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gypsy-tail-windEs gibt immerhin drei Trio-Alben von Hill … das frühe, „Invitation“ von 1974 mit Chris White, Art Lewis, und dann der wohl heisseste Kandidat, „Strange Serenade“ von 1988 mit Alan Silva und Freddie Waits … aber keins der drei hat bei mir ähnlich gezündet wie die ganzen Blue Note-Sessions. „Smokestack“ mit zwei Bässen darf halt nicht mitspielen.
redbeans meinte aber das debüt, SO IN LOVE (1956/60), oder?
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Highlights von Rolling-Stone.deWerbungDenke ich, ja. Bei mir ist das eh nichts unter den Favoriten … irgendwie hat das biher auch mit „Strange Serenade“ recht klappen wollen, obwohl dort ja schon die richtigen Leute dabei sind.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIch dachte an So in Love, ja… aber für die Liste ist das eher nicht, obwohl ich es ganz kurios fand…. Smokestack ist natürlich disqualifiziert, aber schon sehr gut… Spitzengruppe bei Hill sind aber andere Alben…
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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redbeansandrice Lars Riedel :D ….
Danke, das war wohl (m)ein „sportlicher Mentallapsus
…. ich habe die Post dementsprechend korrigiert ….--
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy-tail-wind …. Solal brauchte länger, um wirklich adäquate Partner zu finden, oder? Sein Stil war ja auch nochmal völlig anders … und leider gibt s gerade in den Sechzigern einige sehr tolle Alben, die kaum aufzutreiben sind – das wären Kandidaten für bestes europäisches Trio der Sechziger: die Columbia France-Alben von 1965/66 („Trio“, „Son 66“, „En Direct Du Blue Note“ – alle mit Gilbert Rovère/Charles Bellonzi ….
Bei Martial Solal habe ich im Trioformat per se Schwierigkeiten, er ist stilistisch einfach üppig/fast überpräsent und kommt mit sich selbst gut aus …. interessanterweise paßt es perfekt im Duo mit Lee Konitz …. btw ich hätte die Columbia Trioaufnahmen mit dem sträflich unterschätzten Gilbert „Bibi“ Rovere sehr gerne mehr gemocht ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)

Die erste Session, die Mingus für das Label Debut aufnahm, das er mit Max Roach und seiner zweiten Frau, Celia Mingus Zaentz, 1951 ins Leben rief – „He felt that Debut was his chance to take the business away from the whine man“, wie Mal Waldron später sagte –, war ein Duo mit dem Pianisten Spaulding Givens. Neun Stücke, sechs Master Takes – genug für eine 10″-LP. Obwohl kein Trio hier von Interesse, gerade wenn es um die Rollenverteilung geht. So übernimmt Mingus in „Body and Soul“ im Stil eines Bläsers oder Sängers am Bass den melodischen Part – er streift kurz das Thema und legt dann improvisierend los – und ist auch sonst oft sehr aktiv. Aber nicht auf die „leichte“ LaFaro-Art sondern in der Tiefe, mit dem ganzen Wumms der alten Bassisten, aber eben auch voller Ideen und Einfälle, er entfernt sich viel weiter vom Grundgerüst der Stücke, macht auch mit seinen Walking-Linien oft eine Art melodische Kommentare. Stark und ein Beispiel für das, was ich oben zu Pettiford, Brown und Mingus schrieb – der Trias, die den modernen Bass etablierte, bevor es den modernen Bass gab, die die zehn Jahre in jeweils eigenem Tempo und auf eigene Weise übersprangen.
Als die Duo-Session im April 1951 stattfand, gab es das Label noch gar nicht – und es hatte auch noch keinen Namen. Givens erzählte später, die Session sei in Beverly Hills abgehalten worden, Mingus sei „my closest friend in California“ gewesen: „When my wife and I had no place to stay, he took us into his bed. My wife slept on the outside.“ (Zitate und Infos aus dem Booklet der 12-CD-Box „Charles Mingus: The Complete Debut Recordings“, Fantasy/Debut, 1990).
Im April und September 1952 fanden Debut-Sessions mit Jackie Paris statt – bei der ersten sass Al Levitt am Schlagzeug, der hier auch grad Thema war (René Urtreger). Am 14. April 1953 gingen Mingus und Givens dann mit Max Roach in New York ins Studio. Das Ergebnis sind nur drei Stücke in jeweils zwei Takes, die in der Box zum ersten Mal, später auch auf der oben links abgebildeten CD erschienen sind (es gab 1992 vier Volumen „Debut Rarities“, dem CD-Reissue des Trio-Albums von John Dennis‘ Album „New Piano Expressions“ wurde der Schriftzug mit Vol. 5 dahinter auch noch aufgedruckt – da sind auch vier Solo-Aufnahmen drauf, die in der Mingus-Box fehlen, während die zwei Stücke der Session mit Gene Shaw und Shafi Hadi, auf denen mutmasslich Henry Grimes am Bass zu hören ist, auch mit aufgenommen wurden). Stilistisch ist Givens ziemlich over the place, von Tristano bis zur blumigen Version von Strayhorn/Ellingtons „Day Dream“, es gibt Garnerismen und eine Prise Hollywood (der Rumba-Rhythmus und die Finale von „Jet“, einem damals mit Nat Cole assoziierten Stück, das ich glaub ich gar nicht kenne). Und Roach übernimmt auch im Trio keine prägende Rolle – was aber teils auch mit der Aufnahmetechnik zu tun haben dürfte, die mit den Höhen nicht grad gnädig ist (das Klavier klingt allerdings ganz gut).


Der nächste Termin ist wegen des auf das Trio-Set folgenden Quintetts in die Annalen des Jazz eingegangen: die Gruppe hiess bloss „The Quintet“, die Aufnahmen „Jazz at Massey Hall“. Insgesamt sind davon drei 10″-Alben erschienen, die ich abgesehen von dem von Bud Powell (Vol. 2), wo die 12″-Ausgabe mit dem gleichen Cover daher kommt, irgendwie noch gar nie gesehen hatte – auch virtuell nicht: Vol. 1, Vol. 3. In der Mingus-Box geht es mit der „Drum Conversation“ los, einem Solo von Max Roach, bevor das Trio zurück auf die Bühne geholt wird. Diese und das folgende „I’ve Got You Under My Skin“ sind Bonustracks, die es davor anderswo gab (das Schlagzeug-Solo auf Roachs Debut-LP „The Max Roach Quartet Featuring Hank Mobley“, das Trio-Stück auf der LP „Autobiography in Jazz“). Auf der CD gibt es dazu noch drei Outtakes von „Bass-ically Speaking“ und einem „[Blues]“, alles von einer Studio-Session mit Billy Taylor und einem Drummer (Roach und Art Taylor sagten beide, sie seien nicht dabei gewesen), von der der Master von „Bass-ically Speaking“ schon auf der 10″ zu finden ist; vielleicht war das auch die Session, bei der Mingus die neuen Bass-Spuren für die Quintett-Stücke aus der Massey Hall einspielte . Ein ziemliches Durcheinander jedenfalls, zumal es dann auch noch vier Studio-Tracks von Powell mit George Duvivier und Art Taylor vom September 1953 auf die 12″- und CD-Konfigurationen geschafft haben, die in der grossen Box fehlen (weil Mingus nicht mitspielt – wegen der Session ist hier auch noch ein einzelnes CD-Reissue da). Musikalisch finde ich das im aktuellen Kontext gerade ziemlich toll, Mingus hat den Wumms, hält sich sonst sehr viel mehr zurück als mit Givens, dafür ist Roach viel präsenter, auch wenn er an den Besen swingt, wie in „Cherokee“, wo er auch fürs tolle Solo an den Besen bleibt. Ganz auf der Höhe von Powells besten Trio-Aufnahmen finde ich das nicht (alle Sessions mit Curly Russell und Max Roach, die Blue Note-Session mit Tommy Potter/Roy Haynes, vereinzelte Sessions mit George Duvivier/Art Taylor … aber von den Alben kommt da keins in die Kränze – am engsten dran wäre sicherlich „The Amazing Bud Powell, Vol. 2″, in der 10″- wie der 12″-Konstellation, aber noch eher in der späteren RVG-CD, wo hier nur noch Aufnahmen mit Duvivier/Taylor zu finden sind, während auf der 12“-Ausgabe Stücke mit Russell/Roach beigegeben wurden – aber nicht „Un Poco Loco“, das mit der Quintett-Session auf Vol. 1 zu finden ist, und drum in keine Piano-Trio-Album-Bestenliste kann, was echt eine himmelschreiende Ungerechtigkeit ist! Ein weiterer Favorit ist Powells Monk-Album – aber auch an der Top 20 vorbei, denke ich).
Die vier Takes von „Bass-ically Speaking“ – von der erwähnten Studio-Session, die im Sommer 1953 in New York stattfand, kann man ganz gut am Stück weghören – eine Viertelstunde grosses Mingus-Kino mit langweiligen Piano-Akkorden und unwesentlicher, fast eher störender Schlagzeugbegleitung (um-pa, um-pa, um-pa, Hi-Hit zu auf 2 und 4 und manchmal, wumm, noch ein Schlag oder zwei Extra … hatte Mingus zu der Zeit schon ein Kind, das alt genug war? Roach ist das jedenfalls sicher nicht, vielleicht hat Art Taylor sich auch einfach geschämt …). Der unbetitelte Blues ist kurz und gleich noch ein Bass-Feature mit wenigen Piano-Akkorden und ähnlich einfacher Schlagzeugbegleitung – ob das alles auch eine Art Aufwärmübung für die neuen Bass-Spuren fürs Quintett war?

Nach weiteren Sessions, u.a. einer, bei der Spaulding Givens für eine grosse Band arrangiert hat, fand Mingus sich am 30. November mit Art Blakey in New York im Studio ein, um Introducing Paul Bley aufzunehmen. Und ja: das ist dank der Begleiter wirklich sehr anders als das EmArcy-Album von 1955, das ich gestern hörte. Auch Bley scheint einen viel stärkeren Fokus zu haben, das wirkt im Vergleich verdichtet, der junge Pianist beschränkt sich auf das Wesentliche, da plätschert nichts hübsch vor sich hin. Mingus ist natürlich eine immense Präsenz, Blakey da und dort auch, anderswo hört man ihn kaum (gleiches Problem mit dem Mix wie beim Spaulding Givens Trio, und auch hier klingt das Piano toll – dass das ausgerechnet in der Massey Hall kein Thema ist, ist schon überraschend … die technischen Probleme mit dem Bass hat Mingus ja auch einfach erfunden, um sein späteres Manöver zu rechtfertigen). Es gibt auch Momente – so im Master Take von „Opus 1“ –, in denen Mingus direkt ein Motiv von Bley aufgreift und ihm postwendend zurückspielt. Bei dieser Aufnahme geht wirklich etwas Neues los, aber jetzt eben nicht mit einem suchenden Freund (Givens) sondern mit einem Pianisten, der der Herausforderung gewachsen ist. In „Teapot (Walkin‘)“ spielt Blakey dann Fours mit Bley – und Mingus spornt ihn an. Da hört man die Drums besser, vielleicht wurde die Balance im Lauf der Session noch etwas besser austariert. Und ist „Like Someone in Love“ dann die erste Sternstunde vom modernen Abstrakten Paul Bley? Das Intro ist grossartig, wie er danach ins Thema rutsch und man dieses immer noch kaum erahnen kann … der Touch, der Klang dabei – ganz grosse Klasse! In „I Can’t Get Started“ wiederholt er das Kunststück gleich nochmal, auch wenn das Thema hier nach wenigen Tönen zu erkennen ist. Und ja, ich höre das als Session, nicht als Album … ist auch schwierig, denn wie bei Powell gab es auch hiervon keine 12″-Version bzw. eine noch verspätetere, 1976 in Japan, die aber dieselben sechs Stücke enthält, wie ddie 10″-LP. Die OJC LP von 1985 enthielt den Weihnachts-Bonustrack, mit dem die Session schliesst („Santa Claus Is Coming to Town“), erst die CD von 1992 enthält alle elf Stücke, die aufgenommen wurden (insgesamt ein Alternate Take und ganze vier Outtakes, neben „Santa Claus“ auch „The Theme, „This Time the Dream’s On Me“ und „Zootcase“, einen Alternate gibt’s von „Opus 1“ – der Alternate und drei Outtakes erschienen also erstmals in der Box von 1990).
Wir haben hier ein klassisches „Was wäre wen …“: nämlich, wenn dieses Album auf einem etablierten Label erschienen wäre, später mit den weiteren Tracks (die absolut auf der Höhe sind) in einer 12″-Konfiguration nochmal aufgelegt worden wäre? Dann hätte Bley vielleicht weitere ähnlich herausfordernde Sessions gemacht und gälte heute als der Erfinder des modernen, interagierenden Piano-Trios und nicht nur, etwas polemisch, als der Evans vor Evans.

Hazel Scott – Relaxed Piano Moods ist die nächste Trio-Session in der Box. Ein Album, das mir ein wenig wie eine Preziose vorkommt, mit der man ganz zart umgehen muss, damit nichts zerbricht. Das schafft wunderbare Stimmungen, Scotts Spiel ist oft wirklich atemberaubend (diese Abwärtsläufe, die vorgarten schon erwähnt). Die Begleitung ist zurückhaltend (Mingus/Roach natürlich), das ist alles mehr Show-Musik als Jazz, ich kann mir eigentlich vorstellen, dass da kein Ton improvisiert ist – es gibt ja quasi nur Fills und Ausschmückungen zu den Melodien, auch das schnelle „The Jeep Is Jumpin'“ wirkt auf mich wie eine ausgearbeitete Routine: Lauf, Riff, Schnörkel, Lauf, Riff, nächstes Riff, Triller, Lauf … dann ein Bass-Solo, das auch nicht weit geht (passend zum ganzen Track, also auch respektvoll). Das ist schon sehr gut gemacht – aber irgendwie drifte ich zwischendurch auch immer mal wieder weg, so ganz reicht das alles nicht, um mich zu fesseln. Es gibt hier übrigens auch eine weitere schöne Version von „Like Someone in Love“ zum Einstieg – die Box liefert die sechs Tracks der 10″-LP und dann den Outtake, gefolgt von den beiden Alternate Takes – die gleiche Reihenfolge wie auf den CD-Reissues des Albums. „Git Up from There“ ist glaub ich mein Highlight – da ist auch das Trio als solches wirklich präsent, die Manierismen entfallen immer mehr, alles öffnet sich, und Scott ruft mal ein lautes „Yeah!“ rein. Vielleicht wird das Album auch hintenraus einfach besser – oder ich brauche Zeit, mich einzufinden. Denn auch „A Foggy Day“, den Closer der 10″-Konfiguration, finde ich ziemlich toll … Scott schrammt nach dem Thema an den Wolga-Schiffern vorbei, scheint wieder in ihren Klischees gefangen zu bleiben, aber irgendwie macht das hier wirklich nichts mehr, mit dem Bass und den Drums fügt sich das so gut zusammen, dass das entstehende Momentum einfach mitreissend ist. Und dann kommen wieder diese halsbrecherischen Läufe – die Mingus zu Doubletime animieren. In seinem Bass-Solo spielt Scott dann einfach Bruchstücke des Themas … mein Verdacht, dass sie nicht im eigentlich Sinn improvisieren kann (oder will), bleibt bestehen, aber er ist halt auch völlig egal. Und über eine Version von „Mountain Greenery“ freue ich mich inzwischen ja auch – ich kann gar nicht mehr nachvollziehen, das mein Problem mit dem Song war. Alternate Takes gibt es dann von „Git Up from There“ und „Lament“, dem Stück von J.J. Johnson, das laut dem Text im Booklet der Mingus-Box bis dahin nur der Komponist selbst aufgenommen hatte (er war bei Debut im September 1953 bei der Vier-Posaunen-Session mit Kai Winding, Bennie Green und Willie Dennis dabei – anscheinend der Ausgangspunkt für die „Jay & Kai“-Partnerschaft).

John Dennis – New Piano Expressions ist das letzte Trio-Album, das Mingus und Roach für ihr Label einspielten – am selben Tag, wie das Trio auch die zweite Session mit dem Trompeter Thad Jones für das Label bestritt (die Thad Jones-Sessions gehören für meine Ohren zu den Highlights des ganzen Katalogs, bei der ersten waren neben Thad und Mingus Frank Wess, Hank Jones und Kenny Clarke dabei). Fünf Stücke wurden eingespielt, von denen vier – zusammen mit der schon erwähnten Piano-Solo-Session – auf einer 10″-LP landeten. „All the Things You Are“ in zwei Takes blieb unveröffentlicht, ebenso wie Alternate Takes von „Seven Moons“ und „Cherokee“. Es gibt interessante Rhythmen und Akkorde, dicht verwobenes Spiel, Platz für die Sidemen – die in „Machajo“ (Max, Charles, John) auch im Titel eines Stückes und als Ko-Komponisten sichtbar werden. Ein halbes Album bloss, aber ein ziemlich tolles. Noch ein „Was wäre wenn“ also: wenn John Dennis anderswo mehr aufnehmen hätte können – ich höre hier jedenfalls Potential.
Meine Einzel-CD finde ich gerade nicht, d.h. es bleibt bei der Trio-Session mit Nachhören … ein Hinweis für alle Fälle: die Fresh Sound-CD ist korrekt insofern sie nur die damals erschienen Aufnahmen enthält, also Dennis‘ 10″ (Solo und Trio) und die Session mit Jones, nicht aber „All the Things You Are“ und die drei weiteren Alternate Takes.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #167: Neuheiten 2025 - 11.11., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaich habe gerade erst bemerkt, dass ich mir mal eine billigausgabe aller elmo-hope-trioaufnahmen gekauft habe, die jetzt endlich mal gut passt:

elmo hope, new faces – new sounds (1953)
hope stellt hier hauptsächlich eigenes material vor, ganz eindeutig jemand, dem das komponieren ein bisschen wichtiger war als das spielen. und die sachen sind natürlich superinteressant, auch wenn sie für meinen geschmack zu oft die schublade wechseln (und dann nirgendwo mehr reinpassen). jones und heath sind unterfordert, aber es ist ja auch erst 1953. rein vom akustischen eindruck weiß ich nicht, ob hope hier mehr improvisiert als hazel scott (auf den gedanken, dass sie fertige versatzstücke spielt, bin ich nie gekommen), jedenfalls gibt es hier bei den standards auch viele „schnörkel“ zwischen den melodielinien. vielleicht hat das auch mit der praxis des klaviertrios als pausennummer in den clubs zu tun, von der hier auch schon die rede war.
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Versatzstücke ist vielleicht ein Wort mit zu viel negativem Beigeschmack … das tun natürlich ganz viele Jazzer in unterschiedlichem Ausmass … grad vor dem Bebop war ja so manches Solo mehr oder weniger fixiert, einzelne mussten sogar von den Leuten, die sie mal improvisiert hatten, ab Platte memorisiert werden, weil das Publikum sonst nicht zufrieden war. Ich kriege bei Scott einfach den Eindruck, dass sie quasi statt Arpeggien zu üben und das Zeug dann geschickt in Improvisationen einzustreuen, Elemente zusammensetzt, die sie abrufen kann … mal wirkt das recht spontan, mal wirkt es so, als sei das alles irgendwie schon vorprogrammiert.
Das Hope-Billig-Set hab ich auch, aber noch nicht hervorgesucht … es liegen schon dutzende CDs bereit, aber ich merke gerade, dass ich öfter zwsichendurch anderes einstreuen muss, damit ich nicht bald die Lust verliere – obwohl das alles super spannend ist. Ich brauch halt doch etwas Abwechslung.
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ich dachte ja, ich hätte gar nicht viel aus den 1950ern, aber da hab ich mich getäuscht.

elmo hope, meditations (1955)
mit john ore und willie jones, hauptsächlich standards in hübschen interpretationen. hier fehlt aber direkt das besondere, heute ja fast kultige seiner beiträge.
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Das Cover von Meditations ist aber toll, hatte ich noch nie so richtig angesehen… Diese Hope Box hab ich auch… Ich schwör ja wie gesagt auf das HifiJazz/Contemporary Album… Und denk auch generell, dass Hopes Sachen aus seiner ersten New Yorker Phase nicht so spannend waren, wie das, was danach kam…
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,976
Fritz Pauer Trio „Dark Bird“ (MPS) 1974 …. zwei Österreicher und ein ebendortiger amerikanischer „Exilant“ mischen im Jänner 1972 das Münchner Domicile auf …. Fritz Pauer war neben dem Erich Kleinschuster Sextett und der ORF Bigband ab den frühen 70ern auch mit diesem Trio aktiv, welches leider nicht besonders gut dokumentiert wurde …. btw das folgende 1978er MPS Album „Blues Inside Out“ mit Tony Inzalaco am Schlagzeug lässt nur mehr in Ansätzen vermuten, warum Fritz Pauer Anfang der Dekade ein wesentlicher Pianist des europäischen Jazz war …
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)redbeansandriceDas Cover von Meditations ist aber toll, hatte ich noch nie so richtig angesehen… Diese Hope Box hab ich auch… Ich schwör ja wie gesagt auf das HifiJazz/Contemporary Album… Und denk auch generell, dass Hopes Sachen aus seiner ersten New Yorker Phase nicht so spannend waren, wie das, was danach kam…

elmo hope, with frank butler and jimmy bond (1959)
das ist ein meisterwerk, völlig unvergleichlich. passt auch in keine schubladen, aber hier wird halt ein neuer schrank gebaut. das material ist wirklich eigen, in den soli ist hope völlig in seiner eigenen welt, und ich bewundere bond dafür, dass er ihm irgendwie folgen kann. aber auch der touch hier ist delikater, und das interplay hat etwas sehr befreites – butler soliert mit fingerkuppen, bond vermeidet durchgängig klischees. krass, dass ich darauf jetzt jahrelang herumgesessen hab, ohne das mal anzuhören… definitiv ein listenanwärter.
ach so, weil es da ja auch steht: stereo tut dem format ganz gut, oder? auch wenn das manchmal komisch ist, bass links, drums rechts oder umgekehrt. aber es sortiert sich besser, wenn das klavier nicht alles schluckt.
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Ja, Stereo tut dem Format sehr gut… Macht auch viel Sinn, dass Lester Koenig diese Sachen für sein Label haben wollte, dem war Klang ja auch sehr wichtig… Auch toll, wie der Coverdesigner versucht hat, Hopes gerötete Augen zu kaschieren…
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.Das Album ist bei mir im engeren Kreis … als einziges von Hope, glaub ich. Jedenfalls tatsächlich ein umwerfendes Album!
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evans, kotick, motian, new jazz conceptions (1956)
back to mono. manchmal klingt es, als ob jemand ein schleifchen um ein metronom gebunden hätte, andererseits ist der wechsel zwischen den blockpassagen und dem unglaublich präzisem einzelnotenspiel sehr effektiv. und die balladen leuchten eigenartig, auch in den solo-miniaturen, die eingebunden wurden. ich kenne mich nicht gut aus, aber ich höre hier ansonsten einen ziemlich starken tristano-einfluss. sehr schön, nebenbei, solch ein frühes dokument von paul motian zu hören.
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