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Bye Bye
zuletzt geändert von motoerwolf--
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WerbungAußerdem gesehen:
Beatrice Cenci (Regie: Lucio Fulci – Italien, 1969) 8/10
Lucio Fulci selbst hält Beatrice Cenci für einen seiner besten, wenn nicht sogar seinen besten Film. Ich tendiere mehr zu seinen übernatürlichen Horrorfilmen und den psychedelischen Gialli, verstehe jedoch, warum er ausgerechnet diesen bevorzugt: Ein rundes Werk, das Fulcis Eigenarten nicht ausspart und auch einigen seiner Lieblingsthemen, z.B. der Kritik an der Katholischen Kirche, ausgiebig Platz einräumt. Zwar war er 1969 noch nicht als Schundfilmer verschrien (und das selbst später zu Unrecht), doch kommt Beatrice Cenci wohl einem „klassischen“ Kinogroßwerk am Nächsten.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.motoerwolf
motoerwolf The Zone of Interest (Jonathan Glazer, 2023) Der Film legt sich wie Blei auf die Seele des Zuschauers, oder, fast wichtiger, des Zuhörers. Denn die Tonspur kommt direkt aus der Hölle. Das betrifft auch die Dialoge, vor allem aber die Atmo. Freilich weiß ich nicht, wie Auschwitz klang, aber mir scheint, Glazer hat das gut eingefangen. Und es ist entsetzlich.
Und gerade gibt es dafür den verdienten Oscar.
Ja, ein Film kalt wie Eis, dadurch dem Thema natürlich mehr als angemessen. Bemerkenswert.
Laut IMDB-Trivia nannte Spielberg ihn „the best Holocaust movie I’ve witnessed since my own.“ Nun denn.
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Weiterhin gesehen:
Wild (Regie: Nicolette Krebitz – Deutschland, 2016) 8/10
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.Dune (Dune: Part Two) (Regie Denis Villeneuve) (USA/2024)
10/10
Beeindruckend!Stromboli (Roberto Rossellini, IT 1950) – gestern leider nur im Heimkimo … bei meiner DVD gibt es einen Vermerk, dass die deutsche Fassung gekürzt wurde und manche Szenen daher nur OmU vorhanden seien? Wurde da was zensiert von den Lagerszenen zu Beginn? Oder sonstwas? Ich hab eh die italienische Synchronfassung (grauenvoll wie fast immer, aber nach 10 Minuten Eingewöhnung ging es dann schon) geguckt. Beeindruckend, klar, aber das Wettrennen (disclaimer: ich mag Bergman generell nicht so sehr) gewinnt für mich ganz klar der zeitgleich von Wilhelm Dieterle auf der Nachbarinsel gedrehte „Vulcano“ – Licht bei Rossellini, Schatten bei Dieterle. Die Schlussszene ist grandios, der innere Konflikt von Bergman ist schon sehr schön dargestellt, aber manches ist mir zu oberflächlich, und im direkten Vergleich ist Dieterles Film wahnsinnig viel reicher, in vielen Details schlicht besser (die Mattanza z.B., die Thunfischjagd, ist um Welten beeindruckender, krasser, beelendender, brutaler usw.). Aber krass, dass man – weil Rossellini Magnani fallen liess und Bergmnn anheuerte, anscheinend? – quasi zweimal denselben Film aus derselben Zeit und in durchaus ähnliche rauhem Stil anschauen kann.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGestern im Kino: Spell Reel (Filipa César, DE/PT/FR/GW 2017) – eine Dokumentation aus und über das wiedergefundene Filmarchiv Guinea-Bissaus, 2011 wiedergefunden und zu grossen Teilen beschädigt oder verloren. César – aus der ehemaligen Kolonialmacht Portugal – stellt sich den Fragen, die so ein Fund aufwirft: Wem gehören die Bilder? Wie können sie genutzt werden, um – in der Nachfolge des dekolonialistischen Kinos, des revolutionären Kinos, der Guerilla-Filmemacher, die das Material in den Sechzigern und Siebzigern gedreht haben – für einen gesellschaftlichen Prozess genutzt werden? César reist mit einigen der damaligen Protagonist*innen (und Filmemacher) mit einem „Kinomobil“ nach dem Vorbild Cubas nach der Revolution durchs Land, bringt die Bilder dahin, wo sie entstanden sind. Die vier Filmemacher waren auf Cuba ausgebildet worden, 1979 wurden sie zudem von Chris Marker besucht und „geprüft“ – ein paar ihrer Aufnahmen landeten dann in „Sans soleil“. Césars Film deckt aber auch Berlin ab, das Arsenal, das die Restauration des Materials organisierte (finanziert wurde das alles vom dt. Aussenministerium), einen postkolonialen Spaziergang durch die Stadt, Diskussionen an Festival usw. Das ist ordentlich trocken, aber dennoch sehr interessant. Der in die Bilder geschriebene Essay von César steht wohl seinerseits in der Nachfolge von Marker und fügt dem Ganzen noch eine Dimension hinzu … schon sehenswert, v.a. in der Einbettung, die es gestern gab: Volker Pantenburg, Leiter des filmwissenschaftlichen Seminars der Universität Zürich hält seit Ende Februar donnerstags seine „Filmtheorie“-Vorlesung im Filmpodium in Zürich, die ist also frei zugänglich und als Überblicksveranstaltung für jemand mit nur punktuellen und überhaupt geringen Kenntnissen wie mich durchaus lohnenswert (und ganz gut gemacht).
Nachtrag: Natürlich wird auch die Materialität des Films ins Zentrum gerückt: die Digitalisierung ohne eigentliche Restaurierung wird auch explizit thematisiert. Beschädigte Bilder wurden nicht restauriert, siehe Film im Film oben. Diesen Weg geht der Film immer wieder, daneben läuft der Essay-Text in einzelnen Sätzen oder Satzfragmenten, dazu neben einer Art rekonstruierten Dschungeltonspur (die gefundenen Archiv-Filme haben keinen Ton mehr) auch die Kommentare von den damaligen Protagonist*innen oder andere Aussagen von Beteiligten.
Schön auch eine Szene, als vor Vertretern des Bundes (nehme ich an) die stummen Bilder eines Auftritts von Miriam Makeba zu sehen sind: die beiden Krawattis tuscheln und kichern und hören nicht zu, dann äussert sich der eine fordernd: das sei jetzt schon etwas „arm“, diese Bilder so ohne Kontext … und der Kommentator (in der Regel ist das wohl stets einer der damaligen vier Filmemacher, zwei von ihnen sind in Césars Film präsent, wenn ich das richtig mitgekriegt habe) wiederholt einfach all das nochmal, was er schon sagte. Der Essay blendet dann dazu einen leider sehr passenden Satz ein, den ich mir nicht einprägen konnte, aber der besagt so etwas wie: Das Projekt habe auch die gewollt erzeugte gegenseitige Ignoranz offengelegt. Treffer ins Schwarze.
Danach im Heimkino leider nur in der dt. Fassung endlich mal La Dentellière (Claude Goretta, FR/CH 1977) mit der blutjungen Isabelle Huppert – toll!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGerade aus dem Kino getaumelt – zum Glück in graues Nieselwetter: The Zone of Interest (Jonathan Glazer, UK/PL/US 2023). Heftig.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbajackofhOh sorry, jetzt erst gesehen … Der Musikeinsatz in „Comme Le Feu“ war wirklich toll! Und die Credits fand ich auch schwierig zu verfolgen. John Grants Song hatte ich in der Lip-Sync-Szene von Aurélia zum Glück direkt erkannt. Und bei dem Komponisten der Ambient-Stücke müsste es sich um Cédric Dind-Lavoie handeln (der mir bis dato unbekannt war). Die Eingangszene des Films erinnerte mich (neben „The Shining“) entfernt an einige Sequenzen in Arslans „Helle Nächte“, besonders die Autofahrt dort, bei der Georg Friedrich zu anschwellenden Drones am Ende komplett im Nebel der norwegischen Berge verschwindet. Philippe Lesage will übrigens demnächst ein Musical-Projekt realisieren. Das könnte interessant werden.
(Bin auch nicht so schnell….)
John Grants Original habe ich mir dann mal angehört bzw. versucht, war aber für mich kaum zu ertragen.
Besagte Ambient-Stücke sind leider nicht von Dind-Lavoie, von ihm waren die eher an Traditionals erinnernden Tracks. „Helle Nächte“ habe ich leider noch nicht gesehen.
Lesages Musical-Projekt klingt super, da bin ich sehr gespannt drauf. Hatte bei der nachträglichen Recherche zu seiner Filmographie bemerkt, dass ich tatsächlich „Les démons“ von ihm zu Hause habe. Gehe ich mal bald an.
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Flow like a harpoon daily and nightlygypsy-tail-wind
Gerade aus dem Kino getaumelt – zum Glück in graues Nieselwetter: The Zone of Interest (Jonathan Glazer, UK/PL/US 2023). Heftig.Habe ich gestern auch gesehen. Großartig, wie Hüller präzise die Abgründe von Hedwig Höß offenlegt. Und so jemand bleibt dann im Grunde ein Leben lang unbehelligt.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. DickBei mir gab’s gestern im Kino – bei der „Woche der Nominierten“* – den nächsten krassen Film: Die Anhörung (Lisa Gerig, CH 2023). Hier werden mit vier Asylsuchenden, vier (ehemaligen) Beamt*innen des Staatssekretariats für Migration, vier Dolmetscherinnen, vier Protokollführerinnen, vier (stummen) Vertreter*innen von NGOs und in einem Fall einer Rechtsbeiständin unter realistischen Bedingungen die „Anhörungen“ nachgestellt, die den Kern des schweizer Asylaufnahmeverfahrens darstellen. Die Beamt*innen sind gemäss den Auskünften in der anschliessenden Fragerunde oft auch diejenigen, die entscheiden (manchmal sind es Kolleg*innen, die nur das Protokoll lesen). Krass! Völlig unbedarft wird hier mit traumatisierten Menschen umgegangen, eine massive Retraumatisierung tiefenentspannt in Kauf genommen (keine psychologische Betreuung, die Befragten torkeln am Ende alleine raus – „Für sie ist das ein Fall, für uns das Leben“. Es wird quasi nach plotholes gesucht, die dann angeblich beweisen, dass die Geschichte nicht stimmt, was zu einem negativen Asylentscheid führt. Es wird ohne Rücksicht herumgestochert (die verpfuschte „geschlechtsangleichende“ Operation in Tamilnadu: Spritze in den Rücken, Geschlechtsteile ab – check … die Dolmetscherin kann das Wort „Penis“ nicht aussprechen, sie kichert, trinkt einen Schluck Wasser, eiert herum von den „Dingern“ …).
Die Übersetzungen sind oft so schlecht, dass sie zwar nicht völlig am Wortlaut vorbei zielen, aber dennoch sinnentstellend sind, eine ganzen andere Gesamtlesart oder Tonart wiedergeben als das, was – zumindest bei den Französisch und Englisch sprechenden (Tamil und was immer für eine Sprache der geflüchtete Afghane sprach, verstehe ich natürlich nicht) – die Asylsuchenden sagen. Die Selbstsicherheit und -gerechtigkeit zumindest zweier der Beamt*innen ist kaum zu fassen (das mögen Masken sein, klar). Der Film bleibt eng bei dieser Situation, bricht sie kurz bei einem gemeinsamen Essen, bei dem auch eins der Kamerateams ins Bild gerät.
Und dann, für die letzte Viertelstunde, dreht er den Spiess um: die vier Geflüchteten befragen die Beamt*innen: Wie kam es, dass sie sich diesen Job aussuchten? Denken sie, dass sie die Wahrheit erkennen können? Haben gute Geschichtenerzähler*innen bessere Asylchancen? Wie gehen sie mit ihrer Verantwortung um? Dass derjenige, der am reflektiertesten wirkte, das SEM inzwischen verlassen hat, ist ein kleiner Trost – denn wie einer der Geflüchteten lapidar feststellt: Irgendwer muss den Job ja machen. Alle vier Gesuche wurden abgewiesen, die Rekurse führten zu zwei provisorischen Aufnahmen, ein Fall blieb lange hängig und wurde dann erneut abgewiesen, inzwischen läuft ein Härtefallgesuch – dem Asylsuchenden, der u.a. im Auftrag von Behörden anderen Asylsuchenden Sprachkurse gibt, ein Buch über seine Erfahrung geschrieben hat, damit auftritt und Lesungen veranstaltet (in gutem Hochdeutsch notabene), Freiwilligenarbeitet leistet etc pp. wurde beschieden, er sei nicht genügend „integriert“.
Fazit: Es ist unfassbar, wie das ganze abläuft! Dass die Schwäche dieses Systems eben System hat, dass das ganze Verfahren systemische Probleme hat: Das ist natürlich genau die Absicht dahinter. Auch spielt die Politik massiv rein: die Stimmbevölkerung votiert immer wieder für Verschärfungen, wählt Politiker*innen, die einen harten Kurs fahren (das geht wie in DE bis weit in die Sozialdemokratie hinein). Es werden zwar z.B. auch Beamte des SEM in die betreffenden Herkunftsländer (z.B. Eritrea) gesendet, aber deren Berichte haben wenig Auswirkungen auf die Verfahren – weil die Politik das gar nicht erst zulässt. Die Hilflosigkeit dieser (Ex-)Beamt*innen im Film, ihre Unbeholfenheit, ihre Unbedarftheit, ihre Verstecken hinter „dem System“: es ist wirklich beelendend!
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*) für den Schweizer Filmpreis, der am Freitag vergeben wird, Sa/So laufen dann alle Gewinnerfilme nochmal, kostenlos, bis dahin kostet der Eintritt 1/4 des hier üblichen, es kam gestern fast etwas Festivalstimmung auf, der Saal war gut gefüllt – schön!--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #156 – Benny Golson (1929–2024) – 29.10.2024 – 22:00 / #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGangster rechnen ab (1965) La Métamorphose des cloportes
Gangsterfilm des Regisseurs Pierre Granier-Deferre aus dem Jahr 1965 nach der gleichnamigen Vorlage von Alphonse Boudard.
Lino Ventura, Charles Aznavour
zuletzt geändert von thegreenmenalishi--
...she`s so many woman... Warren Zevon - Hasten Down The Wind (1976) „Same" ... woo meNach meiner Rückkehr aus Vietnam werde ich mir jetzt noch mal alle alten Kriegsfilmklassiker zum Vietnamkrieg anschauen. Heute gestartet mit:
Hamburger Hill (John Irvin, 1987)
Die Erstürmung eines strategisch bedeutungslosen Hügels unter zahlreichen Verlusten durch die Amerikaner.
Gleich geht’s weiter mit:
Full Metal Jacket (Stanley Kubrick, 1987)
Berühmt für die Ausbildung der Marines durch Gunnery Sergeant Hartmann und seine endlosen unflätigen Worte (z.B.:“Ich wusste garnicht, dass man Scheiße so hoch stapeln kann“.) Am Ende wird’s hart.
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Das Leben als Pensionär ist einfach nur geil!Ich muss wohl meine comfort zone des Phantastischen Films mal wieder verlassen und mir die zwei von gypsy zuletzt gesehenen Filme anschauen.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.pfingstluemmelIch muss wohl meine comfort zone des Phantastischen Films mal wieder verlassen und mir die zwei von gypsy zuletzt gesehenen Filme anschauen.
Zartes Pflänzchen, du.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
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