Don Byas (1912-1972)

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  • #12139445  | PERMALINK

    friedrich

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    Ein bisschen was von Don Byas habe ich noch im Köcher. Er hat in der ersten Hälfte der 50er recht viel aufgenommen, das damals überwiegend auf Singles veröffentlicht wurde. Seine stilistische Entwicklung ist in dieser Zeit nicht sooo aufregend, aber er ist eigentlich immer in top Form und macht viele sehr schöne Aufnahmen, die ich alle gerne höre und von denen mich einige wirklich berühren. Zu ein paar erzähle ich mal was.

    The Chronogical Classics – Don Byas 1952 (Compilation 2004)

    Manche Musiker machen eigentlich immer das gleiche und das ist auch gut so! Wenn sie es so gut machen wie hier. 23 Aufnahmen von drei Pariser Sessions von 1952, einmal mit amerikanischen Begleitern (Art Simmons – p / Joe Benjamin – b / Bill Clark – d), zwei weitere mit Franzosen, darunter Pierre Michelot (b), ein Marcel Bianchi an der Gitarre und ein Georges „Geo“ Daly am Vibraphon. Jede dieser drei Session hätte man auch gut als 10‘‘-LP veröffentlichen können. Da gibt es mit einigen flotteren Stücken neben den Balladen einen schönen Spannungsbogen und auf der letzten Session mit 8 Tracks bringt das Vibraphon eine schöne weitere Note mit ins Spiel. Manchmal wird Don Byas unapologetical sentimental, dann klingt das wie Musik zu einem französischem Film.

    Insgesamt etwas abwechslungsreicher und zupackender als die Jazz In Paris-Compis, von denen ich bereits erzählt hatte. Sehr schöne Sache!


    Übrigens gab es bei dieser Classics-Serie jahrelang auf dem Cover einen unentdeckten Rechtschreibfehler: „Chronogical“ statt „Chronological“. :-D

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
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    #12139533  | PERMALINK

    thelonica

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    Diese CD deckt sich wohl ziemlich mit der Prestige Compilation „Don Byas in Paris“ von 1968. Habe mir die geholt wegen Billy Taylor und dann gemerkt, dass Buford Oliver ein interessanter Drummer war. Ich mag allerdings diese alten Aufnahmen auch wegen Hall – das klingt teilweise sehr nach großen Räumlichkeiten in denen aufgenommen wurde. „I’m Beginning To See The Light“ ist schon ein besonderer Track und ich weiß gar nicht so genau, ob das noch viel mit dem Ende vom WWII In Europa zu tun hat, aufgenommen wurde im Januar 1947 in Paris.

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    #12140159  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

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    thelonica
    Diese CD deckt sich wohl ziemlich mit der Prestige Compilation „Don Byas in Paris“ von 1968. Habe mir die geholt wegen Billy Taylor und dann gemerkt, dass Buford Oliver ein interessanter Drummer war. Ich mag allerdings diese alten Aufnahmen auch wegen Hall – das klingt teilweise sehr nach großen Räumlichkeiten in denen aufgenommen wurde. „I’m Beginning To See The Light“ ist schon ein besonderer Track und ich weiß gar nicht so genau, ob das noch viel mit dem Ende vom WWII In Europa zu tun hat, aufgenommen wurde im Januar 1947 in Paris.

    Du meinst diese Aufnahme …

    … ursprünglich von dieser Compilation …

    …?

    Bei mir hat sich inzwischen einiges von Don Byas angesammelt. Aber ausgerechnet diese Aufnahme habe ich nicht. Eine Komposition von Ellington. Don Byas von seiner flotteren Seite. Wenn ich den Infos auf der Rückseite des LP-Covers glauben darf, ist die Aufnahme sogar schon von 1946. Oder das sind zwei verschiedene Aufnahmen und LP und CD sind nicht deckungsgleich.

    Ich glaube, Paris war schon vor dem 2. WK ein gutes Pflaster für Jazz. Coleman Hawkins lebte in der zweiten Hälfte der 30er wohl eine Weile in Paris, wo er auch mit Django Reinhardt spielte. Der wiederum überlebte wegen seiner Popularität – auch bei einigen deutschen Besatzern – als Sinti dort sogar die Nazi-Zeit. In den liner notes zu Don Byas-Platten wird immer wieder mal gern gesagt, dass die Franzosen nach Ende der Besatzung nach Vergnügung und damit auch Jazz gierten. Gute Voraussetzungen für Don Byas als amerikanischer Expat in Paris!

    Ob man Byas‘ Aufnahme von I’m Beginning … unmittelbar mit dem Ende des 2. WK in Verbindung bringen kann, weiß ich nicht. Aber die dann und dort herrschende Stimmung trifft es wohl ganz gut.

    Ich mag den Klang dieser alten Aufnahmen ebenfalls recht gern. Auch, weil da alles so kompakt abgebildet und auf den Punkt gebracht wird. Manchmal etwas holzschnittartig, aber kurz, knapp und effektiv.

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    #12143343  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

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    Don Byas kam 1946 mit der Don Redman Big Band nach Europa – das war die erste amerikanische Gruppe, die nach dem 2. Weltkrieg in Europa auf Tour ging. Da gibt es ja auch diesen fantastischen Blog wo einiges thematisiert und dokumentiert wurde. Auf Jazzwax steht da auch einiges zu dieser Tour im Interview mit Billy Taylor. Ich habe noch Aufnahmen aus dem Jahr 1945. Erroll Garner und Johnny Guarnieri sind da u.a. zu hören. Es fällt mir jetzt gerade auf, dass Don Byas oder auch Erroll Garner wohl gar nicht viel mit der US Army zu tun hatten (?). Dazu konnte ich jedenfalls nichts finden.

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    #12143393  | PERMALINK

    thelonica

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    Auf Instagram habe ich eben noch ein Bild gefunden, dass Don Byas und Jaki Liebezeit 1960 in Köln zeigt(?). Jaki sitzt wohl am Tresen und Don Byas (ohne Bart) rechts mit etwas Abstand daneben. Ich kannte bisher nur eine Hälfte von dem Foto (die mit Don Byas). Mit dem Hashtag #donbyas ist es leicht zu finden.

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    #12143881  | PERMALINK

    friedrich

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    Ich glaube die hatten gar nichts mit der Armee zu tun. Aber nach der Befreiung von den Nazis re-etablierte sich wahrscheinlich einfach in Paris eine Jazz-Szene, der vor dem Krieg auch schon Amerikaner angehörten. Und als Befreier kamen ja nicht nur De Gaulle sondern auch die Amerikaner, die Jazz mitbrachten und hören wollten.

    Wenn ich #donbyas google, werden mir Ergebnisse zum Donbass und dem Ukraine-Krieg angezeigt. :-(

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    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12143887  | PERMALINK

    friedrich

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    „…something is there, manifest and stubborn … beyond (or before) the meaning of words … something which is directly the (singer’s) body, brought to your ears in one and the same movement from deep down in the cavities, the muscles, the membranes, the cartilages … as though a single skin lined the inner flesh of the performer and the music he sings.“

    Roland Barthes from „The Grain of the Voice“

    … da gibt es etwas, klar und beharrlich … jenseits (oder vor) der Bedeutung von Worten … etwas, das unmittelbar der Körper (des Sängers) ist, das in einer und derselben Bewegung von tief aus den Körperhöhlen, den Muskeln, den Membranen und Knorpeln in deine Ohren dringt … so als ob eine einzige Haut das Fleisch des Vortragenden und die Musik, die er singt, umhüllt.“

    Roland Barthes aus „Die Körnung der Stimme“

    Aus den liner notes einer Ben Webster Re-Issue zitiert. Die etwas holprige Übersetzung ist von mir.

    Wie beschreibe ich den Klang von Don Byas? Das schwere und gleichzeitig schöne an einer Beschreibung ist, dass sie eigentlich nicht möglich ist. Bei Ben Webster hatte ich es ja schon versucht, aber auch da gelingt es eigentlich nur, den Gegenstand einzukreisen ohne ihn richtig zu fassen zu kriegen. Dazu ist er zu vielschichtig und flüchtig und entzieht sich eindeutigen Begriffen.

    Vielleicht hilft ein Vergleich weiter. Ben Webster und Don Byas als Antipoden zu betrachten ist nicht passend. Da bietet sich statt Webster eher der understatete Lester Young an – den kenne ich aber noch nicht gut genug. Aber auch im Vergleich Webster – Byas werden ihre jeweiligen typischen Eigenschaften besser erkennbar. So zart Ben Webster auch sein kann, gibt es bei ihm auch immer etwas raues und rohes, eine männliche Robustheit, die auch mal derbe wirken kann. Auch nutzt er das Klangspektrum des Saxophons weit aus, vom Hauchen bis zum Growl.

    Don Byas hingegen immer samtig zart. Lang gezogene ineinander gleitende Töne, von denen jeder einzelne für sich schon ein geschmeidig modelliertes Stück Musik ist. Sein Spiel ist immer in einer tänzerischen Bewegung, schwillt an und ab, nimmt mal für ein paar Töne Tempo auf und bremst wieder ab. Byas dehnt und staucht die Töne, er macht einen kleinen Schlenker, setzt hier und da einen kleinen Akzent oder verziert einen Ton mit einem kleinen Vibrato. Don Byas ist ein Charmeur auf dem Saxofon.

    Ich hatte ja schon laut darüber nachgedacht, dass dieses sehr emotional wirkende Art des Spiels offenbar mit Bebop und Cool aus der Mode kam. Dieses Spiel ist nicht nervös und akrobatisch oder kühl und zurückhaltend. Hier gibt es mehr Gefühl als Verstand, diese Musik will gefallen, berühren und sogar verführen. Aus heutiger Sicht wirkt das auch mal sentimental oder sogar melodramatisch. Aber vielleicht ist man einfach durch eine moderne, eher kühle und sachliche Ästhetik dafür verdorben? Ornament ist hier kein Verbrechen und weniger ist hier nicht immer mehr. Für mich jedenfalls eine tolle Entdeckung!

    Don Byas – Lover Man (Aufnahmen 1953 und 55, Compilation 1993)

    Kürzlich in der Mittagspause zog ich bei einem kleinen Plattenladen in der Gegend diese gebrauchte CD aus der Ramschkiste. Das Cover mit der blonden Mademoiselle mit den üppigen Lippen und dem freizügigen Dekolleté, der um 90 Grad gedrehten Trikolore (das ist dann die Flagge der Niederlande, oder? ;-) ) und den Herzchen ließ nicht viel erwarten, aber der Preis war heiß und etwas Arbeits-Frust ließ mich den Geldbeutel zücken. Das erwies sich als Glücksfall!

    Die CD enthält drei Sessions mit 24 Tracks von Ende 1953 und Mai 55 für das Vogue-Label (hier eigentlich sehr gut wiederveröffentlicht von BMG), mit u.a. Martial Solal und Pierre Michelot sowie bei der 55er Session einem Sudi „Fats“ Lallemand am Vibraphon. So viele Aufnahmen ich inzwischen von Don Byas kenne, so sehr kann ich mich doch immer wieder für was noch nicht gehörtes von ihm begeistern. Vielleicht ist es die hier etwas bessere Klangqualität, die auch seine Begleiter etwas besser zu Geltung kommen lässt, vielleicht ist Byas hier auch besonders gut in Form und vielleicht ist es auch die abwechslungsreiche Mischung der Stücke. Wahrscheinlich alles von dem. Auf jeden Fall ist das mit das beste, was ich von ihm kenne.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12143915  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

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    friedrichWenn ich #donbyas google. werden mir Ergebnisse zum Donbass und dem Ukraine-Krieg angezeigt.

    Falls Du keinen Account bei Instagram selber hast, kannst ja vielleicht jemanden fragen, der es dir zeigt. Lässt sich hier halt nicht gut verlinken und ich kenne auch nicht die Quelle von dem Foto (Buch oder Magazin wurden nicht genannt). Im Nachschlagwerk von Carlo Bohländer ist die Bildseite mit Don Byas im Hochformat zu sehen, das Original ist wohl im Querformat. Und der Eintrag von Jaki (Jacky) Liebezeit unter L im Buch von Bohländer ist ziemlich kurz. Der Fotograf war Hans W. Fuchs.

    --

    #12144073  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,078

    Ich finde das Foto bei Insta auch nicht … wenn die Namen nicht dazugeschrieben wurden, ist das wohl hoffnungslos. Weisst Du noch, wer’s eingestellt hat @thelonica?

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12144077  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

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    gypsy-tail-windIch finde das Foto bei Insta auch nicht … wenn die Namen nicht dazugeschrieben wurden, ist das wohl hoffnungslos. Weisst Du noch, wer’s eingestellt hat @thelonica?

    instagram.com/deutschetodeskunst/

    Da wurde es kürzlich gepostet. Suche über Hashtag #donbyas geht aber auch (Suchfunktion bei Insta klappt super). So viel haben die da nicht zu Don Byas auf Instagram.

    --

    #12144123  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

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    Danke Dir! Suche hatte vorhin auch nicht geklappt – jetzt schon :-)

    --

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    #12145585  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Don Byas – Amoureusement Votre…

    Apropos Don Byas und Produktion im anderen Thread… gerade bei spotify irgendwo draufgeklickt… Haben Sie das auch eine Nummer kleiner? Nein ist leider gerade aus… Selten hat man Don Byas („the big sound“) mit so viel Hall gehoert wie auf diesem Album von 1962, oder in Begleitung eines vergleichbar grossen Orchesters, das „Grand Orchestre“ von Jacques Denjean (nicht zu verwechseln mit dessen „Grand Orchestre de Jazz“) war kein Kammerensemble und verfuegte neben einem etwas groesseren Streichersatz natuerlich auch ueber einen Holzblaesersatz, schweres Blech, you name it… Genug gestichelt, natuerlich laeuft das prima durch, und auch wenn es auf anderen Byas Alben mehr Jazz zu hoeren gibt, ist es nicht so, dass hier nicht auch ein paar etwas interaktivere Momente mit der Rhythmusgruppe eingeplant waeren (The Way You Look Tonight zB)… und natuerlich macht es Spass, Byas auf Balladen mit schwerem Streicherteppich zu hoeren, und die Songauswahl ist vielleicht nicht besonders originell, aber dafuer gibt es jede Menge Stuecke, die ich zumindest immer gerne hoere, Laura, Autumn in New York, Moonlight in Vermont, Misty, you name it…

    edit: bei Evensmo werden die Lineups etwas klarer: Vier Tracks sind in einem Quartett aufgenommen (Arvanitas/Sim/Garros, also top), der Rest mit diesem riesigen Orchester

    --

    .
    #12145853  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    redbeansandrice
    Apropos Don Byas und Produktion im anderen Thread… gerade bei spotify irgendwo draufgeklickt… Haben Sie das auch eine Nummer kleiner? Nein ist leider gerade aus…

    (…)

    :-D

    C’est incroyable!

    Vielleicht hier und da etwas viel Schlagsahne und Zuckerguss. ;-) Sorgfältig produziert ist das Album ja, aber doch nicht ganz das, was ich mir von Don Byas wünsche.

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
    #12146545  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

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    wg dem franzoesischen Album: sie haetten einfach ein Quartettalbum mit Arvanitas aufnehmen sollen, das hat fuer Sonny Criss, Ben Webster, Yusef Lateef, Dexter Gordon, Ted Curson und andere ganz fantastisch funktioniert, und die vier Tracks sind doch prima…

    Don Byas – Private Recordings 1944-45

    aus der Don Byas Ecke des oertlichen Plattenladens… Evensmo bemerkt zu der einen Session: „On first listening it may seem a little dull. However, played many times, loud, with a good whisky on hand, it goes straight into your heart!“ Aufnahmen, die Baron Timme Rosenkrantz Mitte der 40er Jahre vermutlich in seiner Wohnung aufgenommen hat… heute wuerde er dafuer sein iPhone verwenden, damals vermutlich suendhaft teures Geraet, das aber seinen technischen Grenzen hatte – selbst die besten Tonstudios der damaligen Zeit sehen gegen die Telefone von heute ja ein wenig alt aus – was sie ja auch ganz schlicht sind… Jedenfalls war der Baron so klug, sich auf Lineups zu fokussieren, die er mit seinen technischen Mitteln gescheit aufnehmen konnte – und vielleicht spielte auch Ruecksicht auf die anderen Nachbarn eine Rolle… jedenfalls gibt es kein Schlagzeug, keine Blechblaeser, die Grundbesetzungen sind ts/p oder ts/b (das legendaere Duo mit Slam Stewart) gelegentlich auch ts/p/b… und auf zwei Tracks kommt ein weiterer Blaeser dazu, einmal Kirtland Bradford am Altsax (und in dem Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass er es wirklich ist – er spielt ein langes Solo) einmal Gene Sedric an der Klarinette… Bei der Besetzung bieten sich natuerlich Balladen an, und zum Glueck weiss Byas, wie man die spielt… Ich glaub, ich versteh Evensmo’s Kommentar ganz gut… aus diesen Jahren kennt man Musik ja oft nur in Form von Singles, die man Track fuer Track hoeren muss… das hier hingegen ist Musik, die sich die noetige Zeit nimmt, und der man stundenlang zuhoeren kann…

    --

    .
    #12146799  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 4,882

    redbeansandricewg dem franzoesischen Album: sie haetten einfach ein Quartettalbum mit Arvanitas aufnehmen sollen, das hat fuer Sonny Criss, Ben Webster, Yusef Lateef, Dexter Gordon, Ted Curson und andere ganz fantastisch funktioniert, und die vier Tracks sind doch prima…

    Don Byas – Private Recordings 1944-45
    aus der Don Byas Ecke des oertlichen Plattenladens… Evensmo bemerkt zu der einen Session: „On first listening it may seem a little dull. However, played many times, loud, with a good whisky on hand, it goes straight into your heart!“ Aufnahmen, die Baron Timme Rosenkrantz Mitte der 40er Jahre vermutlich in seiner Wohnung aufgenommen hat… heute wuerde er dafuer sein iPhone verwenden,
    damals vermutlich suendhaft teures Geraet, das aber seinen technischen Grenzen hatte – selbst die besten Tonstudios der damaligen Zeit sehen gegen die Telefone von heute ja ein wenig alt aus – was sie ja auch ganz schlicht sind… (…)

    Hätte, hätte, Fahrradkette … Schade!

    Sowas findest Du in einer Ecke Deines Plattenladens? :-O

    Ja, dieser exzentrische dänische Adlige! Obwohl: Exzentrik ist eine Frage der Perspektive. Aus Sicht von Don Byas-Liebhabern stand er ziemlich nah der Mitte. Ich stelle mir Niels Otte Timme Rosenkrantz als Figur in einem Film („The Jazz Baron“) vor, der von lauter Gestalten aus der damaligen Szene umringt ist.

    Edit: Hier ein Foto von Timme in seinem Appartement.

    Und seine home recordings („Timme’s Treasures“) gibt es auch hier.

    Und hier.

    „Known in New York and Denmark as the Jazz Baron, baron Niels Otte Timme Rosenkrantz was a man of many talents and many friends. On this CD, we find exclusive recordings of some of the grand musicians of Harlem’s golden jazz age – most of it recorded in Timmy’s (as the Americans nicknamed him) private Manhattan apartment, where the jazz society came to party and play.

    This CD features tracks performed by renowned artists such as Stuff Smith, Thelonious Monk, Don Byas and pianist Erroll Garner, whom Timme Rosenkrantz is actually credited for discovering and being the first to record. The CD is the first ever release of these private recordings from the mid-1940s.

    Carefully selected from the archives at the Music Library of the University of Southern Denmark by experts, the old tracks have been digitally cleaned and remastered, providing us an array of interesting material. Timme’s Treasures features extraordinary gems from a riveting epoch of jazz, and the CD is an unexpectedly recovered treasure chest, teaching us an important history lesson on musicality.

    „One of the tracks, Embraceable you is played almost entirely by Don Byas, and his sound is so well-captured that you believe your ear to be glued to the saxophone. Its phrases are constructed with perfection and unfold with a lyricism so well-mastered it leaves you stunned.“ writes Bulletin du hcf (646, December 2015).“

    zuletzt geändert von friedrich

    --

    „Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)
Ansicht von 15 Beiträgen - 16 bis 30 (von insgesamt 65)

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