Re: Die Übermacht der Nostalgie in der Wahrnehmung von Popmusik

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tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

Beiträge: 8,651

grandandtYEP!
Selbst heute noch finde ich dieses Lied großartig!

Wie ich schon schrieb, ein Geniestreich. Offenbar nicht nur für mich.

grandandtIch empfehle mal generell den [thread=14565]NDW Thread. Viele hier scheinen NDW wirklich gleichzusetzen mit den Radio- und Verkaufslisten-Hits. Dabei werden sämtliche Bands der Anfangszeit völlig ignoriert. Bender hat da (mal wieder) eine schöne urzdefinition mit einer Liste von Gruppen reingeschrieben. Bevor noch jemand darüber herzieht, erstmal damit auseinandersetzen. Ja, ich höre auch heute noch NDW!

Guter Tipp mit dem NDW-Thread. Und Grand, Freund, Danke für deine Offenheit. Das ist mutig und macht angreifbar. Erbsenzähler, Geiersturzflieger und Schiffeversenker zappeln bereit vor ihren Bordkanonen, die Geschosse kreisen über den Tastaturen. Erbärmlich. Auch das.

Was ich NDW außer ihrem Namen (Neue Deutsche Welle klingt irgendwie irgendwo irgendwann immer nach Frisör-Salon) vorwerfen könnte, wäre, dass sie nicht auf mich gewartet hat. Wie beim Thema Musik fast immer, musste ich mich ‘rückwärts vorarbeiten‘. Eine Zumutung für jemanden, dessen Maxime ‘vorwärts geht es immer nur nach vorne’ lautet. Aber gut, es hat sich tatsächlich gelohnt. Also nicht gemeckert. [An wen ich viele Herzen verteilt habe, kann man im Rare-Trix-Thread nachlesen. Aber Vorsicht: Ego-Trip. Tretmienen. Und diesen Hinweis auf meine Spielwiese möchte ich auch nicht als Werbemaßnahme missverstanden wissen.]

Ich sehe mich übrigens auch nicht als NDW-Fan, sondern einige deren Vertreter sprechen mich einfach als Rock-, Pop- oder Sonstwas-Band oder Interpret an. Mit Etiketten kann ich nichts anfangen. Wichtig ist mir das Stück, seine Aussage, seine Wirkung auf mich, nicht die Epoche seines Entstehens. Und einige der Songs aus dieser Zeit sind größer als selbst ihre Macher es geplant hatten. Um das nicht ausufern zu lassen, nur wenige, mir sehr wichtige Beispiele: “Paul ist tot” (Fehlfarben) ist für mich ein ebenso überwältigender Abgesang, wie Neil Youngs Song “Out of the blue”. “Dilettanten des Wunders” (Interzone) die Essenz einer Generation; Pudelkos Stimme eine Offenbarung. Und wer mich weinen sehen will, muss nur Nenas “Der Anfang vom Ende” (die Uhr die nicht mehr läuft will sagen das was zu Ende ist) auflegen. Manchmal genügt es schon nur an den Song zu denken. [Klappt übrigens auch bei “Seasons in the Sun” (Terry Jacks; seine Version von Brels “Le Moirbond”).] Heulsuse.

Ergriffenheit klingt scheiße, trifft es aber wohl am genauesten. Natürlich hängt das auch immer mit biographischen Unfällen zusammen; das ist mir schon bewusst. Die Qualität eines solchen Songs beeinträchtigt dies aber in keiner Weise. Ach ja. Es fehlen natürlich noch die Scherben, die fälschlicherweise irgendwie in diese Welle geraten sind. Für mich die intelligenteste deutsche Band überhaupt (gilt für deren Musik ebenso, wie für Reisers Texte). Meine Helden in Sachen Evolution deutschsprachiger Rockmusik heißen Ton Steine Scherben und nicht Lindenberg. Alles klar. Andrea Doria. Auch wichtig waren mir und sind es noch: Ideal, Die Haut, Extrabreit, PVC, Trio, Fred Banana Combo.

grandandtDer Gedanke ist gut, muß ich mal richtig drüber nachdenken. Hängt wahrscheinlich viel vom Alter und von der Umgebung ab. Beispiel 1: Und Ego ist vor allem als Abgrenzung wichtig: Ich höre Sachen, die Du nicht kennst. (Ich bin was besseres!) Ich kann dem so nicht beipflichten: Beispiel 2: Bei mir und im damaligen Freundeskreis spielte Entdeckerfreude die größte Rolle. (Guck mal die neue Queen. Haben meine Eltern sich gekauft. Und schwupps haben wir an der elterlichen Anlage des Freundes gesessen.) Aber wie gesagt, muß ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen.

Auf das Problem adoleszenter Informationsaneignung in Sachen Musik hat Rossi hier in diesem Thread bereits hingewiesen. Die Möglichkeiten, die Kids heute haben sind beneidenswert, die Unübersichtlichkeit des Angebots kassiert aber einen großen Teil dieses Vorteils wieder ein. Trotzdem.

grandandtWow! Zustimmung. Schöner Beitrag insgesamt anhand Deiner „Lebensbeschreibung“ und Erfahrung.

Ich hatte einige Probleme mit den hier im Thread kursierenden Formeln und Mysterien. Klartext ist dann schon eher mein Ding. Nicht ganz zufällig fiel mir als Fallbeispiel diese Person aus meiner Vergangenheit ein, die ich immer noch ganz gut kenne.

grandandtPaula Abdul konnte nicht singen, aber saugut tanzen. War die Tanzlehrerin vom King of Pop. Damals War ihre Platte ein Riesenhit, der vor allem bei den Amis den Nerv traf. B. Adams war gut bis zu dieser Robin Hood Ballade. Und Robert Palmer und auch INXS haben nichts in der Liste von Peinlichkeiten zu suchen. Vor allem die Platten von INXS bis 1985 sind immer noch hörenswert, wenn auch vielleicht durch ihren typischen Schlagzeugklang „veraltet“

Ja, tanzen konnte die. Und “Opposites attract” (Abdul) war im Radio ein Vorläufer von “Groundhog day” (und täglich grüßt das Murmeltier).

Bitte nicht missverstehen: Adams, Palmer, INXS sind nicht peinlich. Ich habe sie (rückblickend) dazu erklärt, weil sie meiner musikalischen Biographie eine Delle zufügen, die sich dem Auswuchten entzieht. Außer Lobotomie dürfte da auch nicht viel helfen. Die Genannten zählen zu meinen Leichen im Keller, von denen Rossi gesprochen hat. Und leider nicht deutlicher wurde. Rossi! Namen, Namen, Namen. Geier wollen auch leben.

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