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AutorBeiträge
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La vie D’Adèle/Blau ist eine warme Farbe (Abdellatif Kechiche, 2013)
[spoiler]Ob man Adèle – die witzigerweise auch im realen Leben so heißt – durch die Straßen Frankreichs folgen kann, ohne berührt zu sein? Ich glaube nicht. „La vie D’Adèle“ hält alles, was ich mir erhofft hatte, als ich darüber zum ersten Mal las: Er ist intensiv, leidenschaftlich, leichtfüßig und gleichsam zuteilen erdrückend schwer. Und vor allem unheimlich fühlbar. Kechiche gibt den Darstellern die Zeit, dass man sie kennenlernt, der Film hetzt nicht von Aufnahmen zu Aufnahme, sondern leuchtet bedacht Korridore und Tränen aus, lässt viele Dialoge zu – das erzeugt einen ungemein aufrichtigen, ungekünstelten Eindruck. Viel nackte Haut hin oder her: Ich mag daher besonders auch den Kleinkram, das Alltagsleben, das neben der eigentlichen Handlung beständig mit weitererzählt wird – und wo ebenso viel schöne Details verankert werden. Und die Szenen, in denen alles verschwimmt: Im Trubel der Demonstration, leicht benommen tanzend zu „I follow rivers“. Womöglich deckt „La vie D’Adèle“ sämtliche Schattierungen des Gefühlslebens ab: Passion und echtes Gefühl, Eifersucht und Leichtsinn, Reue und Schmerz und sämtliche Unsicherheiten, die dazwischen liegen. Und ja, Zufälle gibt es nicht. *****
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WerbungMad Max – Fury Road
Hatte mir vor einer Weile mal die alten MM-Filme angeschaut. Der erste ist grandios, die anderen fand ich auch ganz gut.
Von Fury Road bin ich etwas enttäuscht. Spektakuläre Ausstattung, spektakuläre Stunts und es ist eine tolle Idee, dass Frauen am Ende eigentlich die Hauptrolle spielen bz. am Steuer sitzen während MM nur noch Beifahrer ist. Leider ist die Handlung ziemlich egal und gefühlt ab der Mitte des Films ist Fury Road fast nur noch ein rasend und repetitiv geschnittenes Geballer, Geknalle und Auto-Geschrotte bis zur Betäubung.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)Ich rate dir, den Film nochmal in „sehr laut“ zu sehen.
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Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blocktina toledoYep. „Starlet“ soll noch lohnenswert sein, habe ich gehört?
„Four Letter Words“ kenne ich noch nicht, die restlichen Filme sind alle durch die Bank sehenswert. „Starlet“ ist aber schon der Schönste und Überzeugendste. „Tangerine“ sehe ich wie Du, ein halber Stern mehr wäre absolut noch drin gewesen, aber die Szenen mit den Taxikunden gingen mir allesamt auf die Nerven. Ansonsten sieht der Film aber unglaublich gut aus. (iPhone!)
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Flow like a harpoon daily and nightlyCleetusIch rate dir, den Film nochmal in „sehr laut“ zu sehen.
Hmmmh?
Zugegeben habe ich ihn relativ kleinformatig und in Mietwohnungslautstärke daheim gesehen. Sicher nicht das optimale Format. Dennoch langweilen mich Filme, die allzu sehr auf ein höher-schneller-weiter bzw. schneller-lauter-mehr bei den Action-Szenen setzen. Mir kam MM I viel spektakulärer, visuell interessanter und auch spannender vor, und der war nun wirklich mit technisch einfachen Mitteln gemacht. Aber genau das war ja ein typisches Charakteristikum dieses Filmes und damit der Reiz.
Dieser Action-CGI-Maschinengewehrschnitt-Overkill, den ich auch bei Fury Road zu beobachten meine, – das scheint mir im Actionfilm austauschbar geworden zu sein. Ich kann darüber auch nicht mehr staunen.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)Friedrich
Dieser Action-CGI-Maschinengewehrschnitt-Overkill, den ich auch bei Fury Road zu beobachten meine, – das scheint mir im Actionfilm austauschbar geworden zu sein. Ich kann darüber auch nicht mehr staunen.Fury Road ist genau das Gegenteil von deiner Beschreibung. Action, Schnitt und Kameraführung in Perfektion, b.z.w. relativ oldschool. Momentan fällt mir kein besser gedrehter Actionfilm ein. Visuelles Erzählen kann hier als Referenz für zukünftige Filme angegeben werden. Die Story selbst ist viel detaillierter, als z.B. in MM2. Die Story des Dritten war eh‘ ziemlich schwach.
Du solltest den Film schon mal auf einer größeren Projektionleinwand und der richtigen Umgebung für Ton und Bild ansehen.
CGI gibt’s da übrigens nur ganz wenig. Schau dir mal auf YouTube die B-Rolls an. Selbsterklärend.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoKrautathausFurious Road ist genau das Gegenteil von deiner Beschreibung. Action, Schnitt und Kameraführung in Perfektion, b.z.w. relativ oldschool. Momentan fällt mir kein besser gedrehter Actionfilm ein. Visuelles Erzählen kann hier als Referenz für zukünftige Filme angegeben werden. Die Story selbst ist viel detaillierter, als z.B. in MM2. Die Story des Dritten war eh‘ ziemlich schwach.
Du solltest den Film schon mal auf einer größeren Projektionleinwand und der richtigen Umgebung für Ton und Bild ansehen.
CGI gibt’s da übrigens nur ganz wenig. Schau dir mal auf YouTube die B-Rolls an. Selbsterklärend.
Hmmmh? Na ja, ich schließe nicht aus, dass ich den Film einfach nicht im richtigen Format gesehen habe. Das stimmt wohl. Ich werde aber in nächster Zeit kaum Gelegenheit haben das nachzuholen. Vielleicht gehöre ich in puncto Actionfilm einfach auch nicht zur Kernzielgruppe.
Ich will gar nicht bestreiten, dass Action, Schnitt, Kameraführung technisch perfekt waren. Dennoch wurde dieses Hochgeschwindigkeitsgemetzel im letzten Drittel für mich irgendwann endlos langweilig. Vielleicht würde ich mir gerade etwas weniger technische Perfektion wünschen. Ich fand tatsächlich jedes einzelne mit der Hand zu Schrott gefahrene Auto in MM I atemberaubender als in Fury Road. Aber wie gesagt: Ich bin kein Actionfilm-Spezi.
KrautathausCGI gibt’s da übrigens nur ganz wenig. Schau dir mal auf YouTube die B-Rolls an. Selbsterklärend.
Mache ich.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)IrrlichtLa vie D’Adèle/Blau ist eine warme Farbe (Abdellatif Kechiche, 2013)
Schöne Beschreibung, Irrlicht. Macht mir Lust, den Film nochmal zu sehen. (Nur mit dem letzten Satz irrst du. ;-))
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FriedrichIch fand tatsächlich jedes einzelne mit der Hand zu Schrott gefahrene Auto in MM I atemberaubender als in Fury Road. Aber wie gesagt: Ich bin kein Actionfilm-Spezi.
Friedrich, die Fahrzeug Crashs und Stunts sind alle ohne CGI etstanden, wie in den 70/80s.
https://www.youtube.com/watch?v=U9kK-CbqH0k
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoDer große Trip – Wild (2014 / Jean-Marc Vallée) ****
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there's room at the top they are telling you still but first you must learn how to smile as you kill
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
The Cell
(Regie: Tarsem Singh – USA, 2000)In einem wissenschaftlichen Institut arbeitet man mit einer Apparatur, die es ermöglicht, in die Psyche von Menschen einzudringen, um so Problemen auf die Spur zu kommen. Zur gleichen Zeit kommt die Polizei dem Serienkiller Carl Stargher auf die Spur, der seine Opfer stets in einem gläsernen Käfig einsperrt und nach einer bestimmten Frist darin ertränkt. Leider erleidet Stargher bei seiner Festnahme einen epileptischen Anfall und fällt ins Koma, so dass man den Aufenthaltsort seines letzten Opfers nicht mehr feststellen kann. Zu diesem Zwecke dringt eine Wissenschaftlerin des Instituts in die Psyche des verdrehten Stargher ein – eine Mission mit unübersehbaren Gefahren.
Hätte ich „The Cell“ vor „The Fall“ gesehen, ich wäre mit meiner positiven Bewertung des zweiten Werks von Tarsem Singh wahrscheinlich zurückhaltender gewesen, denn alles was dort auftaucht, ist auch schon in „The Cell“ enthalten: Die Looks, die Sujets, die Figuren.
In „The Fall“ trennte man sich glücklicherweise von der Serienkillerstory, die seit den Erfolgen von „Das Schweigen der Lämmer“ und „Sieben“ extrem populär wurde und dadurch dauernd als Plagiat oder Variante auftauchte. Der Plot von Singhs Zweitling ist weniger angestaubt und sympathischer, als die erneut aufgekochte Serienkillerhatz in „The Cell“, die für die größten Schwächen im Film sorgt.
Wenn Tarsem Singh sich visuell austoben kann, ist er in seinem Element, dann bebildert er wundervoll das ins Dämmerlicht der Träume getauchte Unterbewusstsein und folgt dem Assoziationsprinzip, welches das Erzählkino oft verschmäht, aber im Schlaf von allen Menschen erlebt wird. Singh ist dabei nicht ansatzweise so radikal wie Alejandro Jodorowsky, auch wenn dessen Filme als Inspirationsquelle dienen (und im Falle von „The Fall“ dort auch zitiert werden); man merkt ihm seine Herkunft aus der Welt der Werbung und Musikvideoclips jederzeit an. Es geht vor allem um aufwendig gestaltete, bunte Oberflächen, die trotz der Themen wie Mord, Nekrophilie, Schizophrenie, Folter und Wahnsinn immer wie aus dem Ei gepellt daherkommen.
Anlass zur Klage gibt auch das Wassermotiv, das sich omnipräsent in den Vordergrund drängt, um kalenderspruchartig als Spiegel der Seele, verklausulierte Sexualität, als Mordwaffe oder fehlgeleitete Religiösität „aufzutauchen“; von einigen der Motivationsgründen der Figuren (Kindesmissbrauch) ganz zu schweigen.
Ärgerlich wird es erst dann, wenn im Zusammenhang mit Polizeiermittlungen und Forensik auf Biegen und Brechen Erklärungen für die morbiden Traumsequenzen gefunden werden müssen. Hier fehlt Singh der Mut zur Lücke und einige der nun folgenden Scheußlichkeiten aus dem Kästchen der Trivialpsychologie sind im Serienkillerthriller normal, nichtsdestotrotz ein Ärgernis und Störfaktor, der zeitweise eine nervige Naivität freilegt, die „The Cell“ wirklich schadet.
Ein weiteres Vorbild Singhs, „La planète sauvage“ von René Laloux, flimmert sogar als Filmzitat über Jennifer Lopez Nachttischchen, die hier die Titelheldin gibt und auch die Chance eingeräumt bekommt, mit ihren körperlichen Vorzügen zu glänzen, ohne dass der Regisseur sich den Tugenden dieses psychedelischen Trickfilmklassikers verpflichtet fühlt. Tarsem Singh arbeitet lieber in der Werbung mit den Stars, er weiß sie in Szene zu setzen, um Nike und Pepsi zu verkaufen. Seinen eigenen Visionen tut dies nicht immer gut. Wenn J-Lo zum Schluss zwischen dem schwarzen Rächerkostüm Zorros und einer Mutter-Theresa-Kutte oszilliert, wird es lächerlich – und zwar im Sinne von lachhaft, nicht in der absurden Qualität, nach der Singh trachtet.
Der Score klingt profunder als die Bilder des Films aussehen, eine wirklich gelungene Arbeit Howard Shores, der sonst gerne mit David Cronenberg kooperiert. Die Musik verleiht der Oberfläche zumindest ein wenig Tiefe und lässt manche Standardsituation nicht ganz so unglücklich wirken.
„The Cell“ ist ein guter Film, der nicht langweilt, aber so viel besser sein könnte, wenn man die kommerziellen Zugeständnisse an den konventionellen Thriller einfach mal weggelassen hätte. Wozu immer eine alles einordnende Rahmenhandlung? Verlass dich einfach auf deine Assoziationen, Tarsem, das würde für einen feinen Film sorgen. Glaub mir, Mann.--
candycolouredclown“Four Letter Words“ kenne ich noch nicht, die restlichen Filme sind alle durch die Bank sehenswert. „Starlet“ ist aber schon der Schönste und Überzeugendste. „Tangerine“ sehe ich wie Du, ein halber Stern mehr wäre absolut noch drin gewesen, aber die Szenen mit den Taxikunden gingen mir allesamt auf die Nerven. Ansonsten sieht der Film aber unglaublich gut aus. (iPhone!)
Absolut. Beeindruckt haben mich vor allem die kleinen fragilen Momente der Figuren, die er inmitten dieser Neonästhetik immer wieder findet.
Jan LustigerSchöne Beschreibung, Irrlicht. Macht mir Lust, den Film nochmal zu sehen. (Nur mit dem letzten Satz irrst du. ;-))
Da schließe ich mich an (inkl. Klammer).
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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!A Most Violent Year (J.C. Chandor, 2015) * * * *
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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!KrautathausFriedrich, die Fahrzeug Crashs und Stunts sind alle ohne CGI etstanden, wie in den 70/80s.
Thx! Ich schau mir das heute abend mal genau an. Mein erster Gedanke beim oberflächlichen Reinschauen war allerdings: „Mensch, die handgemachten Stunts sehen genauso gut aus wie die mit dem Computer!“
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)„Daddy Longlegs“ (Josh + Benny Safdie)
Auch sehr schön!
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Flow like a harpoon daily and nightly -
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