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La vie D’Adèle/Blau ist eine warme Farbe (Abdellatif Kechiche, 2013)
[spoiler]Ob man Adèle – die witzigerweise auch im realen Leben so heißt – durch die Straßen Frankreichs folgen kann, ohne berührt zu sein? Ich glaube nicht. „La vie D’Adèle“ hält alles, was ich mir erhofft hatte, als ich darüber zum ersten Mal las: Er ist intensiv, leidenschaftlich, leichtfüßig und gleichsam zuteilen erdrückend schwer. Und vor allem unheimlich fühlbar. Kechiche gibt den Darstellern die Zeit, dass man sie kennenlernt, der Film hetzt nicht von Aufnahmen zu Aufnahme, sondern leuchtet bedacht Korridore und Tränen aus, lässt viele Dialoge zu – das erzeugt einen ungemein aufrichtigen, ungekünstelten Eindruck. Viel nackte Haut hin oder her: Ich mag daher besonders auch den Kleinkram, das Alltagsleben, das neben der eigentlichen Handlung beständig mit weitererzählt wird – und wo ebenso viel schöne Details verankert werden. Und die Szenen, in denen alles verschwimmt: Im Trubel der Demonstration, leicht benommen tanzend zu „I follow rivers“. Womöglich deckt „La vie D’Adèle“ sämtliche Schattierungen des Gefühlslebens ab: Passion und echtes Gefühl, Eifersucht und Leichtsinn, Reue und Schmerz und sämtliche Unsicherheiten, die dazwischen liegen. Und ja, Zufälle gibt es nicht. *****
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Hold on Magnolia to that great highway moon