Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4527953  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,857

    Witek Dlugosz“hier und da“ und „etwas“ ist sehr freundlich ausgedrückt

    Passt aber meiner Meinung nach. „God Help The Girl“ ist ein Musical, da soll nicht alles handlungsmotiviert und stringent erzählt sein. Dass Murdoch seine Mädels nicht bloß an den dramaturgisch wichtigen Szenen ihre Gefühle durch Songs ausdrücken lässt, sondern auch einfach mal in Befindlichkeiten schwelgen lässt, gefiel mir gut. So gesehen ist der Film eher „Les Demoiselles de Rochefort“ als „Glee“.

    Witek DlugoszViel besser auch als die Sängerin der Originalaufnahme.

    Schade, dass ausgerechnet „Funny Little Frog“ nicht auf dem Soundtrack ist. Eine Version mit Browning hätte ich gerne als 7″, ihren Gesang mochte ich schon in „Sucker Punch“.

    lathoHa! Wie Tommy! Da mochte ich den Film-Soundtrack auch lieber als die ursprüngliche Platte (trotz Sandy). (Zahnausfallsmiley dazu denken)

    „Tommy“ wäre vermutlich ein gutes Album geworden, wenn Oliver Reed und Ann-Margret alle Stücke gesungen hätten.

    --

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    #4527955  | PERMALINK

    jan_jan
    Chosen Undead

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 5,885

    God Help The Girl (Stuart Murdoch)

    Yeah, hab zwar schon gewusst, dass ichs mögen werde, aber das hat mich jetzt umgehauen. Schon alleine wie schön es aussieht und wie Emily Browning die Songs singt.

    --

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    #4527957  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,945

    ClauJa, sehr.
    Ich nicht, sie haben sich doch geliebt.

    Natürlich ist das erhebend. Diese Verve ist ja das, was Adèle ausmacht, deswegen wird sie verehrt, von Emma, dem Galleristen, Emmas Freunden, von der Kamera, vom Zuschauer. Aber was hat sie selbst denn davon? Adèle steht am Ende mit nichts da. Dieser Hang dazu, im Moment zu leben und sich diesem voll und ganz hinzugeben, steht ihr zum Glücklichsein im Weg, glaube ich.

    Drei Jahre nachdem die Beziehung mit Emma beendet ist, steht sie immer noch am selben Punkt. Das Treffen im Bistro, bei dem ihr klar wird, das es kein Zurück geben wird, obwohl Emma sie (körperlich) mehr begehrt als Lise, Emmas neue Freundin. Sie bleibt aber mit der sehr schmerzhaften Gewissheit zurück, dass das nicht ausreicht. Später, bei Emmas Vernissage, hat sich immer noch keine erträgliche Distanz eingestellt, im Gegenteil, sie liebt und begehrt sie weiterhin. Dazu sieht sie die Bilder von sich (=Emmas ehemaliger Muse!), aber auch die Bilder von Lise und anderen. Sie hat früher nur für Emma Modell gestanden und hätte das nie für andere getan, jetzt erkennt Adèle, dass Emma andere Frauen malt, die Erde dreht sich für Emma also weiter, für Adèle aber nicht, sie steht emotional an der gleichen Stelle wie an dem Tag, als sie aus der gemeinsamen Wohnung rausgeworfen wurde – Jahre später und das mit Anfang zwanzig.

    Sollten weitere Kapitel verfilmt werden (hat die Comic-Vorlage weitere Kapitel?), so bin ich mir beinahe sicher, dass Adèle nicht aus diesem Dilemma wird entfliehen können.

    Der Comic ist nur ein Band (und kein besonderes wie ich hörte, kurzes Querlesen im Laden hat mich bestätigt), da kommt nichts mehr. Ist egal, weil sich Kechiche sowieso recht weit von der Vorlage entfernte (zB beim Namen der Hauptperson), Chapitres 3 & 4 halte ich also für möglich.

    Der Film dreht sich um Adèle und zwar in Phase 1 und 2 ihres Lebens, sie ist also noch sehr jung (und sich zB anfangs ihrer Sexualität alles andere als sicher) und Adèle ist hungrig – und zwar in jeder Beziehung. Das kann man sehr schön daran sehen, wie Exarchopoulos zulangt, wenn es ans Essen geht (hach, so richtig schön seit Girls mit Lena mal wieder eine Schauspielerin so richtig essen zu sehen, das ist in Hollywood ja bald so verpönt wie Rauchen). Aber eben auch in der Liebe ist Adèle unersättlich und verliebt sich auf den ersten Blick, mit Haut und Haaren. Emma ist abgebrühter, erfahrener und weltgewandter, es kann also nicht funktionieren, das weiß man eigentlich gleich von Anfang an. Von daher ist es keine Überraschung, dass die zwei sich streiten, sich betrügen, dass Adèle mit ihrem Liebeshunger und ihrer Unerfahrenheit nicht von Emma loskommt. Aber das ist kein Scheitern, denn es sind ja erst die ersten zwei Kapitel in Adèles Leben (egal, ob Kechiche noch weitere Folgen dreht), wir als Zuschauer sehen also, wie es Adèle ergeht, als sie jung ist, gerade erwachsen wird. Und das ist auch der eigentliche Punkt des Films: Adèles Leben steht im Mittelpunkt, in Nahaufnahme immer mit Adèle im Blick gefilmt. Und wenn Adèle am Ende Emma richtiggehend belästigt und nicht vergessen kann, dann ist das doch nur der Beweis, wie prägend die Beziehung für sie war, dass sie nicht tot oder verhärmt irgendwo existiert, sondern weiterhin hungrig ist. Das ist für mich das Erhebende: Adèle startet mit einem Fehlgriff ins Leben – oder auch nicht, eine Bewertung der Beziehung als „gut“ oder „schlecht“ nimmt Kechiche ja nicht vor, sie ist vor allem intensiv (um dass zu zeigen, muss Kechiche auch die gelegentlich kritisierten Sexszenen einbauen). Der Start funktioniert nicht astrein, aber Adèle startete kraftvoll und wenn wir Glück haben, kann man ihr noch ein wenig beim Leben zusehen.

    Ist so etwas klarer, was ich meinte?

    --

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    #4527959  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 91,516

    Ja, ich verstehe schon was Du meinst und ich würde dem auch weitestgehend zustimmen. Aber trotzdem ist der Film auch traurig, sehr traurig. Adèle leidet. Sie leidet, weil sie weiß, dass sie anderen wehtut und sie leidet, weil auch Jahre nach dem Ende der Beziehung mit Emma nichts an ihre (Emmas) Stelle getreten ist. Sie spürt, dass Emma noch viel für sie empfindet, aber sie hört und sieht, dass es Emma mit Lise sehr ernst ist und Emma für Adèle – trotz aller nach wie vor offenbarer Affinität – nichts aufs Spiel setzen wird. Es bleibt ein nicht enden wollender Phantomschmerz.

    Und im Grunde zieht sich das durch die ganze Geschichte. Immer fehlt etwas zum uneingeschränkten Glücklichsein. Bei Thomas das Gefühl, alles nur zu spielen, später der Mut sich zu outen (gegenüber den Eltern, den Freunden, den Arbeitskollegen), das Gefühl, dass Emma Adèles Beruf als Lehrerin nicht wertschätzt, die Ohnmacht, sich den Avancen des Arbeitskollegen nicht erwehren zu können. Aber sie kann eben auch nicht aus ihrer Haut und es ist nicht klar, dass sie das jemals können wird.

    Oder?

    --

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    #4527961  | PERMALINK

    jan-lustiger

    Registriert seit: 24.08.2008

    Beiträge: 10,981

    Jan_JanWie gern magst du Araki sonst? Ich zweifle noch ob ich dafür Mittwoch nach Stuttgart fahren sollte oder nicht.

    Witek DlugoszNicht besonders bisher. „Kaboom“ war nicht mein Fall und an „Splendor“ kann ich mich nicht erinnern. „White Bird“ ist aber etwas ganz anderes als „Kaboom“ – sehr klassisch, fast brav erzählt. Auch visuell weniger knallig.

    Ich habe von Araki bisher nur Mysterious Skin gesehen, der mich ziemlich umgehauen hat. Falls einer von euch in der Lage ist, seine anderen Filme in Relation dazu zu beschreiben, würde mich das freuen!

    --

    #4527963  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,945

    Napoleon Dynamite[…]

    „Tommy“ wäre vermutlich ein gutes Album geworden, wenn Oliver Reed und Ann-Margret alle Stücke gesungen hätten.

    Right on! Und vielleicht noch Tina Turner als Acid Queen. Den ganzen Rest hätte es nicht gebraucht.

    ClauJa, ich verstehe schon was Du meinst und ich würde dem auch weitestgehend zustimmen. Aber trotzdem ist der Film auch traurig, sehr traurig. Adèle leidet. Sie leidet, weil sie weiß, dass sie anderen wehtut und sie leidet, weil auch Jahre nach dem Ende der Beziehung mit Emma nichts an ihre (Emmas) Stelle getreten ist. Sie spürt, dass Emma noch viel für sie empfindet, aber sie hört und sieht, dass es Emma mit Lise sehr ernst ist und Emma für Adèle – trotz aller nach wie vor offenbarer Affinität – nichts aufs Spiel setzen wird. Es bleibt ein nicht enden wollender Phantomschmerz.

    Und im Grunde zieht sich das durch die ganze Geschichte. Immer fehlt etwas zum uneingeschränkten Glücklichsein. Bei Thomas das Gefühl, alles nur zu spielen, später der Mut sich zu outen (gegenüber den Eltern, den Freunden, den Arbeitskollegen), das Gefühl, dass Emma Adèles Beruf als Lehrerin nicht wertschätzt, die Ohnmacht, sich den Avancen des Arbeitskollegen nicht erwehren zu können. Aber sie kann eben auch nicht aus ihrer Haut und es ist nicht klar, dass sie das jemals können wird.

    Oder?

    Klar, die Geschichte geht ja nicht glücklich aus. Aber sie geht eben gar nicht „aus“, sie geht weiter und es bleibt nach dem Film für mich das Gefühl, jemanden beim Start ins Leben zugesehen zu haben. Es lief nicht glatt, aber so ist das Leben.

    --

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    #4527965  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 3,985

    A Most Wanted Man von Anton Corbijn

    Richtig gut geworden. Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman) sieht man nur einmal in seiner
    Wohnung und dabei ist kurz dieses Album zu sehen:

    --

    #4527967  | PERMALINK

    blossom-toe
    Vena Lausam Oris, Pax, Drux, Goris.

    Registriert seit: 07.08.2007

    Beiträge: 4,198

    Heute im Kino: Herkules
    In 3D.
    Natürlich ist die Handlung dämlich und der Film (technisch) unterbelichtet, trotzdem verlor ich mich manchmal in schönen Bildern und glaubte, wie damals bei Winnetou oder Star Wars an die Macht des Guten. Schlecht, aber nicht richtig schlecht.

    --

    I was born with a plastic spoon in my mouth
    #4527969  | PERMALINK

    nachtmahr

    Registriert seit: 22.01.2005

    Beiträge: 3,198

    Tom à la ferme – Sag nicht, wer du bist von Xavier Dolan ****
    &
    Dwae-ji-ui wang – The King of Pigs von Sang-ho Yeon ***-***1/2

    --

    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    #4527971  | PERMALINK

    fifteenjugglers
    war mit Benno Fürmann in Afghanistan

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 11,447

    Im September bisher:

    03.09.14

    „1941“ von Steven Spielberg (USA 1979). Noch nicht ganz Zucker-Abrahams-Zucker, aber für Spielberg-Verhältnisse erstaunlich anarchisch.

    04.09.14

    „The Prestige“ von Christopher Nolan (USA, Großbritannien 2006). Mumbo-Jumbo-Film über Mumbo Jumbo. Ich beginne zu verstehen, dass man Nolan hassen kann.

    06.09.14

    „Popeye“ von Robert Altman( USA 1980). Tolle Musik (Fave Songs: „He Needs Me“, „I’m Mean“), tolle Darsteller – allen voran Shelley Duvall, die für die Rolle der Olive Oyl quasi geboren wurde. Insgesamt aber auch ein bißchen flawed (visuell oft ein bißchen underwhelming, mir schien die Kamera auch oft etwas zu weit weg von den Darstellern zu sein). Trotzdem sehenswert.

    07.09.14

    „Jakten“ von Erik Løchen (Norwegen 1959). Zwei Männer, eine Frau und drei Gewehre in den norwegischen Bergen. Alain Resnais meets Anthony Mann. Ein, zwei Kleinigkeiten stören (der Score ist, obwohl sparsam eingesetzt, etwas zu konventionell geraten, das Ende ist vielleicht eine Spur zu clever), aber dennoch insgesamt ein grandioser Film.

    „Når dyrene drømmer“ von Jonas Alexander Arnby (Dänemark 2014). Jau, Candy hat recht. Einer der besten Filme des aktuellen Jahrzehnts.

    --

    "Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
    #4527973  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 91,516

    ClauLa Vie d’Adèle – Chapitres 1&2 (Abdellatif Kechiche 2013) ****1/2

    Update: *****

    --

    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #4527975  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,945

    ClauUpdate: *****

    :liebe:

    --

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    #4527977  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    „Maps To The Stars“ (David Cronenberg, 2014) ****

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #4527979  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
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    Beiträge: 21,857

    Das Iris-Berben-Evangelium mit Sonic:


    Stehaufmädchen von Willy Bogner


    Brandstifter von Klaus Lemke

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    #4527981  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Napoleon DynamiteBrandstifter von Klaus Lemke

    :liebe:

    selbst:

    DER GRILLER (George Moorse, 1968)

    --

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