das album deshalb so sehr, weil floating points sanders nicht als spezialeffekt einsetzt, sondern ihm wirklich ein sounddesign baut, auf dem er sich nach eigenen interessen bewegen kann.

    was diesen bewertungsthread angeht, geht der an floating points ein bisschen vorbei, weil die elektronikszene ja eher in tracks denkt (in seinem fall gibt es berühmte beispiele: king bromeliad, nuits sonores…), nicht in alben. die drei, die es bislang gibt, haben aber ein klares albenkonzept.

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    #11421651  | PERMALINK

    lysol

    Registriert seit: 07.01.2018

    Beiträge: 943

    Wie könnte ich meinen Vorrednern widersprechen. Diese feine, dezente Textur, in der aber doch soviel passiert und in der Sanders soviel Raum zur Gestaltung erhält, ist schon ein kleines Wunderwerk. Zwischenzeitlich habe ich mich auch gefragt wo das Orchester ist, vermisst habe ich es aber nicht. Umso schöner wenn es dann kommt.Alice Coltrane ist da eine schöne Referenz. Kitsch habe ich nicht verspürt, vielleicht habe ich da eine größere Resistenz.
    In die ersten beiden Alben kann man sich nicht so fallen lassen, es ist mehr ein Auf und Ab der verschiedenen Einflüsse. Auch aber eine Reise als Album konzipiert.

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    #11421783  | PERMALINK

    snowball-jackson

    Registriert seit: 09.11.2008

    Beiträge: 3,174

    Elaenia ****
    Promises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2

    Höre ich auch exakt so. Die Band YES höre ich bei „Promises“ allerdings nicht raus (auch nicht mit viel Phantasie). New Age Kitsch? Buh!

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    you can't win them all
    #11421819  | PERMALINK

    jimmydean

    Registriert seit: 13.11.2003

    Beiträge: 3,513

    snowball-jacksonElaenia ****
    Promises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2
    Höre ich auch exakt so. Die Band YES höre ich bei „Promises“ allerdings nicht raus (auch nicht mit viel Phantasie). New Age Kitsch? Buh!

    na ja, yes waren teilweise auch jazzmässig gar nicht so schlecht…
    beispiel: „sound chaser“ auf „relayer“, das könnte so auch von den mittleren return to forever stammen…

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    i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)
    #11421823  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    vorgarten

    wahr

    lysolPromises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2

    Wird ja grad ziemlich begeistert aufgenommen. Ich finde es ebenfalls sehr schön, besonders wenn Sanders wunderbar den Sound aufraut und sanft verwirbelt. Aber auch sonst sind feine Stellen da, die im Hintergrund kaum merklich wirken und das Grundmotiv des Pianos vitalisieren. Ich hatte komischerweise die Assoziation zum utopisch/positiven Ansatz von Yes und zu ruhigeren Passagen von Close To The Edge, obwohl es ganz anders klingt – die Begriffe Yes und Promises weisen ja auch in die gleiche Richtung einer positiveren Zukunft. Vielleicht leitet sich daraus auch die enthusiastische Rezeption dieses Albums ab, aus dem Bedürfnis nach aufbauenden Nachrichten und Perspektiven. Phasenweise schrammt Promises aber auch am New Age-Kitsch vorbei. Das LSO hält sich meist sehr zurück, was den Eindruck luxuriöser Verschwendung macht, wenn dann mal für ein paar Minuten ein ganzes Orchester vorsichtige Akzente setzen darf. Das hat schon was, aber Sanders ist hier derjenige welcher Promises auf eine andere Ebene hebt.

    das ganze konzept des albums ist komplett auf sanders ausgerichtet – die minimalistische anlage und das, was du als new-age-nah empfindest, ist eine aktualisierung von experimenten, die sanders selbst anfang der 80er interessiert haben, auf JOURNEY TO THE ONE und SHUKURU, wo er ähnlich mit kleinen angeboten (harmonium solo z.b.) mitvibriert, hier und da etwas aufraut oder verwirbelt, manchmal schärfen setzt. und die eskalation des orchesters im 6. movement ist für mich eine klare verbeugung vor alice coltrane, die ja eine zeitlang mit sanders sehr verbunden und auf vergleichbaren wegen (harmonie zu produzieren, ohne die risse und härten, die sie nötig machen, zum verschwinden zu bringen) unterwegs war. finde ich interessant, weil es zwei impulse-spiritualjazz-klassiker wieder zusammenbringt. diese fernöstlichen glissandi haben ja später auch radiohead aufgegriffen. und für die kraft, sie sie hier entfalten, braucht es schon den ganzen apparat. ich mag das album deshalb so sehr, weil floating points sanders nicht als spezialeffekt einsetzt, sondern ihm wirklich ein sounddesign baut, auf dem er sich nach eigenen interessen bewegen kann. was diesen bewertungsthread angeht, geht der an floating points ein bisschen vorbei, weil die elektronikszene ja eher in tracks denkt (in seinem fall gibt es berühmte beispiele: king bromeliad, nuits sonores…), nicht in alben. die drei, die es bislang gibt, haben aber ein klares albenkonzept.

    Danke. Ja, Alice Coltrane ist eine ganz offensichtliche Referenz. In der Wire wird besonders Spiritual Consciousness und World Galaxy genannt, was die Streicher angeht. Die Streicher sind dort um einiges präsenter. Die 80er Jahre Produktionen von Sanders kenne ich nicht. Den Eindruck, das Sanders immer mal wieder etwas despektierlich kurz auf die Bühne geworfen wird, um ein feuriges Sanders-Solo rauszuhauen, hatte ich auch auf der Spiral Mercury mit Rob Mazurek u.a. Ich glaube, dass hattest du hier auch schon mal erwähnt. Wirklich sehr schön finde ich dagegen, wie du es nennst, wie Sanders hier „ein eigenes Sounddesign gebaut“ wird. Und ich finde, man merkt auch eine Menge Weisheit und Erfahrung in seinem Spiel, wie er hier diesen dargebotenen Raum nicht vollspielt, sondern eben vorsichtig und doch mit einiger Autorität bespielt. Die New Age-Stellen muss ich nochmal rausfiltern, sie gehen aber samt und sonders auf die Kappe von Shepherd/Floating Points. Vielleicht habe ich auch zu wenig Bezug zu New Age (was ja in letzter Zeit recht einflussreich rezipiert wird). Ich finde zum Beispiel Alice Coltrane’s World Spirituality Classic 1 in großen Teilen unanhörbar. Wogegen mir ihr Werk aus den 70ern ausnehmend gut gefällt. Ich finde an Pharaoh Sanders auch gut, dass er nicht nur Feuer speien kann, sondern auf den sanften Entwicklungsminimalismus von Promises respektvolle, gut getimte Antworten findet. Das hat er in seiner Karriere bestimmt schon oft getan, aber eben in Abwesenheit meiner Ohren. :)

    #11421825  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    snowball-jacksonElaenia **** Promises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2 Höre ich auch exakt so. Die Band YES höre ich bei „Promises“ allerdings nicht raus (auch nicht mit viel Phantasie). New Age Kitsch? Buh!

    Ich höre Yes nicht direkt heraus. Ich höre aber einen verwandten Spirit.

    #11421849  | PERMALINK

    lysol

    Registriert seit: 07.01.2018

    Beiträge: 943

    WORLD GALAXY werde ich heute direkt nochmal auflegen. Dieses Forum bringt einen auf viele gute Ideen.

    --

    #11421853  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,009

    wahrWirklich sehr schön finde ich dagegen, wie du es nennst, wie Sanders hier „ein eigenes Sounddesign gebaut“ wird. Und ich finde, man merkt auch eine Menge Weisheit und Erfahrung in seinem Spiel, wie er hier diesen dargebotenen Raum nicht vollspielt, sondern eben vorsichtig und doch mit einiger Autorität bespielt. Die New Age-Stellen muss ich nochmal rausfiltern, sie gehen aber samt und sonders auf die Kappe von Shepherd/Floating Points. Vielleicht habe ich auch zu wenig Bezug zu New Age (was ja in letzter Zeit recht einflussreich rezipiert wird). Ich finde zum Beispiel Alice Coltrane’s World Spirituality Classic 1 in großen Teilen unanhörbar. Wogegen mir ihr Werk aus den 70ern ausnehmend gut gefällt. Ich finde an Pharaoh Sanders auch gut, dass er nicht nur Feuer speien kann, sondern auf den sanften Entwicklungsminimalismus von Promises respektvolle, gut getimte Antworten findet. Das hat er in seiner Karriere bestimmt schon oft getan, aber eben in Abwesenheit meiner Ohren. :)

    volle zustimmung zu allem, abgesehen vom dissen der ashram tapes von alice ;-) was den minimalistischen sanders anfang der 80er angeht (obwohl das immer in abwechslung zu feurigen sachen angeordnet war, auf den gleichen alben), meinte ich sowas hier:

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    #11421855  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    Dicke Empfehlung. Das hat mit den beiden langen „Galaxy“ Aufnahmen zwei ihrer essentiellsten Tracks überhaupt. Auch sonst natürlich ein bezauberndes Werk.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #11421901  | PERMALINK

    snowball-jackson

    Registriert seit: 09.11.2008

    Beiträge: 3,174

    jimmydean

    snowball-jacksonElaenia **** Promises (with Pharoah Sanders & The London Symphony Orchestra) ****1/2 Höre ich auch exakt so. Die Band YES höre ich bei „Promises“ allerdings nicht raus (auch nicht mit viel Phantasie). New Age Kitsch? Buh!

    na ja, yes waren teilweise auch jazzmässig gar nicht so schlecht… beispiel: „sound chaser“ auf „relayer“, das könnte so auch von den mittleren return to forever stammen…

     

    Ich hatte mit 14 Jahren wohl meine intensive YES und King Crimson Phase. Ich weiß noch, dass ich fast ein halbes Jahr nichts anderes gehört habe als „Close To The Edge “ und „Fragile“. „Mood For A Day“ habe ich stundenlang geprobt/geübt bis die Finger schmerzten. Die Herren beherrschten ihre Instrumente…keine Frage. Die Verbindung oder auch den verwandten Geist zu „Promises“ herzustellen fällt mir dagegen sehr schwer.

    --

    you can't win them all
    #11421913  | PERMALINK

    atom
    Moderator

    Registriert seit: 10.09.2003

    Beiträge: 21,371

    Vielen Dank an @wahr, @vorgarten und @lysol für die Niederschrift Eurer Gedanken und Querverweise zu diesem unerwartet tollen Album. Es wäre vielleicht denkbar, dass man diese tollen Statements in einen separaten Thread zum Album auslagert.
    Ich finde mich in vielen Eurer Gedanken wieder und bin selbst nach über 20 Hördurchgängen immer noch überrascht, wie gut das alles zusammen passt und sich zu einem Gesamtwerk zusammenfügt. Die Assoziation zu Yes ist mir allerdings nicht gekommen dafür aber zum Pink Floyd-Score Obscured By Clouds, der in den letzten beiden Movemente durchzuschimmern scheint.
    Was mich neben der großartigen Integration von Sanders in den Soundkosmos am meisten beeindruckt hat, ist die Homogenität dieses Albums, dem man zu keinem Zeitpunkt den Entstehungsprozess von fünf Jahren anhört.

    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #11421977  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    snowball-jackson(…) YES (…) Die Verbindung oder auch den verwandten Geist zu „Promises“ herzustellen fällt mir dagegen sehr schwer.

    Ist wohl einfach ein Reflex von mir. Gib mir Musik in Suiten mit positiven Reflektionen, und ich denke an Yes. Bitte meinen Vergleich nicht weiter beachten. :)

    #11421991  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    vorgartenvolle zustimmung zu allem, abgesehen vom dissen der ashram tapes von alice was den minimalistischen sanders anfang der 80er angeht (obwohl das immer in abwechslung zu feurigen sachen angeordnet war, auf den gleichen alben), meinte ich sowas hier:

    Das klingt wirklich ganz wunderbar. Danke. Da kümmer ich mich mal drum. Oder auch: Pure Pleasure!

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