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AutorBeiträge
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tolomoquinkolomEisbaer!
Stephan Eicher.
Schweiz.
Geniestreich.YEP!
Selbst heute noch finde ich dieses Lied großartig!MalibuKann es daran liegen, dass gerade weil viele der sogenannten NDW Klassiker (DAF und die Kassierer und S.Y.P.H. und so weiter gehören natürlich nie dazu) so strunzdumm sind…
Ich empfehle mal generell den [thread=14565]NDW Thread. Viele hier scheinen NDW wirklich gleichzusetzen mit den Radio- und Verkaufslisten-Hits. Dabei werden sämtliche Bands der Anfangszeit völlig ignoriert. Bender hat da (mal wieder) eine schöne urzdefinition mit einer Liste von Gruppen reingeschrieben. Bevor noch jemand darüber herzieht, erstmal damit auseinandersetzen.
Ja, ich höre auch heute noch NDW!tolomoquinkolomWeil es dabei gar nicht um die Musik, sondern um das Ego geht.
Der Gedanke ist gut, muß ich mal richtig drüber nachdenken. Hängt wahrscheinlich viel vom Alter und von der Umgebung ab.
Beispiel 1:
Und Ego ist vor allem als Abgrenzung wichtig: Ich höre Sachen, die Du nicht kennst. (Ich bin was besseres!)
Ich kann dem so nicht beipflichten:
Beispiel 2:
Bei mir und im damaligen Freundeskreis spielte Entdeckerfreude die größte Rolle. (Guck mal die neue Queen. Haben meine Eltern sich gekauft. Und schwupps haben wir an der elterlichen Anlage des Freundes gesessen.)
Aber wie gesagt, muß ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen.Das zwanghafte Klammern beruht auf der Erkenntnis eines nachträglich festgestellten Mangels an sich selbst. Das Festhalten an der Musik seiner Jugend (sofern sie nicht aus rein zufällig glücklichen Umständen heute zum Kanon gehört) hat nichts mit Nostalgie zu tun. Vielmehr ist dies ein Schutzmechanismus gegen die hypothetische Möglichkeit eines noch gravierenderen Dilemmas: Hat man nicht nur nicht die ‘richtige’ Musik gehört, sondern auch die ’richtige’ Jugendzeit verpasst? Vor die Wahl gestellt, wird sich da fast jeder lieber ’nur‘ die Kritik seines jämmerlichen Musikgeschmack gefallen lassen.
Wow! Zustimmung.
Schöner Beitrag insgesamt anhand Deiner „Lebensbeschreibung“ und Erfahrung.Katastrophengebiete wie Paula Abdul, Bryan Adams, Roxette, Robert Palmer, INXS und Wilson Philips. Noch peinlicheres lasse ich weg.
Paula Abdul konnte nicht singen, aber saugut tanzen. War die Tanzlehrerin vom King of Pop. Damals War ihre Platte ein Riesenhit, der vor allem bei den Amis den Nerv traf.
B. Adams war gut bis zu dieser Robin Hood Ballade.
Und Robert Palmer und auch INXS haben nichts in der Liste von Peinlichkeiten zu suchen. Vor allem die Platten von INXS bis 1985 sind immer noch hörenswert, wenn auch vielleicht durch ihren typischen Schlagzeugklang „veraltet“--
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WerbungHerr Rossi@Nail: Wieso? Das ist so liebevoll und perfekt gemacht, das höre ich als mild-ironische Hommage. Um zu verstehen, dass BCR für einen US-Teenie, der vom Mainstream-Rock zutiefst gelangweilt war, geradezu eine kleine Offenbarung sein konnten, kann man sehr unterhaltsam, reflektiert und nostalgiefrei bei Caroline Sullivan („Bye Bye Baby“) nachlesen. Das Buch passt auch durchaus zum Thread-Thema. PS: Wir sollten trotzdem die Kurve zurück bekommen.
Kurven sind schwer, Rossi. Kennen und können hier offensichtlich sehr wenige.
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grandandtYEP!
Selbst heute noch finde ich dieses Lied großartig!Wie ich schon schrieb, ein Geniestreich. Offenbar nicht nur für mich.
grandandtIch empfehle mal generell den [thread=14565]NDW Thread. Viele hier scheinen NDW wirklich gleichzusetzen mit den Radio- und Verkaufslisten-Hits. Dabei werden sämtliche Bands der Anfangszeit völlig ignoriert. Bender hat da (mal wieder) eine schöne urzdefinition mit einer Liste von Gruppen reingeschrieben. Bevor noch jemand darüber herzieht, erstmal damit auseinandersetzen. Ja, ich höre auch heute noch NDW!
Guter Tipp mit dem NDW-Thread. Und Grand, Freund, Danke für deine Offenheit. Das ist mutig und macht angreifbar. Erbsenzähler, Geiersturzflieger und Schiffeversenker zappeln bereit vor ihren Bordkanonen, die Geschosse kreisen über den Tastaturen. Erbärmlich. Auch das.
Was ich NDW außer ihrem Namen (Neue Deutsche Welle klingt irgendwie irgendwo irgendwann immer nach Frisör-Salon) vorwerfen könnte, wäre, dass sie nicht auf mich gewartet hat. Wie beim Thema Musik fast immer, musste ich mich ‘rückwärts vorarbeiten‘. Eine Zumutung für jemanden, dessen Maxime ‘vorwärts geht es immer nur nach vorne’ lautet. Aber gut, es hat sich tatsächlich gelohnt. Also nicht gemeckert. [An wen ich viele Herzen verteilt habe, kann man im Rare-Trix-Thread nachlesen. Aber Vorsicht: Ego-Trip. Tretmienen. Und diesen Hinweis auf meine Spielwiese möchte ich auch nicht als Werbemaßnahme missverstanden wissen.]
Ich sehe mich übrigens auch nicht als NDW-Fan, sondern einige deren Vertreter sprechen mich einfach als Rock-, Pop- oder Sonstwas-Band oder Interpret an. Mit Etiketten kann ich nichts anfangen. Wichtig ist mir das Stück, seine Aussage, seine Wirkung auf mich, nicht die Epoche seines Entstehens. Und einige der Songs aus dieser Zeit sind größer als selbst ihre Macher es geplant hatten. Um das nicht ausufern zu lassen, nur wenige, mir sehr wichtige Beispiele: “Paul ist tot” (Fehlfarben) ist für mich ein ebenso überwältigender Abgesang, wie Neil Youngs Song “Out of the blue”. “Dilettanten des Wunders” (Interzone) die Essenz einer Generation; Pudelkos Stimme eine Offenbarung. Und wer mich weinen sehen will, muss nur Nenas “Der Anfang vom Ende” (die Uhr die nicht mehr läuft will sagen das was zu Ende ist) auflegen. Manchmal genügt es schon nur an den Song zu denken. [Klappt übrigens auch bei “Seasons in the Sun” (Terry Jacks; seine Version von Brels “Le Moirbond”).] Heulsuse.
Ergriffenheit klingt scheiße, trifft es aber wohl am genauesten. Natürlich hängt das auch immer mit biographischen Unfällen zusammen; das ist mir schon bewusst. Die Qualität eines solchen Songs beeinträchtigt dies aber in keiner Weise. Ach ja. Es fehlen natürlich noch die Scherben, die fälschlicherweise irgendwie in diese Welle geraten sind. Für mich die intelligenteste deutsche Band überhaupt (gilt für deren Musik ebenso, wie für Reisers Texte). Meine Helden in Sachen Evolution deutschsprachiger Rockmusik heißen Ton Steine Scherben und nicht Lindenberg. Alles klar. Andrea Doria. Auch wichtig waren mir und sind es noch: Ideal, Die Haut, Extrabreit, PVC, Trio, Fred Banana Combo.
grandandtDer Gedanke ist gut, muß ich mal richtig drüber nachdenken. Hängt wahrscheinlich viel vom Alter und von der Umgebung ab. Beispiel 1: Und Ego ist vor allem als Abgrenzung wichtig: Ich höre Sachen, die Du nicht kennst. (Ich bin was besseres!) Ich kann dem so nicht beipflichten: Beispiel 2: Bei mir und im damaligen Freundeskreis spielte Entdeckerfreude die größte Rolle. (Guck mal die neue Queen. Haben meine Eltern sich gekauft. Und schwupps haben wir an der elterlichen Anlage des Freundes gesessen.) Aber wie gesagt, muß ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen.
Auf das Problem adoleszenter Informationsaneignung in Sachen Musik hat Rossi hier in diesem Thread bereits hingewiesen. Die Möglichkeiten, die Kids heute haben sind beneidenswert, die Unübersichtlichkeit des Angebots kassiert aber einen großen Teil dieses Vorteils wieder ein. Trotzdem.
grandandtWow! Zustimmung. Schöner Beitrag insgesamt anhand Deiner „Lebensbeschreibung“ und Erfahrung.
Ich hatte einige Probleme mit den hier im Thread kursierenden Formeln und Mysterien. Klartext ist dann schon eher mein Ding. Nicht ganz zufällig fiel mir als Fallbeispiel diese Person aus meiner Vergangenheit ein, die ich immer noch ganz gut kenne.
grandandtPaula Abdul konnte nicht singen, aber saugut tanzen. War die Tanzlehrerin vom King of Pop. Damals War ihre Platte ein Riesenhit, der vor allem bei den Amis den Nerv traf. B. Adams war gut bis zu dieser Robin Hood Ballade. Und Robert Palmer und auch INXS haben nichts in der Liste von Peinlichkeiten zu suchen. Vor allem die Platten von INXS bis 1985 sind immer noch hörenswert, wenn auch vielleicht durch ihren typischen Schlagzeugklang „veraltet“
Ja, tanzen konnte die. Und “Opposites attract” (Abdul) war im Radio ein Vorläufer von “Groundhog day” (und täglich grüßt das Murmeltier).
Bitte nicht missverstehen: Adams, Palmer, INXS sind nicht peinlich. Ich habe sie (rückblickend) dazu erklärt, weil sie meiner musikalischen Biographie eine Delle zufügen, die sich dem Auswuchten entzieht. Außer Lobotomie dürfte da auch nicht viel helfen. Die Genannten zählen zu meinen Leichen im Keller, von denen Rossi gesprochen hat. Und leider nicht deutlicher wurde. Rossi! Namen, Namen, Namen. Geier wollen auch leben.
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Nur kurz, tolo, da ich eigentlich das Musikprogramm von Radio Eins vorbereiten muss. PVC und deutsche Texte? Die sind Dir aus Versehen in die Liste geraten, oder?
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!edit
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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.kingberzerk“Berlin bei Nacht“
Ist in der deutschen Version von „Bel Ami“, nicht von PVC. Die haben den Song immer auf Englisch vorgetragen.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Ich vermute hinter der „Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik“ v.a. ein Mittel der Selbsttäuschung für Leute, denen die Beschäftigung mit Musik Zeit ihres Lebens nur wenig Nutzen gestiftet hat. Solche Leute gibt es ja zweifellos.
Anstatt sich und anderen gegenüber das „Defizit“ offen einzugestehen, dass man halt über keine ausgesprochenen Rezeptoren für Musik verfügt, ist es doch viel verlockender, durch eine Überhöhung jener Popmusik, die einem während der Jugendzeit quasi mitgegeben wurde, jegliche weitergehende Auseinandesetzung mit neuer Musik als überflüssig zu rechtfertigen.
Wenn Musik-Aficionados bisweilen empört reagieren, wenn „Summer of 69“ von irgendwelchen Banausen zum hundertsten Mal als absoluter Knallersong gewürdigt wird, finde ich das verständlich. Andererseits neigen wir ja alle dazu, unser Selbstwertgefühl durch systematische Selbsttäuschung zu erhöhen (Umfragen zufolge sind ja mind. 99.9% aller Männer überdurchschnittlich gute Autofahrer).
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Big Hat…(Umfragen zufolge sind ja mind. 99.9% aller Männer überdurchschnittlich gute Autofahrer).
Komisch, daß die 0,1% mir grundsätzlich die linke Spur auf der Autobahn versprerren.
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Nach meiner Erfahrung interessieren sich mindestens 80 % aller Musikhörer später überhaupt nicht mehr für aktuelle Musik, sondern nur noch für die, die in ihrer Jugend einen emotionalen Stellenwert hatte. Da ist es halt so, dass das Musikhören durch andere Dinge ersetzt wird. Die anderen 20% haben wohl einen anderen, erweiterten Zugang zu Pop-Musik, d.h. sie wollen nicht nur Musik als Emotionsverstärker und Spaßquelle, sondern sie interessieren sich für musikalische historische Zusammenhänge, einzelne Musik-Subkulturen etc.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Ehrlich gesagt, frage ich mich gerade, was unter aktueller Musik zu verstehen ist. Das Chartzeugs, MTV Berieselung? Dann bekenne ich mich zu den 80%.
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Mick, in England gibt es immer noch zwei, drei frische neue Bands pro Monat oder gar Woche, die z.T. brillante Singles auf den Markt bringen. Aber Singles interessieren Dich ja nicht. Oder?
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If you try acting sad, you'll only make me glad.Mick67Ehrlich gesagt, frage ich mich gerade, was unter aktueller Musik zu verstehen ist. Das Chartzeugs, MTV Berieselung? Dann bekenne ich mich zu den 80%.
Musik aus dem Jahr 2008? Muss sich aktuelle Musik zwangsläufig in den Charts befinden oder auf MTViva laufen? Abgesehen davon, dass auf MTV sowieso kaum noch Musik läuft. Wer sich sein Interesse an Musik erhalten hat, ist sicher nicht auf die Charts angewiesen.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Mick67Komisch, daß die 0,1% mir grundsätzlich die linke Spur auf der Autobahn versprerren.
Ich sehe schon, Du gehörst auch zu den 95%, die über einen überdurchschnittlich guten Sinn für Humor verfügen.
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Mick67Ehrlich gesagt, frage ich mich gerade, was unter aktueller Musik zu verstehen ist. Das Chartzeugs, MTV Berieselung? Dann bekenne ich mich zu den 80%.
Unter aktueller Musik verstehe ich die Neuveröffentlichungen über die wir uns hier im Forum auslassen und die z.B. im RS rezensiert werden.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)sparchMusik aus dem Jahr 2008? Muss sich aktuelle Musik zwangsläufig in den Charts befinden oder auf MTViva laufen? Abgesehen davon, dass auf MTV sowieso kaum noch Musik läuft. Wer sich sein Interesse an Musik erhalten hat, ist sicher nicht auf die Charts angewiesen.
Ja, das war auch ein wenig überspitzt formuliert. Mal ein Beispiel: sind z.B. die Felice Brothers aktuell, obwohl sie sich sehr stark von The Band oder Bob Dylan haben „inspirieren“ lassen? In dem Sinne höre ich natürlich aktuelle Musik. Kurzum, wenn ich Musik durch Musiker bzw. Band ersetze, müßte ich gar nicht überlegen und sehe mich klar bei den 20%.
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