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AutorBeiträge
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katharsis
Cuscuna ist ja auch dadurch getrieben, dass er gerne alles veröffentlicht wissen wollte, was da in den Archiven so schlummerte…ich denke BN haben auch teilweise auf Halde produziert, also, zB die zehn (ganz grob überschlagen) Andrew Hill Alben, die damals im Kasten blieben, waren glaub ich nur im Einzelfall als missglückt bei Seite gelegt… ähnlich für einige der späten John Patton Alben; weiß nicht, was hier die langfristigen Pläne waren… auch bei Tina Brooks oder Grant Green glaub ich nicht das mindere Qualität in allen Fällen den Ausschlag gab, die Marktgegebenheiten waren da sicherlich auch ein Punkt…
und es gibt durchaus Sachen, die Cuscuna zu unser aller Leidwesen im Archiv lässt, das Schwesteralbum von Blue John etwa… (also, die sechs unveröffentlichten Stücke aus den beiden Sessions, Diskografie)
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WerbungEin größeres Rätsel ist für mich, warum so viele tolle Aufnahmen seiner Zeit nicht verwertet wurden.
Leicht gesagt: Geld!
Nehmen wir Andrew Hill – Sessions pro Jahr als Leader:
1963: 2
1964: 3
1965: 3
1966: 1
1967: 3
1968: 3
1969: 4
1970: 2Und jede davon hätte als Album veröffentlicht werden können – nur: Wer hätte das bezahlt? Wie viele Platten pro Album mag Hill verkauft haben? 2000? 3000? Mehr sicher nicht, vielleicht sogar deutlich weniger.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Ihr sprecht beide Andrew Hill an, da habe ich eine einfache Theorie. Natürlich kosten die Aufnahmesessions auch Geld. RVG musste bezahlt werden, der Termin gebucht werden – zu dem Zeitpunkt konnten keine Goldesel wie Morgan aufnehmen, die Sidemen kosteten Geld usw. Ich denke, das hätte man sich sparen können, wenn man nicht prinzipiell vorgehabt hätte, davon vieles zu veröffentlichen.
Ich denke aus unserer heutigen und subjektiven Sicht betrachten wir Andrew Hill anders, als das ein Alfred Lion möglicherweise getan hat. Das war damals schon eine andere Art für eine Blue Note-Session und ich könnte mir gut vorstellen, dass Alfred Lion vieles davon nicht so gut gefallen hat, wie wieder andere Aufnahmen. Alben wie „Black Fire“, „Point of Departure“ oder „Judgement“ featuren oft hauptsächlich viele der häufig gesehenen BN-Sidemen. „Involution“, „Dance with death“ oder die 66er/67er-Sessions sind da wiederum von einer anderen Besetzung. Hmm, hinkt ein bißchen, aber wer weiß? :roll:--
"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIhab noch grad die tatsächlich vor 1975 veröffentlichten Sessions hinterher geschrieben…
nail75
1963: 2 -> 2
1964: 3 -> 3
1965: 3 ich zähl 2 ->1
1966: 1 -> 0?
1967: 3 -> 0
1968: 3 -> 1 [wobei hier ausnahmsweise wirklich sowas wie ein zweiter Anlauf bei ist]
1969: 4 -> 1
1970: 2 -> 0ich hab ja keine Ahnung, aber ich glaub nicht, dass das ein Missgeschick war, dass alle diese Sessions ungewünschte Resultate herbeiführten… was die richtig erkannt haben (?), ist, dass die Musiker irgendwie in ihren besten Jahren waren und dass man mit dem Aufnehmen eines Albums nicht zehn Jahre warten kann und das gleiche herauskriegt… es sind ja auch offensichtlich die etwas „zeit-geistigeren“ Alben am Ende veröffentlicht worden, Lift every voice mit den Chören und das soul-jazzigere Grass Roots… kann mir nicht vorstellen, dass Lion die wirklich am besten fand, aber wer weiß… vielleicht haben sie auch gedacht, irgendwann ist die Zeit reif… wär ja langfristig gesehen auch nicht doof gewesen 1950 noch sechs weitere Monk Alben aufzunehmen… vielleicht wollt Lion solche „Versäumnisse“ vermeiden…
was nun die Sidemen betrifft: weiß grad nicht, wer in Hill’s working group war, (ein Quartett mit Sam Rivers?) aber die sehen mir doch für die späteren BN Jahre recht typisch aus, Charles Tolliver, Woody Shaw, Lee Morgan hast du auch zB bei McLean, Bennie Maupin bei Lee Morgan, Idris Muhammad bei Stanley Turrentine, Ron Carter und Cecil McBee waren auch häufig aufgenommene Musiker dieser Zeit… es war halt nicht mehr 1963 und Freddie Hubbard zB war kein ständiger BN Sideman mehr (glaub ich)… das einzige was ein bißchen ins Auge springt, ist die relativ hohe Präsens von Sun Ra sideman, Pat Patrick, John Gilmore… das sind gemeinsame Chicagoer Wurzeln…
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.1963:
– Black Fire
– Smokestack1964:
– Judgement
– Point of Departure
– Andrew!!!1965:
– Pax (seinerzeit nicht veröffentlicht)
– Compulsion!1966:
– Change (seinerzeit nicht veröffentlicht)1967:
– Prevue-Session (nr)
– Nine at the bottom-Session (nr)
– Oriba-Session (nr)1968:
– Grass Roots (nr)
– Dance with death (nr)1969:
– Lift every voice
– Mahogany-Session (nr)
– One for One (1975 veröffentlicht)
– Passing ships (nr)1970 gabs dann vier verschiedene Sessions, die irgendwie zusammengefügt wurden.
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIbei 1968 muss es
– Grass Roots
– erster Versuch zu Grass Roots (nr)
– Dance with Death (nr)
heißen, oder? die vier 1970er Sessions sehen mir eigentlich ziemlich deutlich wie zwei in zwei Sessions aufgenommene Alben aus…http://www.jazzdiscography.com/Artists/Hill/hill-disc.htm
Fazit: 21 Alben aufgenommen, 8 veröffentlicht… das sieht mir im wesentlichen geplant aus…
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.Die Grass Roots hatte ich zusammengenommen und dabei übersehen, dass unterschiedliche Musiker beteiligt waren.
Und bei den 70er-Sessions habe ichs mir auch einfach gemacht
Danke für den Nachtrag.Edit: Es gab ja immer wieder Aufnahmen, die in den Archiven hängen blieben. Mobley, Hubbard, Donaldson usw. Aber in dieser Menge? Angesichts des üblichen Veröffentlichungsschemas und der ansonsten ökonomischen BN-Arbeitsweise erscheint mir ein derartig weitläufig angelegter Plan sehr vage!
Gibts da keine Anmerkungen bspw. bei der Mosaic Select-Box?--
"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIINa ja, ich glaub zumindest zum Teil war Lion bwz Blue Note ja schon auch an der Dokumentation der Musik gelegen… und das Aufnehmen auf Vorrat war ja gang und gäbe, das haben beispielsweise Prestige und Atlantic auch so gemacht (hab grad neulich mal nachgeschaut, wann „Coltrane’s Sound“ rauskam… dann wird auch klar, weshalb die in der Wirkungsgeschichte unterging, die kam erst 1964, da stand sie in Konkurrenz mit einigen von Coltrane’s besten Impulse-Alben und war schon völlig… veraltet? Jedenfalls war das nicht mehr der Coltrane, den man von Live-Auftritten kannte…)
Der Plan von Lion/Wolff war ja sicher nicht, das Label im Jahr 196X aufzugeben oder zu verkaufen, und da hat man halt auch mal aufgenommen, hätte ja sein können, dass die Musiker das Label wechseln und viel Geld machen (so wie z.B. Cannonball oder Wes Montgomery das mit Riverside gemacht haben) und dann hätte man immer noch ein paar Alben auf Vorrat – auch das erscheint als potentiell durchaus sinnvolle Geschäftspolitik, nicht?Und zu Cuscuna: wie schon erwähnt, gewisse Sachen will er nicht veröffentlicht sehen – er scheint da auch einigermassen klare Vorstellungen zu haben darüber, was „man“ hören darf und was nicht… aber er hat ja schon ungezählte Schätze gehoben!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaZur Menge unveröffentlichter Sessions: das lag ja sicher auch mit dem Wegbrechen des Jazz-Marktes zusammen, dass sich da immer mehr angehöuft hat!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbazeitnah veröffentlichte/aufgenommene Alben
John Patton 8/13
Jackie McLean 14/23 (ungefähr)also eine ähnliche Tendenz (grad bei Patton wo zum Ende hin mehr und mehr „gebunkert“ wurde) aber längst nicht so extrem…
für Grant Green find ich grad keine geeignete Diskografie, aber da ist glaub ich vergleichsweise mehr zurückgehalten worden?und dieses große Dokumentieren und Bunkern von Patton und Hill fällt im wesentlichen in die Post-Lion Ära…
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.Ja, das mag schon sein. Aber dann ausgrechnet Andrew Hill?
Es könnte natürlich auch sein, dass man versuchte ihn als Speerspitze für moderne Zeiten aufzubauen und dementsprechend viel produziert hatte. Das würde aber wiederum nicht erklären, warum so wenig dann veröffentlicht wurde.
Natürlich hat man in gewissem finanziell tragbaren Rahmen auf Halde produziert, aber von anderen Künstlern gibt es doch nicht diese Menge an zurückgehaltenem Material in einem vergleichsweise kurzen Zeitrahmen?@redbeans: Ich meinte ja auch, dass die früheren Aufnahmen recht typische BN-Sidemen featurten während es später immer weniger wurden. Hängt natürlich auch damit zusammen, dass das klassische Label auch immer mehr „zusammenklappte“. Daher auch die Anmerkung dass das Beispiel wohl hinkt.
Eine direkte working-band hat er aus meiner Sicht nicht wirklich gehabt. Richard Davis nahm halt viel mit ihm auf, oder anfangs auch Roy Haynes.Kennt jemand das frühe Album mit Johnny Hartman? Stelle ich mir spannend aber strange vor!
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIredbeansandricezeitnah veröffentlichte/aufgenommene Alben
John Patton 8/13
Jackie McLean 14/23 (ungefähr)also eine ähnliche Tendenz (grad bei Patton wo zum Ende hin mehr und mehr „gebunkert“ wurde) aber längst nicht so extrem…
für Grant Green find ich grad keine geeignete Diskografie, aber da ist glaub ich vergleichsweise mehr zurückgehalten worden?und dieses große Dokumentieren und Bunkern von Patton und Hill fällt im wesentlichen in die Post-Lion Ära…
Von Green bleib vieles liegen, ja, kann aber auch nichts genaues sagen… mindestens zwei der Alben mit Clark, Solid, und natürlich Blues for Lou und Standards. Auch Born to Be Blue?
katharsisJa, das mag schon sein. Aber dann ausgrechnet Andrew Hill?
Es könnte natürlich auch sein, dass man versuchte ihn als Speerspitze für moderne Zeiten aufzubauen und dementsprechend viel produziert hatte. Das würde aber wiederum nicht erklären, warum so wenig dann veröffentlicht wurde.
Natürlich hat man in gewissem finanziell tragbaren Rahmen auf Halde produziert, aber von anderen Künstlern gibt es doch nicht diese Menge an zurückgehaltenem Material in einem vergleichsweise kurzen Zeitrahmen?Hill war wohl ein besonders schwierig zu verkaufender Musiker… aber anscheinend war ja doch der Wille zumindest da, was man ja Wolff sehr zugute halten muss!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba@redbeans: Du hast Recht, was 1965 angeht. Ich habe Dialogue dazugezählt, da war Hill zwar kein Leader, aber Hauptkomponist.
Zu Monk: Niemand wollte Monks Blue Note-Aufnahmen hören und schon gar nicht kaufen und Blue Note besaß nicht die finanziellen Ressourcen, um mehr Aufnahmen zu finanzieren. Die Herbie Nichols-Platten waren finanziell desaströs für das Label. Als Lion dann durch den Erfolg von Leuten wie Morgan oder Silver etwas mehr Geld hatte, konnte er sich erlauben, Hill aufzunehmen, aber er wusste, dass er das nicht alles veröffentlichen konnte, denn es gab nicht genug Käufer. Lion ging 1967 und Liberty veröffentlichte sowieso nur die „kommerziellen Alben“ wie Grass Roots und Lift Every Voice.
gypsy tail wind
Hill war wohl ein besonders schwierig zu verkaufender Musiker… aber anscheinend war ja doch der Wille zumindest da, was man ja Wolff sehr zugute halten muss!Das kann man ihm gar nicht hoch genug anrechnen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.gypsy tail windVon Green bleib vieles liegen, ja, kann aber auch nichts genaues sagen… mindestens zwei der Alben mit Clark, Solid, und natürlich Blues for Lou und Standards. Auch Born to Be Blue?
von den „Prä-Comeback“ Alben zähl ich immerhin zehn Stück (von 21):
First Session, Standards, alle drei aus der Clark/Green DoppelCD, Born to be Blue, Goin West (?), Blues for Lou, Matador, Soliddiese Diskografie ist doch recht brauchbar
http://www.icnet.ne.jp/~au_discography/gg.htmzwei schöne Andrew Hill Interviews:
http://www.jazzhouse.org/library/index.php3?read=panken2
http://www.jazzweekly.com/interviews/hill.htmim ersten sagt er Henderson/Hill/Davis/Haynes sei eine working group gewesen… für die Diskussion hier ist ansonsten das zweite relevanter (zB, dass die Frontline für Point of Departure eigentlich Dolphy/Charles Lloyd werden sollte…) (auf die Idee, Hill zu fragen, warum er nicht mehr BN Alben aufgenommen hat, muss man allerdings erstmal kommen…)
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.Danke für die Links. Eigentlich bin ich ein bißchen überrascht gewesen, dass Hill Kenny Dorham gewählt hatte und nicht Hubbard. Nicht dass der im Endeffekt besser gewesen wäre (wer weiß :lol:), aber es läge irgendwie eher auf der Hand…
Es stimmt schon, dass etliche andere Sessions zurückgehalten wurden. Bei Grant Green mitunter sogar seine besten…
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III -
Schlagwörter: Alfred Lion, Blue Note, Francis Wolff, It must schwing!, Jazz, Jazz-Faves, Labels, Rudy Van Gelder
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